Heute habe ich Zugvögel gesehen. Ich habe sie gesehen, wie sie gen Süden flogen und in die Wolken abtauchten und mein Herz verzog sich vor Sehnsucht. Für einen Moment schloss ich die Augen und sah mich mit ihnen ziehen, hoch in den Himmel hinauf. Ich würde einen letzten Blick nach unten auf mein klitzekleines Leben werfen, dabei eine Prise Bedauern spüren und dann die Wolkendecke durchbrechen. Alles wäre nebelig und weiß und ich könnte nur den Vogel vor mir erkennen. Und in diesem Moment würde mir aufgehen, dass ich nun auf der Reise bin, an einen schöneren Ort, weg von hier und mein Herz würde vor Freude zerspringen. Ich würde abermals durch die Wolken tauchen und nun über ihnen im Licht der Sonne fliegen, immer meinen inneren Kompass nach. Ich würde den Weg finden. Er ist in mir aufgezeichnet wie auf einer Landkarte und zum ersten Mal in meinem Leben würde ich ihm folgen. Und mit jedem Flügelschlag wäre ich weiter weg von dem hier und jetzt, all den Sorgen, Ängsten und Verantwortungen. Ich wäre frei.
Dann öffnete ich die Augen und sah den letzten Vogel in den Wolken verschwinden. Die Realität holte mich wieder ein.
„Wenn ihr wiederkommt im Frühling, nehmt ihr mich auf eure nächste Reise mit?“, fragte ich die Vögel leise, wie das naive Kind, dass ich anscheinend noch immer bin.
Ich würde auch gerne fliegen können, egal wohin mich meine Flügel tragen. Und ich schaue auch gerne den Zugvögeln zu, es ist einfach so toll zu sehen, wie sie sich versammeln und miteinander fliegen. Sehr schön geschrieben!
Lieber Gruss
welcome home :)
Beeindruckend, dass du es geschafft hast in einem so kurzen Text einen Twist einzubauen. Ein sehr schöner Text. Wer von uns wünscht sich nicht manchmal weit fortzufliegen und alles hinter sich zu lassen. Wär manchmal ganz schon praktsich, aber eben, früher oder später holt uns die Realität immer ein.
Freundliche Grüsse
Wolf16