Rosenwelt

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Wolf16
Veröffentlicht: 27.03.2021 22:12
Aktualisiert: 27.03.2021 22:12
Kategorie: Fantasy
Tags: Rose, Gegensätze
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Text

Vom Anfang der Dinge

 

Am Anfang war nichts.

Nur ein Samenkorn.

Dann keimte das Samenkorn und brachte eine rot schimmernde Rose hervor.

Die Blume hob den Kopf und öffnete die Blüte und in der Blüte lagen zwei schlafende Wesen.

Ein weiss leuchtendes und ein schwarz dunkelndes.

Sie glichen Kinder besassen jedoch kein Alter und würden auch nie eines besitzen.

Waren ohne Geschlecht und würden so bleiben.

Besassen keine feste Gestalt und würden nie eine annehmen.

Sie waren die Gegensätze, die Unterschiede, dies was nicht gleich ist und nie gleich sein wird, das was sich anzieht und abstösst, sich nicht will und doch aufeinander angewiesen ist.

Sie sind das Alpha und das Omega und stehen damit für Anfang und Ende, Leben und Tod, Entstehen und Vergehen.

Und dann begann sich das eine der Wesen zu rühren.

 

Von Anfang des Seins

 

Ganesha

 

Als ich erwachte begann ich zu existieren.

Ich wurde einfach ins Leben (oder so etwas ähnliches) hineinkatapultiert.

Stellt euch einmal vor ihr seid von einem Moment auf den anderen einfach da.

Nicht umsonst ist der Vorgang der Entstehung des Lebens heutzutage in den meisten Fällen ein langsamer, schleichender Prozess und es kommt nicht von ungefähr, dass man in den meisten Fällen an seine frühste Kindheit keinerlei Erinnerungen besitzt.

All das sind Schutzmechanismen.

Wäre die Welt damals so voll gewesen, wie sie das heute ist, ich wäre überfordert gewesen mit all diesen Eindrücken, die auf mich eingeströmt wären.

Auch so war es viel.

Ausser uns und der Blume gab es zwar nichts, aber allein diese Erfahrung des Seins, des Existierens, Denken, Bewegens, Sehen, Hören, Schmecken dieses Empfinden mit allen Sinnen überforderte schier mein Denken.

Doch dann wurden die Eindrücke schwächer. Mein Wesen hatte sich ans Existieren gewöhnt und ich erhob mich langsam auf der Blüte.

Als ich mich erhob wurde das Licht, das aus mir entsprang, heller und erhellte Leere.

Ich schaute ins Nichts und es gibt nur wenig, dass sich mit diesem Blick in die komplette Leere vergleichen lässt, indem sogar leerer Raum nicht existent ist.

Und als ich noch so schaute, wurde ich langsam gewahr, dass es allmählich dunkler wurde.

 

Mikoto

 

Das Gefühl, das mich beim Beginn meiner Existenz überkam, ist unbeschreiblich. All diese neuen Eindrücke, die mich überkamen, in mein Gehirn flossen und dort verarbeitet wurden. Ich konnte einfach nur staunen.

Eines der ersten Dinge, denen ich wirklich gewahr wurde, war dieses stehende Wesen, das weiss leuchtend in die Leere hinausstarrte. Als ich es erblickte wollte ich mich ebenfalls erheben und stemmte mich hoch.

Ich brauchte zwei Anläufe, denn seltsamerweise schien mich das Licht auf den Blütenboden zu drücken.

Doch dann schaffte ich es langsam hochzukommen. Und im gleichen Masse wurde es dunkler und Kraft begann mich zu durchströmen.

Diese ersten Momente meiner Existenz waren wundervoll gewesen dieses Gefühl des plötzlich existieren

Das Gefühl dieser Kraft, die in mich hineinzufliessen begann war unbeschreiblich.

 

Ganesha

 

Als ich der sich ausbreitenden Dunkelheit gewahr wurde, wurde ich schwächer. Die Kraft schien aus mir herauszufliessen oder herausgesaugt zu werden.

Ich ging in die Knie, die Dunkelheit drückte mich nieder und ich sank auf den Boden der Blüte.

 

Mikoto

 

Niemand war so überrascht wie ich, als ich sah, dass dieses andere Wesen im gleichen Mass zu Boden sank, wie ich mich erhob. Zugegeben, ausser mir und ihm war niemand da, aber trotzdem hatte ich diese Wirkung weder beabsichtig noch vorausgesehen.

Als ich ihr gewahr wurde und den Zusammenhang begriff, ging ich auf die Knie, da ich dachte, dass man so den Druck des jeweils anderen vielleicht erträglich machen könnte.

