The life behind me 2

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feather_writes
Veröffentlicht: 20.07.2022 11:14
Aktualisiert: 20.07.2022 11:14
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Kurzbeschrieb:
Sie verbindet nichts. Bis auf eine Kette, ein Armband, ein Ring und ein Gedicht mit mysteriösen Koordinaten.

Text

The life behind me

 

Jasmine

Scheiße. Ich wusste es war keine gute Idee gewesen jetzt um die Zeit noch durch sein Territorium zu laufen. Warum hatte Grace nur immer so hirnverbrannte Ideen, mit denen sie uns in Schwierigkeiten brachte. Nun kamen sie nicht mehr vor und zurück, denn Jays Gang hatte sich um uns zwei herum positioniert. „Na, wo wollen die hübschen Damen denn um die Zeit noch hin?“, fragte Jay provokant. Ich spürte, wie blanke Wut in mir hochstieg. Zu gern wäre ich auf ihn losgegangen, doch das wäre jetzt nicht die beste Lösung. Wobei ich nichts dagegen hätte ihm wehzutun, aus zweierlei Hinsicht. Ich hatte mich nämlich in das Bandenoberhaupt unserer schlimmsten Feinde verliebt. Und er wusste davon. Ich hatte es ihm schon ziemlich benebelt auf einer Party erzählt. Gut ausgegangen ist es nicht, denn er lachte mich nur aus, ging dann zu einem anderen Mädchen auf der Party und begann sie demonstrativ zu küssen. Seitdem hatte ich immer solche Phasen, in denen ich mir Hoffnungen machte und dann besann ich mich auch wieder und hasste ihn. Das änderte jetzt aber nichts mehr an unserer Situation. Die so ziemlich ausweglos war… Ich sah mich um, vielleicht entdeckte ich eine Ausweichmöglichkeit. Aber alles war von Jays Leuten versperrt. Die nun immer näher rückten. Langsam fing ich an in Panik zu geraten. Ich lehnte mich zu Grace hinüber und flüsterte ihr so leise wie es ging zu: „Also, ich habe einen Plan. Ich werde gleich langsam auf Jay zugehen und die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Sobald ich nah genug bin, springe ich ihn an, verletze ihn ein bisschen und wenn sich dann eine Lücke ergeben hat, rennst du durch, so schnell es geht. Ich komme dann nach.“ Grace schaute kritisch und antwortete: „Sicher? Ist das nicht ein wenig zu riskant? Und wenn sie dich schnappen, was dann?“ Ich seufzte leise und schüttelte nur unmerklich den Kopf. Es war unser einziger Ausweg. So begann ich langsam und bedrohlich auf Jay zuzugehen. Als er das bemerkte grinste er nur dämlich. Ich freute mich schon drauf ihm die Fresse zu polieren. Ich achtete darauf, dass ich ihn von der Seite angreifen konnte, damit sich eine Lücke für Grace und mich ergab. Als Jay sich nun fast lachend zu seinen Kumpanen drehte um ihnen irgendeinen Befehl zuzurufen nutzte ich den Moment. Schnell wie der Blitz sprang ich ihn von der Seite an, warf ihn zu Boden, trat ihm noch einmal in die Seite und rannte davon. Kurz versicherte ich mich, dass Grace neben mir lief. Sie steuerte geradewegs auf den Supermarkt zu. Hätten wir nicht fliehen müssen hätte ich sie gefragt warum wir ausgerechnet zum Supermarkt rannten. Als wir keuchend neben einem Regal im Supermarkt ankamen fragte ich sie entgeistert: „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht hier her zu rennen?! Wir sitzen hier in der Falle!“ „Nun ja, wenn wir schon nicht in irgendeinen Club können, sollten wir uns doch wenigstens etwas kaufen für zuhause.“ Meine Gedanken wirbelten umher. