Ever a Moment, Wahrheit 13.

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Fireheart
Veröffentlicht: 22.09.2022 15:40
Aktualisiert: 22.09.2022 15:40
Kategorie: Fantasy
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Text

13.

Im Schloss gingen alle ihre Wege. Silas begleitete zusammen mit den beiden anderen Leibwächter, Jonathan und Dylan, die junge Lady durch den Wildpark. Hier und da hörte man das Zwitschern der Vögel. «Bald werden wir gehen müssen», murmelte die Frau leise genug, dass die Hofdamen, die ihnen entgegenkamen, sie nicht hören konnten. Die Wächter wechselten einen Blick. «Wohin?», fragte Dylan. Nach Hause», kam die geflüsterte Antwort. Betretene Stille breitete sich aus. Da erklangen Schritte auf dem Kies. Ein junger Mann bog um die Ecke. Graue Augen fokussierten sich auf die Gruppe. Er verbeugte sich. «Lady Lucia, Silas, Jonathan, Dylan.» Er nickte ihnen zu. Die Männer erwiderten die Verbeugung. Lady Lucia knickste. «Prinz Sebastian.» «Gefällt ihnen der Wildpark, Lady Lucia?», erkundigte sich der Prinz mit höfischer Charme. «Ja, eure Hoheit. Es ist angenehm, die Vögel zwitschern zu hören. Und die hübschen Farben der Blätter.» Sebastian nickte. «Ich liebe es mitzuerleben, wie sich die Blätter verfärben.» Lucia murmelte zustimmend. Silas berührte sie kurz am Arm. «Wir müssen gehen. Euer Treffen beginnt bald.» Lady Lucia nickte ihm zu, knickste vor dem Prinzen und meinte: «Entschuldigt uns.» Dann ging sie mit raschen Schritten davon, ihre wachsamen Begleiter immer dicht hinter ihr.

Sebastian sah ihr nach. Lady Lucia war schon seit vielen Jahren am Hof, und doch hatte er sie noch nie mit Freundinnen herumlaufen sehen. Sie wurde stets nur von ihren persönlichen Leibwächtern begleitet und war oft in der Stadt unterwegs. Sie hatte Geheimnisse. Er beschloss sich einmal ausführlicher mit der Lady zu beschäftigen. Lucia erweckte seine Neugier.

Clare sah sich selbst in einem Zelt stehen. Gemeinsam mit anderen beugte sie sich über eine Karte auf dem Tisch in der Mitte. Manche der Leute im Zelt kannte sie, andere hatte sie noch nie gesehen. Es sah nach einem Kriegstreffen aus. Im Ecken stand eine prachtvolle Rüstung, vor Jahrtausenden geschmiedet für die Königinnen des Reichs. Da stürzte Sarah ins Zelt. Die Augen hatte sie weit aufgerissen vor Grauen. Doch sie waren klar. «Morgen», keuchte sie, «Morgen werden wir sterben!»

Die Umgebung veränderte sich. Wurde zu einem prunkvollen Schlafzimmer. Eine alte Frau, ein Mensch, lag in einem Himmelbett. Der König von Saltorsh sass an der Bettkante und hielt ihr die Hand. An den Finger beider funkelten Ringe. In Clares Innerem wurde es mucksmäuschenstill, als sie begriff, was sie sah. Die Frau, die der König geheiratet hatte, war ein Mensch gewesen. Der König war kaum 150 Jahre alt gewesen, als sie starb. Nur wenige Jahre später hatte er den Krieg begonnen. Nun sah die Söldnerin das Sterbebett, der Königin von Saltorsh vor sich.

Jake, Toro und Brownie hatten sich endlich darauf geeinigt, wohin es gehen sollte und wanderten weiter nach Osten. Ihr Ziel war Irk um diejenige, die in der Stadt wohnten, zu informieren und um Hilfe zu bitten. Sie hatten den König viel zu lange gewähren lassen. Während der langen Wanderung erzählten sie sich ihre Geschichten. Und doch gab es eine Mauer zwischen ihnen, die vor dem Krieg nicht dagewesen war. 400 Jahre überwand man nicht so schnell.

