Ever a Moment, die Suche 11.

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Fireheart
Veröffentlicht: 28.03.2022 09:30
Aktualisiert: 28.03.2022 09:31
Kategorie: Fantasy
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Text

11.

 

Clare streifte allein durch den Wald, bis es dämmerte. Schließlich ging sie zurück, zu der Lichtung und erblickte Sam, an einen Baum gelehnt, in aller Ruhe schlafen. Clare beneidete ihn darum. Schon seit langer Zeit war ihr dieses Geschenk verwehrt worden. Sie kniete sich neben ihn und rüttelte den Assassinen wach. Sam blinzelte und richtete sich auf. Die dunklen Augen auf die Gestaltwandlerin gerichtet. „Es ist Zeit zu gehen“, meinte sie und richtete sich wieder auf. Clare hatte sich ihr Bündel über die Schulter geworfen. Die anderen beiden überließ sie Sam. Er nahm sie, band sich seinen Umhang um und folgte der Gestaltwandlerin schließlich. Es wurde dunkel und von der Söldnerin sah man bald nur noch das rote Schimmern ihres Umhanges im Licht des Mondes. Als sie durch einen dichten Tannenwald kamen, fragte Sam: „Brauchst du kein Licht?“ Er selbst hatte sich ein kleines Feuer über der Hand schweben lassen. Clare drehte sich zu ihm um. Sam schrak zurück. Ihre Augen leuchtete wie die eines Tieres. „Ich bin ein Gestaltwandler, schon vergessen?“ Ihre Stimme hatte einen spöttischen Unterton. Sams Augen sah man nicht. Schwarz auf Schwarz sah selbst Clare in der Nacht nicht. Nur seine grünen Einsprengseln glühten leicht. Sie erlaubten Sam besser als Menschen in der Dunkelheit zu sehen . Mit einem  Kopfnicken deutete Clare auf die Flammen. „Die brauchst du nicht“, meinte sie. Sam ließ die Flammen erlöschen und auf einmal sah er nur noch Clares Umrisse und die leuchtenden Augen. Sie drehte sich wieder um und ging weiter. Zuerst stolperte Sam immer wieder über Wurzeln, doch nach einer Zeit hatten sich seine Augen  an die Dunkelheit gewöhnt.

