Ever a Moment, Wahrheit 12.

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Fireheart
Veröffentlicht: 10.09.2022 08:05
Aktualisiert: 10.09.2022 08:05
Kategorie: Fantasy
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Text

12.

E

s waren bereits zwei Stunden vergangen, ohne dass sich etwas in der Schwärze geregt hatte. Sam sass gemeinsam mit Neron am Feuer. Still beobachteten sie, wie Chase um den Kreis aus Schwärze ging. Der Captian hob eine Hand und versuchte in die Schwärze zu fassen. Wirkungslos prallte er ab. Der Mann warf frustriert den Kopf in den Nacken. Dann kam er zu ihm und setzte sich hin. Sam reichte ihm die Wasserflasche. Chase nahm sie entgegen, trank jedoch nicht, sondern schüttete die kühle Nässe über seine Handfläche. Dort, wo sie die Schwärze berührt hatte, hatten sich Brandblasen gebildet. Als spürte er, dass Chase etwas auf dem Herzen lag, schlang Neron seinen flauschigen Schwanz um ihn. Der Captian  rieb sich mit der gesunden Hand über das Gesicht. Sam beobachtete ihn aufmerksam. Schliesslich sagte Chase mit rauer Stimme: «Clare hat darum gebeten, dass ich dir ihr Geheimnis verrate, falls … falls sie nicht zurückkommt. Sie bat mich darum, dir alles zu erzählen.» Sam erinnerte sich an ein Gespräch, das sie geführt hatten, sobald sie wieder auf dem Kontinenten gewesen waren. Du hast mir Dinge verschwiegen. Dinge von Bedeutung, hatte er damals zu ihr gesagt. Sam wusste, was dies nun war. Eine Entschuldigung. Er legte seinem Freund eine Hand auf den Unterarm. «Wie lange hat sie Zeit?» «Sonnenaufgang. Hat sie die Prüfung bis dahin nicht bestanden, werden wir sie nie wiedersehen», meinte Chase. Bis dahin waren es noch etwa drei Stunden. «Sie schafft es. Du darfst gar nichts anderes Denken. Und dann kann sie es mir selbst erzählen.» Chase nickte.

Sobald Rave den Admiral nach Tolkey gebracht hatte, machte er einen weiteren Sprung. Mitten während ihres Trainings, platzte er bei den Hexen hinein. Jeria nickte ihm zu und parierte gleich darauf den Schlag ihrer Gegnerin mit dem Schwert. Die Hexe holte zu einer Finte aus. Rave hatte sie erkannt. Tara Tirla, Randas Zweite. Wie es den Anschein machte, waren beide wieder gesund. Die Zirkelführerin unterbrach ihren Kampf mit Vivien und wandte sich dem Besucher zu. «Wie läufts?», fragte sie Rave und stützte sich auf ihr Schwert. «Die Armada steht bereit zum Kampf. Die Söldner brauchen jedoch noch etwas Zeit. Das was mir Sorgen macht, ist, dass wir die Armee des Königs nicht finden können. Niemand konnte sie bis jetzt finden. Nicht einmal Maurizius. Und der hat seine Finger ja überall im Spiel.» Randa brummte. Jeria hatte ihren Kampf mit Tara beendet und kam mit ihr und Lira auf ihn zu. «Kannst du mich mit zu Sarah nehmen?», fragte die Prinzessin. Lira verspannte sich neben ihr. Beruhigend legte Jeria ihr eine Hand auf die Schulter. «Vielleicht kann ich sie dazu bringen mir zu sagen, ob sie etwas gesehen hat», erklärte sie, als Rave und Randa sie nur anstarrten. Rave nickte. Jeria drückte ein letztes Mal Liras Schulter, bevor sie Rave bei der Hand nahm. Randa blickte sie an. «Ein Wort von dir und wir fliegen.» Jeria nickte. Und während sie sich mit Rave auf eine Reise machte, fügte Randa so leise hinzu, dass es nicht einmal Tara und Lira hörten: «Hexenkönigin.»

Jeria klopfte an die Zimmertür. Rave hatte sich auf den Weg zu ihren Freunden gemacht, sass nun mit Eram, Hannah; Brid und Tobias zusammen und informierte sie über das neuste. Ein dumpfes «Herein» drang durch die Tür und Jeria öffnete sie. Der Raum war spärlich eingerichtet. Ein Bett unterhalb des Fensters, einen Kleiderschrank und ein kleiner Schreibtisch. Sarah sass mit Jenna auf dem Bett. Die stand auf und verbeugte sich. Jeria winkte ab, protestierte jedoch nicht. Jenna und Tarek, ihr Zwillingsbruder, waren am Königshof von Bakar gross geworden und hatten als Diener gearbeitet. Jenna war Zofe gewesen. Nun ging sie in Richtung Tür um die Prinzessin mit ihrer Freundin allein zu lassen. Die Hand auf der Klinke blieb sie nochmals stehen, wandte sich um und sagte: «Ich bin froh, dass die Fünfzehn euch gerettet haben.» Jeria senkte den Kopf. «Ich ebenfalls», erwiderte sie. Dann war Jenna verschwunden. Einen Moment lang war es ruhig. Dann fragte die Prinzessin: «Wir brauchen deine Hilfe, Sarah.» Die Seherin sah auf. «Wofür?», fragte sie. Jeria lehnte sich an die Wand. Ihre grauen Augen schimmerten. «Wir können die Armee des Königs nicht ausfindig machen. Dabei musst du uns helfen. Du musst sie finden.» Sarah legte den Kopf schief. «Wonach soll ich suchen?» «Nach den Soldaten des Königs. Du weisst selbst wie du sie finden kannst.» Sarah nickte, schloss die Augen. Minuten vergingen. Schweisstropfen rannen ihr über das Gesicht. Auf einmal keuchte Sarah und riss die Augen auf. Schnell war Jeria bei ihr und nahm ihre Hände in die eigenen. «Was hast du gesehen?», fragte sie. Sarah atmete Schwer. Ihre Augen blickten unruhig hin und her. Dann begann sie zu sprechen: «Krieg wird in die Berge kommen. Soldat gegen Soldat. Macht gegen Macht. Dunkel gegen Dunkel. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir sterben werden in der Seele. Gezackte Berge und blaue Seen werden voll sein mit Blut.» Der Blick der Seherin klärte sich. Sie stöhnte auf, hielt sich den Kopf. «Maroja-Schlucht!» Jeria starrte Sarah an. Da klopfte es an der Tür. Jenna streckte den Kopf herein. Die ehemalige Zofe hatte kaum einen Blick auf ihre Freundin geworfen, als sie auch schon das Zimmer betrat und sich um Sarah kümmerte. Jeria verschwand lautlos.

Am nächsten Morgen fand Sarah eine Nachricht vor ihrer Zimmertür.

Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin. Die Situation hat mich überfordert. Tarek und Brid brechen bald mit den ersten Soldaten zur Schlucht auf. Wenn ihr wollt, können Jenna und du sie begleiten.

Jeria Bakea

Noch vor dem Mittag packten die Seherin und die Zofe ihre Bündel.

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