Das Heer der Sonne

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Knjiga
Veröffentlicht: 16.08.2024 20:48
Aktualisiert: 18.08.2024 13:13
Kategorie: Fantasy
Tags: Tod, Bedauern, Schlacht, Schwert, Fantasy.
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Kurzbeschrieb:
Ich habe mich beim Lesen von Fantasybüchern (Eragon, Herr der Ringe usw.) immer gefragt, was alle die namenlosen Soldaten, die massenhaft sterben, fühlen und weshalb sie einem Auserwählten folgen.

Text

Weshalb ich das tue, weiss ich nicht. Mein Leben riskieren, in eine Schlacht ziehen, wissen, dass ich vermutlich nicht mehr lange zu leben hatte. Ich bin wie ein Schaf einem Schäfer dem Ruf nach Freiheit gefolgt, bin in das Heer der Sonne, wie wir es nennen mussten, eingetreten. Ich habe nie viel Schwertkunst beherrscht, und ich merke es jetzt. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich alle, die ich liebte, nicht wiedersehen würde, als ich ins Heer eintrat. Ich halte mein Schwert zittrig vor mir, mein Pferd ist schon tot. Ich folge einem Auserwählten der Götter, der uns Freiheit schenken sollte. Mittlerweile komme ich mir so dumm vor, so dumm. Ich schwitze und ich habe keine Angst mehr, weil ich weiss, dass ich mich umsonst um mein Leben fürchten würde, als lasse ich es einfach. Ich schlage mit dem Schwert um mich. Ich bin ein Soldat von vielen, die heute sterben würden. Ich höre auf, etwas zu fühlen, ich spüre nur Schmerz und Gleichgültigkeit. Ein wenig Verbitterung. Es ist laut, aber ich höre nichts. Vorhin hatte ich den Tod anderer gerochen, jetzt rieche ich nichts mehr. Ich weiss, das ich verletzt bin, aber ich beachte es nicht und blende den Schmerz aus, sodass ich nicht mal ihn fühle. Warum folge ich dem Auserwählten? Ich wollte nicht sterben.

Mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Ich sehe zu, wie ich töte. Ich wünsche, es bereuen zu können, aber ich kann noch immer nichts fühlen.
Ich sehe das Schwert meines Gegenübers in seiner Hand, und ich erkenne mich in ihm wieder; ohne Gefühle, nicht der Herr seiner selbst. 
Machtlos über seinen eigenen Körper, das Bedauern der eigenen Taten, die man nicht tun wollte. Ich hätte ausweichen können, aber ich tue es nicht. Ich hätte ein wenig länger leben können als das. Das Schwert trifft mich unterhalb der Rippen an der Seite, während ich dem Soldaten in die Augen schaue. Ich habe noch nie einen solchen Schmerz gespürt, aber auch diesen registriere ich nur vage. Ich falle zu Boden.

Bedauern. Mein Kampf war umsonst.

Ich liege auf dem Boden. Ich fühle mich irgendwie gut, wie in einem weichen Bett nach einem harten Tag, aber ich tue mir leid. Unbedeutend in der Geschichte. Ich werde vergessen sein, als eine von den Opfern, die der Auserwählte bringen musste, um zu siegen. Es wird von seinen heroischen Taten berichtet werden, nicht von dem Leiden, welches er verursachte. Ich liege neben Toten und Sterbenden und mein Augenlicht schwindet. Ich sehe nur noch wenig, ein kleiner Punkt am Horizont. Wenn ich versuche, einen Atemzug zu holen, fühle ich mich, als würde ich antstatt Luft zersplittertes Glas einatmen. Mein Atem pfeift. Ich habe Blut in der Lunge. Kurz nerve ich mich noch über mein Selbstmitleid. Dann sterbe ich.

Kommentare

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Am 18.08.2024, Knjiga
*Grüsse
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Am 18.08.2024, Knjiga
Hallo Mink
Vielen Dank für dein nettes Feedback. Ich schaue das mit den Zeitformen nochmals an, aber „Ich wollte nicht sterben“ ist absichtlich in der Vergangenheit, weil die Figur weiss, dass sie sterben wird und aufgegeben hat, um ihr Leben zu fürchten, weil sie eben weiss, dass es nichts bringt. Das soll heissen, sie wollte vorher nicht sterben, aber jetzt ist es ihr sozusagen egal. Sie bedauert es nur.
Deine Lieblingsstelle gefällt mir auch am besten :)
Liebe GrüsE
Knjiga
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Am 18.08.2024, Mink?E
Hi Knjiga,
erstmal will ich sagen, dass ich die Idee von deinem Text sehr gut finde, da ich mich sowas auch schon mal gefragt habe.
Sonst hat mir der Text auch sehr gefallen:)
Ich würde vielleicht noch etwas auf den Hieb eingehen, von dem der Soldat am Ende getroffen wird. Bis darauf ist
„Ich sehe das Schwert meines Gegenübers in seiner Hand, und ich erkenne mich in ihm wieder; ohne Gefühle, nicht der Herr seiner selbst. Machtlos über sich selbst, das Bedauern der eigenen Taten, die man nicht tun wollte“ aber meine Lieblingsstelle und du musst das auch nicht umsetzen, es ist so schon wirklich gut!
Sonst ist mir beim Lesen nur noch aufgefallen das du ein-zwei Mal plötzlich die Zeitform wechselt, was ich persönlich aber auch nicht schlimm finde.
So, das war es dann auch schon wieder.
LG
Mink