Wenige Minuten nach Mitternacht hob Clare die Hand und blieb stehen. Sam, der hinter ihr eingedöst war, lief fast in sie hinein. Clare blickte ihn finster an und schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab, als er zum Sprechen ansetzte. Sam verstummte. Die Gestaltwandlerin sog Luft durch die Nase ein. Der Geruch deutete auf ein Tier hin, doch es hatte einen Hauch von Dunkelheit. Wildheit. Clare veränderte ihr Gehör. Staunend sah Sam zu, wie Clares Ohren langsam hinten spitz zuliefen. Durch die neue Form ihrer Ohren konnte Clare leisere Geräusche auffangen. Leise tapsende Schritte. Pfoten, die sich in die Erde bohrten.  „Die wilden Wölfe“, murmelte Clare warnend. Demnach mussten sie Shatou erreicht haben. Die Wölfe überschritten die Grenze zwischen Shatou und Targo nie. Gleich darauf erklang ein Heulen, das es den beiden kalt den Rücken runter lief. Beide zogen ihre Waffen. Bald darauf konnte auch Sam den Geruch der Wölfe ausmachen. Clare bemerkte, wie die Wölfe einen immer enger werdenden Kreis um sie bildeten. Sam durfte ihnen nicht begegnen. Nicht in ihrer Gegenwart. Leise flüsterte sie ihm zu: „Klettere auf den Baum da.“ Mit einem  Kopfnicken deutete sie darauf. „Und schaff mit Pfeil und Bogen.“ Alles in Sam sträubte sich, die Gestaltwandlerin diesen Kampf allein zu überlassen. „Ich klettere sicher nicht wie ein hilfloses Weib auf einen Baum“, gab er wütend zurück. Clares Zähne blitzten auf. Sie knurrte leise. Wie als Antwort ertönte das tiefe Knurren der Wölfe. „Du siehst sie nicht“, meinte sie nur. Widerwillig kletterte Sam auf den Baum und strafte Clare mit einem Blick, der ihr verriet, dass sie am nächsten Tag eine Standpauke erleben konnte. Einen Moment später fühlte sie das Gewicht von Bogen und Köcher auf der Schulter. Kaum hatte sie einen Pfeil gespannt, blickten ihr gelb leuchtende Augen entgegen. Mit einem Schlag wurde es stockfinster. Die Magie der Wölfe. Nichtmal der Bogen aus Eis blitzte auf. Eine schaurige Stimme heulte, kurz darauf hörte sie den Wolf in ihrem Kopf: Wen hast du uns da mitgebracht? Er steht unter meinem Schutz, ihr fasst ihn nicht an, erwiderte Clare dunkel. Sie spürte das hohle Lachen des Wolfes. Es war böse und auch ein wenig amüsiert. Weshalb nur? Was ist er?, meldete sich der Wolf wieder zu Wort.  Assassine und vorübergehender Kampfpartner. Wieder ertönte das Lachen. Was sah er, was Clare nicht sah? Plötzlich wurde er wieder ernst, als hätte er sich daran erinnert, weshalb das Rudel hier war. Die Prinzessin von Domkosh hat einen Ruf ausgeschickt. An die Menschen und Magiern. Sie sollten sich bereit machen zurückzuschlagen. Wann werden wir gerufen? Schwindel ergriff Clare. Doch dann erwiderte sie leise: Wenn ich dem Schicksal ins Auge geblickt habe. Ihre Knie gaben nach. Als sie den Kopf hob, blickte sie in die Augen des Leitwolfes. Werde ich daran zerbrechen?, fragte sie stumm. Der Wolf legte ihr eine Pfote auf die Schulter, fuhr die Krallen aus und vollführte einen einzigen sauberen Schnitt. Clare zuckte nicht mal mit der Wimper. Auch nicht, als der riesige Wolf den Kopf senkte und ihre Wunde leckte. Schließlich hob er den Kopf und blickte der Gestaltwandlerin wieder in die Augen. Das kannst nur du wissen, erwiderte er. Dann war das Rudel auf einmal verschwunden und der Mond vertrieb die Schatten. Sam sprang vom Baum hinunter und erreichte mit zwei großen Schritten die Gestaltwandlerin.

Alles drehte sich. Von weit her, wie durch Watte, hörte Clare Sams Stimme. Sie wollte antworten, hatte aber nicht die Kraft dazu. Einen Moment später holte sie die Dunkelheit ein.

Sam trug die Gestaltwandlerin bis zu einer versteckten Höhle. Er traute sich nicht sie gleich vor Ort zu untersuchen. Es war ihm zu gefährlich. Hier würden sie vor fremden Augen geschützt sein. Sam legte Clare ab und hüllte sie in einen Schutzschild. Die Bündel legte er ab und holte eine Flasche heraus. Clares Körper zuckte zusammen, als das Wasser die Wunde berührte. Sam wusch die Wunde weiter aus, bis nur noch sauberes Blut floss, wie er es gelernt hatte. Schließlich nahm er ein sauberes Hemd aus seinem Seesack und riss einen breiten Streifen davon ab. Sam besah sich die Wunde, bevor er sie verband. Sie war tief. Ein sauberer schneller Schnitt. Man könnte meinen Clare hätte sich selbst geschnitten, wären da nicht die vereinzelten grauen Haaren gewesen, die Sam ausgespült hatte. Ein Wolf. Doch nach einer solchen Wunde verlor man nicht gleich das Bewusstsein. Vorsichtig verband Sam ihre Schulter. Trotzdem zuckte sie immer wieder zusammen. Als der Streifen fertig war, fädelte Sam den Stoff zwischen die unteren Lagen durch und zog noch etwas an. Sofort begann sich der Stoff rot zu färben. Sam befühlte Clares Stirn. Zu heiß. Hohes Fieber plagte sie. Sam legte Clare die Hände auf die Schultern und lenkte seine Magie dorthin. Sie drang in Clares Körper und kühlte ihr Blut, ihre Wunde und ihr Fieber. Doch als Sam fertig war, hatte sich das Fieber nicht gesenkt. Eine Sorgenfalte bildete sich auf Sams Stirn. Er würde es nun mit ausschwitzen versuchen müssen. Der Assassine löste ihren Umhang, nahm ihn unter ihr hervor und deckte sie damit zu, darauf bedacht, dass der blutige Teil ihres Umhanges nicht auf ihr lag. Da Clare die Decken bei sich hatte, öffnete Sam ihren Seesack und wühlte darin nach den Decken. Er nahm alle drei heraus und deckte Clare damit zu. Eine schob er unter die Gestaltwandlerin damit sie nicht auf dem kalten Steinboden lag. Ihr Bündel schloss er und legte es ihr als Kissen unter den Kopf. Als Sams Blick durch die Höhle schweifte, blieb er an einem schimmernden Gegenstand auf dem Boden hängen. Sam ging zu ihm hin und hob den Ring auf. Wahrscheinlich war er aus dem Bündel gefallen, als er nach den Decken gewühlt hatte. Ein schmales Band aus Silber, innen war ein Familienname eingraviert. Creamil. Etwas klingelte in Sams Kopf. Er versuchte es zu fassen zu kriegen, doch es lag wie unter einem Schleier. Sam schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und setzte sich neben Clare. Den Rücken an die Höhlenwand gelehnt wachte er über die Gestaltwandlerin, bis der Morgen anbrach.

