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Ever a Moment, Die Suche 8.

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Fireheart
Veröffentlicht: 05.03.2022 11:13
Aktualisiert: 08.03.2022 17:33
Kategorie: Fantasy
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Text

 

8.

E

s roch nach Wald. Kräuter und Holz. Nach Stahl, Feuer, Eis und … Blut. Clare schoss hoch. Vor ihr schlief Sam. Um sie herum was endloser Wald. Das erklärte so einiges. Nur nicht das Blut. Da fiel der Blick der Gestaltwandlerin auf das Schwert vom Assassinen. Ach ja, daher kam der Geruch. Sie hatten die blutbefleckten Waffen vom Kampf mit den Wachposten noch nicht gereinigt. Die Raubkatze überkreuzte ihre Vorderpfoten, stützte ihren Kopf darauf und betrachtete den Krieger vor ihr. Seine muskulöse Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Das lange schwarze Haar zerzaust. Das schwarze Hemd war am Kra-gen aufgeknöpft, die Ärmel hatte er hochgekrempelt. Sein sonst so harsches Gesicht war im Schlaf weicher geworden. Fast jungenhaft. Ein Krieger, dachte Clare. Krieger war die richtige Bezeichnung für ihn. Zwar ausgebildet als Assassine, aber das Herz eines Kriegers. Sam schlug die Augen auf. Und schrie auf, als er die große Katze sah. Die grinste katzenhaft. Ein Schauer überlief den Mann, als sie alle Zähne zeigte. „Hast du mich aber erschreckt“, meinte er, noch etwas atemlos. Das Grinsen wurde breiter. Wie wärs mit guten Morgen, schnurrte sie Sam in Gedanken zu. Der stämmige Mann schnaubte. „Guten Morgen, Miezekatze.“ Das Knurren der Schneeleopardin ließ den Baum vibrieren. Du solltest dir auch mal die Haare schneiden, Vögelchen. Sam prustete los. Clare hob eine große Pfote und stieß ihn an. Seinen überraschten Schrei hallte im Wald wider. Clare sprang selbst vom Ast und landete elegant auf dem Boden. Sam war weniger elegant gelandet und rieb sich nun seinen Hintern. Clare verwandelte sich zurück in einen Menschen und fragte zuckersüß: „Tut’s weh?“ Sams darauffolgendes Knurren war definitiv nicht menschlich. Doch dann musterte er seine Haare. „Könntest du sie mir kurz schneiden?“ Die Gestaltwandlerin hob skeptisch die Augenbrauen. „Ich? Und wie eine typische Männerfrisur?“ Sam bejahte. Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn’s sein muss. Aber zuerst reinigen wir unsere Waffen und gehen weiter. Die Haare werden wir erst am Mittag geschnitten.“ „Gut“, stimmte Sam zu. Mit gefrorener Luft ließ Sam die Säcke vom Baum zu sich schweben. Clares warf er ihr zu, aus dem dritten holte er zwei Äpfel hervor. Den Apfel, den er ihr zuwarf, fing sie Söldnerin mit einer Hand und bis krachend hinein. Sam legte seinen hin und verschwand zuerst zum Bach. Keine zwanzig Minuten später kam er zurück. In frischen Kleidern und mit einem nassen Lappen, um die Waffen zu säubern. Während er sich setzte und mit seinem Schwert anfing, schnappte sich Clare ihr Bündel und ging zum Fluss. Während sie sich ihrer schmutzigen Kleidung entledigte, merkte sie wie Sam einen dichten Schild um sich zog.

Als sie zurück kam glänzten die Waffen und der Assassine war mit ihrem Schwert beschäftigt. Ihre Dolche glänzten wie neu. Sams Schwert lag sauber in der Scheide neben ihm im Gras. Clare nahm sich ihre Waffen und begann sie umzulegen. An jedem Bein einen Dolch, jeweils einen an den Unterarmen und zwei in ihre Stiefel. Den Rest kam an ihren Gürtel. Alles Jagdmesser, Krummdolche und die Normalen. Ein Beil wie Sam hatte sie nicht. Da es kalt war, holte sie ihren Umhang hervor und schlang ihn sich um die Schultern. Ein paar Minuten später reichte Sam ihr das Schwert, mit dem Griff zuerst. Clare stand auf, schnallte sich das Schwert um und warf den Seesack über die Schultern. „Und ich muss das Proviant tragen?“, kam die Frage von Sam. Er schnallte gerade sein Wurfbeil fest. „Du bist doch solch ein starker junger Mann. Da magst du bestimmt mehr tragen als ich altes Gerippe.“ Sam schnaubte, warf sich die Bündel über die Schultern und beeilte sich ihr nachzukommen, da Clare, ohne auch nur einen Blick über die Schultern zu werfen, losmarschiert war. „Du bist nicht alt“, beeilte sich Sam zu sagen, als er sie eingeholt hatte. Clare schnaubte. „Ich weiß. Aber im Gegensatz zu dir, Kindchen, bin ich ein altes Gerippe.“ Sam bestritt das nicht. Es stimmte schließlich. Bei den Unsterblichen war er sehr jung. Es war ein Wunder, dass er mit seinen 80 Jahren bereits so herumgekommen war. Manche blieben bis zu ihrem 150. Lebensjahr bei ihren Eltern, da es hieß, dass man erst in diesem Alter genug Lebenserfahrung hatte, um Ruhm zu erwerben. Sam hielt das für kompletten Schwachsinn. Ob man viel Lebenserfahrung hatte, ging bei ihm nachdem, wie viel man bereits erlebt hatte. Und Clare, das wusste er, hatte bereits viel Leid erlebt. Zu viel. In jungen Jahren hatte sie schon zu viel Leid erlebt. Der Eroberungszug vom König war bereits in Gang gewesen, als die Söldnerin geboren wurde. Sie hatte nur zusehen können.

