Ever a Moment, Wahrheit 14.

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Fireheart
Veröffentlicht: 30.09.2022 13:19
Aktualisiert: 30.09.2022 13:19
Kategorie: Fantasy
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Text

14.

E

s war Nacht und sie hatten bereits die Hälfte der Strecke nach Irk zurückgelegt, als Brownie plötzlich stehen blieb. Der Hund legte den Kopf schief, hörte auf Geräusche, die für seine Freunde nicht wahrnehmbar waren. Schliesslich legte er den Kopf in den Nacken und heulte. Jake und Toro wechselten einen Blick.

Es war dunkel, als  Quinn und Pamala aufbrachen. Ohne einen Laut von sich zu geben, flogen sie durch die Luft und suchten das Land unter ihnen ab. Schliesslich erreichten sie den Rand der Schlucht. Pamala gab Quinn ein Zeichen, worauf sie noch höher in den Himmel stiegen. Die Hexen überquerten die Schlucht. Unter ihnen flackerten Lichter. Hin und wieder drang ein Grollen zu ihnen. Die Späherinnen wechselten einen Blick und kehrten um. Alle Hoffnung war von ihren Gesichtern gewichen. Es waren tausende von Lichter gewesen. Eine riesige Armee. Und doch wussten sie nicht, ob noch eine andere Armee auf sie wartete. Sitzend wie eine Spinne in ihrem Netz, um zuzuschlagen wann sie am schwächsten waren. Doch Saltorsh Armee kämpfte nicht in der Nacht. Ein klitzekleiner Vorteil, denn sie bald voll ausschöpfen mussten.

Keine drei Stunden später landete Rave in der Kapitänskabine und weckte den Admiral. Verschlafen rieb der sich die Augen, war aber sofort hellwach, als er den Krieger erblickte. Seine Züge waren angespannt, seine Augen blickten grimmig. «Sarah hatte recht. Sie sind in der Maroja-Schlucht.» Maurizius runzelte die Stirn. «Wie viele?» «Zu viele», erwiderte Rave. Maurizius rieb sich über das Gesicht. «Na dann, werde ich wohl auch meine Männer aufbieten müssen.» Der Krieger fasste ihn an den Unterarmen. ES war ungemein selten, dass die Seeleute und Piraten auf dem Land kämpften. «Danke, Admiral.» Maurizius nickte ihm zu. «Dann sehen wir uns wohl auf dem Schlachtfeld wieder.»

«Papa!», flüsterte Clare. Ihr Vater breitete die Arme aus und lächelte seine einzige Tochter warmherzig an. «Komm her, meine Kleine», meinte er. Schluchzend warf sich die Söldnerin in seine Arme und hielt ihn ganz fest. Nach einer Weile löste er sich von ihr, hatte aber noch immer einen Arm um sie geschlungen. Clare sah, dass auch Andreas geweint hatte. «Ich wurde gebeten deine Prüfung abzunehmen.» Sie zog die Augenbrauen hoch. «Wie gestaltet sich denn die Prüfung? Gehörten die Bilder nicht dazu?» Andreas schüttelte den Kopf. «Leider nein. Die Prüfung gestaltet sich wie ein psychische Prüfung einer Schule.» Clare grinste etwas ungläubig. «Ernsthaft? Ist Carrie nichts Besseres eingefallen? Dabei wird immer so geheimnisvoll und ängstlich darüber gesprochen.» Ihr Vater lachte auf. «Glaub mir, es wird nicht so einfach wie es klingt!» Sie wurden wieder ernst. «Bereit?», fragte ihr Vater. Clare nickte. Daraufhin änderte sich das Bild. Sie standen am Waldrand neben einem reissenden Fluss. Ein Kind schrie. Der Klang kam aus einer brennender Hütte in der Nähe. Gleich darauf ein Schluchzen vom Fluss her. Eine schwangere Frau trieb mit einem Kleinkind im Wasser. Etwa fünf Meter entfernt lag eine Sirene auf der Lauer. «Wen rettest du?», fragte Andreas. Entgeistert starrte Clare ihn an. Der erwiderte ihren Blick traurig. Clare fackelte nicht lange. Würde sie zu lange warten, kamen alle um. «Die Frau mit ihrem Kind», flüsterte sie. Ihre Stimme klang heiser. Kaum hatte sie es ausgesprochen, war die Mutter und ihr Kleines in Sicherheit am Ufer. Die Schreie von der Hütte her waren verstummt. Verbrannt durch die Entscheidung der Gestaltwandlerin. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Ihr Vater nahm sie fest in die Arme.

