The Albatross - Schwestern des Todes / Teil 4
Mink?E |
Veröffentlicht: 12.08.2024 12:29 |
Aktualisiert: 19.09.2024 12:17 |
Kategorie: Fantasy |
Tags: Dämonen, Nacht, Schwarz, Tod, Gestaltwandler, Vogel, übernatürlich |
Bewertung: |
Kurzbeschrieb: |
Lanas Abenteuer geht weiter: Was haben die Schwestern des Todes in den Dünen mit ihr vor? Und warum verhält sich die geheimnisvolle fünfte Schwester so seltsam? |
Text
'And i tried to warn you about them'
the Albatross, "Taylor Swift"
Kapitel 10
Wir sitzen die Nacht einfach weiter um das Lagerfeuer. Und ich werde mit jedem belanglosem Satz, den die zweite Schwester sagt, nicht gerade beruhigter. Warum sagen sie mir nicht, was das soll?
Es scheint so, als würden die Dämonen mich einfach hier in den Dünen behalten wollen. Aber… das geht doch nicht oder? Schließlich werden die Leute ja dann mein Verschwinden bemerken, mich suchen und dann wahrscheinlich auch finden. Und wenn das passieren würde, hätten die Schwestern wirklich ein Problem. Also…
werde ich dann nicht langsam mal zurück nach Hause müssen? Denn sonst bemerken meine Eltern, dass ich nicht da bin.
Am Horizont bildet sich schon langsam ein heller Streifen, der den Sonnenaufgang ankündigt. Unruhig Rutsche ich ihm Sand hin und her, während die zweite Schwester über ihre letzten Opfer redet (was natürlich seeeehr beruhigend ist) und dabei Marcel aber gekonnt auslässt.
Erst als die Sonne schon halb aus dem Meer hervorlugt, traue ich mich, aufzustehen: „Ich muss jetzt wirklich mal nach Hause“
Musst du nicht.
Der Albatross richtet sich ebenfalls auf.
„Aber meine Eltern werden sich wundern, wenn ich nicht nach Hause komme“
Und eigentlich würde ich auch gerne dorthin zurückkehren und mein normales Leben weiterführen.
Die fünfte Schwester seufzt resigniert. Ich frage mich mal wieder, wer sie eigentlich ist. Warum sind über ihre Aufgaben nichts bekannt und warum scheint sie so traurig oder vielleicht auch eher frustriert?
Niemand wird merken, dass du weg bist,
erklärt die zweite Schwester,
Es wird so sein, als wärst du nie da gewesen. Du kannst also die ganze Zeit hier bleiben.
Kannst nicht könntest. Aber, haben mich jetzt wirklich alle vergessen? Wie kann das sein?
Irgendwie habe ich das Gefühl, das ich darauf ebenfalls keine Antwort erhalten werde. Und bleibt mir etwas anderes übrig, als den Schwestern was das angeht, zu vertrauen? Würden sie mich gehen lassen, wenn ich gehen wollen würde?
„Muss ich dann also in den Dünen bleiben?“
Es ist besser für dich,
weicht die Dämonin einem klaren knallhartem „Ja“ aus.
Und warum bitte schön?
Doch ich weiß, dass ich sowieso keine Antwort erhalten werde.
„Uuuund… was machen wir jetzt hier so in den Dünen?“ , frage ich stattdessen.
Wir können leider nicht bleiben, aber du kannst dir einfach einen ganz gemütlichen Tag machen.
Ja, ein ganz gemütlicher Tag in den Dünen, wie schööön.
„Und was ist, wenn ich Hunger habe oder mir kalt ist?“
Hinter dem Lagerfeuer sind Decken und Nahrung vergraben,
teilt der Albatross mir knapp mit und ich frage mich, ob sie meine Ankunft wohl geplant haben.
Wasser findest d-,
Die zweite Schwester bricht aufeinmal mitten im Satz ab. Die ersten Sonnenstrahlen haben uns erreicht.
***
Ich habe eine wichtige Ergänzung für die Legende der Schwestern des Todes. Hätte das nicht irgendjemand mal erwähnen können, denn dann wäre ich heute morgen nicht so überrascht gewesen.
