Ein Prolog

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Wolf16
Veröffentlicht: 31.10.2021 18:04
Aktualisiert: 31.10.2021 18:04
Kategorie: Fantasy
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Kurzbeschrieb:
In der Wellen heftig Wüten
wird sich Land erheben
Doch Frieden hat seinen Preis
Kampf wird vonnöten sein
Und wenn du stirbst braucht es andere
die das beenden was du nicht konntest

Text

 

Prolog

Die See tobte.

Es schien als würde das regengepeitschte Wasser kochen, wie es sich wild zu mit Gischt gekrönten Bergen auftürmte nur um dann in sich zusammenzukrachen und die See noch mehr aufzuwühlen.

Diese bedrohliche Szenerie wurde von Blitzen erhellt, die die Nacht für kurze Augenblicke taghell machten und denen stets ein grollender Donner in kurzem Abstand folgte.

Sterne sah man in dieser Nacht keinen und auch keinen der Zwillingsmonde, denn der Himmel war mit dicken, schwarzen Wolken bedeckt, die unaufhörlich ihre nasse Fracht über dem Ozean entleerten.

Dafür sah man in den von Blitzen erhellten Momenten eine riesige Flotte.

Es waren mehrere hundert Schiffe, die sich durch Wellentäler und Wellenberge hinaufkämpften.

Die Segel waren eingeholt die Masten unter Deck verstaut, die Mannschaften an den Rudern.

Bärtige Männer sassen da. Kräftig, wettergegerbt und zäh.

Aber auf den Schiffen befanden sich auf Frauen, Kinder, Nutztiere, Hausrat und allerlei andere Dinge.

Auch einige wenige andere Wesenheiten befanden sich auf den Schiffen, aber die Mehrheit bildeten die Menschen.

Im Bug des grössten Schiffes stand ein schlanker Mann.

Das nasse, brauen Haar fiel ihm in die braunen Augen.

Wasser lief ihm übers Gesicht und schon mehr als einmal war eine Welle über ihm zusammengebrochen.

Er aber hatte nicht mit der Wimper gezuckt, sondern hielt sich eisern an der Reling fest.

In Gedanken war er weit fort.

Er dachte an eine Prophezeiung und eine Warnung, die er vor nicht allzu langer Zeit von einem alten Mann und einem Gott (oder so etwas Ähnlichem) erhalten hatte.

Immer wieder dachte er an jene vermummte Gestalt, die ihm nach seiner Begnadigung zugeraunt hatte: «Vergiss nicht, dass nicht alle Generäle tot sind.»

Dann war die Gestalt verschwunden, ohne dass er hätte sagen können, wohin.

Und dann war auch noch Luxo gekommen. Golden leuchtend und eine Schar Wesen hinter sich herziehend, die wie Motten von seinem Leuchten angezogen wurden.

Er packte ihn am Oberarm und zog ihn in eine leere Kammer im Gerichtsgebäude und sperrte alle aus, so dass sie alleine waren.

In diesem Moment dachte er jetzt sei alles aus und Luxo wolle ihn töten. Aber dann hatte der Drittgeborene ihm jenen kryptischen Spruch zugeraunt, über dessen Bedeutung er sich bis heute den Kopf zerbrach.

 

In der Wellen heftig Wüten

wird sich Land erheben

Doch Frieden hat seinen Preis

Kampf wird vonnöten sein

Und wenn du stirbst braucht es andere

die das beenden was du nicht konntest

 

Als er Luxo nach dem Sinn der Worte gefragt hatte, hatte der geantwortet, dass er das selbst auch nicht wisse.

Dann hatte er ihm eine Hand auf den Kopf gelegt und für einen Moment schien es so, als ob eine Welle Licht von Luxos Hand herniederfloss. Dann nahm der Drittgeborene die Hand weg und sagte: «Mein Metall ist Gold»

Dann ging er zur Tür hinaus und marschierte davon, gefolgt von seinen Bewunderern.

Der Mann atmete tief durch und versuchte klar zu denken.

Das heftige Wüten der Wellen hatten sie nun und ein sich erhebendes Land wäre ihm im Moment sehr gelegen gekommen. Auch ohne Sturm.

Es waren nun Hundertzwanzig Tage vergangen, seit sie von den Küsten des kleinen Kontinents abgelegt hatten. Vor zwanzig Tagen hatten sie letztmals angelegt. Es war eine kleine Insel gewesen. Zu klein, um zu bleiben, aber gross genug, um frisches Wasser aufzunehmen.

Nun waren die Vorräte beinahe aufgebraucht. Was sein Volk nun brauchte war ein Kontinent. Eine Heimat wo man sie weder als Sklaven noch als Futter, sondern als Mitbewohner akzeptieren würden. Er hoffte jedoch nicht mehr darauf und hatte sich darauf eingestellt für eine Heimat kämpfen zu müssen.

