Ever a Moment, Kreaturen der Nacht 2.

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Fireheart
Veröffentlicht: 02.03.2023 17:30
Aktualisiert: 02.03.2023 17:30
Kategorie: Fantasy
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Text

2.

S

arah wollte sich gerade hinlegen, als jemand ihren Namen rief. Gleich darauf betrat Rave das Zelt. Kaum waren die Zeltlaschen hinter ihm zugefallen, sagte sie auch schon: «wir müssen nach Tarmi. Vor den Stadttoren wird die letzte Schlacht stattfinden.» «Kannst du mir noch etwas mehr sagen?» Die Seherin schüttelte den Kopf. «Ich habe mehr gesehen, werde aber noch nichts davon erzählen.» Rave nickte. Er wusste, wie die Furcht in einem gären konnte. «Dann hoffen wir mal, dass wir vor dem ersten Schnee ankommen.» Er verabschiedete sich und verschwand ins Nichts. Zweifellos berichtete er den weiteren Kommandanten und Generälen, wohin es ging. Sarah rieb sich die Augen, legte sich hin und schlief ein, sobald ihr Kopf das Kissen berührte.

Als es an der Tür klopfte, vergewisserte sich Lucia als erstes, ob ihre Messer noch an ihren angestammten Plätzen waren. Seit ihre Leibwächter unterwegs waren, war sie sehr vorsichtig geworden. Nun hatte sie fasts alles bereits geregelt und würde in ein paar Tagen aufbrechen. Es durfte nichts schief gehen. Rasch schüttelte sie ihren Rock aus, bevor die Lady die Tür zu ihren Gemächer öffnete. Sofort durchflutete sie Misstrauen. Denn vor ihr stand Prinz Sebastian und verbeugte sich lässig. «Guten Abend, Lady Lucia. Mein Vater ist ausser Haus und da fühlte ich mich einsam, bis mir der Gedanke kam, euch zu fragen, ob ihr mit mir zu Abend speisen wollt.» Sie unterdrückte mit mühe ein herablassendes Schnauben. Der König war ausser Haus, das stimmte, doch der Rest stank zum Himmel. Am liebsten würde sie dem Prinz die Tür vor der Nase zuschlagen und sich noch heute auf den Weg zur Schlucht machen. Doch Lucia hielt sich an die Etikette. «Gerne, Eure Hoheit. Ich bitte lediglich um einen Moment, damit ich mich frisch machen kann.» Sebastian winkte ab. «Nicht nötig. Ich habe gedacht wir könnten in euren Gemächern essen.» Der Prinz sah den leisen Anflug von Panik in ihren Augen aufblitzen und dachte: Volltreffer! Noch bevor die Lady protestieren konnte, hatte er sich an ihr vorbeigezwängt und den Raum betreten.

Der Prinz fand sich in einem Arbeitszimmer wieder. Auf einem alten Schreibtisch lagen dutzende Dokumente und Briefe. Zwei Sessel standen sich gegenüber am Tisch. Dazu stand ein Sofa herum, auf dem kleinen Tisch davor lagen Schreibzeug und Briefpapier. Lucia war ihm hinterhergekommen und räumte rasch die Papiere zusammen. Sebastian entging nicht, wie sie manche Listen und Tabellen vor ihm versteckte. «Das Esszimmer ist hinter dieser Tür», sagte sie nur und deutete auf eine der vielen Türen, die vom Raum abgingen. Der Prinz war entlassen.

Die Lady atmete auf, als der Mann die Tür hinter sich schloss. Schnell überflog sie das Zimmer. Nachdem sie sich sicher war, dass alle Informationen nicht mehr sichtbar waren, liess sie ein Abendessen für 2 Personen kommen.

Sebastian drehte sich um, als die Tür sich öffnete. Lady Lucia war nervös, hatte sich jedoch wieder gefasst. «Bald wird Essen gebracht», informierte sie ihn und setzte sich. Sebastian schlenderte zu ihr hinüber und setzte sich ihr gegenüber. Sich als Herr der Lage bewusste, fragte er: «Stimmt es, dass du deine Leibwächter entlassen hast?» Lucia konnte ein bitteres Lachen nicht verhindern, bevor sie antwortete: «Nein. Jonathans Mutter ist schwerkrank. Bald wird sie sterben. Also habe ich ihn zu ihr geschickt. Silas und Dylan unterstützen ihn und bald werde ich ihnen nachgehen.» Sebastian zog die Augenbrauen hoch. «Ihr geht?» Die Lady nickte. Im selben Moment kamen die Diener mit dem Essen. Kaum waren sie gegangen, begann sie ohne ein Wort zu essen. Schweigend beobachtete Sebastian sie kurz, bevor er selbst zur Gabel griff.

Als sie das Essen beendet hatten, legte der Prinz das Besteck ab und meinte: «Ihr seid seit 300 Jahren am Hof. Und doch weiss ich fast nichts über euch und eure Leute.» Lucia legte den Kopf schief. «Was wollt ihr von mir, Sebastian?» Er stutzte. Sie war die erste, die es wagte ohne Erlaubnis ihn beim Namen zu nennen. Der Prinz beugte sich vor, die Hände verschränkt. «Wer sagt euch, dass ich eine bestimmte Absicht verfolge?» «Euer Verhalten.» Lucia lächelte, ihre Augen blickten jedoch kalt. «Ich bin nicht eine der dümmlichen Hofdamen, die ihr erobern könnt», meinte sie. «Was seid ihr dann?», erwiderte er. Sie verstummte. Der Prinz lachte leise. «Dachte ich es mir doch!» Er stand auf und meinte: «Entschuldigt mich. Ich muss zurück zu meinen dümmlichen Hofdamen.» Mit diesen Worten verbeugte er sich und verschwand. Zurück liess er eine verwirrte und genervte Lady.

