Gefressen werden und Fressen

Ein kleines Schwein schlief friedlich auf Stroh in seiner Box. Doch dann wurde sein Schlaf von irgendetwas gestört.

Zuerst begann seine Nase unruhig zu zucken, dann wachte es ganz auf und sah sich unruhig um. Es stand auf und schnüffelte.

Da hörte es ein Geräusch. Die Stalltür hatte sich geöffnet.

Schwere Schritte von mehreren Wesen näherten sich.

Das Schwein wurde immer unruhiger, lief auf und ab, aber es konnte nicht aus der Box entfliehen.

Dann hielten die Schritte.

Drei Menschen hielten vor der Box, öffneten sie und traten ein.

Das Schwein versuchte es zwar, aber in der engen Box hätte es auch dann nicht entfliehen können, wenn die drei Männer es nicht in einer Ecke eingekesselt hätten.

Die Männer packten es, hoben es an den Beinen an und schleppten und schleiften es aus dem Stall.

Das Schwein wehrte sich nur noch schwach. Aus den Boxen wurde es von mitleidigen Blicken seiner Artgenossen gestreift.

Dann ging es aus dem Stall in den kühlen Morgen hinaus.

Das Schwein fröstelte ab der Kälte und zitterte vor Angst, als es den Baum mit der Seilkonstruktion und den danebenstehenden Tisch mit den Klingen und anderen Gerätschaften sah.

Es wehrte sich heftiger als man seine Hinterbeine an den Seilen befestigte, doch als man es dann so am Baum hochzog, war sein Widerstand endgültig gebrochen.

Es bewegte sich nicht mehr, als man das Becken unter seinen Kopf schob und dann einer der Männer mit dem Messer in der Hand auf es zutrat.

Vor der im Osten aufgehenden Sonne, war der Mensch, nicht viel mehr als ein Schemen. Das Messer blitzte in der Sonne als der Mensch es am Hals des Schweines ansetzte.

Willi schreckte aus dem Schlaf auf. Sein Herz pochte heftig und ein dünner Schweissfilm bedeckte seinen Körper und er zitterte vor Angst.

Gehetzt sah er sich um, aber alles war wie immer. Sein Bett stand am gleichen Ort und im schwachen Licht der Strassenbeleuchtung, dass durch die Vorhänge seines Fensters drang sah er seinen Schreibtisch seinen Kleiderschrank und sein Büchergestell.

Alles sah aus wie immer.

Langsam beruhigte er sich und die Borsten auf seinem Körper, die beim Aufwachen alle senkrecht gestanden hatten legten sich wieder an.

Er rieb sich die Augen.

Was hatte er nur für blödes Zeug geträumt. Menschen die Schweine schlachten, wo gab es denn sowas?

Was er auf den Schrecken brauchte war ein kleiner Imbiss. Er stand als auf und tapste auf seinen vom Schlaf noch unsicheren Füssen zur Küche.

Er kratzte sich an seinem Rüssel und gähnte, so dass seine imposanten Hauer sichtbar wurden.

Dann öffnete er den Kühlschrank.

Ein bisschen Fleisch, das wäre jetzt genau das richtige. Aber was sollte er sich einverleiben?

Sein Blick fiel auf eine Packung mit vier Würstchen. Er holte sie heraus.

Auf der Packung stand: Sütterlin – Produzent von Menschenfleisch seit 1944 – Bio-Freilandhaltung.

Ja das mit dem Bio und der Freilandhaltung war Willi wichtig. Die armen Schweine sollten vor der Schlachtung ein schönes Leben haben.