Drachenfeuer Flötenklang

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Wolf16
Veröffentlicht: 24.01.2021 20:02
Aktualisiert: 24.01.2021 20:02
Kategorie: Fantasy
Tags: Wald, Rauch, Drachenfeuer, Sleifnier
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Kurzbeschrieb:
Von Kletterpartien, seltsamen Fremden und Pfeifenrauch

Text

1. Kapitel

Von Kletterpartien, seltsamen Fremden und Pfeifenrauch

Die Sonne brannte heiss vom Himmel, aber unter dem schützenden Blätterdach war es schattig und kühl, denn die Lichtstrahlen, die das Dickicht der Baumkronen durchdrangen und helle Flecken auf die Äste und Blätter malten, erwärmten ihre Umgebung kaum.

Es war ein friedliches, vollkommenes Bild, das sich einem unter dem Blätterdach bot. Die Luft war erfüllt vom Singen der Vögel, vom Summen der Insekten und in der Ferne hörte man es von Zeit zu Zeit rascheln oder krachen.

Das einzige was dieses Bild störte, war eine Gestalt, die in einen Umhang gehüllt auf Händen und Knien über einen dicken Ast kroch. Der Umhang passte sich dabei fortwährend dem Untergrund an, so dass die Gestalt nur schwer zu erkennen war, was ihm Zwielicht, das hier herrschte sowieso schwer war. Er bot einen komischen Anblick wie er da auf allen Vieren, mit seinem Bogen, seinem kurzen Schwert und einem Packen mit Proviant über den Ast krabbelte.

Sein Name war Sleifnier Barnas und er fand seine Situation alles andere als komisch. Es war ihm unerklärlich, wie er die Baumstrasse, jenes komplexe System aus Brücken, Astwegen und Leitern, das durch den gesamten Laotsche-Wald führte und eigentlich unverfehlbar war, hatte verlieren können.

Plötzlich war er irgendwo im Nirgendwo auf einem schmalen Ast gekauert und wusste nicht einmal mehr aus welcher Richtung er gekommen war.

Nun versuchte er durch das Ziehen von immer weiteren Kreisen um seinen letzten Standort die Strasse wieder zu finden.

Seufzend setzte sich Sleifnier rittlings auf den Ast, auf dem er gekrabbelt ist, legte seinen Oberkörper auf den Ast, schlang seine Arme darum und liess sich dann langsam seitlich vom Ast rutschen, bis er unter dem Ast hing. Nun löste er seine Beine vom Ast, hielt sich mit den Händen aber weiterhin fest, bis seine Füsse Halt auf einem weiter unten gelegenen Ast gefunden hatten.

Vorsichtig balancierte er über den relativ dünnen Ast. Als er beim Stamm des Baumes angekommen war, krallte er seine Finger dankbar in der Borke des hölzernen Riesen.

Seine Mutter hatte ihm zwar erzählt, sein Vater sei ein halber Waldelf gewesen, aber in solchen Momenten zweifelte Sleifnier den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung stark an, hatte er doch freundlich ausgedrückt nicht den besten Gleichgewichtssinn und fühlte sich in grossen Höhen weder wohl, noch konnte er sich im Geäst eines Baumes lautlos oder anmutig bewegen.

Sleifnier sah sich suchend um, ob er vielleicht irgendwo einen Teil der Baumstrasse sehen könnte, aber er sah nur grüne Blätter, braune Äste und eine in einen grauen Mantel gehüllte Gestalt, die in einer Astgabelung eines nahen Baumes sass.

Sleifnier rieb sich ungläubig die Augen und sah noch einmal hin. Aber da war natürlich keine Gestalt. Es war eine Sinnestäuschung gewesen. Wie sollte solch eine Gestalt auch hierhin gekommen sein.

«Na hast du dich verlaufen?», krächzte in diesem Moment eine heisere Stimme von oben.

Sleifniers Blick schoss nach oben und traf die in den grauen Mantel gehüllte Gestalt. Wenige Meter über seinem Kopf teilte sich der Stamm des Baumes in zwei gewaltige Äste, die weiter nach oben strebten und in diesem Zwischenraum sass die Gestalt in dem grauen Mantel und zündete sich gerade eine Pfeife mit langem Stiel an.

Die Gestalt sah unförmig aus, wie sie dahockte und Sleifnier meinte einen Buckel unter dem Mantel zu erkennen. Das Gesicht der Gestalt konnte er nicht erkennen, da es in einem unnatürlich dunklen Schatten der Kapuze verborgen war. Das Einzige, was Sleifnier von dem Fremden ausserhalb des Mantels sehen konnte, waren dessen sechsfingerigen, groben Hände mit ungepflegten, gelben Nägeln bestückt waren.

