Gedanken des Todes

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Stephanie Lena
Veröffentlicht: 27.01.2021 06:52
Aktualisiert: 15.08.2021 12:21
Kategorie: Slam Poetry
Tags: Stempel, Tod, Gedanken
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Kurzbeschrieb:
Wir alle werden sterben. Doch wir dürfen nicht darüber sprechen.

Text

Ist das schon krank?

Wenn ich sage, ich werde sterben?

 

Darf ich darüber reden?

Darf ich kurz nachdenken?

Nein, denn wenn ich das tue,

ich bin nicht mehr gut.

 

Ich werde schweigen.

Niemand darf diese Gedanken begreifen.

Denn ich darf diese nicht zeigen.

 

Ich darf nicht darüber sprechen.

Denn der Tod,

ist Tabu.

Wenn ich das tue,

bekomme ich einen Stempel.

Ein Stempel,

der sagt,

ich bin nicht normal.

 

Ich dachte diese Zeiten,

vom urteilen,

sind nur in den Zeilen,

der Geschichtsbücher zu finden.

Und nicht in dieser Zeit in der ich mich heute befinde.

 

16.01.2021

Kommentare

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Am 04.11.2022, Amanda_8
Jetzt bin ich ziemlich ausgeschweift… Was ich sagen wollte, ich finde es mutig, über so Tabu Thema zu schreiben und das so anzusprechen. Schließlich geht der Tod uns alle an.
Mach weiter so!
Liebe Grüße :)
Amanda_8
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Am 04.11.2022, Amanda_8
Ich halte nicht viel davon, dieses Thema aus dem Alltag zu verbannen. Schließlich ist es halt einfach so, dass wir alle irgendwann tot sein werden. Ich freunde mich lieber jetzt schon mit dem Gedanken an, als ihn aus Angst zu verdrängen, wie es viele tun. Aber ja, schon allein wegen dieser Einstellung werde ich wahrscheinlich bei vielen schief angeschaut und als „unnormal“ abgestempelt, wenn ich diese Gedanken teile. Diese Zeit von Urteilen, von der du gedacht hattest, dass sie vorbei ist, gab es schon immer und wird es wahrscheinlich auch immer geben, so schön es auch wäre, wenn wir Menschen das überwinden würden. Ich glaube letztendlich ist das ein Prozess mit sich selbst: Entweder man passt sich der allgemeinen Meinung an oder man lebt mit den Vorurteilen und „in Schubladen gesteckt werden“. Beides nicht das, was man sich wünscht, ich weiß.
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Am 04.11.2022, Amanda_8
Hi, ich mag deinen Text. Du hast Recht, der Tod ist in den meisten Kreisen unserer Gesellschaft ein Tabu Thema. Liegt wahrscheinlich daran, dass Werte wie Gesundheit, Schönheit und Jugend idealisiert werden und Kranksein und Sterben stört das schöne Gesamtbild. Sogar unsere alten Menschen schicken wir zum sterben weit weg aus unserer Sicht - in Krankenhäuser oder Hospize.
Ich denke öfter mal über den Tod nach - aber nicht unbedingt als etwas negatives, sondern ebenso natürliches wie das Leben. Solche Fragen sind spannend. Was wäre, wenn ich jetzt sterben würde? Welche Auswirkungen hätte es auf mein Umfeld? Was würde ich bereuen und was vermissen? Wie geht es weiter nach dem Sterben?
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Am 31.01.2021, Feder
Teil 3: Und hier noch einen sprachlichen Kommentar. Ich mag den Rhythmus, den Aufhänger in den ersten Zeilen, der gleich neugierig macht und einen Sog entwickelt. Und automatisch denkt man: Was ist "gut", wenn du schreibst "...bin ich nicht mehr gut."

Ein grammatikalischer Tipp: Achte noch mehr auf Gross- und Kleinschreibung -> bsp. erste Zeile krank // dritter Abschnitt: tabu und weiter unten tue. Und ein Vertipper: Tod (nicht Tot).

Aber nochmals: Ich mag deinen Beitrag! Liebe Grüsse, Ursula von schreibdichfrei.net
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Am 31.01.2021, Feder
Teil 2: Und dann kommt auch ein zweiter wichtiger Punkt dazu. Es kann auch mit einer Depression zu tun haben, dass Menschen davon sprechen, dass sie sterben möchten. Da sind eben manchmal Grenzen fliessend. Deswegen und aus Sorge kann jemand sagen: "Sprich mit einer Fachperson darüber!" Dieser Hinweis hat dann mit Fürsorge zu tun. Du siehst. Was die eine Person so meint, muss die andere nicht so verstehen. Das macht Gespräche so spannend und nicht immer einfach.

Psychische Gesundheit ist heute sehr wichtig. Nur z.B. durch Kampagnen wie "Wie geit's?", wo dazu aufgerufen wird, mit offenen Augen und Herz Anteil zu nehmen und echtes Interesse zu zeigen: https://www.wie-gehts-dir.ch. Meine Oma sagte mir einmal: "Toll, wie ihr über eure Gefühle reden könnt heute. Als ich jung war, war das nicht möglich. Das galt als privat." Meine Oma wurde 1901 geboren. Du siehst: Abgrenzung und Fürsorge gab es wohl immer. Aber es war längst nicht immer selbstverständlich, Gefühle öffentlich zu zeigen.