Es war Mittag. Die Sonne stand hoch am Himmel. Den Umhang hatte Clare schon vor langer Zeit verstauen können. Sie machten auf einem Platteu Rast. Clare stand am Rand des Vorsprungs und blickte in die Schlucht hinab. Die Äpfel vom vorherigen Tag hatten alle dran glauben müssen, da die abrupten Temperaturumschwünge Hunger machten. Ein Fluss rauschte viele Meter unter ihnen durch die Felswände. Sam trat neben sie. „Du hast mir versprochen die Haare zu schneiden.“ Clare drehte sich um und musterte ihn. Dann lief sie zu ihrem Bündel. Sam folgte ihr. Als sie saß, meinte sie. „Aber danach lässt du sie wieder wachsen. Ich will dir mal Zöpfchen machen.“ Sam knurrte, brummte aber: „Na wenn’s sein muss.“ Clare holte einen Dolch hervor. Bevor sie ihn ansetzte, murmelte sie noch: „Komm nachher aber nicht heulend angelaufen, ich hätte dir die Frisur ruiniert.“

Später zog sie den Dolch ein letztes Mal durch das schwarz glänzende Haar. Prüfend betrachtete sie die Frisur. Dann nahm sie den Dolch herunter und säuberte ihn sorgfältig an ihrem Hemd. „Wir sind fertig.“ Sam wischte sich lose Strähnen von den Schultern und schüttelte sich kräftig. Haare flogen nach allen Seiten und Clare sprang fluchend zurück. „Pass doch auf!“ Sam ignorierte sie einfach und fuhr sich probehalber mit der Hand durch die Haare. Zu Clare meinte er: „Ich werde garantiert nicht heulend angelaufen kommen, Miezekätzchen.“ Clare knurrte. Sam kicherte.

 Zwei Tage lang wanderten sie durch die Berge gen Norden. Es war Spätnachmittag als Clare, die an der Spitze ging, die Hand hob. Sam sah sie fragend an. „Was ist?“ „Ich höre Leute.“ Sam strengte sein Gehör an, nichts. Er schickte seine Magie aus. Sie sang von Hütten, Dorfleben, Tieren und Menschen. „Jake hat mir mal erzählte“, brummte Clare, „dass sich manche Menschen anfangs des Eroberungsfeldzugs tief in die Berge zurückgezogen haben. Das wird wahrscheinlich irgendein Grenzdörfchen sein.“ Ein Blick auf Sam genügte, um sich die Bestätigung zu holen. Es befanden sich keine Magiekundigen unter ihnen. Nur Menschen. „Was machen wir nun?“, fragte Clare. Sam versuchte sich seine Überraschung darüber nicht anmerken zu lassen, dass sie sich mit ihrer Frage an ihn wandte. Sonst war er immer nur der Lastesel gewesen und hatte die Entscheidungen nicht treffen dürfen. Nun sah sie ihn an. Er musterte sie seinerseits. Die Arme verschränkt stand sie da. In ihrer üblichen dunklen Kleidung, die Augen funkelten. Ihr kinnlanges schwarzes Haar wehte in einer schwachen Brise und glänzte im Licht, das durch die Baumkronen reichte. Ihre Miene war unleserlich. „Ich hätte da eine Idee“, meinte er. „Aber sie wird dir nicht gefallen.“

Kommentare

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Am 08.03.2022, Fireheart
Wenn er meint, dass er ja nicht heulend angelaufen kommt, ist das nicht auch eine Antwort? Das die neue Frisur ihm gefällt? Übrigens habe ich nichts umgeändert. Längere Geschichten schreibe ich immer zuerst als Manuskript in ein Notitzbuch(abgesehen von Das schwarze Pferd), übertrage es anschliessend auf den Computer und überarbeite es mehrere Male.
Das mit der Verwirrung begrefe ich. Ich habe es leicht falsch formuliert. Sam lässt die Bündel eigentlich nur zu sich schweben und wirft Clares ihr anschliessend zu. Ich werde es gleich korrigieren.
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Am 06.03.2022, welcome home
Hoi Fireheart :)

Es freut mich sehr, wie fleissig du an deiner Geschichte weiterschreibst! Nach wie vor ist jeder Teil sehr spannend und macht Freude zu lesen. Dank den Abschnitten, die du gemacht hast, fällt mir das Lesen nun viel einfacher, toll, dass du das umgesetzt hast.

Beim ersten Abschnitt war ich etwas verwirrt, beim Teil wo Clare die Säcke vom Baum runterschweben lässt. "Clares warf er ihr zu", diesen Satzteil fand ich etwas irreführend...

Und zum Schluss noch die wichtigste Frage: Hat ihm denn seine neue Frisur gefallen? ;)

Lieber Gruss
welcome home