Ever a Moment, Wahrheit 11.

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Fireheart
Veröffentlicht: 10.09.2022 08:04
Aktualisiert: 10.09.2022 08:04
Kategorie: Fantasy
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Text

11.

E

s war stockfinster als Sam auf dem Schlaf hochschreckte. Da war etwas. Sobald sich seine Augen an die Dunkelheut gewöhnt hatten, konnte er Clare, Chase und Neron ausmachen. Die Söldnerin trug ihre Kampfmontur. Der Tiger lehnte sich an ihre Beine. Chase stand ebenfalls vollständig bekleidet bei ihr. Leise unterhielten sie sich. Dann trat Chase zurück. Clare kniete sich hin und drückte Neron einen Kuss auf die Stirn. Er leckte ihr übers Gesicht. Dann ging der Teufelstiger zu Chase. Als die Söldnerin sich aufrichtete, trat Sam zu ihr. Sie schien nicht zu bemerken, dass er nur eine Hose anhatte und starrte hinter ihn. Als der Assassine den Kopf wandte, sah auch er sie. In der Mitte der Lichtung stand der Vampirfürst, flankiert von einem übel aussehendem Monster und einem riesigen Vogel mit wunderschönen Federn. Ein Schiral. Sam blieb die Luft weg. Es hiess die kostbaren Vögel wären ausgestorben. Um die kleine Gruppe herum blühten die Blumen. Es schien kurz vor Mitternacht zu sein. Der Blick des Assassinen kehrte zu Clare zurück. Sie starrte ihn mit so vielen Gefühlen in den Augen an, dass es ihm unmöglich machte alle zu entschlüsseln. Sam beschloss, dass es ihm egal war, wer alles zusah, trat auf Clare zu und nahm ihren Kopf in beide Hände. Mit grossen Augen starrte sie zu ihm hoch. Der Mystiker behielt die Augen offen, als er seinen Mund auf den ihren senkte. Überraschung flackerte in ihren Augen auf. Da löste sich Sam bereits von ihr. Strich ihr mit dem Daumen über die Wange. «Komm zurück», flüsterte er und trat zurück. Clare warf ihren Freunden, die sie bis hierher begleitet hatten, einen letzten Blick zu. Dann trat sie zum Vampir. Der nahm ihre Hand, sagte etwas. Und mit einmal wurden sie von einer Schwärze verschluckt.

Sie hatte Angst gehabt, als sie den Fürsten und seine Begleiter erblickte. Sie hatte noch immer Angst gehabt, als Sam auf sie zukam. Als der Assassine sie mit seinem Kuss überraschte, hatte er die Furcht etwas gelindert. Doch als Clare auf den Fürsten, den Schiral und den Chef der Meeresteufel zuging, war sie wieder da. Selbst als sie die kühle, ausgestreckte Hand des Fürstens ergriff. Doch als die Dunkelheit ausbrach, war jedes Gefühl verschwunden. Wie weggewischt. Clare schrak herum, als ein Donnern ertönte. Sie hatte nicht gemerkt, wie das Gewitter aufgezogen war. Ein weiteres Geräusch gesellte sich dazu. Das Klirren, Metall gegen Metall. Um sie herum war Schlamm und Blut. Die Luft war geschwängert von Tod und Furcht. Es dauerte einen Moment, bis Clare begriff, wo sie sich befand. Die Söldnerin stand knöcheltief im Schlamm und Blut auf einem Schlachtfeld. Schreie erschollen um sie herum. Clare erkannte Gesichter. Ihre Freunde. Leute für die sie in den Schlund der Hölle selbst gehen würde. Die Gestaltwandlerin sah, wie jeder einzelne von ihnen abgeschlachtet wurde. Und sie selbst konnte nichts dagegen tun. Wie ein Geist stand sie da. Krieger und Soldaten, Verbündete und Feinde liefen einfach durch sie hindurch. Als wäre sie gar nicht da. Als würde sie nicht existieren. Da ertönte eine raue Stimme. «Der Hof ist das Einzige, was noch zwischen mir und meinem Ziel steht», sagte sie. Die Stimme des Königs. Die Szenerie veränderte sich. Clare stand am Waldrand. Sie beobachtete, wie der Vampirfürst aus dem Wald kam. Auf die Hütte zuging. In der Nähe rauschte ein Fluss. Der Eja-River. In seinen Armen hielt der Fürst eine jung aussehende Frau, die zitterte. Schrecken überkam Clare als sie erkannte, was sie da sah. Die Nacht in der Kat gestorben war und der Vampirfürst sie zu Jake und Rave brachte. Vorsichtig legte er sie auf der Veranda ab. Klopfte. In der Hütte flackerte Licht. Schritte ertönten. Dann wurde die Tür geöffnet. Licht strömte auf die Veranda und, die um 400 Jahre jüngere, Clare. Der Mann bückte sich, nahm die Gestaltwandlerin auf die Arme. Sein Blick wanderte zum Waldrand, blieb einen Moment an Clare hängen, als könnte er die Söldnerin sehen. Dann wandte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Clare wollte zur Hütte gehen, doch eine schuppige Hand hielt sie zurück. Der Meeresteufel war doppelt so gross wie Clare, ohne Mühe zog Chris sie mit sich. «Komm. Willst du mehr darüber erfahren, sollst du deine Freunde fragen.» Widerwillig folgte Clare ihm. Dann veränderte sich die Welt wieder. Sie reisten weiter in die Vergangenheit.

