Ever a Moment, Wahrheit 1.

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Fireheart
Veröffentlicht: 19.06.2022 14:28
Aktualisiert: 19.06.2022 14:28
Kategorie: Fantasy
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Text

 

1.

R

egen prasselte auf das Meer herab. Dunkle Wolken türmten sich am Himmel. Niemand bemerkte das kleine Ruderboot, das wie von einer unsichtbaren Hand gezogen auf das Ufer zusteuerte. In regelmässigem Abstand tauchte eine blaue Schnauze aus dem Wasser auf und holte Luft. Niemand bemerkte den Delfin. Das Boot hielt am Ufer. Im Wasser schimmerte es hell und flatternd setzte sich ein Wasservogel auf den Bug des Ruderboots. Der Delfin war nirgends zu sehen. Kurz sass der Vogel einfach nur mit schräg gelegtem Kopf da. Dann flatterte er auf und befestigte das Tau an einem kantigen Felsen. Schliesslich hob der Vogel mit den kiefergrün schimmernden Augen ab und verschwand im Wald. Eine Zeitlang war es ruhig. Hier und da blitzte es und Donner grollte. Da bewegte sich plötzlich die Decke, mit der das Boot zugedeckt war. Schliesslich richtete sich ein hochgewachsener Mann auf, trat ans Ufer und legte sich die Decke über die Arme. Er trug drei Bündel bei sich. Als ein Blitz über den Himmel zuckte erkannte man harsche Gesichtszüge, kurze schwarze Haare, die ihm um den Kopf wehten, eine abgenutzte Kampfmontur, unzählige Waffen und dunkle Augen. Der Mann wandte sich um und verschwand auf leisen Füssen im Wald. Niemand bemerkte den Teufelstiger, der ihm folgte.

Clare landete sanft auf dem Waldboden. Sie wartete ab und verwandelte sich im selben Moment zurück, wie ein Blitz über den Himmel zuckte. Sofort suchte sie Schutz vor dem Regen und schlang die Arme um sich. Sie hatte endgültig genug von Wasser. Ihre Kleidung war abgetragen und schmutzig, der rechte Ärmel zerrissen. Doch dank welchem Gott auch immer war sie trocken. Die letzten Wochen waren sie auf dem Meer unterwegs gewesen. Sobald sie den Gegenfluch in Erfahrung bringen konnten, hatten sie sich zum nächsten Hafen aufgemacht und ein Boot besorgt. Den kleinen Neron hatten sie in einem der Bündel versteckt und anschliessend unter der Decke des kleinen Ruderboots. Sie hatten gut auf ihn Acht gegeben. Am Morgen war Clare stets in einer Unterwassergestalt jagen gegangen. Neron liebte Fisch. In der Nacht zog Clare entweder das Boot oder Sam schob es mit einer Eisplatte. In der Zeit schlief Clare meist tief und fest, Neron an sie gekuschelt. Und Sam war zufrieden ihren Schlaf zu bewachen und hin und wieder zu rudern, wenn die Strömung zu stark für seine Magie war.

 Clare spitzte die Ohren, als sie ein leises Miauen hörte. Der Teufelstiger bog um eine Kurve, raste auf sie zu und sprang sie an. Er legte die Pfoten auf ihre Schultern und leckte ihr über die Wangen. Sie lachte. «Lass das, Neron! Du stinkst nach nasser Katze!», schimpfte sie. Doch ihre Augen schimmerten Warm. Kaum liess der 7 Monate alte Tiger von ihr ab stand der Assassine vor ihr. In einträchtigem Schweigen gingen sie den Waldweg entlang. Neron folgte ihnen wie ein Hund, schnüffelte man hier an einem Strauch, mal hier an einem Baum. In den letzten Wochen und Monaten wurden sie immer mehr zusammengeschweisst. Auch wenn es keiner von ihnen zugab, besonders Clare nicht, waren sie eine vorläufige Familie geworden. Doch die Geheimnisse blieben weiterhin. Weiterhin schaute Clare in der Nacht zum Mond hinauf und fragte sich was ihre Freunde tun würden. Nach wie vor hörte sie die Stimme des Wolfes in ihrem Geist. Die Botschaft.

