Ever a Moment, Wahrheit 9.

Cover
Fireheart
Veröffentlicht: 21.08.2022 09:45
Aktualisiert: 21.08.2022 09:45
Kategorie: Fantasy
Bewertung:
Deine Stimme wird abgegeben.
Bewertung: 5.0 von 5. 1 Stimme(n).
Klicke auf die Sterne, um den Text zu bewerten.

Text

9.

D

er ehemalige Captian der Garde von Fanjari stand bis zu den Hüften im kalten Wasser und tauchte seinen Kopf unter. Sam sass am Ufer und betrachtete stumm und leer das Wasser. Er hatte kaum einen Blick übrig für die Muskeln an Chase’ Oberkörper. Ein Oberkörper für die Männer und Frauen gleichermassen einen Mord begehen würden. Sam weigerte sich daran zu denken, zu was er selbst in jungen Jahren auf der Strasse gezwungen worden war. Er hatte ihm alles erzählt. Von dem Wölfen, dem Ring und Kats Besuch. Und von dem Buch. Chase war nur dagestanden. Hatte keinen Mucks von sich gegeben. Als Sam geendet hatte, war Chase nur zum Bach gegangen, hatte sich das Shirt über den Kopf gezogen und war untergetaucht. Es schien, als bräuchte er einen Moment für sich. Einen Moment, um alles zu verarbeiten. Chase tauchte wieder auf. Seine Augen hatten blickten nicht mehr so leer, als er sich das Wasser aus den Augen rieb. Neron kam an getappt und stellte eine Pfote ins Wasser. Als wäre es giftig, zuckte er zurück. Das Wasser war eiskalt. Chase kam aus dem Fluss und schüttelte sich. Der Teufelstiger fauchte, als Wassertropfen ihn trafen. «‘tschuldigung, Neron!», nuschelte Chase und fragte Sam: «Kann ich das Buch sehen?» Seine Stimme klang heiser, als hätte er sie zu lange nicht benutzt. Sam bejahte und ging neben Chase her, zurück zu ihrem Lager. Der Captian hatte sich das Shirt wieder übergezogen und Neron sprang um sie herum. Obwohl die Teufelstiger zur Katzenfamilie gehörten, fand Sam, dass sich der Tiger manchmal eher wie ein Hung benahm. Um sich und auch Chase abzulenken, fragte Sam: «Du bist unterblich, aber was ist deine Magie?» Chase kraulte Neron gedankenverloren hinter den Hörner. Der Teufelstiger bedankte sich mit einem Schnurren. «Ich bin ebenfalls Gestaltwandler. Doch meine Magie ist so gering, dass ich mich, abgesehen von kleinen Veränderungen, nur bei grösster Konzentration und Not vollständig verwandeln kann. In den letzten Jahrzehnten ist es etwas besser geworden.» Chase zuckte mit den Schultern. «So ist es eben, wenn man einen magischen Scheisskerl als Vater hat, der nicht an die Konsequenzen denkt, wenn er es mit einer Menschenfrau treibt.» Verachtung tönte aus seiner Stimme heraus. Sam kniete sich neben seinen Decken hin und öffnete sein Bündel. «Meine Eltern waren beide Magier. Was meine Mutter nicht daran gehindert hatte, mich auf die Strasse zu setzen.» «Dumme Kuh», erwiderte Chase grummelnd. Sam lachte auf, wickelte das Buch aus der Decke und reichte es Chase. Der bestaunte die feinen Goldarbeiten auf dem Umschlag ohne Titel. «Hast du es je geöffnet?», fragte er. Sam verneinte. «Es kam mir irgendwie wie einen Verrat vor.» Chase schlug es in der Mitte auf, las die Wahrheit darin. Dann klappte er es wieder zu und gab es Sam zurück. «Öffne es, wenn du spürst, dass es so weit ist. Das Buch wird dir die Wahrheit zeigen.» Chase vermutete, dass es ziemlich bald so weit sein würde. Der Assassine hatte das Buch kaum verstaut, als auch schon der Schrei eines Falken ertönte. Neron miaute vor Freude, als der Vogel landete und sich Clare verwandelte. Chase warf ihr einen Apfel zu. Gefunden hatten sie die Äpfel in einem geflochtenen Korb, keine zwei Tagesmärsche entfernt. Nun biss Clare krachend hinein, während sie begeistert von einem Flecken Erde berichtete, das sie auf ihrem Flug gesehen hatte. «Die Lichtung war übersät von kleinen Wildblumen. Schmetterlinge flogen herum. Ich hab sogar einen Kolibri entdecken können! Und dann noch der Wind! Wenn dieser Krieg vorbei ist, werde ich dort mein Haus bauen» Sam lächelte. Es erstaunte ihn, die Gestaltwandlerin so fröhlich zu sehen, nur ein paar Stunden vor ihrer Prüfung entfernt. Entspannt begann er seine Decken einzupacken. Seine Freunde folgten seinem Beispiel. Selbst Neron faltete seine Decken, wie sie es ihm gezeigt hatten, vorsichtig mit seiner Magie zusammen. Als er Clare mit einer Pfote antippte, wandte sich ihm lächelnd zu und legte ihm die beiden Decken auf das dicke Fell am Rücken. Ohne hinzusehen, befestigte Sam die Decken mit Strängen warmen Wassers. Neron miaute und liess sich auf den Hintern plumpsen, um darauf zu warten, bis seine Freunde ebenfalls so weit waren.

Rave wusste nicht, warum er darauf bestanden hatte, selbst ins Roragebiet zu gehen und den Soldaten zu helfen. Doch nun war er hier Die Luft war schwül, für  die Silver Bay jedoch geradezu angenehm. Palmen schaukelten im sanften Wind. Die Armada befand sich in der Bucht bei Tolkey. Doch ein paar Piraten waren noch hier. Rave ging die Strasse entlang. Es roch nach dem Salz, dass sie hier aus dem Wasser filterten und gebratenem Fisch. Rave folgte der Strasse, bis ein Holzschild auftauchte. In goldenen Lettern stand der Name der Taverne, Meeresturm, darauf geschrieben. Rave trat ein. Eine jung Frau stand hinter dem Tresen und bediente die Kunden. Piraten sassen bei einem Humpen Bier an den Tischen. Viele waren bewaffnet. Wachen, darauf bedacht in der Menge unterzugehen. Rave trat zum Tresen. Die Kellnerin reichte einem alten Piraten sein Bier und ging dann zu Rave. «Hier die Treppe rauf, dann den Gang herunter, die dritte Tür links. Er bittet euch zu klopfen», meinte sie zu ihm, nahm mehrere Gläser und begann sie abzutrocknen, der Krieger hielt sich nicht damit auf, zu fragen, woher die Kellnerin wusste, wer  er war. Er würde es früh genug erfahren. Rave folgte der Anweisung der Frau. Immer wieder standen Piraten herum. Rave ignorierte sie. Dann erreichte er die Tür zum Büro. Er klopfte zweimal, gleich nacheinander. Einen kurzen Moment lang war es still. Dann dröhnte eine tiefe Stimme. «Herein!» Rave holte Luft, öffnete die Tür und trat ein.

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden. Kommentiere den Text über den Kommentieren-Button.