In diesem Moment türmte sich vor seinen Augen das Meer auf.

Eine Welle wuchs vor seinen Augen immer höher in den Himmel. Sie wurde immer höher bis sie den gesamten Himmel zu bedecken schien und dann begann sie auf die Schiffe herniederzufahren.

In verzweifelter Wut stiess der Mann im Bug seines Schiffes seine Faust in die Luft und schrie seinen Zorn hinaus und zu seinem Erstaunen wich die Welle zurück. Sie kippte in die andere Richtung und keines der Schiff wurde auch nur beschädigt.

«Deine Hand.», rief Astrid, während sie sich nach vorne hangelte.

«Was ist damit?», fragte er.

«Sie hat golden geleuchtet, als du sie gegen die Welle gehoben hast.», antwortet sie aufgeregt, als sie neben ihm angelangt war.

Der Mann sah seien Hand an. In seinem Kopf hallte eine Bemerkung von Alon nach.

«Luxo», hatte dieser einmal gesagt, «besitzt grosse Macht. Er hat es geschafft sich mit seiner goldenen Substanz eine eigene Magie zu erschaffen, die auf fünf Elementen beruht.»

«Die da wären.», hatte Anton gelangweilt gefragt, während er mit einem Messer spielte.

Alon hatte geantwortet: «Feuer, Erde, Wasser, Wind und als das mächtigste von allen die Leere als Symbol des Geistes. Die Abwesenheit oder dem Existieren von allem.»

«Macht für mich keinen Sinn.», hatte Anton geantwortet und auch der Mann hatte es bis heute nie verstanden.

Doch jetzt ergab der erste Teil Sinn. Luxo hatte ihn offenbar mit einer Befähigung in dieser Art der Magie ausgestattet, als er ihm die Hand auf den Kopf gelegt hatte. Mit dem Element Wasser hatte er die Welle zum Einsturz gebracht. Was könnte er wohl mit der Macht der Erde anfangen.

Er versuchte sich zu erinnern, was er mit der Welle gemacht hatte. Er hatte mit seinem ganzen Wesen gewünscht, dass sie die Schiffe verschonen sollte und sie hatte es getan.

Er konzentrierte sich, richtete sein gesamtes Streben auf einen einzigen Wunsch. Er wollte Land vom Meeresboden heraufsteigen lassen.

Nichts passierte.

Zornig konzentrierte er sich fester und plötzlich begann er erstickt zu röcheln. Etwas saugte seine Kraft ab. Sie floss aus ihm heraus zusammen mit einem Teil seiner selbst. Er knickte ein, die Reling entglitt seinem Griff und ohne Astrid an seiner Seite, die ihn sofort packte und eisern fest- und aufrecht hielt, wäre er ins Meer gestürzt.

Auf Astrid machte er einen furchtbaren Eindruck. Er hing bleich und kraftlos in ihrem Griff, hatte die Augen verdreht, bis nur noch das Weisse zu sehen war und aus seinem Mund drangen furchtbare Laute. Hilflos musste sie zusehen, wie sein dunkelbraunes Haar langsam grau wurde und ihm blutige Tränen aus den Augen rannen.

Dann gab es einen gewaltigen Ruck. Das Schiff und alle anderen Schiffe der Flotte wurden emporgehoben, aber nicht von einer Welle, sondern von Land, das aus dem Wasser emporstieg.

«Hör auf.», schrie Astrid, «Das Land ist da, hör auf.»

Der Mann hörte sie nur noch von fern und gerade noch rechtzeitig, kurz bevor die Magie ihn seiner gesamten Kraft beraubt hätte, hörte er auf. Das Land stand still und hob sich nicht mehr weiter und der Mann versank in einem tiefen, todesähnlichen Schlaf.

Kommentare

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Am 07.11.2021, Wolf16
Hallo Amanda
Es freut mich, dass mein Text dir gefällt. Es ist eigentlich ein Bindeglied zwischen zwei Geschichten. Der Mann auf dem Schiff ist eine Hauptfigur in einer Geschichte, am Ende dieser muss er zusammen mit den anderen Menschen auswandern und schafft sich im Prolog eine neue Heimat. Einige hundert Jahre später setzt die Geschichte, auf die sich der Prolog bezieht ein. Der Mann ist längst tot, doch seine Söhne leben noch. Andere braucht es nun, die das beenden, was der Mann nicht konnte.
LG Wolf16
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Am 31.10.2021, Amanda_8
Hi Wolf16,
spannender Text... Hast du vor, weitere Kapitel zu schreiben? Ich würde mich freuen :)
Lg, Amanda_8