Clare blieb stehen und blickte den Baum vor ihr genauer an. Er bestand ihre Musterung. Sie verwandelte sich in einen Adler, schnappte sich zwei Bündel und flog den Baum hinauf. Sie hängte die Bündel an zwei schwächere Äste und setzte sich auf einen stärkeren. Neron hatte mit etwas Hilfe den Baum erklommen und machte es sich um Übergang vom Baum zum Ast gemütlich. Als Sam jedoch nachkam und Neron zur Seite wies um sich selbst zu setzten fauchte der Kleine. Doch er unterordnete sich. Clare flatterte auf Sams Schulter, während Neron sich nun vor ihnen auf den Ast hinlegte und seinen Kopf in Sams Schoss legte. Sam kraulte ihn unter dem Kinn und nach kürzester Zeit war der junge Teufelstiger eingeschlafen. «Gute Nacht», meinte Sam und blickte dem Adler dabei in die Augen. Und aufgrund der Freundlichkeit und Zuversicht in Sams faszinierenden Augen vergrub Clare den Schnabel in seinem Haar und schloss die Augen.

Sie hatten immer wieder gewechselt. Manchmal wurde Tara an den Tisch geschnallt, manchmal Jeria. Sie sahen einander nur in der Folterkammer. Als sie die Prinzessin diesmal in die Folterkammer brachten war die Hexe bereits nackt an den Tisch geschnallt worden. Über den normalen narben lagen nun Schwarze. Der König fand ein Vergnügen daran, alte Wunden aufzureissen. Doch an jedem Tag fesselten die Wächter, nicht wie sonst wenn Tara dran war, an den blutbefleckten Stuhl. Die Wächter befestigten sie an einen Haken, so dass die Prinzessin von der Decke baumelte. Der Wächter riss ihr den Leinensack vom Kopf. Der König lächelte die Prinzessin an. «Ich dachte es wäre bestimmt schön für euch wenn wir mal was anderes machen.» Jeria hasste sich für das Zittern, dass ihre Glieder erfasste. Der König schien es nicht zu bemerken und sprach weiter: «Also dachte ich mir: Warum nicht beide gleichzeitig?» Ein grausames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Jeria und Tara wechselten einen Blick. Sie wussten, eine von ihnen würde heute sterben. Beide Folterknechte gingen zu ihren Instrumenten, während sich der König in eine Ecke zurückzog, damit seine Kleidung nicht schmutzig wurde. Einer der Männer ging mit einem Skalpell zum Tisch. Der andere hatte einen Schlagstock in der einen Hand. Um die andere schlängelte sich Feuer. Sie hatten bereits Übung. Aus einem Instinkt heraus wusste Jeria, dass es das letzte Mal sein würde. Sie holte einmal tief Luft und war bereits, als der Schlagstock sie in der Seite traf. Als der Geruch nach verschmortem Fleisch aufkam und Flammen sich um ihr rechten Knie wanden schrie sie. Unter den Schreien der Frauen hörte niemand die Schreie auf der anderen Seite der Tür. Bis die Tür mit solcher Wucht aufgerissen wurde, dass sie an der Wand zersplitterte.

Kommentare

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Am 23.06.2022, welcome home
Oh nein! Trotzdem bin ich sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt :)
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Am 22.06.2022, Fireheart
Vielen Dank für deinen Kommentar welcome home!
Es freut mich, dass du dich so in die Geschichte hineinfühlen konntest. Bei Clares Verwandlungskünste verrate ich dir schon, dass es nicht immer so sein wird.
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Am 22.06.2022, welcome home
Hoi Fireheart :)

Du schreibst diese Geschichte so mitreissend, einfach super. Während ich gelesen habe, habe ich bei den Folterungen die Luft angehalten, im Glauben es würde diese ungeschehen machen.
Über die paar Rechtschreibfehler konnte ich gut hinwegsehen. Ich finde auch die Verwandlungskünste von Clare super.

Ich freue mich auf jede weitere Fortsetzung.

Lieber Gruss
welcome home :)