Die Stimmung war angespannt. Soldaten flüsterten miteinander und schlangen in den hinteren Reihen noch ein Stück Brot hinunter. An der Front standen die Männer bereit. Schwert und Schild erhoben, die Augen funkelnd von unbeugsamen Willen und Glauben an ihre Sache.

An der Spitze hielt Tobias seinen Wallach an. Neben ihm ritt Nor. Gelassen warteten die Soldaten am Boden, die Hexen waren noch zwischen den Fusssoldaten versteckt. Doch wer genau hinsah, entdeckte, dass einige fehlten. Ein Ruf erklang. Und als das Geschoss der Katapulte und Magie gleichermassen in die gegnerische Front drosch, rückten die Rebellen vor. Hexen stiegen auf ihre Besen, die Pfeile bereits eingespannt und schossen. Doch auch die Soldaten des Königs hatten noch ein Ass im Ärmel. Verschiedenste Mächte kämpften sich durch die magischen Schilde. Schweiss rann Tobias über die Stirn, als er den Schild möglichst weit ausdehnte und versuchte auch die Hexen am Himmel zu schützen. Doch seine Magier erzitterte. Und als sie die Soldaten erreicht hatten, die ersten ihr e Schwerter schwangen, brach seine Magie am äussersten Rand ein. Männer und Frauen hoben ihre Schilde und bildeten unter der Führung des Admirals eine Wand aus Schildern. Doch Soldaten begannen zu fallen.

Im hinteren Bereich des Armeelagers, halfen Sarah und Jenna den Heilern. Immer mehr Soldaten wurden hereingebracht. Die Seherin übergab sich, als eine Heilerin ihrem Patienten die Brust aufschneiden musste, damit sie an die verletzte Lunge kam. Doch gleich darauf riss sie sich wieder zusammen. Den Heilerinnen, Jenna, Rave und allen anderen zuliebe, die Ununterbrochen arbeiteten und ihr Leben riskierten für die Rebellion. Sie konnte sie nicht einfach im Stich lassen.

Neron hatte mal wieder seine fünf Minuten. Er sprang herum, kletterte Bäume hoch und spielte mit seiner Magie. Sam lehnte sich sitzend an einen Baumstamm und beobachtete lächelnd den Teufelstiger. Chase war auf die Jagd gegangen. Ausnahmsweise mal alleine. Clare sass in Gedanken versunken auf einem Ast in Gestalt eines Falken. Nachdem sie die Prüfung absolviert hatte, hatte sie die meiste Zeit in einer anderen Gestalt verbracht. Langsam beruhigte sich Neron wieder. Er legte sich neben dem Assassinen hin, den Kopf auf seinem Oberschenkel.  Sam kraulte ihn hinter den Hörnern. Weisst du, was Clare beschäftigt? Der Teufelstiger brummte. Du solltest sie besser selbst fragen. Es steht mir nicht zu, es dir zu erzählen. Er blinzelte zu ihm hoch. Dann miaute Neron. Der Falke legte den Kopf schief, klackte mit dem Schnabel und flog schliesslich zu ihren Freunden hinunter. Noch bevor sie landete, verwandelte sie sich in eine Teufelstigerin. Was?, fragte sie Neron. Der hob eine Pfote und deutete auf den Mann. Kurz zögerte sie, dann hob sie den Blick zu Sam.

Aufgefordert von ihrem Blick fragte er sie leise: «Was ist los?» Clare senkte den Blick wieder. Ihr Schwanz liess sie nachdenklich schweifen. Schliesslich erwiderte sie: Ich habe Angst. Ungläubig blickte er sie an. «Du hast Angst wovor denn?» Neron wechselte einen Blick mit ihr. Dann stand er auf und entfernte sich ein Stück. Clare verwandelte sich ich ihre Menschengestalt zurück. Mit gesenktem Blick sass sie da. Als Sam die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, bemerkte, stand er auf, war mit einem Schritt bei ihr und nahm die Königin in die Arme. Sie erwiderte seine Umarmung. Sam gab ihr einen Kuss auf das Haar und legte die Wange an ihren Kopf. «Ist schon in Ordnung. Wir schaffen das, Clare.» Sie schluckte und lehnte ihre Stirn an seine Schulter. «Es könnte so vieles schief gehen! Was wenn sie nicht bereits sind für unsere Welt zu kämpfen?» Sanft löste er sich von ihr und hob ihr Kinn an, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. «Denk doch mal nach, Miezekatze. Warum hätten sie dich 400 Jahre lang beschützen sollen, wenn sie nicht mit dir kämpfen wollen? Und klar, es kann alles den Bach runter gehen. Aber dann stehen wir wieder auf, besammeln uns und beginnen von vorne. Du stehst nicht alleine da, Clare. Vergiss das nicht!» Clare seufzte. «Sie haben schon so viel gegeben. Ich kann nicht von ihnen erwarten, dass sie noch mehr geben.» Sam nahm ihr Gesicht in beide Hände. «Doch, dass kannst du. Du hast selbst schon so viel für jeden einzelnen von ihnen gegeben. Und ich weiss, dass du noch mehr geben wirst. Aber lass dir von uns helfen. Lass uns und dein Volk für dich kämpfen.» Seine Worte besiegelte er mit einem sanften Kuss, bevor er auf stand um das natürliche Feuer zu schüren. Clare kraulte Neron und blickte ihm nachdenklich hinterher.

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