4.

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obias riss den Kopf hoch, als ein ohrenbetäubendes Brüllen ertönte. Er wusste. Dieses Brüllen war alles andere als menschlich.

Sie wollten die Besprechung der Zirkelführerinnen gerade beenden, als das Brüllen ertönt. Die Hexen wirbelten herum. Die goldenen Augen auf die Kreatur in den hinteren Reihen der feindlichen Truppen gerichtet. «Wie konnten sie dieses Vieh vor uns verstecken?», flüsterte Sirane. Alyranda nickte ihrer Zweiten zu, die daraufhin in ihr Horn bliess. Zu den anderen Zirkelführerinnen meinte sie: «Greift es an. Wir werden die Fusssoldaten beschützen.» So stieg sie auf ihren Besen und folgte ihrem Zirkel. Weitere Hexen, die aus Bakar gekommen waren, folgten ihr. Randa nickte Meron zu, die Katapulte wurden frisch geladen und neu ausgerichtet.

Als sie das Brüllen hörte, rannte Sarah aus dem Zelt, Jenna hinter ihr. Die Kreatur war riesig, grösser als Clare in Drachengestalt, hatte lederne Flügel ähnlich einer Fledermaus, der Schädel war geformt wie ein Schlangenkopf und sah einfach grauenhaft aus. Es hatte vier Beine, die in langen Krallend endeten. Die Krallen selbst waren bedeckt mit grünlichem Gift und um den Hals hatte die Kreatur ein eisernes Halsband. Der Schwanz war kaum mehr als ein vernarbter Stummel. Wahrscheinlich liess der König ihn abhacken. «Was zum Teufel ist das?», flüsterte Jenna. «Das ist eine Eigenkreation des Königs. Er nennt es Schlangenkopf», beantwortete die Seherin mithilfe ihrer Gabe die Frage. Und trotz der Furcht und Angst, die sich ausbreitete, grummelte die ehemalige Zofe: «Wie fantasielos.»

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Der Zirkel der Fünfzehn formierte sich in der Luft, als der Schlangenkopf mit den Flügeln schlug und sich erhob. Er öffnete sein Maul und kreischte, worauf man seine gespaltete Zunge und die messerscharfen Zähne sah. Unter ihnen erschauderten manche Hexen. Einige Menschen schrien vor Angst. Randa knurrte: «Da unten sollte mal jemand eine aufbauende Rede halten.» Tara lachte rau. «Ich glaube jetzt ist es zu spät.» Tatsächlich begann der Schlangenkopf nun auf sie zuzufliegen. Er war überraschend schnell für ein solch grosses Wesen. Meron schoss ein Katapult ab. Flink wich er aus. Die Hexen nahmen ihre Schilde von ihren Rücken und bildeten eine Mauer über dem Heer. Randa gab den Zirkeln, die nicht für etwas anderes gebraucht wurden den Befehl zum Angriff. Die Hexen schwärmten aus und versuchten den Schlangenkopf zu umzingeln. Der brüllte ein weiteres Mal und schlug kräftig mit den Flügeln. Einige Hexen taumelten im Windstoss. Mit einem Seitenblick auf die restlichen wurde Osira schneller und flog unter dem Schlangenkopf hindurch. Nur knapp entkam sie seinen Klauen, während immer mehr Hexen durch die Sturmartigen Windstösse seiner Flügel gezwungen wurden auf Abstand zu gehen, um nicht samt Besen vom Himmel zu fallen. «Die Achseln sind nicht mit Schuppen bedeckt!», rief Osira ihren Kameradinnen zu. Eine Möglichkeit den Schlangenkopf zu töten, doch genauso gefährlich, wie der Versuch ihm den Kopf abzuschlagen. Auf einmal ächzte eine Hexe eines anderen Zirkels. Noch während sie von ihrem Besen kippte, griffen alle nach ihren Schildern und schützten sich so vor den Pfeilen. Der Schlangenkopf nützte diese Unachtsamkeit aus. Alyranda rief noch eine Warnung, doch da schlang sich seine Zunge schon um eine der jüngeren Hexen und verschlang sie. Ihr Schrei verhalte. Rande befahl ihre Leute auf Abstand zu gehen. Die Katapulte wurden erneut abgefeuert. Diesmal beide gleichzeitig. Einmal konnte er ausweichen, dass zweite Mal traf es ihn direkt hinter dem linken Flügel. Brüllend verlor er das Gleichgewicht und sackte ab. Einige Hexen wurden davon beiseite geschleudert und fielen herunter. Randa pfiff die Hexen zurück. «Das ist zu gefährlich. Wir können es uns nicht leisten, dass noch mehr Hexen fallen.» Manche zögerten, doch schliesslich gaben alle Hexen nach. Randa stationierte sie so, dass sei mit den Pfeilbögen nach dem Schlangenkopf schiessen konnten. Unter ihnen ging die Schlacht weiter.