 

Ganesha

 

Als der Druck nachzulassen begann, wollte ich mich sofort wieder erheben, aber als ich aufzustehen begann zischte mir eine leicht gereizte Stimme zu: «He, knie dich gefälligst auch hin, wenn ich schon Rücksicht nehme.»

Ich schaute mich um und sah erst jetzt dieses dunkelnde Wesen, dass da unauffällig auf dem Boden kniete.

Ich tat ihm den Gefallen und kniete mich hin. Argwohn kannte ich damals noch nicht und hätte ich ihn gekannt wäre er fehl am Platze gewesen. Jedenfalls in diesem Moment.

Wir waren also zwei.

Und ganz ehrlich, wir waren beide nicht wirklich begeistert über diesen Umstand. Wenn man einfach plötzlich zu existieren beginnt mit einem voll entwickelten Bewusstsein, dann sehnt man sich nicht im ersten Moment nach einem Kameraden. Man möchte zuerst einmal in Ruhe nachdenken können und die Ereignisse in Ruhe einordnen. Erst nach einiger Zeit entsteht der Wunsch nach Gesellschaft und an diesem Zeitpunkt waren wir noch nicht.

Trotzdem mussten wir uns miteinander arrangieren, denn wir schränkten uns gegenseitig massiv ein.

 

Mikoto

 

Das Problem war, wie wir schnell herausfanden, dass wir nicht beide gleichzeitig aufstehen konnten (wir versuchten es einige Male und scheiterten genauso oft kläglich).

Später sollten wir herausfinden, woran es lag, aber in diesem Moment wussten wir nur, dass sich nur eines von uns erheben konnte.

Je aufrechter der eine stand, desto flacher musste sich der andere auf den Boden pressen.

Umgekehrt galt dies übrigens auch.

Wir wissen, dass wir am Anfang nebeneinander in der Urrose gelegen haben, aber auch das war uns nicht mehr möglich, denn wenn der eine auf dem Boden lag, konnte sich der andere nicht hinlegen.

Beziehungsweise ist die Formulierung nicht können etwas irreführend. Es ist uns schon möglich aufzustehen, wenn der andere steht. Aber das ist jedes Mal ein Kräftemessen zwischen uns, denn wir zwingen mit dieser Aktion den anderen zum Gegenteil. Wenn sich dieser entsprechend wehrt, bedeutet das, dass man mehr Kraft aufwenden muss.

Man kann sich das ganze wie Armdrücken vorstellen. Nur das bei uns nie jemand gewinnt und das Duell immer weitergeht.

Die einzige Position, die wir beide einnehmen können, ist eine kauernde (was ziemlich komisch ist, wenn man bedenkt, dass wir damals gestaltlos waren)

Und so vereinbarten wir bis auf weiteres in dieser Haltung unsere Umgebung zu erkunden.

Viel gab es da nicht zu erkunden.

Es gab uns und die Rose, die aus der Blüte, in der wir uns befanden, einem kurzen mit Dornen gespickten Stängel und dem Samenkorn aus dem Wurzeln wucherten bestand.

Als ich über den Rand der Blüte blickte, kam mir eine Idee.

Wir konnten uns zwar nicht gleichzeitig erheben, aber was wäre, wenn einer von uns sich in die andere Richtung also noch unten erheben würde?

 

Ganesha

 

Als mir der andere seine verrückte Idee mit dem Erheben nach unten vortrug, war ich zunächst skeptisch.

Doch er gab mir nicht lange Zeit zum Zweifeln, denn er kroch in der kauernden Position zum Blütenrand und lief über den Rand an die Unterseite der Blüte, wo er sich direkt unter meiner Position aufrichtete.

Er muss meine Position anhand des Leuchtens gesehen haben, ich sah ihn, anhand der Dunkelheit, die er ausstrahlte. Aber visuelle Erkennung brauchen wir nicht, denn wir wissen immer genau wo der andere ist. Er zieht uns an und stösst uns gleichzeitig ab. Sterbliche Wesen haben einen Begriff, der dem was uns beide verbindet, sehr nahekommt: Hassliebe.

Als er sich unter mit in Position gebracht hatte stand er auf, nach unten, da das ja sein neues Oben war und im gleichen Moment wusste ich, dass seine schräge Idee wirklich funktionierte, denn ich wurde mit unerbittlicher Macht dazu gezwungen mich ebenfalls zu erheben.

Endlich konnten wir beide stehen. Das Gefühl war ein ganz anderes, denn wenn wir in die gleiche Richtung aufstehen, drücken wir dabei den jeweils anderen nieder, wenn wir jedoch in unterschiedliche Richtungen aufstehen, stützen wir den jeweils anderen.

Nur unterschiedliches Verhalten stärkt uns, der Gleichschritt schwächt uns.

