Ever a Moment, Kreaturen der Nacht 7.

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Fireheart
Veröffentlicht: 29.05.2023 10:09
Aktualisiert: 29.05.2023 10:09
Kategorie: Fantasy
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7.

C

lare kauerte an einem Flussbett. Vor ihr zeichnete sie die Karte des Kontinents ein. Darauf ihr Ziel und ihr ungefährer Standort. Ermittelt durch ihre morgendlichen Flüge. Ein leises Tappen von Pfoten hinter ihr, dann legte Neron sein Kinn auf ihre Schulter und Sam setzte sich neben sie. «Dieser Punkt ist in keiner meiner Karten eingezeichnet gewesen», meinte er und zeigte auf ihr Ziel an der Ostküste. «Der König hat ihn aus dem Gedächtnis der Lebewesen getilgt. Nur ich und mein Volk wurden verschont. Es ist die Hochburg der Kreaturen der Nacht, sorgsam in Felsen versteckt.» Neron brummte wie zur Zustimmung. Sam nahm einen Stock und begann die Beschaffenheit der Landschaft einzuzeichnen. Als er fertig war, fragte sie: «Welcher Weg ist der schnellste?» Er warf ihr einen Seitenblick zu. «Willst du Magie gebrauchen?» «Nicht mehr als nötig. Wir werden unsere volle Macht gegen den König brauchen.» «Wie lange brauchst du denn, bis sich deine Magie wieder voll hergestellt hat?» «Ich habe meine Grenzen nie ausgetestet. Jedoch brauchte ich das letzte Mal zwei Stunden, um genügend Macht für eine entscheidende Schlacht hochzuholen. Als sie aufgebraucht war, hatte ich vier Tage geschlafen und danach zwei Wochen gebraucht, bis ich mich erholt hatte. Der Preis für solch eine grosse Macht.» Ihr Blick wanderte in die Ferne. Sam berührte sie kurz, bevor er ihr seinen bevorzugten Weg erklärte. Um die Berge herum und durch den Wald. Nur die letzten paar Kilometer mussten sie durch Wiesen gehen. Clare stimmte dem Weg zu. Einzig gegen das offene Feld sträubte sie sich ein wenig, doch sie wusste, dass ihre Begleiter ebenso kampferprobt waren, wie sie. Also verwischte die Gestaltwandlerin die Karte und schob Nerons Kinn von ihrer Schulter, um aufstehen zu können. Da legte der Teufelstiger die Ohren an und duckte sich. Sein Gesicht war zu einem lautlosen Fauchen verzögen. Die Magier wechselten einen Blick. Sie nahmen nichts bedrohliches war. Sam legte eine Hand an sein Schwert. Neron ging in Angriffshaltung. Plötzlich sprang er ab und tauchte im Bach unter. Ans Ufer kam er mit einer fetten Forelle in der Schnauze. Kaum hatte er festen Boden unter sich, blickte er kurz zu seinen Gefährten. Sofort wollten die sich in Sicherheit bringen, doch Neron  schüttelte sich bereits und spritzte sie nass. Sam lachte, Clare blickte leicht angesäuert, während Neron seine geliebte Forelle frass. Sam nahm ihre Hand in die Seine und sofort breitete sich dank seiner Magie eine wohlige Wärme in ihr aus und trocknete ihre Lederkleidung. Auch Sam sah man gleich darauf nichts mehr von der unfreiwilligen Dusche an.

Bald darauf gab es Abendessen und Chase erzählte alte Geschichten über Helden längst vergangener Kriege und Legenden. Es war schon dunkel, Neron schlief tief und fest, als Chase mit einer letzten Legende begann. Clare lehnte ihren Kopf an Sams Schulter. «Vor langer Zeit», begann der Captian, «Als noch keine Grenzen die Länder trennten und noch keine Kriege herrschten, war jeder frei zu tun und zu lassen was er wollte. Etraj und Marlosh  waren gemeinsam mit längst untergegangenen Kontinenten ein grosses Reich. In jeder noch so kleiner Blume steckte Lebensfreude, Konflikte wurden sofort gelöst. Mit ihnen lebten Geschöpfe der Nacht, die sie beschützten und für sie sorgten. Ihre oberste Herrin war gütig und bergte jedem Zuflucht, der es wünschte. Doch irgendwann wollten die Menschen und Magier mehr, sie wollten ein eigenes Land, eine eigene Regierung und eigene Krieger. Und aus Liebe und Verständnis half die Herrin ihnen die Grenzen zu ziehen, die Bodenschätze gut zu verteilen und Gerechtigkeit wallten zu lassen. Im Reich, in dem die Hochburg ihrer Kreaturen beheimatet war, liess sie sich schliesslich nieder und gebar ein mächtiges Geschlecht in jedes der neuen Länder zog ein Kind ihres Geblüts, um zu wachen und zu helfen.» Sam erahnte, wie es weiter ging. Die Menschen und Magier vergassen die Hilfe der Kreaturen der Nacht, vertrieben sie und führten auch untereinander Krieg. Und dann kam der König von Saltorsh. Clares Augen glänzten, sie weinte jedoch nicht. Sanft legte Sam ihr den Arm um die Schulter und drückte sie leicht an sich.  Chase meinte: «Geht schlafen ihr beiden. Ich halte Wache.» Sam nickte seinem Freund zu, stand auf und legte sich hin. Clare folgte seinem Beispiel, den Blick zum Feuer gewandt.

