Story I - Keltische Herzen ~ Silberne Herzen -

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Aida
Veröffentlicht: 07.05.2021 10:51
Aktualisiert: 07.05.2021 10:55
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Text

I

Als ich Samahara, eine rote Stute mit weissen Strähnen in Haar und Fell fand, machte ich mich mit ihr auf. Auf die Suche nach Ercosin. Wir trabten lange voreinander her und schwiegen, die Spannung um Ercosins Verschwinden hatte sich in der gesamten Herde ausgebreitet. Wir trabten durch den Wald an dunklen Büschen und hellen Lichtungen vorbei. Samahara fiel eine Träne auf den Boden. «Sami, was ist los?», sorgte ich mich um die schöne Stute. «Ja, wenn wir sie nicht finden», schluchzte sie, «sind wir alle, und zwar wirklich alle, dem Bösen dieser Welt ausgeliefert und werden qualvoll verenden müssen. Wir sind nicht mehr beschützt von gar niemandem mehr. Nicht einmal von uns selbst.» «Och Samahara, ich hab’ auch solche Angst. Das haben wir doch alle, niemand war von uns je alleine gelassen von Ercosin!» Als ich diese Worte gesprochen hatte und mitfühlend den Kopf auf ihren Rücken legte, hallte plötzlich dieses Ercosin laut durch den Wald. Samahara erzitterte. Ich erschauderte ebenfalls und die ganze Welt verharrte still. Da erschollen die gleichen Wörter widerhallend in einer überdimensionalen Kraft erneut, als würden sie aus einer anderen Welt entspringen und uns dorthin ziehen. Als wären die Götter erzürnt und würden uns nun unserer bekannten Welt berauben. Die Welt verzerrte sich tatsächlich und Samahara verschwand nach und nach. Ich gelangte mehr und mehr in eine feuerrote Welt, die mich erschaudern und erschaudern liess. Die glühende Hitze erfasste mich, ich vibrierte und fror am ganzen Körper. Zitterte vor dem roten, glühenden Schaum und dem hellen Feuer. Die Welt war still und dennoch laut, Feuer loderte um mir herum, prasselte wie heisser Regen  und ein Ast fiel funkensprühend vom Himmel. Ein Schatten ging um Wände der Welt, Todesangst und Schrecken breitete sich in mir aus, meine Beine begannen zu zittern. Ich konnte nichts mehr tun, nichts mehr. Kein Muskelzittern ermöglichte eine Bewegung oder gar ein Fliehen. Ein Feuerdämon, ein Atronach erschien und warf schon seine Schreie nach mir. Die Welt hallte seinen Schrei von allen Wänden wieder und mir schauderte es. Ich versuchte wieder Kontrolle über meinen seltsam gleissenden Körper. Vorsichtig machte ich einige Schritte zurück und erhob mich auf meine Hinterhand. Der Dämon schlich leise und quietschend näher, das Feuer verengte sich um mich, das Atmen fiel mir schwer. Das Feuer berührte mich und versengte mein Fell, der Dämon stürzte sich über mir  auf mich. Sein höllenfeuriges Lachen hallte in meinem Inneren wie das Gebrüll eines donnernden Bergsturzes wieder. Meine Lungen kollabierten vor Schmerz und alles zog sich in mir zusammen. Ich sah nur Feuer, als das Gehalle des Ercosin wiederum den Wald erfasste. Wie ein Windstoss gelangte es zu mir, ich erschauderte und fror unter dem Feuer und dem Ercosin. Meine Augen verdrehten sich, überwältigt vom Feuer und der friedenden Kälte, ich erschauderte und erschauderte, das Ercosin erfasste wieder jedes Zellchen meines Körpers, ich erschauderte und liess mich mitnehmen von diesem Gefühl der Ercosin. Es wurde für einige Momente dunkel um mich,  meine Schmerzen verschwanden und ich nahm gar nichts mehr wahr.