 

Mikoto

 

Es war unbeschreiblich dieses Gefühl zu stehen, ohne den anderen niederzuringen. Die Kraft floss nicht in den einen hinein und aus dem anderen hinaus, sondern in beide zugleich und in diesem Moment entfaltete sich die ganze Kraft, die in uns geschlummert hatte.

Meine Dunkelheit wurde dichter und dichter und breitete sich aus, bis sie den gesamten Raum unterhalb der Blüte ausfüllte. Gleichzeitig wurde das Licht über mir immer heller und ich wüsste, dass es den gesamten Raum oberhalb der Blüte ausfüllte.

Wir waren glücklich.

Wir beide waren das.

Doch die Macht, die wir ausstrahlten und das wuchernde Wurzelwerk der Urrose gebar neues Leben.

Ich muss zugeben, dass es vor allem meine Macht war, die dieses Leben im Wurzelwerk der Urrose erweckten und das war wohl auch der Grund, warum es so verdorben war.

Aus den Knäueln der Wurzeln der Urrose quollen Wesen ohne Gestalt, die sofort damit begannen die Wurzeln zu zerfetzen.

Sie wollten nicht fressen. Ihr einziges Ziel war es zu zerstören.

Ich weiss nicht, warum ich das wusste, aber mir war klar, dass es von entscheidender Bedeutung war, dass die Urrose am Leben blieb und dass wir diesem Treiben ein Ende bereiten mussten.

Deshalb rief ich: «He du da oben komm schnell hier runter, wenn du auf der einen Seite des Stängels der Rose gehst und ich auf der entgegengesetzten sollten wir beide aufrecht gehen können und können diese Wesen dort unten von den Wurzeln weghalten.»

Kommentare

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Am 14.04.2021, welcome home
Hoi Wolf16

Das stimmt, im Internet findet sich wirklich fast alles :) Aber ich muss sagen, auch ich bin manchmal überhaupt nicht motiviert, etwas zu googlen, da ich viel lieber weiterschreiben würde. Ein kleiner innerer Kampf ;) Aber umso schöner, wenn die Recherchen dann in die Geschichte eingebunden werden können.

Lieber Gruss
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Am 13.04.2021, Wolf16
Hallo welcome home

Das Problem mit den Kentnissen ist bei mir wohl meist, dass ich ein bisschen gar streng mit mir bin und alles ganz genau wissen will. Das ist dann manchmal ein bisschen frustrierend, wenn ich für kleine Details lange Recherchen anstellen muss. Aber natürlich hast du Recht mit Youtube. Im Internet habe ich bis jetzt jedenfalls (fast) immer die von mir benötigten Kentnisse gefunden.

Freundliche Grüsse
Wolf16
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Am 13.04.2021, welcome home
Hoi Wolf16

Ich denke nicht, dass du grosse botanische Kenntnisse brauchst, um den Wachstum einer Pflanze zu beschreiben. Es gibt zum Beispiel auf Youtube tolle Zeitraffer Videos vom Samen bis zur Pflanze. Da findest du bestimmt etwas hilfreiches.

Lieber Gruss
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Am 12.04.2021, Wolf16
Hallo welcome home
Das mit dem ''wuchs'' ist ein guter Tipp. Danke dafür.
Das ist sowieso eine der grossen Schwierigkeiten, die ich mit dieser Geschichte habe. Ich merke immer wieder, wie mich meine fehlenden botanischen Kentnisse daran hindern die Porzesse zu beschreiben, die ich darstellen möchte.
Es freut mich aber sehr, dass dir meine Geschichte gut gefällt und du mehr davon möchtest.
Ich habe auch schon weitergeschrieben. Deine Hoffnungen auf eine Fortsetzung werden also wahrscheinlich nicht enttäuscht.

Freundliche Grüsse
Wolf16
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Am 31.03.2021, welcome home
Hoi Wolf16
Um gleich deine Fragen zu beantworten: Mich hat deine Geschichte total gefesselt. Und ich war enttäuscht, als sie endete, da ich wissen möchte, wie sie weitergeht.
Die beiden Wesen konnte ich ohne Probleme auseinanderhalten und fand es toll, wie du beiden ein eigenes und doch gemeinsames Denken gegeben hast.

Am Anfang würde ich das Wachsen der Rose noch mit einem "wuchs" unterstützen, damit sie nicht vom Samen direkt eine Blüte bringt. Das ist aber meine Gärtnersicht ;)

Ausserdem haben sich ein paar Schreibfehler eingeschlichen.

Nichtsdestotrotz gefällt mir diese Geschichte sehr gut und hoffe insgeheim auf eine Fortsetzung :)

Lieber Gruss
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