Es ist nämlich so, dass die Schwestern des Todes sich am Tag anscheinend zwangsläufig in ihre Vogelgestalt verwandeln. Jetzt fliegen sie als fünf Meeresvögel über den Ozean davon. Lassen mich hier alleine und erwarten, dass ich einfach brav warte, bis sie wieder zurückkehren. Es juckt mir in den Fingern, diese Erwartung in den Wind zu schlagen und einfach wieder abzuhauen. Allerdings weiß ich nicht, was sie dann mit mir machen würden. Da sie so vernarrt darauf scheinen, mich hier zu haben, würde ich, mich einfach laufen zu lassen, mal ausschliessen. Holen sie mich einfach dann einfach wieder zurück, werde ich wieder in dieser Schwärze aufwachen, oder werden sie mich…
Und was ist, wenn mich, wie auch immer das gehen soll, wirklich alle vergessen haben?
Schließlich beschließe ich, einfach abzuwarten. Denn wenn Eya, Meine Eltern & Co. sich noch an mich erinnern, werden sie mich suchen. Und hier in den Dünen bin ich leicht zu finden. Ich muss daran hoffen, dass die Dämonen nur bluffen.
***
Kapitel 11
Der Tag vergeht, ohne das etwas passiert. Niemand sucht mich. Ich kann von den Dünen hinab ins Dorf blicken und sehen, das alle einfach ihren Alltag nach gehen. Als wäre nichts passiert. Als wäre kein Mädchen aus ihrer Mitte verschwunden.
Es schmerzt meine Eltern zur Arbeit fahren und Abends wieder zurück kommen zu sehen. Ich kann nicht fassen, das sie mich wirklich einfach vergessen haben.
Die Sachen, die die Schwestern des Todes für mich versteckt haben, bestehen aus einer Packung Knäckebrot, ein paar Müsliriegeln und einer alten brauen Wolldecke, was ziemlich ernüchternd ist. Ich brauche ein bisschen, bis ich den ebenfalls versteckten Wasserkanister gefunden habe und es gibt auch wirklich Leckeres als warmes, von der Sonne aufgeheiztes Wasser aus einem abgewrackten Kanister, von dem man nur hoffen kann, das er kein Treibgut ist und schon eine halbe Weltreise hinter sich hat.
Erst als schon die ersten Sterne am Himmel aufblitzen, kehren die Dämonen zurück.
Geister- oder eher dämonenhaft tanzen ihre Silhouetten durch die Dünen auf mich zu.
Ich sehe schon am Gesichtsausdruck des Albatrosses, das etwas los ist.
Okay Lana, ich sollte dir alles erzählen,
sagt sie in meinem Kopf (ist das eigentlich Telepathie oder wie machen die Dämonen das?) und scheint nicht besonders glücklich darüber zu sein.
Dafür sieht die 5. Schwester aber ausnahmsweise mal ziemlich gut gelaunt aus.
Die Anderen Schwestern wirken wie immer ausdruckslos. Ist es ihnen egal, dass ich hier bin?
„Wurde auch mal Zeit“,
rutscht es mir raus, bevor ich den Satz nochmal überdenken kann.
Die zweite Schwester ignoriert es einfach.
Du fragst dich bestimmt, was das alles soll,
Ja und das weißt du eigentlich auch, weil ich es dich schonmal gefragt habe.
Und du weißt bestimmt auch, dass eigentlich alle, die den Albatros gesehen haben, sterben müssen.
„Aber ich bin noch am Leben“,
meine Stimme ist fast tonlos. Werde ich jetzt herausfinden, was hier abgezogen wird?
Und das ist der Grund, warum du hier in den Dünen bist,
erklärt der Albatross,
Wir wollen dich nicht umbringen, Lana. Aber eigentlich müssten wir es. Und deswegen bist du hier. Wir suchen nach einer Lösung, dich nicht zu töten. Doch solange kannst du nicht bei den anderen Menschen leben, die Gefahr ist zu groß, dass du jemanden etwas erzählst.
Oh.
„A-ha“,sage ich bloß.