Vertraute, feine Stimmen drangen dröhnend durch die Dunkelheit vor meinen Gedanken. «Er ist hier, er ist hier. Er kommt zurück. Er ist hier. Sehr gut», ein erleichtertes Seufzen liess Amarc von sich hören. «Was ist mit Samahara? Ist sie schon zurück?» «Nein, sie macht mir noch sehr Sorgen, sie scheint noch nicht zurückgekommen zu sein. Sie hat das zweite Ercosin-Gehalle verpasst. Die Dämonen halten sie noch in seinem Bann. Sie scheint ganz gefesselt und gefroren von ihm zu sein.» Nein, bitte nicht Samahara. Bitte nicht sie. Sie ist so schön, sie hat es verdient hier zu sein und zu leben. Sie darf nicht gefangen bleiben. «Schon gut, schon gut, Karìan, sie wird schon zurückkommen», las Amarc aus meinen unausgesprochenen Gedanken, «Es dauert wohl einfach noch ein bisschen, sie braucht noch etwas Zeit»

Während ich mich noch an der Quelle unseres Herdenplatzes erholte und über mein Erlebtes nachdachte, kam mir eine Idee. Was wenn Ercosin von den Dämonen gefangen gehalten wird? «Puaili, Puaili!» Meine Schwester hörte mich rufen und kam sofort im Trab zu mir. «Was ist denn, Bruder?» «Könnte es sein, dass Ercosin wie Samahara in einer Anderswelt von einem oder mehreren Dämonen gefangen gehalten wird?» «Nein, tut mir leid Karìan, das ist nicht möglich. Amarc hat schon überall nach ihr gesucht, auch in den gefahrvollsten und dunkelsten Anderswelten, aber sie vermutet auch, dass es für ein Relikt wie Ercosin gar nicht möglich ist, dorthin zu gehen.» Betrübt schnaube ich. «Wo ist sie dann?» Ich blicke meine Schwester an und nicke zu den anderen Mitgliedern der Herde, von denen mindestens die Hälfte noch in einer anderen Welt von einem Dämon verfolgt oder gehalten wird. Nur weil sie auch auf der Suche nach Ercosin waren.  «Wenn das so weitergeht, verlieren wir alle unserer Herde!» «Werden wir nicht». Wenig überzeugt blicke ich meine Schwester an und stehe nun auf. «Wenn das so weitergeht, verlieren wir wirklich alle.» Ich wollte gerade meine Beine in Bewegung setzen, da hielt mich Puaili nochmals zurück. «Karìan, warte. Komm her.» Sie flüsterte und drehte uns von den anderen weg, dass sie ja nichts mitbekommen würden. Leise erinnerte sie mich an das Lied Ercosins. «Weisst du noch was in der zweiten Strophe drankommt? Sauge mal diesen Text ganz klar in dich hinein. Was sagt er?» «Die Tage werden kürzer, die Nächte werden länger, wir werden alleine gelassen, doch bald wird es dämmer…» Noch während ich das sagte, verlor ich alle meine Sinne, mein Gefühl für Raum und Zeit verschwanden und ich wurde wieder in eine traumartige Anderswelt entzogen.

Das «Dämme» hallte schallend in mir nach, alles dehnte sich in mir, die Zeit, der Raum, das Bewusstsein. Wie benommen blickte ich auf dieselbe Quelle, wie zuvor, doch sah ein Licht am Grunde des Wasserfalles scheinen…

              

Ich kam zurück in die Welt, wo meine Schwester vor mir stand und besorgt nach mir gerufen hatte. «Oh Karìan, du bist zurück, Lux sei Dank!» Noch etwas benommen, wendete ich mich um zur Quelle. «Ich will Wasser», hauchte ich mit trockenem Mund, «Ich will Wasser». Ich wanderte jedoch an der Quelle vorbei zu einem Moosfeld und saugte dort das Wasser des letzten Regens raus. «Karìan? Alles in Ordnung bei dir?» Das «dir» schallte erneut in mir nach, alles verzerrte sich in meinem Kopf und um mich herum und es wurde wieder komplett schwarz um mich.

 

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Kommentare

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Am 08.05.2021, Wolf16
Hallo Aida
Ich fand deine Geschichte spannend und das Setting mit Pferden als Protagonisten und den Anderswelten finde ich sehr ansprechend. Auch fand ich es toll, dass du das Innenleben der Figuren so detailliert beschreibst, so dass man sich in die Hauptfigur hineinfühlen kan.
Das Innenleben der Figuren kann ich mir sehr gut vorstellen, aber ich habe oft ein bisschen Mühe mir die Landschaft und Umgebung(sozusagen die Kulissen deiner Geschichte)vorzustellen, da da deine Beschreibungen sehr knapp gehalten sind. Vielleicht ist das Konzept deiner Geschichte, aber für mich ist es so etwas schwierig bei der Handlung richtig mitzukommen, da ich manche Sachen auch falsch interpretiere.
Aber die Geschichte selbst tönt spannend und der Schreibstil mit diesen ausführlichen Beschreibungen des Innenlebens, der Gefühle, Gedanken und Empfindungen der Charakter passt sehr gut dazu.
Freundliche Grüsse
Wolf16