Ever a Moment, Wahrheit 7.

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Fireheart
Veröffentlicht: 13.08.2022 10:08
Aktualisiert: 13.08.2022 10:08
Kategorie: Fantasy
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Text

7.

I

n Cargosh ging es geschäftig zu. Brid ging zusammen mit Eram einkaufen. Rave, Nor, Tobias, Hannah und Tarek arbeiteten am Zauber weiter. Suchten nach defekten Stellen und verstärkten ihn. Sarah sass alleine in ihrem Zimmer und versuchte Visionen zu erzwingen. Das Ergebnis waren verschwommene Bilder, Schwindel und Übelkeit. Sie erreichte geradeso noch die Toilette, bevor sie sich erbrach. Irgendwann kam Jenna zu ihr und hielt der jungen Seherin die Haare zurück, während sich diese die Seele aus dem Leib kotzte. Und noch etwas weiter entfernt auf dem grossen Platz vor dem Schloss marschierten Soldaten auf. Leute versammelten sich um sie herum. Ein Mann in zerschlissenen Kleidern wurde auf die Knie gezwungen. Er weinte und flehte die Soldaten an, ihn gehen zu lassen. Stattessen teilten sie sich, um einen schwarz gekleideten Mann durchzulassen. In der Hand hielt er eine grosse Axt. Der Henker. Der andere Mann, der Verräter, machte sich in die Hose. Gleich darauf schlug der Glockenturm sechs. Der Kopf des Verräters kullerte zu Boden. Jubel erscholl, während Blut von der Axt tropfte.

Weit oben in den Turmzimmern des Schlosses sahen die Höflinge und Hofdamen dem Spektakel zu. Eine junge Frau jedoch, hielt sich im Hintergrund. Mit leeren Augen starrte sie auf den Mann. Er hatte nichts Schlimmes getan. Nur seine Pflicht. Und wegen dieser Pflicht hatte er sterben müssen. Eine behandschuhte Hand berührte sie am Ellbogen. Ihr engster Freund und Leibwächter meinte zu ihr: «Es ist Zeit in eure Gemächer zurückzugehen, Lady.» Sie nickte und folgte ihm. Begleitet wurden sie von zwei weiteren, als Höflinge verkleideten, Leibwächtern. Sobald sie den Pulk verlassen hatten, murmelte Silas neben ihr leise: «Wir werden ihn nie vergessen, Lady.» Die junge Frau legte ihm eine schlanke Hand auf den Unterarm. «Das werden wir nicht», erwiderte sie.

Ebenfalls im Schloss, jedoch im Thronsaal, stand der König auf, die Hand am Schwert. Seien Ratgeber knieten vor ihm. «Die Truppen sollen noch heute losmarschieren! Es wird Zeit diese nichtsnutzigen Leute zu vertreiben. Jeder Protest MUSS niedergeschlagen werden!» Rasch standen die Politiker auf, verneigten sich tief vor ihrem Herrscher und gingen hinaus. Nur ein junger Mann, mit strohblondem Haar und grünen Augen blieb zurück. Er wartete, bis der König, der sich wieder gesetzt hatte, ihm die Erlaubnis zum Sprechen gab. Dann meinte er: «Wollte ihr alle Länder erobern und ihre Bewohner massakrieren, so dass es zum Schluss nur noch Leute aus Saltorsh gibt, Vater?» Der König lachte und lehnte sich zurück. «Du hast mich schon immer zum Lachen gebracht, mein Sohn. Natürlich nicht. Nur diejenigen, die sich gegen mich erheben. Du darfst nun gehen», fügte der König hinzu. Wortlos verliess der Prinz den Thronsaal und machte sich auf den Weg zu den Übungsplätzen. Er konnte etwas Ablenkung gebrauchen.

Eram stand mit Rave auf dem Dach ihres Unterschlupfs. Sie standen schon eine Weile da und starrten ins Leere, als Brid zu ihnen kam. «Was ist los?», fragte er. Rave schüttelte nur den Kopf. Da legte Eram ihn eine Hand auf die Schulter und nickte ihm aufmunternd zu. «Der König», Rave musste schlucken, «hat ein Hexenzirkel massakriert. In Domkosh. Ihre Köpfe liess er an der Schlossmauer des ehemaligen Königsschlosses aufspiessen.» Brid erbleichte. Domkosh war als Reich der Hexen bekannt. Die Buraia war ihr Reich . Niemand sonst kam so gut mit der Hitze in der Wüste klar. Natürlich gab es aber auch Hexen, die an anderen Orten lebten. Es gab die Hexen «Ohne Heimat", die  immer reisten. Zu ihnen gehörten auch die Fünfzehn. In Marlosh gab es hauptsächlich die Rava-Hexen, die im Dschungel lebten. In Domkosh waren es die Buraia-Hexen. «Wie ist das möglich?», fragte Brid. Eram zuckte mit den Schultern. «Weiss nicht. Aber davon abgesehen hat es der König ja auch hingekriegt den ganzen Kontinenten und fast ganz Marlosh einzunehmen.» Kurz war es still. In der Ferne hörten sie den Fluss rauschen. Dann meinte Rave leise: «Damit ist er gemacht, der Anfang des Krieges.» Eram blickte ihn an. «Ja, aber … was gibt es denn überhaupt noch zu erobern?» Auf Erams Frage hin erwiderte Rave: «Ich weiss es nicht. Aber … Jake und Clare wissen es. Das wird mir jetzt erst klar. Der Grund, warum Clare nicht wollte, dass Sam sie begleitete, der Grund, warum Jake alleine gegangen ist. Sie wissen, warum der König diesen Krieg anzettelt.» Rave schluckte. «Und dieses Wissen, ist etwas für das der König foltern wird, um es geheim zu halten.» Die Gesichter seiner Freunde waren erbleicht.

