Gleich würde ihre Bahn abfahren. So ein Mist. Das Meeting begann um drei, jetzt war es bereits halb. Dabei hatte sie doch Anna versprochen, davor noch ihre Ideen für das neue Projekt anzusehen. Und dann war da noch der Neue. Hatte sie nur das Gefühl, oder starrte er sie ständig an? Unangenehm. Warum musste die Oma vor ihr auch so langsam laufen? Noch drei Minuten… In der Ferne sah sie schon die Haltestelle. Endlich! Sie kam an der alten Frau vorbei. Warum musste es auch so voll sein? Sie beschleunigte ihre Schritte. Zwei Minuten. Sie erstarrte. 

Blaue Augen. Schiefes Lächeln. Ein Blick an seinen Beinen nach unten bestätigte, was sie bereits wusste: Barfuß. Wie…?! Passanten rumpelten sie von hinten an und beschwerten sich. Noch eine Minute. Er sah auf und die Zeit blieb stehen. Nein - Sie floss rückwärts. Auf einmal waren sie wieder jung und verliebt, tanzten im Regen und schmiedeten Zukunftspläne, die nie aufgehen sollten. Auf einmal war sie wieder ein Mädchen, naiv und doch so neugierig und gespannt auf die Welt. Am Anfang ihres Lebens. Auf einmal standen sie beide im Park, küssend, und sie meinte, ihr Herz müsse vor Glück zerspringen…

Ein Auto hupte. Schlagartig war sie wieder im hier und jetzt. Er lächelte ihr zu - Das Lächeln, in das sie sich damals verliebt hatte. Verschmitzt und tiefgründig zugleich. Und dann verschlang ihn wieder die Menge. 

Die Bahn fuhr in der Ferne ab. Sie würde zu spät kommen. Es war ihr egal.