Ever a Moment, Wahrheit 4.

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Fireheart
Veröffentlicht: 31.07.2022 11:15
Aktualisiert: 31.07.2022 11:15
Kategorie: Fantasy
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4.

Auch Rave erfuhr davon. Er gab den Hexen einen ganzen Tag Zeit sich zu entfernen und Rast zu machen. Dann konzentrierte er seine Gedanken auf den Zirkel und raste durch Raum und Zeit. Ohne auch nur einen Schritt gemacht zu haben, tauchte er auf der Lichtung im selben Augenblick auf, wie er in seinem Zimmer verschwand. Die Hexen drehten sich zu ihm um, die Schwerter gezückt. Am gegenüberliegenden Ende der Lichtung befand sich eine Höhle. Randa steckte als erste ihre Waffe weg und kam, um Rave zu begrüssen. «Warum hattet ihr sie nicht eher befreit?», fragte sie ihn barsch. Der Magier senkte beschämt den Kopf. «Zuerst wollten wir sie bei der Hinrichtung befreien. Dann wurde sie verschoben. Es war zu gefährlich für uns in die Verliese zu gehen. Wir haben viele unerfahrene Kämpfer dabei. Ich weiss das hört sich jetzt eigennützig an, aber wir konnten es uns nicht leisten Leute zu verlieren. Nicht mit dem Heer, das wir am Aufbauen sind.»  Randa und ihre Hexen sahen ihm allesamt kalt in die Augen. Rave lief ein Schauer über den Rücken herunter, liess sich aber nichts anmerken. Die dunkelhäutige Hexe hinter Randa nickte ihm schliesslich zu und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Randa und Meron folgten ihnen, während sich die restlichen Hexen wieder ihren Arbeiten zuwandten. Ualda führte ihn tief in die Höhle hinein. 3 Biegungen nach rechts, 2 Abzweigungen nach links. Dann ertönte auf einmal leises Husten. Gleich darauf eine besänftigende Stimme. Sie bogen ein letztes Mal nach rechts ab. «Jeria!», stiess Rave aus. Die beiden Hexen, die die Kranken überwachten, wandten sich zu ihm um. Eine der Zwillinge stellte sich kaum merklich vor Jeria. Die stützte sich mühsam auf die Arme, während Tara reglos liegen blieb. «Rave», krächzte die Prinzessin. Ihre geschundenen Stimmbänder verunstalteten ihre reine Stimme, ganz zum Verdruss von Jeria. Rave kam auf sie zu. Widerstrebend liess Lira ihn passieren. Der grosse Mann setzte sich auf die Bettkante, während sich die Prinzessin wieder in die Kissen sinken liess. «Wie geht es dir?», fragte er leise. Jeria lächelte sanft. «Es ging mir schon besser, aber auch schlechter.» Tränen traten Rave in die Augen, als er die vielen schwarzen Narben an ihren Armen wahrnahm. «Wie geht es den anderen?»,  fragte Jeria. Rave seufzte und fuhr sich durch das Haar. Es war gewachsen, stellte Jeria fest. Es reichte ihm fast bis zum Kinn. «Es ging uns allen schon mal besser», meinte er schliesslich. «Alle sind nervös. Sarah streift seit Tagen wie ein Geist durchs Haus. Der König hätte sich schon lange auf den Weg machen können uns zu vernichten, doch seit einigen Tagen ist er wie vom Erdboden verschluckt. Sarah meinte sie habe vor zwei Wochen merkwürdige Wolken verspürt.» Ualda meldete sich zu Wort: «Aber Gestern war er noch da. Sein Geruch hing noch frisch im Raum.» Kurz verschleierten sich Jerias Augen. Dann griff sie nach Raves Hand. «Clare. Ist sie zurück?» Der Ausdruck in seinen Augen sagte mehr als tausend Worte. Leicht schüttelte er den Kopf. «Glaubst du dass sie es schaffen?», fragte Jeria besorgt. Lira stand angespannt daneben. Es machte sich nervös einem Teleporter so nahe zu sein. Doch die Prinzessin traute ihm. Rave erwiderte: «Ja. Ich weiss es. Sie werden uns nicht enttäuschen.» «Kannst du dich nicht zu ihnen teleportierten? Hier hast du es doch auch geschaft.» Rave verneinte. «Mein Ziel darf sich nicht zu weit entfernt haben, wenn ich mich beim Teleportieren auf Lebewesen fokussierte. DA ich euch gestern beim Schloss gesehen habe, wusste ich, dass ihr euch noch in der Toleranzgrenze befindet. Bei Clare und Sam hab ich jedoch nicht den blassesten Schimmer, wo sie sich momentan aufhalten könnten.» Enttäuscht senkte Jeria den Blick. «Hör mal, Jeria», meinte Rave. Jeria hob den Blick und sah ihn an. «Der Ruf haben wir ausgesendet. Die Männer und Frauen werden bald bereit sein. Wo sollen sie sich sammeln?»  Die Prinzessin wechselte einen Blick mit den Hexen. Randa deutete ein Nicken an. «Wir werden mit dir gehen», sagte sie nur. So wandte sich Jeria wieder Rave zu. Ihr Entschluss stand fest. Schick sie zusammen mit den unseren als Offiziere und  Generäle nach Fanjari. In der Ausläufern der Taramos nahe des Dark Forest werden  sie trainieren, bis wir einen Standort von dem Heer des Königs haben.» «Was ist mit den Schiffen der Rorainseln?» Jeria rieb sich ihre pochende Stirn. Bald würde sie sich ausruhen müssen. «Die Hälfte kommt durch den Eja-River nach Katjal und wartet dort auf andere Anweisungen. Tobias bleibt dort. Die andere Hälfte bewacht die Inseln.» Rave nickte. Er würde es an Maurizius weitergeben. Der Halbmensch, mit einer menschlichen Mutter und einem Arschloch von Magier als Vater, war der Befehlshaber der Schiffe, der Rorainseln. Ein nicht anerkannter Admiral. Leise flüsterte Rave: «Ich dachte immer, ich würde Clare und Jake kennen. Ihre Wahrheit. Doch mittlerweile frage ich mich, ob ich sie überhaupt jemals kannte.»  Jeria drückte ihm die Hand. Langsam fielen ihr die Augen zu. «Du wirst es herausfinden», murmelte die Prinzessin. Dann trug sie der Schlaf fort.