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien, doch in der Öffentlichkeit hielt ich meine Gefühle in Zaum. Ich senkte meine Stimme und fauchte: „Das macht es nicht besser! Jetzt müssen wir immer noch zurück!“ Aber Grace war schon vorgegangen, schnurstracks zum Alkohol und sagte mir mit süßlicher Stimme, als hätte sie nicht die leiseste Ahnung in welcher Zwickmühle wir uns hier befanden: „Hey, geh du doch schon mal vor, zu den Chips und such uns was raus. Wir treffen uns an der Kasse.“ Schnaubend tat ich was sie gesagt hatte. Mit drei Chips Tüten bewaffnet steuerte ich auf die Kasse zu wo Grace schon stand. „Da bist du ja! Ah und, wir nehmen gleich ein Taxi wieder nach Hause, dann kann uns niemand was tun!“, sagte sie begeistert. Ich war wieder einmal erstaunt, wie sie immer eine Lösung fand… Im Gegensatz zu mir. Ich war ein ziemlich hitzköpfiger Mensch. Es brauchte nicht viel um mich wütend zu machen. Deshalb wurde ich auch schon oft als kompliziert, schwierig und zickig bezeichnet. Ich machte mir aber nie etwas daraus, was auch eine Eigenschaft von mir war. Ich war ein eigensinniger, wenn auch temperamentvoller, selbstbewusster und doch auch freundlicher Mensch. Grace holte mich wieder aus meinen Gedanken, als sie mich mit dem Ellenbogen anstieß und dazu aufforderte, die drei Tüten auf das Kassenband zu legen. Schnell standen wir vor dem Laden, mit Knabberzeug und Alkohol beladen und warteten auf das Taxi. „Na endlich! Das hat aber auch gedauert“, maulte Grace als das Taxi vorfuhr. Als wir im Taxi saßen fing Grace schon damit an, zu überlegen welchen Film sie denn schauen wollten. Seufzend fuhr ich mir durch die knapp schulterlangen Haare. Mir war jetzt egal ob ich die hübschen Korkenzieherlocken zerstörte, die ich mir, bevor wir losgegangen waren, noch mühevoll gemacht hatte. Das erinnerte mich daran, dass ich meine Haare wieder nachfärben sollte. Das dunkle Rot wich langsam dem matten Schwarz meiner Haare. Lange konnte ich aber nicht in meinen Gedanken versinken, denn wir standen schon vor dem Haus, in dem unser Apartment war. Grace drückte dem Fahrer hastig ein paar Scheine in die Hand und zerrte mich geradezu nach oben. Wir zogen unsere Jacken aus und hängten sie halbherzig an die Garderobe. Ich ließ mich sofort auf das Sofa fallen, während Grace noch die eingekauften Sachen in die Schränke räumte. Fluchend kam sie wieder ins Wohnzimmer mit ihren Händen in den Haaren. „Mhmm? Was ist?“, fragte ich. Grace antwortete genervt: „Ich krieg das scheiß Haargummi nicht aus meinen Haaren!“ Ich musste ein Lachen unterdrücken, was mir aber schlecht gelang. Amüsiert fragte ich: „Und? Bereust du es deine Haare vor dem Zopf nicht gebürstet zu haben?“ „Verdammt, ja! Jetzt lach mich nicht aus, sondern hilf mir!“, murrte sie. Immer noch schadenfroh grinsend stand ich auf, befahl ihr sich hinzusetzen und begann das Haargummi aus ihren langen, haselnussbraunen Haaren zu pfriemeln. „So, hier ist es“, sagte ich immer noch ein wenig belustigt und hielt ihr das Haargummi vor die Nase, an dem nun reichlich Haare klebten. Sie rauschte wieder ins Bad und kam mit gebürsteten Haaren wieder hinaus. „Und warum ist hier denn noch nichts aufgebaut?“, scherzte sie. Seufzend erhob ich mich vom Sofa und tappte in die Küche, wo ich für uns beide eine Flasche Wein öffnete, in zwei Gläser goss und anschließend noch eine Tüte Chips holte. „Awww, danke Jas!