Ich denke, ich lasse lieber mal aus, dass ich es Eya erzählt habe und sie mir glaubt, denn sonst schwebt sie wahrscheinlich auch noch in Lebensgefahr. Tue ich das eigentlich auch? Wie hoch ist die Chance, dass die Schwestern des Todes eine Lösung finden? Und wenn sie nichts finden, wie lange werden sie dann erfolglos suchen, bis sie aufgeben und mich schließlich einfach umbringen?
***
Die Nacht vergeht, ohne das noch etwas passiert oder die Dämonen mir noch mehr erzählen. Ob sie wohl schon Ansätze für eine mögliche Lösung haben?
Ich versuche, etwas zu schlafen, während die Schwestern wieder um ihr Lagerfeuer sitzen (immerhin scheinen sie nicht jede Nacht jemanden umzubringen), doch es gelingt mir nicht wirklich, zu viel geistert durch meinen Kopf. Wollen die Dämonen eigentlich wirklich nur mein Bestes? Irgendwie klingt ihre Erklärung seltsam. Besonders der Teil, warum ich unbedingt hier in den Dünen sein muss. Wer würde mir schon glauben, wenn ich ihnen von den Dämonen erzählen würde?
Aber habe ich überhaupt eine andere Wahl als ihnen zu glauben?
Nach wie vor kann ich an meiner Lage nichts ändern und sitze hier fest.
Als der nächste Morgen anbricht, setze ich mich resigniert und verschlafen in den Sand und warte darauf, dass die Dämonen wieder zu Vögeln werden. Anscheinend haben sie nicht vor, sich wieder vor mir zu verwandeln, denn als die Sonne langsam zwischen den Wellen hervorbricht stehen sie plötzlich auf und verschwinden in den Dünen.
Dann beginnt wohl ein weiterer eintöniger Tag für mich. Ich beschließe, noch ein bisschen zu dösen, da es sowieso nichts Besseres zutun gibt.
Gerade als ich mich in mein provisorisches Bett, bestehend aus der ranzigen Wolldecke, legen will, hallt wieder eine Stimme durch meinen Kopf:
Du musst fliehen.
Erschrocken zucke ich zusammen und wirble herum - so gut das eben geht wenn man liegt.
Die fünfte Schwester steht hinter mir. Ist sie nicht gerade eben noch in den Dünen verschwunden? Naja, jetzt ist sie auf jeden Fall wieder hier.
Du musst fliehen,
wiederholt sie,
Die Lösung die der Albatross anvisiert, ist für Keinen außer ihr gut. Du musst verschwinden, am besten jetzt sofort.
Eine Gänsehaut kriecht mir über die Arme. Ich glaube dem Blaufußtölpel jedes Wort. Aber…
„Warum hilfst du mir?“
Damit dir nicht das passiert, was mir widerfahren ist.
Da ist wieder diese Bitterkeit, die auch schon am ersten Abend in ihrer Stimme gelegen hat.
„Was ist dir denn widerfahren?“,
will ich wissen, doch die Sonne zwingt die 5. Schwester zurück in ihre Vogelgestalt und ich ärgere mich, das ich nicht zuerst gefragt habe, was die zweite Schwester vor hat. Und ich habe auch keine Ahnung, wohin ich jetzt fliehen soll, reicht es, einfach wieder ins Dorf zu gehen und werden ihre Schwestern mich nicht einfach wieder zurückholen, wenn ich weggehe?
Aber ich muss fliehen, dass weiß ich. Und selbst wenn ich nur ins Dorf zurückkehre, ist es wahrscheinlich besser, als hier zubleiben und das Schoßhündchen der zweiten Schwester zu spielen.
Also packe ich die Sachen, die die Dämonen für mich versteckt hatten und laufe.
Weg aus den Dünen. Weg von den Dämonen. Weg von alldem, was in den letzten Tagen passiert ist.
danke für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass dir das Kapitel gefällt:)
LG
Mink
Mir gefällt das Kapitel sehr gut. Besonders einige Stellen wie zum Beispiel, wo die eine Dämonin "einem kallharten Ja auweicht", finde ich gelungen, weil es nachvollziehbar und gleichzeitig irgendwie witzig ist.
Liebe Grüsse
Knjiga