
Zwischen Tanzen und Träumen

cryinglightning |
Veröffentlicht: 27.01.2013 15:18 |
Aktualisiert: 27.01.2013 15:18 |
Kategorie: Dies & Das |
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Text
Wenn ich spät nach Hause kam, so spät, dass es kaum noch spät war sondern vielmehr schon früh, dann sass ich oft noch angezogen auf der Bettkante, dann fühlte ich noch die Berührungen der Fremden auf meiner Haut, mit denen ich versucht hatte, deine Fingerabdrücke abzuwischen -
Dann roch ich noch den Alkohol, den ich mit jedem Ausatmen in der Luft um mich verteilte und der mittlerweile ebenso zu den Erinnerungen gehörte wie der Schmerz. Ich schmeckte das Nikotin auf meinen Lippen, hatte aufgehört zu rauchen für dich und den bitteren Geschmack des Tabaks gegen den deiner Lippen eingetauscht. Doch dann bist du gegangen und mit dir hat sich dein Geschmack auf meinen Lippen verflüchtigt, und weil die Leere nach Vermissen schmeckte, zündete ich mir schnell eine Zigarette an und versuchte zu vergessen
Und wenn ich dann zwischen Tanzen und Träumen kurz innehielt und ein paar Gedanken fasste, die nur halbwegs so klar waren wie der Vodka, mit dem ich sie gelähmt hatte, dann begannen sie, sich um dich zu drehen, noch schneller als die Welt hinter geschlossenen Lidern, und sie hielten nicht an, auch wenn ich die Augen wieder aufriss.
Dann zerrte ich mir die Kleider vom Körper, legte die zitternden Hände auf meine pochende Brust, nur um zu checken, dass das, was sich so kaputt anfühlte, doch noch eine Weile funktionierte... Ich löschte die Lichter und schloss die Augen, trotz dem Kopfkarussell, und wenn ich so da lag zwischen schweigenden Laken, überkam mich oft der Drang, dir ein paar Zeilen zu senden wie in besseren Tagen
In diesen Momenten dachte ich, es ist zu viel, ich schaffe das nicht, ich kann nicht mehr, es wird nicht besser - ich kann und will nicht mehr tanzen und lachen und küssen, wenn ich es nicht auch so meine, kann nicht glücklich sein, wenn du nicht der Grund für dieses Glück bist.
Da konnte ich das Vermissen physisch fühlen, wie ein tonnenschweres Gewicht auf meiner Brust, alles in mir zog sich zusammen und das Atmen fiel mir plötzlich schwer. Gott, wie ich dich vermisst habe, was ich nicht alles gegeben hätte, um nur noch einmal von dir gehalten zu werden, bis ich schlafe... Öfters, als es gut für mein Herz war, vergoss ich Tränen über Dinge, die nicht mehr zu ändern waren, gab am nächsten Morgen dem Alkohol in meinen Blutbahnen die Schuld daran und konnte doch die Leere nicht vertreiben, die noch tagelang meine Brust ausfüllte.
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