Maurizius segelte mit der Hälfte seiner Flotte dem Eja-River entlang. Zwischendurch ankerten sie und luden weitere Soldaten und Krieger auf. Wie nach Raves Anweisung, brachte er  die Männer und teilweise auch Frauen ins Gebirge. Dort warteten bereits Tobias und Nor, um ihnen das Kämpfen in  unwegsamen Gelände beizubringen und sie auf das Heer des Königs vorzubereiten. Maurizius kannte beide nicht besonders gut. Mit Tobias, dem Assassinen hatte der Admiral bereits zu tun gehabt. Er war nett, manchmal etwas grimmig und kaum aus der Ruhe zu bringen. Da schien Nor das glatte Unterschied zu sein. Selbst im Aussehen waren sie so verschieden wie Feuer und Wasser. Nor war aufbrausend, sah in allem etwas Witziges und war praktisch nie ernst zu nehmen. Er fragte sich, ob sich das mit dem Krieg ändern würde. Nor hatte goldbraune Haut und silberfarbene Haare. In seinen Augen schienen Stürme gefangen zu sein. Auf dem Schlachtfeld waren Tobi und Nor jedoch ein eingespieltes und tödliches Team. Wer ihnen in die Quere kam, wurde beseitigt. Ohne Ausnahme. Der Admiral hörte Rufe, als Rave aus dem Nichts auf dem Heck erschien. Manche seiner Generäle grüssten den Krieger, der für die Seeleute nur ein Nicken übrighatte, bevor er Maurizius in die Kapitänskabine folgte. Dort setzte sich der Admiral hinter seinem Schreibtisch und blickte Rave erwartungsvoll an. Der lehnte sich gelassen an einen Stützpfosten und meinte: «Du kommst gut voran. Prinzessin Jeria hat die Hexen dazu gebracht Späher auszuschicken, die nach der Streitmacht des Königs suchen. Sobald wir mehr über dessen Standort erfahren, werde ich es dir melden.» Maurizius nickte und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. «Was hat die Seherin gesagt?» «Maroja-Schlucht. Dort findet sicher irgendwann ein Kampf statt, aber Sarah ist sich nicht sicher, ob dort auch die Streitmacht ist.» Er überlegte. «Lass die Hexen die Umgebung der Schlucht absuchen. Wenn sie das Heer finden, lasse ich die Soldaten losmarschieren. Die Visionen einer Seherin kann man nicht ändern.» Der Krieger sagte zu. «Sobald ich zurück bin, werde ich sie darüber informieren.»

Es war früher Morgen. Frost lag auf dem Gras und langsam erschien die Sonne am Himmel. Auf einem kleinen Bänkchen vor ihrem Haus, sass Clares Mutter, Ellen Waterford, und betrachtete den Sonnenaufgang. Da öffnete sich die Tür des Hauses und die zwanzigjährige Clare schlüpfte heraus. Sie setzte sich neben ihrer Mutter und eine Zeit lang hörte man nur das Rauschen des nahegelegenen Flusses und das Zwitschern der Vögel. Dann fragte Clare leise: «Wie war Papa so?» Ihre Mutter seufzte, nahm dann die Hand ihrer Tochter und blickte sie von der Seite an. «Dein Vater war immer davon überzeugt, das Richtige zu tun. Er kannte kein vielleicht. Nur Ja oder Nein. Er war ein bisschen wie du. Liebte es Abenteuer zu erleben. Andreas stürzte sich immer gleich ins nächste und liess nichts anbrennen.» Clare hatte den Kopf an die Schulter ihrer Mutter gelehnt, als diese verstummte.

Eine Träne rann Clare  über die Wange, als sie sich an die Momente erinnerte, in denen sie ihre Mutter nach Andreas Waterford gefragt hatte. Ihr Vater war gestorben, als die Söldnerin noch ganz klein gewesen war, weshalb sie keine Erinnerungen an ihn hatte. Die Momente, in denen ihre Mutter ihr etwas über ihn erzählte, waren so kostbar gewesen. Selbst nachdem ihre Mutter ein weiteres Mal geheiratet hatte. Obwohl kein Laut zu hören war, bemerkte Clare, wie sich ihre Begleiter ein paar Schritte entfernten. Sie runzelte die Stirn und fragte sich bereits, woran das lag, als vor ihr Schritte erklangen. Dann erschien ein Mann vor ihr, der ihr verdächtig ähnlichsah. Andreas Waterford lächelte seine Tochter warmherzig an.

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