«Ja, ein bisschen vielleicht. Wissen sie wie ich zur Baumstrasse zurückkomme?», antwortete Sleifnier, nachdem er sich ein wenig gefasst hatte, verfluchte sich im Stillen jedoch gleich darauf, dass er die Baumstrasse erwähnt hatte. Wenn er hier einen der Waldbewohner vor sich hatte, konnte das nun übel enden. Diese hatten nämlich, in der Regel nicht allzu viel für die Baumstrasse übrig.

«Du bist direkt Sleifnier. Das gefällt mir. Die meisten fragen zuerst wer ich sei, wie ich hiesse. Lauter unbedeutende Details.», sagte die Gestalt zwischen zwei tiefen Zügen aus seiner Pfeife.

«Woher weisst du wie ich heisse?», fragte Sleifnier argwöhnisch.

«Ach jetzt fragst auch du nach unbedeutenden Details.», sagte die Gestalt und stiess Rauch unter der Kapuze hervor.

«Woher weisst du wie ich heisse?», wiederholte Sleifnier seine Frage mit ruhiger Stimme.

«Sagen wir ich weiss eine Menge.», sagte die Gestalt und lehnte sich bei diesen Worten leicht vor. Seltsamerweise konnte Sleifnier unter Kapuze immer noch nichts erkennen.

Sleifnier wollte seine Frage ein weiteres Mal stellen, ein warnender Unterton, der in der Stimme des Fremden gelegen hatte, hielt ihn jedoch davon ab.

«Weisst du wie ich zur Baumstrasse zurückkomme?», fragte Sleifnier stattdessen erneut. Diesmal in leicht gereiztem Ton.

Die Gestalt zog gemächlich an ihrer Pfeife, bevor sie antwortete: «Natürlich weiss ich wo die Baumstrasse ist.»

«Und sagst du mir wie ich dahin zurückkomme?», fragte Sleifnier, dessen Gereiztheit langsam zunahm, da er dieser Mantelgestalt offenbar jede Antwort einzeln zur Nase herausziehen musste.

«Nein.», sagte die Gestalt und zog erneut an der Pfeife.

«Dann werde ich wohl mal weitergehen.», sagte Sleifnier, dem es zu blöd wurde mit dem komischen Kauz zu sprechen und damit seine Zeit zu verschwenden.

«Aber ich sage dir, dass dort drüben», die Gestalt zeigte mit seiner Finger nach schräg rechts oben, «ein Mauridorf ist, wo man dir sagen kann wie du zurück zur Strasse kommst.»

«Ich kann keinen unnötigen Abstecher in ein Walddorf machen.», knurrte Sleifnier.

«Sleifnier ich bitte dich, so wichtig sind die Nachrichten nun auch wieder nicht. Ausserdem ist bald Nacht und in einem Mauridorf übernachtet es sich besser.», antwortete die Gestalt leichthin und zog erneut an der Pfeife und drei Rauchfäden ringelten sich gleich darauf unter der Kapuze hervor.

«Was weisst du über meinen Auftrag?», fragte Sleifnier und seine Gesichtszüge verhärteten sich.

«Wie gesagt, ich weiss viel. Und eine Sache, die ich weiss, ist, dass man in diesem Mauridorf deine Reise beschleunigen kann, wenn du dich nicht allzu unhöflich anstellst.», antwortete die Gestalt und nahm einen tiefen Zug aus der Pfeife.

«Antworte mir. Was weisst du über meinen Auftrag?», knurrte Sleifnier, der langsam richtig wütend wurde.

Er zog sein Schwert und begann zu der Gestalt hinaufzuklettern.

Die Gestalt stiess Rauch unter der Kapuze hervor, bevor sie sagte: «Ach, Sleifnier. Was interessiert dich dieses unwichtige Detail. Dein Besuch in diesem Dorf ist wichtiger als du dir vorstellen könntest. Lebe wohl, denn von dir hängt vieles ab.»

Der Rauch wurde dichter, bis die Gestalt hinter einer dichten Wand aus Rauch verschwand.

Als Sleifnier in der Astgabelung ankam, war die Gestalt verschwunden und ausser dem sich langsam verflüchtigenden Pfeifenrauch gab es keinen Beweis dafür, dass sie je existiert hatte.

Kommentare

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Am 25.01.2021, pianizza
Wie spannend! Außerdem liebe ich deine Wortwahl. Deine Sätze sind sehr komplex gestaltet, mehrere Schachtelsätze. Ist wohl Geschmackssache, mir gefällt es gut. Ich würde gerne weiterlesen :)