
Das Mädchen ohne Handy

~Onades~ |
Veröffentlicht: 05.10.2023 21:04 |
Aktualisiert: 05.10.2023 21:07 |
Kategorie: Dies & Das |
Tags: Handy, Hokuspokus, Simsalabim |
Bewertung: |
Kurzbeschrieb: |
Eine Geschichte des Versagens. |
Text
„Ach“, seufzt das Mädchen, dem sein Handy genommen wurde und das nun verbittert seine dadurch neugewonnene Freiheit geniesst.
„Ach“, seufzt es, weil es jetzt alleine die altgewohnten Wände in seinem Zimmer anstarrt und sich fühlt, wie eine Fremde in in ihrem eigenen Leben.
Das Mädchen grübelt und grübelt, doch es weiss beim besten Willen nicht, was es nun mit seiner Zeit heute, morgen, übermorgen und bis ans Ende seiner Tage, tun soll. Desensibilisiert, wie es ist, findet es keine Freude mehr am Leben ganz ohne Bildschirm.
Die Gedanken türmen sich und die Welt verschwimmt vor den glasigen Augen des überforderten Mädchens.
Die Wände rücken näher.
Das Mädchen wippt ruhelos mit dem rechten Fuss.
So viel könnte es tun, jetzt, wo es frei ist.
Das Wippen wird energischer.
So viel.
Ein Ruck durchfährt das Mädchen. Sein Fuss knallt gegen die Bettkante.
Nichts kann es tun.
Fluchend greift es nach seinem Handy und schon ist der Kampf vorüber.
Fragt sich bloss, ob es sich gelohnt hat.
Mir gefällt deine Geschichte auch sehr gut!
Ich glaub, wir kennen ihn alle, dieser Gedanke „Ich kann ja noch schnell das machen…“ und die anschliessende Erkenntnis, dass wir den halben Morgen am Handy verbracht haben… Fast gruselig, wie schnell sich Handys im Alltag verankert haben.
Mir ist aufgefallen, dass du am Anfang der Geschichte schreibst, dass dem Mädchen das Handy weggenommen wurde, aber am Schluss greift es trotzdem nach ihrem Handy. Meintest du vielleicht, dass sie das Handy einfach ausgeschaltet und in eine Schublade verstaut hat, um ihre Bildschirmzeit etwas zu verkürzen?
Wenn das so gemeint ist, dann könnte ich mir noch vorstellen, dass das Mädchen vielleicht nicht nur aus Angst vor den Möglichkeiten wieder nach dem Handy greift, sondern auch aus anderen Gründen, wie z.B. was sie ohne Handy machen soll, wenn sie sich bei einer Stadttour verirrt.
Schliesslich will sie ja eigentlich wirklich etwas ohne Handy machen.
Das sind alles aber nur Ideen ;)
Nebula
Mir gefällt der Text richtig gut, zum Teil erkenne ich mich sogar selbst wieder. Oft denke ich, was ich alles machen könnte, aber wenn ich es dann könnte, nehme ich mein Handy und schotte mich vor der Welt ab.
Mir gefällt die Wortwahl und der Schreibstil sehr gut.
Liebe Grüsse
Knjiga
Trotzdem muss ich noch kurz etwas erwähnen:
Ich weiss, dass es in deinem Text schwierig ist, aber mir gefallen Anglizismen in Märchen o.ä einfach nicht. (Handy...)
Andererseits gibt es nicht viele "schönere" Synonyme dafür, deswegen bleibt es wohl einfach so.
Viel Glück beim Weiterarbeiten an deinem Text!
Träumerin :)
Freut mich, dass ich dir helfen konnte :)
Zum Märchen muss ich aber noch kurz etwas anhängen...
/"Einerseits will ich es tatsächlich wie ein Märchen gestalten, das heisst, es wird weniger über die Figur verraten, als über die Geschichte"/
Dieser Satz gefällt mir sehr als Beschreibung für ein Märchen.
Merkmale von Märchen sind z.B: Sie zeigen einen klaren Kontrast zwischen Gut und Böse, und genau das gefällt mir bei deiner Geschichte. Ohne es zu erwähnen, ist das Mädchen gleichzeitig "gut" und "böse" -- auch wenn ich diese Worte nicht mag.
Wenn du diesen Aspekt noch ausbauen könntest, würde es das ganze experimenteller gestalten und es wäre auf einer neuen Ebene anspruchsvoll, wenn du verstehst, was ich meine.
Liebe Grüsse
Onades