Der Tropfen fiel, fiel und fiel. Als er auf dem Pflaster aufschlug, zerschellte er in tausende Tröpfchen die sich mit weiteren vermischten und zu einem Strom wurden, der die Straße hinab floss. Und die Tränen des Himmels fielen und fielen und wuschen den Schmutz der Menschen fort. Einsam und allein stand sie da, die Augen geschlossen, und spürte den Regen über ihr Gesicht laufen. Plötzlich lächelte sie leicht und nahm ein Einmachglas aus ihrer Handtasche. Sie drehte es auf und fing die Tropfen. Die Tränen. Sie suchte sich besonders glänzende und schöne am Himmel aus und sprang hin und her um sie aufzufangen. Eine alte Frau sah ihr vom Fenster aus kopfschüttelnd zu. Völlig durchnässt und zufrieden grinsend schraubte sie den Deckel drauf und packte das Glas zu den anderen zurück. Zuhause stellte sie es in ihr Regal. Eine ganze Sammlung hatte sie schon, doch die fallenden Regentropfen waren eines ihrer liebsten Werke. Genauso wie die kitzelnden Sonnenstrahlen und das Flattergeräusch der Schmetterlinge. Sie betrachtete die noch leeren Gläser in ihrer Tasche. Vielleicht würde sie morgen wieder einen Moment einfangen…