Ich bin, was ich bin. Egal was ich sein will 3.

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Fireheart
Veröffentlicht: 09.07.2022 16:10
Aktualisiert: 06.06.2023 15:20
Kategorie: Dies & Das
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Text

Jori:

Mila steht vor mir. Sie tropft von Kopf bis Fuss, hat jedoch ein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht. Gelassen lehne ich mich zurück und verschränke die Hände hinter dem Kopf. "Wir werden wohl das Vermögen für 2 Tonnen Kaffee kriegen." Ich bücke mich nach meiner Truhe, öffne sie, hohle ein Ledersäckchen heraus und werfe es Mila zu. "Gut gemacht", lobe ich sie. Meine Spinne mustert mich einmal. Dann setzt sie sich. Das überrascht mich. Sonst war sie mir neben dem Job stets aus dem Weg gegangen. Wie konnte sie auch anders. Ich bin der grösste und jüngste Bandenboss in der Stadt und dazu ein Mörder. "Warum hast du mich abgekauft?", fragte sie schliesslich. Ich setze mich wieder richtig hin und mustere sie. Nun war es ein Jahr her und sie hatte bis heute nichts gesagt. "Was denkst du?" stelle ich eine Gegenfrage. "Weil ich eine wichtige Investion bin?", ratet sie. Eigentlich sollte ich ihr nicht böse sein. Ich war schliesslich derjenige, der ihr diese Lüge in den Kopf gesetzt hatte. "Vielleicht. Oder vielleicht weil ich eine Spinne brauchte. Und nicht nur irgendeine, sondern die beste." Mila schnaubt. "Ich glaub dir nicht." Ein Grinsen huscht über mein Gesicht. "Erinnerst du dich?", frage ich sie kalt. "Ich hab dir mal gesagt, dass du so viele Lügen erzählen kannst, dass sie schliesslich das Gefühl haben, es wäre eine Lüge, wenn du ihnen die Wahrheit sagst." Mila verschränkt die Arme und sieht mich kalt an. "Ja, natürlich. Aber ich glaube dir deine Lüge trotzdem nicht. Damit es eine Wahrheit sein kann, hast du mir bei Weitem noch nicht genug Lügen erzählt." Ich schnaube. War ja klar. "Wenn du mir gar nichts von dem, was ich dir sagen könnte glaubst, warum hast du dann gefragt?" "Wer sagt dir, dass ich dir in dieser Hinsicht nichts glauben werde?", erwidert sie misstrauisch. "Du."

Mila ist aus dem Zimmer gestürmt. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wende ich mich wieder dem Papierkram zu. Nach wenigen Minuten schmeisse ich entnerft mein Schreibzeug hin und lehne mich im Sessel zurück. "Sie weiss es nicht", ist mir klar geworden. Sie weiss nicht, dass wir im selben Dorf aufgewachsen sind. Wie konnte sie auch. Sobald mein Pa starb, zog Ma mit mir in die Stadt. Hier ist sie kein Jahr nach ihrem gehassten Mann an einer Überdosis gestorben.

Damals habe ich begonnen eine Legende um mich zu flechten. Meine Lügen waren ohne Unstimmigkeiten und Lücken. Sie waren das Werk eines Meisters. Nun blicke ich auf, in Gedanken zurück in der Kindheit, die ich nicht hatte. Hartnäckig versuche ich mich daran zu erinnern, wann ich anfing zu Lügen.

Ich weiss es nicht.

Kommentare

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Am 14.07.2022, Fireheart
Vielen Dank!
Dass mit Joris Pa wirst du schon noch herausfinden. ;)
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Am 13.07.2022, welcome home
Hoi Fireheart :)

Es geht spannend weiter und ich bin total Fan deiner Geschichten. Ich finde es super, wie du nach und nach Geheimnisse aufdeckst und mich als Leserin immer ein bisschen mehr hinter die Kulissen blicken lässt.

Aber warum ist denn Joris Pa verhasst? Hat er selbst oder seine Mutter ihn gehasst?

Ich freue mich auf jeden weiteren Teil :)

Lieber Gruss
welcome home