Alles tat weh. Ihre Schulter pochte, wie von tausenden Bienen gestochen. Und ihr Kopf tat weh. Das Kopfweh rüttelte sie vollends wach. Clare schlug die Augen auf. Als sie den Kopf langsam umwandte entdeckte die den Mann, der neben ihr an die Wand gelehnt schlief. Sein tiefer Atem sprach von Erschöpfung. Stirnrunzelnd stellte sie fest, dass Sam ihr alle Decken gegeben hatte. Selbst sein Umhang bedeckte sie. Clare versuchte sich aufzurichten, zuckte aber vor Schmerzen zusammen und stöhnte auf. Sam schlug die Augen auf. Verschlafen fragte er: „Was ist?“ Mühsam schaffte Clare es sich aufzurichten. Alles drehte sich vor ihren Augen. „Warum hast du mir deinen Umhang und alle Decken gegeben?“, fragte sie mit kratziger Stimme. Sam beobachtete sie müde. „Du solltest eigentlich liegen bleiben, aber ja. Außerdem musst du dein Fieber ausschwitzen und mitten in der Nacht hast du gefroren. Da habe ich dir meinen Umhang gegeben.“ Clare schüttelte den Kopf. „Ich muss mich nur in einer Tiergestalt befinden, dann heilt meine Magie mich von selbst“, meinte sie und verwandelte sich in die, Sam bereits wohlbekannte, Katze. Sam kraulte si unter dem Kinn. Clare schloss die Augen und schnurrte wohlig. Eine Zeitlang hörte man nur Clares Schnurren, das Knistern des magischen Feuers und gelegentlich der Wind, der vor der Höhle pfiff. schließlich fragte Sam: „Was ist bei den Wölfen passiert?“ Clare öffnete die Augen und blickte Sam an. Der Kraulte sie trotzdem weiter, bis die Katze seine Hand, vorsichtig darauf bedacht ihn nicht mit ihren Krallen zu verletzen, wegschob.  Gefährlich leise meinte sie in seinem Kopf: Das geht dich nichts an. Nun war es an Merti den Kopf schräg zu legen. Warum?, erwiderte er. Gespräche sind privat, knurrte die Katze. Sam zog die Augenbrauen hoch. „Die Wölfe haben mit dir gesprochen?!“ Clare knurrte dumpf. Bestätigung für Sam genug, dass er recht hatte. Aber was hatten die Wölfe gesagt oder angedeutet, dass Clare so empfindlich darauf reagiert hatte. Sam wollte es gerade fragen, doch Clare war eingeschlafen. Der Assassine lehnte sich zurück, borgte den Katzenkopf in seinem Schoss und schloss die Augen. Wenig später war auch er eingeschlafen.

 

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