Sam sprang auf, als der Vampirfürst mit seinen Begleitern aus dem Kreis trat. Der Meeresteufel meinte zu ihnen: «Ihr Vater wird die Prüfung abnehmen.» Dann setzten sie sich an den Waldrand. «Könnt ihr mir etwas sagen?», fragte Chase. «Du kennst die Antwort», erwiderte der Fürst mit wohlklingender Stimme. Neron begann zu Jaulen. Sam setzte sich neben ihn und nahm ihn in die Arme. Der Teufelstiger gab einen Laut von sich, ähnlich einem Winseln. Chase setzte sich ans Feuer und nahm den Kopf in beide Hände.

Nor presste sich auf den Boden. Mit langsamen Bewegungen robbte er an den Rand der Schlucht. Tobias befand sich etwa 800 m entfernt ebenfalls als Kundschafter. Ihre gesammelte Truppe aus Söldner, Krieger, Assassinen, Menschen und Hexen befand sich 10 Kilometer weiter, um sie nicht zu verraten. Nor tastete sich weiter an den Rand der Schlucht vor. Das Heer, das im Inneren der Schlucht lagerte, war unvorsichtig. Ihr Geschrei war bis weithin hörbar. Nun war er bis an den Rand der Schlucht vorgerückt. Vorsichtig streckte er den Kopf. Mit geübten Augen zählte er die Soldaten anhand de Zelte. Da ertönte ein lauter Schmerzensschrei. Nors Kopf flog herum. In der Mitte des Lagers konnte er ein Menschenmädchen ausmachen. Gefesselt an zwei Pfosten. Einer der Offiziere zwickte das Mädchen in die blosse Brust. Sie schluchzte. Eisige Wut brannte in Nor. Er spürte Tobias’ Magie, die an ihm zupfte. Alles in ihm sträubte sich, doch er folgte seinem Partner und entfernte sich von der Schlucht. «Morgen», flüsterte der Assassine ihm zu. «Dann werden wir sie retten.»

Wenig später teilte sich ihre kleine Armee auf. Eine Hälfte  würde von hinten kommen, die andere von vorne. Morgen würden sie angreifen. Zuerst diejenigen von vorne, um die Soldaten des Königs abzulenken. Anschliessend die Gruppe  von hinten, die in den ungeschützten Rücken des Heeres angreifen würden.

Sie sassen um ein Feuer herum, Brownie zu Toros Füssen, als sie sich endlich trauten nach ihrem Bruder zu fragen. «Er ist nach meinen letzten Informationen in Cargosh. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht mitkommen solle. Die Rebellen brauchen ihn.» «Wann war das?», fragte sie Jake. Den Blick, den Jake ihr zuwarf, sagte Toro bereits, dass sie keine Garantie auf seine Antwort hatte. «Sagen wir mal, zwei Monate nachdem Clare und Sam gegangen sind», erwiderte der Söldner schliesslich. Toro wandte den Blick ab. Sie spürte mehr, als sie es hörte, wie Jake zu ihr herüberkam. «Wir haben den alten Krieg überlebt. Wir alle. Also werden wir auch diesen überleben. Etwas anderes werde ich gar nicht zulassen.» Seine Stimme war eindringlich und leise. Toro wandte sich ihm zu. «Was macht dich da so sicher?» Ein Muskel zuckte in seiner Wange. «Jahrhunderte lang haben wir unter einem Tyrannen gelebt. Haben seine Grausamkeit überlebt. Also werden wir auch den offenen Krieg überleben. Wofür sind wir den vor diesem Mann gekuscht? Jedenfalls nicht um einen Millimeter vor dem Glück mit einer Klinge im Rücken zu sterben», murmelte Jake. Toro blickte ihm lange in die Augen. Er schaute kein einziges Mal weg. Da atmete sie tief aus, lehnte den Kopf an seine Schulter und flüsterte: «Danke.»

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