Ever a Moment, Kreaturen der Nacht 6.

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Fireheart
Veröffentlicht: 22.05.2023 10:21
Aktualisiert: 22.05.2023 10:21
Kategorie: Fantasy
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Text

6.

L

ucia fauchte Sebastian an: «Was willst du?» Der Prinz wurde ernst, lenkte seinen Falben neben Silver. Der wich zurück, spürte die Abneigung und Angst seiner Besitzerin und schlug aus. «Was ich will? Ich will meinen Vater tot sehen.» Sie war von dieser Antwort so perplex, dass sie diesmal nichts dagegen unternahm, als Sebastian ihre Zügel ergriff. Einzig Silver legte die Ohren an. «Seit dem Tod meiner Mutter ist er ein bodenloser Fanatiker geworden. Nur darauf aus möglichst viel Land zu erobern und einen Weg zu finden mit seiner dunklen Macht meine Mutter zurückzuholen. Er hat nie begriffen, dass es für Menschen nur ein Leben gibt. Jahrhundertelang versuchte ich jemanden am Hof zu finden, der dasselbe Ziel hat wie ich. Bis du und deine Leibwächter kamen. Auf den ersten Blick wusste ich, dass ihr anders wart. Keine dümmliche Hofdame, wenn ich ihre Wortwahl benutzen darf.» Sie senkte den Blick. Der Wortschwall hatte sie zum Verstummen gebracht. Scharf blickte sie ihn an. Lange. Schliesslich murmelte sie: «Wer sagt mir, dass sie mich nicht belügen?» «Ich. Ich weiss, wie gut ihr darin seid Menschen zu lesen.» Ihr Blick war nicht sonderlich überzeugt. Doch dann seufzte sie: «Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.» Sebastian strahlte. «Und wohin geht’s?» Lucia blickte kurz in Richtung des Wüstenlandes, doch dann fokussierte sich ihr Blick in die Entgegengesetzte Richtung. «Nach Tarmi.»

Und so machten sie sich auf, in die Richtung eines vergangenen und auch zukünftigen Schlachtfeldes.

Toro sass neben ihrem Bruder im Wagen und hielt seine Hand. Sobald ihr Aufbruch beschlossen wurde, ging sie ihren Bruder suchen. Nun, seit sie bei ihm war, war er kein einziges mal aufgewacht. Irgendwann war Brownie zu ihr gekommen, hatte kurz an Rave geschnuppert und sich anschliessend neben seine Freundin gelegt. Nun verharrten sie bereits mehrere Stunden so. Immer wieder überprüfte Toro seinen Puls. Der Verband war an der Seite blutdurchtränkt. Bald kam eine Heilerin, wechselte still den Verband und verschwand dann wieder. Raves Atem ging still und stetig. Mit der Zeit, fielen Toro immer wieder die Augen u, bis sie sie ganz schloss und müde vom wiegenden Gang des Wagens in den Schlaf katapultiert wurde.

Ihr Konvoi erstreckte sich lange in die Ferne. Die Befehlshaber ritten auf ihren Pferden. Die Fusssoldaten liefen, sowie es ihnen möglich war. Wölfe liefen zwischen ihnen. Manche trugen Verletzte. Die Drachen waren inzwischen zurückgekehrt und flogen mit den Hexen. Meeresteufel schwammen wann immer möglich im Fluss und die Vampire schritten ohne ein Anzeichen von Müdigkeit voran. Bei ihnen erkannte man kein einziger Schwade Magie, obwohl man sie um sie herum spürte. Grosse, elegante Pferde begleiteten sie. Mit feurigen Augen und hohem Schweif. Bissige, unerschrockene Pferde, geboren für die Schlacht. Der Fürst der Vampire von Marlosh wurde Shisha genannt. Er wurde in seinem Reich gefürchtet und die Vampire befolgten seine Befehle blind. Dinge, die man gut als Waffe nutzen konnte. Doch der verhältnismässig, junge Fürst machte seine Sache gut und war nur darauf bedacht, dass es seinem Volk an nichts fehlte. Mittendrin im Geschehen befand sich Celestine. Ein älterer Soldat hatte ihr sein Pferd angeboten. Da sie selbst nicht reiten konnte, führte er sie vom Boden aus. Als das Mädchen ihn fragte, warum er so freundlich zu ihr war, antwortete er nur: «Ich hatte selbst eine kleine Tochter. Nun wäre sie im selben Alter wie du.» Celestine nahm an, dass die Tochter eines der tausenden Opfer der Gräueltaten des Königs war. So blieb sie den Rest des Tages still und strich immer mal wieder durch das Fell der Stute unter ihr.