“, sagte Grace als ich mit den Sachen wieder im Wohnzimmer war. Ich lächelte ihr zu und ließ mich erneut auf das Sofa fallen. Grace hatte sich schon die Fernbedienung geschnappt und irgendein Science-Fiction Film eingeschaltet. Ich nippte an meinem Wein, während Grace in die Chips-Tüte langte. Auf den Film konnte ich mich aber nicht konzentrieren. In meinem Kopf lief ein ganz anderes Kino. Ich dachte, wie so oft, über Will nach. Manchmal wollte ich ihm am liebsten eine reinhauen, dann im nächsten Moment ihn küssen. Es war zum Verrücktwerden. Was aber fast noch schlimmer war, war die Tatsache, dass sich in meinem Kopf immer neue Szenarien abspielten, wie er mich doch vielleicht mögen könnte. Während ich dort so saß, spielte ich mit meinem Ring. Er war die einzige Erinnerung an meine leiblichen Eltern, die mich bei meiner Geburt weggegeben haben. Mit dem Ring hatte ich noch einen Zettel bekommen auf dem stand: Sobald die Zeit gekommen, das neunzehnte Jahr begonnen, du sollst gehen, zu den Koordinaten, die hier stehen. Die fraglichen Koordinaten waren in den Ring eingraviert. Meine Kindheit war schwierig gewesen. Ich bin im Waisenhaus aufgewachsen, bis mich Grace Familie adoptierte. Ihre Eltern waren zwar ganz okay gewesen, hatten Grace aber immer bevorzugt. Trotzdem sind wir beste Freundinnen geworden, und bis jetzt geblieben. Als Grace volljährig wurde, zog sie aus, und nahm mich mit. Ich weiß nicht, ob meine Pflegeeltern das interessiert hatte, aber es gab keinen weiteren Kontakt zu ihnen. Die Schule hatte ich danach abgebrochen. Meiner Meinung nach wusste ich schon genug. Und so landeten wir hier. In diesem Viertel der Stadt wimmelte es nur so von Banden. Und so waren wir auch Wills Gruppe begegnet. Zuerst auf einer Party, auf der ich mich in ihn verliebte, dann schließlich immer öfter auf der Straße. Nur war er uns nicht freundlich gesinnt, sondern fand es nicht sonderlich toll, dass wir an die Grenze seines Reviers gezogen sind. Dass ich ihm völlig benebelt meine Liebe gestehen musste, verbesserte die Lage schlussendlich auch nicht. Als ich langsam wieder aus meinen Gedanken kam und mich auf den Film konzentrieren wollte registrierte ich, dass schon der Abspann lief. Bereits ein wenig müde stand ich vom Sofa auf und verkündete Grace, dass ich ins Bett gehen wollte. „Naja, dann mach das Jas. Ich schau vielleicht noch was.“, sagte Grace noch bevor ich mich im Bad bettfertig machte. Wieder einmal war ich froh, dass wir uns für das Apartment mit getrennten Schlafzimmern entschieden hatten. In einer anderen Wohnung, die wir und angeschaut hatten, gab es nur ein Schlafzimmer mit zwei Betten. Aber so konnte Grace auch irgendwelche Männer mit zu sich nach Hause nehmen. Ich schlief dann meistens schon und normalerweise war der männliche Besuch am nächsten Morgen wieder weg. Es war erst ein paarmal vorgekommen, dass einer der Typen auf die Idee kam Frühstück oder so etwas zu machen und mir einen ordentlichen Schrecken einjagte. Es ist definitiv nicht schön, von einem Wildfremden verschlafen in Nachthemd gesehen zu werden. Momentan war Grace aber wieder Single. Bei ihr hielt nichts wirklich lange. So warf ich mich ins Bett und schlief recht schnell ein, trotz den Geräuschen, des Ballerfilms den Grace noch schaute.

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