Tage vergingen. Chase und Clare wechselten sich mit dem Jagen ab, während Sam weiterhin kochen musste. Als er es einmal gewagt hatte zu protestieren, hatte Chase ihn nur gefragt, ob er verkohltes, schlecht gewürztes Fleisch lieber hätte. Danach wurde nie mehr über die Aufgabenverteilung gestritten. Sam beobachtete, wie Clare zum wiederholten Mal in ihrem Bündel wühlte. «Suchst du was?», fragte er sie. Die Gestaltwandlerin warf ihm einen Blick zu und öffnete den Mund als wollte sie etwas erwidern. Dann schloss sie ihn jedoch wieder, schüttelte nur den Kopf und band ihr Bündel wieder zu. Chase war mit Neron jagen gegangen. Der Teufelstiger war bereits fast so gross wie ein ausgewachsener Tiger. Er hatte bereits das ein oder andere Grosswild angeschleppt. Seit seiner ersten Jagdbeute musste er immer mit seinen Freunden teilen. Etwas das ihm nichts auszumachen schien. Nun kam Clare zu ihm herüber. Sie setzte sich neben Sam, nahm einen Dolch hervor und begann vorsichtig damit sich mit einem Dolch die Fingernägel zu säubern. Eine Weile war es still. Dann brach es aus Clare heraus. Sei steckte das Messer ein, stand auf und tigerte unruhig auf und ab. «Es macht mich krank!», rief sie erbost. «Was macht dich krank?», erwiderte Sam, wie die Ruhe in Person. Clare verwarf die Hände. «Die Ungewissheit. Während wir hier im Wald bleiben, könnte alles Mögliche geschehen sein. Der König könnte bereits die ganze Welt erobert haben, ohne dass wir es wissen. Wir haben keine Ahnung wie es den anderen ergeht. Jake, Jeria, Rave und so viele. Wir wissen nicht, wann wir sie wiedersehen. Wir wissen nicht, ob wir sie überhaupt einmal wiedersehen werden.» Sam sah die Verzweiflung in den grünen Augen. Die nackte Angst. Er stand auf und ging zu ihr. Da sie ihn mit ihrem auf und ab tigern nervös machte, fasste er sie am Unterarm und hielt sie fest. Clares ausdruckstarke Augen wandten sich ihm zu. «Wir können jederzeit nach Cargosh zurückkehren. Und schau dich mal um. Es ist keine Schwärze eingebrochen. Also wird der König wohl noch nicht gesiegt haben.» Clare wandte den Blick ab. Ihre Stimme war brüchig. «Wir haben den Dark Forest bald erreicht. Es… Ich… Ich habe dort eine Aufgabe. Und schaffe ich es nicht, wird der König gewinnen.» Sam zog die Augenbrauen hoch. «Du scheinst dem eine ziemlich grosse Bedeutung beizumessen.» Clare schnaubte. «Es HAT eine grosse Bedeutung.» Sam legte ihr einen Finger unters Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. Trotzig funkelte sie ihn an. Leise flüsterte Sam ihr zu: «Du wirst diese wichtige Aufgabe nicht alleine bestreiten müssen.» «Du weisst nicht mal um was es geht», erwiderte Clare schroff. «Nein, aber deine Freunde werden immer bei dir sein. Hier drin.» Mit diesen Worten legte sich Sam eine Hand aufs Herz. Clare blickte mit funkelnden Augen zu ihm auf. Sam wappnete sich für eine Abfuhr. Da lächelte Clare ihn an und meinte: «Du Softie.» Sam lachte laut. Nach kurzem überlegen stimmte Clare mit ein. Und ihr Lachen. Es war voll. Es kam von Herzen. Und es durchbrach einen Schutzwall, der bereits seit 70 Jahren unberührt gewesen war.

Als später alle anderen schliefen und nur Neron Wache hielt, stand Sam von seinem Platz auf, nahm Clares Ring hervor und legte ihn zurück in ihr Bündel.

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