Ever a Moment, Die Suche 15.

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Fireheart
Veröffentlicht: 15.04.2022 11:03
Aktualisiert: 15.04.2022 11:03
Kategorie: Fantasy
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Text

 

15.

R

anda lief ungeduldig auf und ab. Wo blieb Tara? Sie müsste schon längst zurück sein. Meron, ihre Dritte kam auf sie zu. „Wo bleibt sie denn?“, sprach sie es aus. Die junge Hexe war wunderschön und genauso tödlich. Aufgrund dieser Eigenschaften war Meron seit den 100 Jahren, in denen sie bei der Fünfzehn war, nach kürzester Zeit zur Dritten erhoben worden. Und wegen ihrer schier unerschütterlicher Ruhe. Aufgrund dieser Frage von ihr, fasste Randa einen Entschluss. „Wir brechen in zehn Minuten auf.“ Die Hexen im Lager hörten es und sieben Minuten später standen vierzehn Hexen startklar bereit. Randa teilte sie in zweiergruppen auf. „Zera und Arina, ihr geht nach Osten. Diana und Fary, ihr geht nach Norden. Gina und Irana fliegen nach Westen. Die Zwillinge gehen nach Süden. Damala und Quinn, ihr geht nach Südwesten. Meron und ich fliegen nach Nordwesten.“ Die Hexen stiegen in den Himmel hinauf und stoben in alle Himmelsrichtungen davon.

Randa flog rechts neben Meron und suchte fieberhaft den Boden unter ihr ab. Der Nebel hatte sich verzogen und die Sicht war gut. Daher hielt Merons stets Aussicht nach Siedlungen, um hoch in den Himmel zu steigen. Es herrschte noch kein Krieg, aber trotzdem kam es häufig vor, dass unaufmerksame Hexen von den Städter und Dörfler erschossen wurden. Ein Pfeil in den Rücken, in die Brust oder in den Kopf und die Hexe zerschellte an einem Felsen. Sie erreichten einen Fluss, der sich durch das Gebirge schlängelte. Randas Blick wanderte umher. Da blitzte etwas im Sonnenlicht auf. Der Zwirn eines Besens. Randa flog tiefer, steuerte den Boden an. Meron folgte ihr. Noch bevor ihre Füße den Boden berührten, sprang Randa von ihrem Besen und war mit schnellen Schritten beim Besen. Meron erreichte sie, als Randa sich mit dem Besen in der Hand aufrichtete. Mit dem übernatürlichen Geruchsinn der Hexen rochen beide Tara. Und das Blut, verbunden mit schwarzen Magie.

Ohne auch nur ein Wort zu wechseln, stiegen die Beiden wieder in den Himmel hinauf. Meron setzte sich ein Horn an die Lippen und blies hinein. Betätigte den Hexenruf. Von Ohr hörte man nichts, doch der Hexenruf löste in jeder Hexe einen Klang aus, dem sie folgen konnte. Manchmal wurde er auch bei Magiern, Gestaltwandlern oder anderen Wesen mit Magie in den Adern benutzt. Die Fünfzehn hatte ein hellklingendes Sirren. Der Hexenruf erreichte jede des Zirkel, egal wie weit weg die Hexe war.

Fünfzehn Minuten später hatte sich der ganze Zirkel versammelt. Randa berichtete von ihrem Fund und kommandierte Osira und Lira ab, damit die Zwillinge die Ausrüstung der Fünfzehn holte. Ualda, die beste Fährtenleserin ihres Zirkels untersuchte gemeinsam mit Zera das Ganze und suchten den Weg zu der Zweiten. Doch Randa wusste bereits, wer seine Finger im Spiel hatte. Sie bereitete den Rest ihrer Truppe auf einen mehrtägigen Flug nach Cargosh vor. Damala wurde losgeschickt, um den wartenden Hexen in Katjal zu sagen, dass sie wegen einer dringender Aufgabe das Treffen verschieben mussten. Erfreut waren sie nicht.

Schließlich kamen die Zwillinge wieder. Sie flogen tief, aufgrund der schweren Last der Bündel. Kaum landeten sie, schnappte sich jede Hexe ihre Sachen und befestigten die Bündel an ihren Besen. Dann brachen sie endlich auf. Randa an der Spitze flogen sie nach Saltorsh.