Später sass Rave nachdenklich auf dem Boden seines Zimmers. In der Hand hielt er ein dünnes Band, schwarz und geflochten aus Pferdehaar. Alle Rebellen aus ihrer Gruppe besassen eins. Niemand hatte je nachgefragt warum. Auch Rave hatte es nie gewagt. Ein Klopfen erklang an der Tür. Der Krieger sah auf und rief denjenigen, der vor der Tür stand, herein. Sie öffnete sich und Eram schlich sich hinein. Der Söldner setzte sich neben ihn, mit dem Rücken zur Wand. Eine ganze Weile sagte niemand etwas. Schliesslich sagte Eram in die Stille hinein: «Weisst du, manchmal frage ich mich: Warum das alles? Warum muss es diesen Krieg geben? Die damit verbundenen Verluste? All die Qual? Warum musste der König all diese Feldzüge machen? Warum will er überhaupt die ganze Welt erobern?» Rave spürte, wie Eram den Kopf auf seine Schulter legte. «Ich weiss es nicht», erwiderte Rave. Sein Blick war weiterhin starr auf das geflochtene Band gerichtet. Eram blieb einfach bei seinem Freund. Er blieb und leistete ihm stumm Gesellschaft. Schliesslich begann Rave von seinem Besuch zu erzählen. Und Eram hörte nur zu. «Weisst du», fügte Rave am Schluss noch hinzu, «früher war die Welt anders. Bevor der König seinen Feldzug begann. In jeder Gasse hörte man das Lachen Kinder. Als wir klein waren schwammen Jake und ich oft um die Wette. Wer am schnellsten den Eja-River überqueren konnte.» Bei der Erinnerung huschte ein Lächeln über sein scharfen Gesichtszüge. «Jake war gut. Doch ich war besser.» Eram musste Lächeln. Rave wandte sich dem Söldner zu und fragte ihn: «Warum kenne ich sie plötzlich nicht mehr?» Verzweiflung schwang im Unterton mit. Eram legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. «Jeder verändert sich immer wieder. Im einen Moment harmoniert alles, im anderen hat man Krach miteinander. So ist das Leben.» Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. «Das weiss selbst ich als Mensch. Auf jeden Fall… Nichts schliess aus, dass sie dich mit ihrer Verschwiegenheit nicht einfach schützen wollen.» Rave schnaubte leise. «Wovon?» «Glaub mir, es gibt weit schlimmeres als körperliche Folter, schwarze Magie oder den Tod.» Rave blickte Eram überrascht an. Der Mann hatte so verbittert geklungen. Noch bevor er etwas erwidern konnte, stand Eram auf, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und sagte noch zu ihm, bevor er das Zimmer verliess: «Grüble nicht zu lange, ja? Sonst wird das Essen kalt.»

 

Kommentare

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Am 07.08.2022, Fireheart
Hallo welcome home!

Es ist kein Problem, dass du in letzter Zeit nicht mehr dazugekommen bist zu lesen. Mit Episode 3 bin ich auch noch gar nicht weit, obwohl ich bereits in der letzten Schulwoche mit der Grobfassung von Wahrheit fertig war. Zu Anfang kommt einfach gleich solch eine schwierige Szene. Eine, die in anderen Formen dann immer wieder kommt. Daher kann es gut und gern lange dauern, bis ich mit Episode 3 fertig bin. Besonders da ich noch ein weiteres Projekt angefangen habe.

Liebe Grüsse
fireheart
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Am 03.08.2022, welcome home
Hoi Fierheart :)

Es ist weiterhin sehr spannend, deine Geschichten zu lesen, auch wenn ich in letzter Zeit nicht mehr so dazu gekommen bin. Ich würde hier beim ersten Teil einen Abschnitt machen, da es sehr viel Text ist, ansonsten habe ich nichts anzumerken. Ich freue mich auf das, was noch kommt.

Lieber Gruss
welcome home :)