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Ausserirdische Väter

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Travelgirl
Veröffentlicht: 29.08.2022 09:21
Aktualisiert: 04.09.2022 09:46
Kategorie: Dies & Das
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Kurzbeschrieb:
Beruht auf einer wahren Begebenheit... ;)
Ach ja, und das mit den "Mistviechern" meine ich nicht so, ich mag Hühner schon irgendwie.

Text

Da müssen Ausserirdische gewesen sein. Exakt sechsunddreissig kleine Löcher in der Erde, jedes mit einem Durchmesser von vier Millimetern. Die Tiefe variiert zwischen zwei und vier Centimetern. Gestern waren sie noch nicht hier. Gestern, als ich die neuen Gartenplatten verlegte. Und nun, rund achtzehn Stunden später, befinden sich diese seltsamen Zeichen in der Erde zwischen den neuen Platten. Unregelmässiges Muster, keine Botschaft erkennbar. Auch mit schiefgelegtem Kopf nicht. Wenn man auf die andere Seite steht, wird man noch ratloser als ohnehin schon. Wenn man das Ganze aus dem Handstand betrachtet, dann könnte man behaupten, die Ausserirdischen Besucher hätten uns ein Warnzeichen hinterlassen. Eine ziemlich wirre Warnung um ehrlich zu sein. Zwar muss man bei dieser Betrachtungsweise vermerken, dass das Gehirn durch die gute Durchblutung eine höhere Leistung aufweist, wenn es auf dem Kopf steht. Doch mein Hirn fühlt sich nicht wirklich klarer an, wenn es einmal umgedreht wird. Also doch kein Warnzeichen? Auch weitere Beweise sind keine zu finden. Sosehr man es auch dreht und wendet, interpretiert und dichtet. Wie wären die Aliens denn hierhingekommen? Geflogen, Zwischenstop in unserem Garten und dann total geschockt sofortiger Rückzug, auf gen wo auch immer!?

Hühner. Wahrscheinlich waren es die Hühner aus dem Nachbargarten. Ein Hühnerschnabel hat einen Durchmesser von fünf Millimeter und eine durchschnittliche Länge von zwei Centimetern. Das ist zwar zu kurz, wenn man dieses Mass mit der Tiefe der Löcher vergleicht, doch letzte Nacht hat es geregnet. Und dadurch könnten sie ja tiefer geworden sein…

Diese Mistviecher. Jeden zweiten Tag, normalerweise zwischen zwei und vier Uhr nachmittags, stolzieren sie durch unseren Garten, gackern durch die Gegend und schleichen sich an unsere saftig grünen Salate. Bis sie nicht mehr saftig grün, sondern trocken-olivfarben  und an den Rändern braun sind. Und nun haben sie etwas Neues entdeckt; hilflose Regenwürmer und verwirrte Käfer, welche kurz zuvor zwischen den Platten unseres neuen Gartenplätzchens ein neues Zuhause gefunden haben. Naja, so schade ist es ja auch nicht um die Kleinen. Doch die Hühner! Dass sie es überhaupt noch wagen, unser Grundstück zu betreten, und unseren Garten zu verunstalten. Mich in die Irre zu führen und anzugeben, die Invasion der Marsmännchen hätte begonnen, letzte Nacht, in unserem Garten!

Mein Vater. Es war mein Vater. Beweise dafür sind vorhanden. Erstens kann man an der Mistgabel Rückstände unserer Gartenerde finden. Zweitens hat es der Angeklagte zugegeben. Er wollte nur die frische Erde lockern. Eine achtlose Geste, man benötigt nicht mal zehn Sekunden für die Tat. Keine Ausserirdische. Keine Hühner. Nur ein Vater. Ein harmloser Vater mit Mistgabel. Und einer Tochter mit Faible für ausgefallene Überlegungen.

 

Kommentare

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Am 05.09.2022, Wolf16
Hi Travelgirl
Bist du sicher, dass es nicht doch die Ausserirdischen waren, vielleicht kontrollieren sie deinen Vater.

Ich fand es ist ein richtig toller Text. Zum schmunzeln und doch bleibt es bis zum Ende spannend. Hast meinen Tag gerettet. Habe jetzt wieder gute Laune nach meinem Käferdrama.

Freundliche Grüsse
Wolf16