Circa 900 Jahre zuvor.

Kat war mehrere Wochen allein unterwegs gewesen. Nun hatte sie die Stadt erreicht. Magie kribbelte auf ihrer Haut, als sie durch die Tore ging. Doch die Wärter kannten sie und wussten, warum ihre Prinzessin gekommen war. Die Herrscherin der Winde betrat die Stadt. Es war ein Ort der Freiheit und des Glücks. Die verschiedensten Kreaturen wohnen und lebten hier. Es war ihr Zuhause. Hier wurde niemand gejagt, niemand gehänselt, weil er von anderer Rasse war. Die Stadt besass kunstvolle Architekturen und einfache Blockhäuser gleichermassen. Sie ging über eine Brücke. Unten, im Wasser, tauchte eine Sirene auf und winkte. Lachend erwiderte Kat den Gruss. Schliesslich erreichte sie das Stadthaus. Es war einfach und alt, besass aber die modernste Inneneinrichtung. Kat hob die Hand und klopfte. Wie von Zauberhand schwang die Tür auf und hiess sie willkommen. Die Prinzessin folgte dem Wind ins Wohnzimmer. Dort sass Carrie am Feuer. Die Gestaltwandlerin war uralt, wunderschön und ebenso tödlich. «Kat Creamil», begrüsste sie die Prinzessin mit kultivierter Stimme. Sie gehörten zur selben Familie, doch da ihre Blutlinie über die weibliche Linie weitergegeben wurde, war Kat zwar eine Prinzessin, doch nicht Carries Nachfolgerin. Kat setzte sich auf einen Sessel gegenüber von Carrie. Die beugte sich vor und nahm Kats Hände in ihre. «Ich hab dich herkommen lassen, um dich vorzubereiten. Auf das Kommen eines Krieges und das Kommen meiner Nachfolgerin.» Kat richtete sich unwillkürlich auf. Ein Krieg würde kommen. Carrie drückte ihre Hände, sah der Prinzessin eindringlich in die Augen. «In 200 Jahren wird ein König geboren. Anfangs wird er ein gerechter König sein. Doch dann wird er sich der schwarzen Magie zuwenden und Krieg über unsere Länder bringen. In diesen Zeiten wird ein Mädchen geboren werden. Sie wird bereits voller Macht geboren. Sie wird den Wind beherrschen, lernen ihre Gestalt zu wandeln und zu kämpfen. Und du, Kat, wirst ihr helfen. Du sollst sie vorbereiten.» Kat schluckte. «Wird unser Volk in diesem Krieg leiden?», fragte sie. Carrie fuhr der Prinzessin tröstend mit dem Daumen über den Handrücken. «Ja. 400 Jahre lang werden wir im Verborgenen Leben müssen. Doch dann wird sie und ihr Heer die Welt befreien. Die Möglichkeit dazu hat sie. Du musst ihr jedoch helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Versagt das Mädchen, werden wir sterben.» Kat beruhigte sich. Ihr Volk würde gerettet werden. Sie musste einfach daran glauben, dass die Nachfolgerin es schaffen würde. Eine Frage lag ihr auf der Zunge. Sie überlegte, was es sie kosten würde, sie auszusprechen. Schliesslich fragte sie: «Was ist der Preis.» Carries Augen schimmerten traurig. «Das Leben deiner Familie. Und auch du wirst sterben, um die Nachfolgerin zu beschützen. Sie muss gebrochen werden, um uns alle retten zu können. Ich selbst, werde mich, sobald sie geboren ist, in einen Geist verwandeln. Ich werde nicht mehr tun können, als zu warten, an dieses Haus gebunden.» Nun war es an Kat. Carries Hände zu drücken. In den grünen Augen loderte ein Feuer. «Dann werde ich dafür sorgen, dass es sich lohnt. All die Opfer. Ich werde dafür sorgen, dass das Mädchen die Riten und unser Reich kennenlernt. Dass sie kämpfen lernt.» Kat seufzte. «Und ich werde dafür sorgen, dass sie ein schönes Leben hat. Was es mich auch kosten wird.»

Das Bild verblasste. Stille Tränen liefen Clare über die Wangen. Kat hatte immer gewusst, dass sie sterben würde, damit sie leben konnte. Und trotzdem hatte ihre Cousine sie beschützt. Bis zum Schluss. Die Söldnerin spürte Federn an ihrer Hand, als der Schiral sie tröstend mit einem Flügel streifte. Eine neue Szene erschien. Ein Thronsaal in einem Palast aus Mondstein und Eisen tauchte vor ihr auf.

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