Julias Traum

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Nebula
Veröffentlicht: 11.02.2023 18:30
Aktualisiert: 12.03.2023 18:28
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Kurzbeschrieb:
Diesen Text habe ich fürs Klima geschrieben. Wenn du dich dafür einsetzen möchtest, kannst du auch einen Klimatext schreiben und diese Kurzbeschreibung einfügen, damit auch andere diese Idee übernehmen.

Text

„Sunlight bright upon my pillow,

Lighter than an eiderdown…”

 

In einem kleinen, abgelegenen Dorf, mitten in den Alpen, wohnt ein Mädchen namens Julia. Sie lebt ihr Leben in einem Nirgendwo, wessen Name nicht mal ich kenne, stetig verfolgt von Angst…

Angst davor, dass die bittere Realität eines Tages auch sie einholen wird.

Angst davor, dass es zwecklos ist, ihr Leben wie ein Versteckspiel zu leben, ein Versteckspiel vor den CO2-Dünsten, die die Erde umringen, vor den Bränden, die alles auffressen, was ihnen in die Quere kommt.

 

Dieses Dörfchen sieht noch so friedlich aus, als befände es sich auf einem anderen Planeten und nicht auf der Erde, wo nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt Waldbrände flackern. Doch Julia weiss, dass diese Ruhe täuscht, dass sie nur eine Stille vor dem Sturm ist, dass das Feuer eines Tages auch ihr Zuhause entdecken wird und… dass dies in einem Jahr geschehen könnte, oder in einem Monat oder vielleicht sogar in den nächsten Tagen.

 

„Will the scaly armadillo,

Find me where I’m hiding?”

 

Abrupt wacht Julia auf. So abrupt, dass sie fast aus ihrem Bett fällt… Verschlafen schaut sie auf ihre Uhr. Es ist 23:14. Wieso ist sie wach? Wodurch wurde sie geweckt?

Erst da fallen ihr die Schreie und Rufe auf. Ihre schreckensgeweiteten Augen reflektieren das orange, flackernde Licht…

Nein.

Das kann nicht sein!

Sie rennt aus ihrem Zimmer heraus und flitzt barfuss durch die Haustür nach draussen.

Das Feuer flackert in die Höhe, wie ein Ungeheuer. Es knistert bedrohlich… 

Die Häuser des kleinen Dorfes sind im lodernden Licht getaucht und es ist, als würden sie zurückweichen vor dem heissen Feuer, welches seine Flammen wie flackernde Finger nach ihnen ausstreckt.

 

„Will the following footsteps catch me…?”

 

Julia kann sich nicht mehr bewegen. Regungslos steht sie da, während die surreale Szenerie seinen Lauf nimmt. 

Das war’s also mit ihrem Zuhause im Nirgendwo, ihrem so fest gehüteten Versteck…

Eine tiefe Traurigkeit überströmt sie und sie will weg, nur noch weg.

Aber wohin?

Ohne nachzudenken rennt sie los, in den Wald, lässt die Schreie ihrer Dorfbewohner hinter sich.

 

Julia sprintet, wie sie noch nie gesprintet ist, so lange, bis die Rufe verstummen, bis sie nur noch vom endlosen Grün der Natur umgeben ist… Der Duft von Nässe und Wald strömt ihr in die Nase.

Sie atmet tief ein, legt sich ins Moos und versucht, die ganze Welt zu vergessen, das Feuer, die Klimakrise, einfach alles.

Nur diesen Wald nicht.

Sie lässt sich mittragen, von der Schönheit der Natur und schliesst ihre Augen…

 

Doch ein Kichern schreckt sie aus ihren Gedanken. Verwundert blickt Julia nach oben…

Da, auf dem dicksten Ast einer Eiche sitzt ein alter Mann und raucht eine Pfeife. Seine Kontur ist sogar im Dunkeln der Nacht klar ersichtlich, als würde er auf bizarrer Weise leuchten…

Lächelnd schaut er zu Julia hinab, die ihn wiederum mit grossen Augen anschaut. Im Normalfall würde sie anmerken, dass es vielleicht keine so gute Idee ist, mitten im Wald eine Pfeife zu rauchen, doch jetzt hält sie etwas davon ab. Also schweigt sie und wartet…

 

Der Unbekannte kichert noch einmal und die Lichter in seinen Augen beleuchten die dunkle Nacht.

„Denkst du wirklich, dass sich die Natur so einfach unterkriegen lässt?“

Seine Stimme klingt alt und gleichzeitig ewig jung, sie ist spöttisch, hat aber einen liebevollen Unterton.

Und sie lässt die meist schlagfertige Julia schweigen…

 

Noch ein Kichern und der Mann ist verschwunden- ebenso plötzlich, wie er auch erschienen ist.

Nur ein Häufchen Asche liegt noch am Boden…

„Umweltverschmutzer!“, murmelt Julia, aber sie lässt das Häufchen liegen und… grinst! Sie grinst, wie sie es schon seit langem nicht mehr gemacht hat.

 

„Julia dream, dreamboat queen, queen of all my dreams…“

 

Am nächsten Morgen wird Julia in ihrem bescheidenen Holzbett aufwachen, schweissgebadet, mit drei grossen Fragezeichen in ihrem Kopf.

Verwirrt wird sie sich fragen, wie sie jetzt in ihrem Bett gelandet ist, wo sie doch gerade eben noch im Wald gewesen war! Sie wird aus dem Fenster schauen und kein Feuer sehen- nicht mal einen kleinen Brandfleck.

Vollkommen perplex wird sie zu ihren Eltern laufen und fragen, was passiert sei- und dann, erst dann, wird sie merken, dass alles nur ein Traum war…

 

Trotzdem wird sie, von grosser Neugier und noch einem unbekannten, aber angenehmen Gefühl übergriffen, in den Wald gehen und, als hätte sie den Weg schon immer gewusst, zur Stelle gelangen, wo ihr der geheimnisvolle Mann begegnet war. Und dort, im Moos, wird ein kleines Aschehäufchen liegen.

„So leicht lässt sich die Natur nicht unterkriegen…“, wird Julia flüstern und von weit, weit weg wird ein Kichern zu ihr hinüberdringen.

 

Der gefürchtete Tag ist noch nicht gekommen. Noch haben die Menschen eine Chance…

 

 

Kommentare

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Am 12.03.2023, Knjiga
Danke, dass su diesen Text geschrieben hast!
Er ist verwunschen und gleichzeitig realistisch
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Am 11.02.2023, Nebula
Wenn ihr eine gute Idee habt, dann schreibt bitte auch so einen Klimatext! Alle Genres sind willkommen, Hauptsache es ist ein Text, der anregt ans Klima und an die Umwelt zu denken…

Noch eine Anmerkung zu meiner Geschichte:
Es hilft, das Lied „Julia Dream“ von Pink Floyd zu hören, das Musik-Video zu schauen und evt. auch die Lyrics durchzulesen.
Dieser Song war eine grosse Inspirationsquelle für diesen Text.
LG, Nebula

PS: Danke Knijga, für deine super Idee mit den Klimatexten! :D