Ducken, ausweichen, rechts Schlag, links Schlag, Kick. Schwer atmend trainierte Sam Nahkampf mit Clare. Knapp schaffte er es Clares Kick in seine Magengrube auszuweichen. Dafür sah er ihren darauffolgenden Schlag nicht kommen und im nächsten Moment sah er Sternchen und lag auf dem Boden. Die Söldnerin stand über ihm und hatte einen Fuß auf seiner Brust. Die bandagierten Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. Ihre Augen funkelten belustigt, auf ihren Lippen lag ein wildes Grinsen. „Wieder verloren“, meinte sie und reichte Sam die Hand, um ihm aufzuhelfen. Er grinste ebenfalls. Doch nicht aus dem gleichen Grund wie sie. Denn im nächsten Moment strauchelte Clare und fiel schwer auf ihn, der sie mit einem raschen Handeln davor bewahrte sich die Nase an einem spitzen Stein zu brechen. Der Welpe sprang auf sie beide drauf und kuschelte sich an seine Ersatzeltern. „Mensch, Neron!“, rief Clare aus. „Du darfst nicht immer auf Sam hören.“ Der Teufelstiger blickte sie von oben herab mit seinem süsstraurigen Blick an und miaute. Leise seufzend kraulte Clare das riesige Katzenbaby hinter den Hörner. Neron schnurrte und Sam lachte. Clare stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Idiot.“ Doch es war nicht ganz ernst gemeint. Der Assassine lachte wieder sein tiefes samtweiches Lachen. Clare blickte ihm in die Augen. Ihn ihnen glitzerte ein tiefer Schalk. Doch auf einmal wurden sie ernst. Die kiefergrünen Einsprengsel glühten regelrecht. Clare stockte der Atem. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Da leckte ihr plötzlich eine nasse Zunge über die Wangen. Sie quietschte. „Igitt! Neron! Das macht man nicht!“ Sam lachte. Clare rollte sich von ihm herunter, setzte sich auf und wischte sich angewidert die Spucke des Teufeltigers von der Wange. Sam meinte: „Er hat Hunger.“ „Aber ich habe erst heute Morgen noch ein Reh für ihn geholt.“ Sam grinste und knuddelte den Kleinen. „Er ist eben im Wachstum.“ Clare grummelte etwas, was Sam geflissentlich überhörte. „Also gut“, seufzte sie schließlich. Aber zuerst gehen wir weiter.“ Beide Herren nickten begeistert. Also packten sie die Sachen zusammen, verteilten die Rucksäcke und gingen los. Voller Stolz trug Neron seine Decke, die Clare ihm gegeben hatte, selbst. Dabei stand er immer wieder auf den Saum, bis Clare die Decke schlussendlich noch ein weiteres Mal zusammenlegte.

Es war halb fünf am Abend, als sie eine eigenartige Welle der Macht erreichte. Clare blieb stocksteif stehen. Sie kannte diese Magie. Kat hatte ihr davon berichtet. „Hexen“, lieferte sie Sam nur als Erklärung, verwandelte sich in einen Falken und stieg in den Himmel hinauf. Sam beobachtete, wie Neron ihr Nachschaute, bis sie nichtmehr zu sehen war. „Sie wird heil wiederkommen“, teilte er ihm in Gedanken mit, setzte sich an den Wegesrand und nahm den Teufelstiger auf den Schoss, der sich an ihn kuschelte.

Eine Viertelstunde später flog Clare im Sturzflug auf den Boden zu. Kurz davor bremste sie ab und landete elegant auf dem Boden. Ein Lichtblitz und Clare stand vor ihnen. Ihr Gesicht war ernst, doch in ihren Augen leuchtete ein Funken. Sie schluckte hörbar und meinte schließlich: „Dies war ein Hexenruf von Merina. An uns.“ Neron presste sich an ihre Beine und schaute besorgt zu ihr hoch. Sam war aufgestanden und nahm nun Clares Hand. Vorsichtig blickte sie auf ihre verschränkten Hände, hinauf in sein Gesicht und wieder zurück. Doch sie herrschte ihn nicht an, zog ihre Hand nicht zurück, machte nichts, außer ihn anzusehen. Wir schaffen das“, flüsterte er ihr zu. „Wir gehen zu ihr, holen uns was wir brauchen und gehen zurück nach Hause. Ja?“ Zitterig senkte Clare den Kopf. „Ja.“

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