Ever a Moment, Kreaturen der Nacht 3.

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Fireheart
Veröffentlicht: 25.03.2023 10:23
Aktualisiert: 25.03.2023 10:23
Kategorie: Fantasy
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Text

3.

A

nfangs hatte es noch danach ausgesehen, als würde sich das Blatt zu ihrem Gunsten wenden. Doch nun, knöcheltief im Blut, Schlamm und anderem Zeug watend, stellte Silas fest, dass sie wohl alle heute versklavt oder getötet werden würde. Was für eine Schande. Die meiste Magie war versiegt. Rave benutzte den kümmerlichen Rest seiner mächtigen Gabe dazu, quer über das Schlachtfeld Verletzte zu den Heilern zu bringen. Nach jeder Reise ging sein Atem schwerer. Nun machte er eine kurze Pause, um Nor gegen Saltorsh’ Soldaten zu helfen. Sein Atem rasselte. «Mach verdammt noch mal endlich eine Pause!», herrschte der Mann ihn an. «Mach ich ja gerade», ächzte Rave, während er einem Soldaten mit knapper Not den tödlichen Schlag abgeben konnte. Nor beobachtete, wie Rave dem Angriff eines weiteren Soldaten ausweichen konnte, nur um von einem anderen einen Schlag mit dem Schwert auf den Arm zu kriegen. Nur um Millimeter verfehlte es einen kleinen Streifen Haut, der nicht geschützt war. Sofort war Nor da und liess sein Pferd den Soldaten zertrampeln. «Geh! Lebendig bringst du mehr als tot!», herrschte er ihn ein weiteres Mal an. Und, oh Wunder, Rave zwang seine Magie zu einem letzten Sprung, direkt ins Sanitätszelt. Als er neben Erams Liege erschien blickte der ihn nur kurz an, bevor er meinte: «Ich hätte dich für klüger gehalten.» Der Krieger lachte rau und brach zusammen.

Randa traf sich mit den anderen Zirkelführerinnen der Rebellen, während unter ihnen die Schlacht weiter tobte. «Es dauert zu lange, bis die Katapulte nach deinem Abschuss wieder geladen sind», meinte Sirane, ein junge Hexe, jedoch nicht ohne Erfahrung. Eine andere Führerin stimmte ihr zu. «Wir haben bereits mehr Katapulte in Auftrag gegeben», erwiderte die Führerin eines unbedeutenden Zirkels. «Dann sollte denen mal jemanden einen Tritt in den Hintern verpassen, damit sie schneller arbeiten», grummelte Meron, die hinter ihnen an einem der besagten Katapulte stand. Randa brachte sie mit einem Zungenschnalzen zum Schweigen. «Mehr Katapulte reichen nicht. Die Menschen sind zu vergänglich und der König sorgte dafür, sass es nur weinige Magier gibt, die es mit seinen Streitmächten aufnehmen können.» Randas Stimme war sachlich. Als hätte sie sich bereits mit ihrem Scheitern abgefunden. Eine andere Zirkelführerin, Alyranda hiess sie, schüttelte den Kopf. «Egal ob wir heute sterben werden oder in 500 Jahren. Mein Zirkel wird an eurer Seite kämpfen.» Randa neigte den Kopf zum Dank. Es war selten, dass sich Zirkel untereinander die Treue schworen. Noch seltener Magier und andere Spezien.

Tobias spürte, wie er langsamer wurde. Sein Pferd blutete aus mehreren Wunden. Als er über die Massen blickte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Es schien, als zöge sich die Schwärze dahinter zusammen. Wir hätten nicht hierherkommen sollen, dachte er. Ohne es sich nochmals anders zu überlegen, befestigte Tobias die Zügel am Sattel und sprang von seinem Wallach. Rasch strich er ihm noch über das schweissverkrustete Fell, bevor Tobias ihm einen Klaps auf die Kruppe gab. Das Pferd galoppierte mit hoch erhobenem Kopf davon. Der treue Wallach sollte nicht mit ihm sterben, dachte der Mann sich. Ein Feind griff ihn an und Tobias schwang voller Wut sein Schwert. Er blickte sich nicht mehr um und sah deshalb nicht, wie sein brauner Wallach hinter dem eigenen Lager zwischen den Bäumen stehen blieb. Über das Schlachtfeld seinen Besitzer anblickte und sich hinlegte.

Clare breitete ihre Schwingen weit aus. Lautlos segelte sie durch die Luft. Chase hatte sie dazu überredet bis über die Grenze nach Saltorsh zu fliegen. Weit und breit sah hier alles leer und einsam aus. Da erreichte sie in leises Echo von Kampfgeschrei. Kurz rang sie mit sich, dann flog sie ihm entgegen. Als sie die Quelle des Geräusches erreichte, veranlasste, dass was sie sah, dazu umzudrehen und so schnell wie möglich zurückzufliegen. Sie mussten sich sofort nach Irk aufmachen und ihr Volk alarmieren. Denn sie würden nicht bloss gegen Magie und Schwerter kämpfen müssen.

Seit Sebastians Besuch bei Lucia, war über eine Woche vergangen. Seither hatte sie ihn nur in den Gängen gesehen und abgesehen von Small-Talk hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Lucia hatte dafür gesorgt, dass sie bereits heute abreisen konnte. Sie hatte mehrere Koffer gepackt und bereits zur Kutsche bringen lassen. Von den Leuten am Hof hatte sie sich bereits gestern Abend verabschiedet. Der Prinz hatte sie für die ganze Dauer des Banketts nur angestarrt. Nun blickte sich die Lady ein letztes Mal in ihren Gemächer um. Lange Jahrhunderte hatte sie hier verbracht. Hatte sich verstellt und Spielchen gespielt. Nun durfte sie endlich wieder sie selbst sein. Also hob sie ihren Umhang vom Stuhl auf, verliess das Schloss und stieg in die Kutsche.

Nach circa einer Stunde hielt die Kutsche an. Lucia trat hinaus. Der Kutscher holte einen Seesack vom Dach, während sie das Reservepferd, dass hinter der Kutsche angespannt war, sattelte. Der Mann befestigte den Sack mit einem Riemen am Damensattel, während die Lady den gutmütigen Hengst mit geübten Bewegungen zäumte. Anschliessend half er ihr auf das Pferd, Luci nahm die Zügel auf und ritt los. Der Kutscher stieg wieder auf den Kutschbock. Liess die Pferde loslaufen und wendete. Lucia ritt in die Richtung der Maroja-Schlucht. Sie war bereits gute zwei Stunden abseits der Strasse unterwegs, als der Hengst, nach seiner Fellfarbe Silver benannt, anhielt und die Ohren spitzte. Lucia streichele ihn. «Was hörst du, Grosser?» Da knackte ein Ast. Beunruhigt legte sie ihre Hand auf das Messer an ihrem Gürtel. Mit lautlosen Bewegungen löste sie es. Da trat ein Pferd mit Reiter aus dem Gebüsch hervor. Der Reiter neigte den Kopf. «Wusstet ihr nicht, dass es gefährlich für eine Frau ist alleine zu reisen? Besonders wenn sie über so brisante Informationen verfügt.» «Eher sterbe ich als mit euch zu gehen, Prinz!» Prinz Sebastian lachte. «Aber wer sagt denn, dass ihr mit mir kommen sollt. Es ist so, dass ich mit EUCH gehen will.» Lucia erstarrte vollkommen.

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