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Tobias atmete nur noch, weil es sein Körper von alleine machte. Sein Kopf kannte nur noch die Bewegungen, um das Schwert zu schwingen und den Schild zu halten, denn auch nachdem der Schlangenkopf aufgetaucht war, kämpften sie auf dem Boden weiter. Immer mehr Leichen türmten sich auf dem Boden. Die müden Krieger stampften auf ihnen herum, zu beschäftigt um sich darum zu kümmern. Da hörte Tobias einen Schrei, der von oben kam. Er hob den Kopf, sah die Hexe. Und viel zu Boden, als sie direkt auf ihn viel. Ein Gegner wollte es ausnutzen, doch die fremde Hexe hatte bereits ihr Schwert gehoben und schlug dem Mann den Kopf ab. Rasch schob sie sich von Tobias herunter und halb ihm auf. «Bitte entschuldigt mich», murmelte sie. Tobias lachte leise. «Kein Problem. Geht doch ins Sanitätszelt. Ich hoffe ihr habt euch an meiner Rüstung nicht zu sehr verletzt.» «Kein Problem», erwiderte sie und griff einen Soldaten vor ihr an. Tobias schüttelte den Kopf und wandte sich selbst wieder der Schlacht zu. Wäre ihre Lage nicht so schlimm gewesen, hätte er gelächelt.

Doch der Schlangenkopf hatte sie nun fast erreicht. Die Hexen stellten praktisch kein Hindernis für ihn da. Einzig und allein die Katapulte konnten ihn Treffen. Er brüllte, als ein grosser Stein ihm ein paar Schuppen ausriss. Tobias merkte wie die Erde zu beben begann. Silas kämpfte neben ihm und meinte: «Jonathan hat keine Magie mehr. Er ist im Lager, er kann es nicht sein.» «Wir haben Leute mit Erdmagie», murmelte Tobias. Beide wussten, wie machtvoll diese Magie sein konnte. Und im Verlauf der Schlacht hatten sie beide diese Magie kaum gesehen.

Da schlangen sich Wurzeln um den Schlangenkopf. Um seine Beine, seine Flügel, seinen Schwanz und seinen Hals. Hannah, ein alter Bauer namens Paul und zwei Rekruten standen im Kreis, hielten sich an den Händen. Die Magie knisterte um sie herum. Ihre Soldaten hatten einen Schutzwall um sie herum gebildet, damit nichts den Machtkreis stören konnte. Der Schlangenkopf brüllte, kämpfte gegen die Wurzeln an. Die Armeen standen Still. Da! Ein Bröckeln. Langsam gaben die Wurzeln nach. Die Magier nahmen all ihre Kraft zusammen, die Wurzeln wurden wieder dicker, zogen sich enger zusammen. Der Schlangenkopf röchelte. Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu befreien. Dann erstarrte er endlich vollkommen. Erwürgt. Eine Hexe kam angeflogen, das mächtige Schwert in beiden Händen. Die Wurzeln entblössten den Hals des Schlangenkopfs und mit mehreren Hieben schlug die Hexe ihm den Kopf ab. Nur zur Sicherheit. Nicht dass die böswillige Kreatur wieder von den Toten auferstand. Gerade rechtzeitig! Die Wurzeln begannen zu bröckeln, bevor sie schliesslich zerfielen. Der Jubel der Rebellen erstarb. Wurde von lauten Angstschreien abgelöst, als der Schlangenkopf auf sie niederfiel. Schreiend rannten sie zur Seite. Magie flackerte auf, erstarb jedoch sofort wieder. Alle Macht war aufgebraucht. Es würde gut drei Tage dauern, bis sie wieder vollständig über ihre Macht verfügen konnten. Bei mächtigeren Magiern sogar eine ganze Woche. Panik brandete auf. Tobias betete im Kopf für all diejenigen, die es nicht schaffen würden. Die Saltorsh’e Armee versuchte den Moment möglichst auszunutzen und griff mit voller Wucht an. Die Soldaten machten sich auf den Knall gefasst, manche kniffen die Augen zusammen, um es nicht mitansehen zu müssen. Doch … kein Knall ertönte. Schwarze Schwaden, vielleicht Schatten, erschienen unter dem Schlangenkopf. Fingen den Kadaver wenige Millimeter über den Köpfen der Rebellen ab. Fingen ihn ab und schleuderten ihn mit Wucht in die gegnerischen Linien. Nun waren sie es, die Schrien. Der Boden bebte, als der Schlangenkopf auf die Erde krachte. Unter ihm Dutzende Gegner begraben. In der ganzen Schlacht war es mucksmäuschenstill. Da ertönte ein Horn. Der Ton glockenhell und klar. Die Hexen besammelten sich wieder. Dann erschienen sie. Wölfe, die keine Wölfe waren, Vampire, Meeresteufel, Teufelstiger und sogar zwei Drachen. Sie stürmten herbei und stellten sich schützend vor die Rebellen. Die gesamte gegnerische Armee stand still. Dann begannen sie sich zurückzuziehen. Weit zurück.