Jeria ritt neben ihren Kameraden an der Spitze der Kolonne. «Wo hast du deinen Braunen gelassen?», fragte sie Tobias, der neben ihr lief. «Ich hab  ihn freigelassen. Valaro soll nicht mit mir sterben», murmelte er. «Aber du wirst nicht sterben! Und Valaro auch nicht!», protestierte die Prinzessin. «Damals dachte ich so», erwiderte Tobias und damit war das Thema für ihn beendet. Er liess sich zurückfallen und schloss sich Nor an. Jeria blickte ihm sorgenvoll nach.

Als Rave erwachte behielt er zuerst die Augen geschlossen und ging seinen Körper im Geiste ab. Er konnte all seine Glieder spüren, was ein gutes Zeichen war, seine Wunde pochte, schien aber nicht entzündet zu sein. Auch sein Kopf schmerzte, eine Folge der Verausgabung seiner Magie. Als er schliesslich die Augen aufschlug, viel sein Blick zuerst auf den grossen braunen Hund und glitt schliesslich weiter zur Magierin. Der liefen die Tränen über die Wangen. Rasch kniete sie sich neben ihm hin und ergriff seine Hände. «Rave!», schluchzte sie. Er blinzelte. Blinzelte ein weiteres Mal. «Toro?», flüsterte er. Sie nickte. Nun begann auch er zu weinen. Seine geliebte kleine Schwester, die alle für tot gehalten hatten, sass kerngesund vor ihm.

Als sie sich schliesslich soweit beruhigt hatten, dass Toro Brownie vorstellen konnte, war einige Zeit vergangen. «Nun erzähl schon! Was machst du hier und was ist in den letzten Jahren gegangen?», fragte Rave schliesslich. So erzählte sie es ihm. Mittendrin betrat Jake den Wagen. Zum Glück hatte er Essen dabei! Rave war am Verhungern! Brownie bekam einen Knochen. Der Hund nagte vergnügt darauf herum. Toro wusste nicht, ob sie wissen wollte, von welchem Wessen der Magier den Knochen geholt hatte. Brownie schien es jedenfalls nichts auszumachen. Rave zog Jake in eine Umarmung. «Du hättest mir sagen können, dass du nah ihr suchst. Ich hätte dich gezwungen mich mitzunehmen!» Er schüttelte den Kopf und erwiderte: «Ich habe nicht nach Toro gesucht. Sie war eine erfreuliche Überraschung. Habt ihr neues von Clare und Sam?» Nun war es an Rave den Kopf zu schütteln. «Kein Lebenszeichen. Was, wenn wir ehrlich sind, keine Überraschung ist.» Jakes Blick wanderte in die Richtung des Nachbarkontinents im Osten. Toro berührte ihn an der Schulter. «Es wird ihnen schon nichts passiert sein.» Jake brummte und sie erzählte weiter. Hin und wieder warf Jake einen Kommentar ein und Rave schlang den Teller Eintopf in sich hinein.

Es war schon spät, als sie ihr Lager aufschlugen und schlafen gingen. Die folgenden Tage würden anstrengend werden.

Es war nach Mitternacht, als seine Gefolgsleute Shisha aufsuchten. Sie steckten voller Fragen. Nach einiger Zeit brachte es ein junger Vampir schliesslich auf den Punkt. «Was machen wir, wenn wir auf die hiesigen Vampire treffen?» Shisha lehnte sich zurück. «Nichts.» «Nichts!?», wiederholten sie ungläubig. Er nickte. «Dies ist nicht unser Revier. Der Fürst darf entscheiden was mit uns passiert. Ob wir an seiner Seite kämpfen dürfen oder ob wir nach Hause zurückkehren. So oder so werden wir es hinnehmen, denn wir konnten den Soldaten bereits einen grossen Vorsprung verschaffen.» Sie murmelten  miteinander, debattierten und einigten sich schliesslich darauf, dass es der Ehre wegen genug war. Sie waren gekommen um zu helfen und würden es tun, solange sie die Möglichkeit dazu hatten. Bald darauf liessen sie Shisha alleine mit seinen Gedanken.

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