Jeria träumte von ihrem Zuhause, von ihren Eltern, von Hexen, die zu Besuch kamen, von der Wüste und von kräftig gebauten Soldaten jeder Hautfarbe. Sie träumte von ihrem Kindermädchen und vom König. Doch auf einmal veränderte sich der Frieden in den Bildern. Wurden zu etwas drängendem, forderndem. Verzweifelte Schreie und Stimmen die ihren Namen riefen! Lärm wie von einer Schlacht erfüllte sie. Und immer wieder waren da diese flehenden Stimmen, die nach ihr riefen. Der Boden begann zu beben, es krachte und die Schreie wurden lauter … «Jeria?» Keuchend schoss die Prinzessin in ihrem Bott hoch. Nirgends Schlachtrufe oder weinende Leute. Nur ihr Zelt und neben ihr Tara mit besorgtem Blick. Schweissgebadet holte sie tief Luft. «Was ist los?», fragte die Hexe. «Nichts, nur ein Traum», erwiderte sie und schüttelte den Kopf. Tara musterte sie einmal von oben bis unten. Dann winkte sie ihr mitzukommen und ging mit den Worten: «Wir brechen auf», aus dem Zelt. Die Prinzessin stützte den Kopf in ihre Hände. Eine Weile verharrte sie so, schliesslich raffte sie sich auf, zog sich an und stellte sich dem Tag.

Die ganze Zeit über war Jeria still und nachdenklich. Ihre Freunde wurden langsam unruhig, obwohl alles ruhig zu sein schien. Wald waren sie eine gute Woche unterwegs, ohne dass sie etwas von den Streitkräften Saltorsh’ hörten. Sie sagten sich, dass sie sich glücklich schätzen konnten, doch man musste kein Seher sein, um daran zu zweifeln. Denn auch die weiteren Hexenzirkel waren nirgends zu sehen. Laut Randas Informanten hätten mindestens zwei Zirkel bereits vor drei Tagen angekommen sein müssen. Gesagt hatte sie den anderen jedoch nichts. Jenna und Sarah sorgten für die Kranken und brachten den Heilern frisches Wasser, um Wunden auszuwaschen. Rave hatte sich soweit erholt um Reiten zu können. Nun ritt er unter den wachsamen Augen seiner Schwester in der Mitte des Konvois. Brownie rannte fröhlich herum oder spielte mit seinem neuen Rudel. Wahrscheinlich war es sogar Teil seiner Familie. Die Wölfe schritten ernst voran. Einzig die Welpen erkundeten nach wie vor voller Energie die Umgebung. Magier und Menschen gleichermassen gewöhnten sich langsam an die Kreaturen der Nacht. Doch noch immer hielten sie Abstand. Die Geschichten über Blut und Leid gärten zu tief, obwohl sie 400 Jahre in Vergessenheit gerieten. Mit der Welle der Macht, ausgelöst von der Beendung der Prüfung Clares, wurde auch die Erinnerung der Geschichten herbeigeführt. Jake wäre es lieber gewesen, wenn diese beiden Dinge nicht zusammengehangen hätten. Doch wie sagt man so schön: Man kann nicht alles haben im Leben.

Auch Jonathan hatte sich von seinem Magieverbrauch erholt und ritt mit seinen beiden Freunden am Ende der Truppen. Silas war unruhig, blickte sich immer wieder um. Dylan legte ihm eine Hand auf die Schulter. «Mach dir keine Sorgen. Lucia wird uns schon finden.» Der Mann schüttelte seine Hand ab und meinte nur: «Böses liegt in der Luft.» Die beiden jüngeren wechselten einen beunruhigten Blick. Ihr Freund wurde doch nicht Depressiv?! Das konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen. «Ihr habt Recht, Norton», ertönte es neben ihnen. Alyranda lief auf einmal neben ihnen, ihr Besen in der Hand. «Woher kennt ihr meinen Nachnamen?», knurrte Silas. Die Hexe zeigte sich unbeeindruckt. «Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig.» Der Blick des Leibwächters wurde bitterböse. «Warum meint ihr, dass er Recht hat, Hexe?», fragte Jonathan. Sie legte den Kopf schief, überlegte zweifellos, was sie von dem mächtigen Magier halten sollte. «Meine Schwester ist ebenfalls Zirkelführerin. Sie hätten uns vor drei Tagen bereits erreichen sollen.» Mit diesen Worten und einem letzten Abschiedsgruss stieg sie  in den Himmel hinauf und schloss sich wieder ihrem Zirkel an. «Da muss etwas passiert sein», murmelte Jonathan. «Kommt, wir sagen Salim Bescheid.» Allem Anschein nach hatte er sich mit dem Meeresteufel angefreundet.

Kommentare

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Am 04.06.2023, Fireheart
Vielen Dank für deinen Tipp, welcome home. Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich schaue mal nach, wie ich sie ersetzen kann.
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Am 01.06.2023, welcome home
Hoi Fireheart :)

Es macht mir sehr viel Freude, deine Texte zu lesen und dass du da so fleissig dran schreibst!
Mir ist aufgefallen, dass du nach der Frage, welcher Weg der schnellste ist, einen kurzen Teil sehr viel "brauchen" verwendet hast. Es liest sich sicher flüssiger, wenn du einige davon mit Synonymen ersetzt.

Lieber Gruss
welcome home :)