Weihnachtsfrieden

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Lissan
Veröffentlicht: 24.12.2020 10:29
Aktualisiert: 24.12.2020 10:30
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Kurzbeschrieb:
Diese Weihnachtsgeschichte ist vor einem Jahr in Zusammenarbeit mit welcome home entstanden.

Euch allen wünschen wir fröhliche Weihnachten und ein schönes Fest der Liebe!

Text

Weihnachten. Ein frohes Fest. Heute Abend ist es endlich soweit!  Wie jedes Jahr organisiert unsere liebe, alte Eidechse Hazel ein bombastisches Weihnachtsfest, bei welchem alle Tiere eingeladen sind. Meine Löwenmutter hat mir erzählt, dass es schon seit eh und je ein friedliches und fröhliches Fest ist. Alle Tiere seien sicher. Das Buffet muss sehr vielseitig sein, sodass es für alle Geschmäcker etwas dabeihat. Mein Löwenvater zeigte mir letztens die grosse Palme neben dem Fluss, wo die Party stattfindet. Ich sehe schon, wie sich alle Tiere auf das Weihnachtsfest freuen und sich darauf vorbereiten.

Mein Vater bürstet schon den ganzen Tag seine prächtige Mähne, welche bereits glänzt und strahlt. Mit ihren Freundinnen steht meine Mutter seit den frühen Morgenstunden vor dem Spiegel, um sich hübsch zu machen. Ihr gelbes Kleid mit Rüschen und Spitzen passt perfekt zu ihrem Teint. Ihre Freundinnen sehen ebenfalls toll aus. Auch ich sollte mich nun für Weihnachten vorbereiten.

Ich bin total nervös und habe keinen Plan, was ich genau tun soll. Laut der Tradition müssen alle Neulinge ein besonderes Geschenk mitbringen. Doch was? Ich möchte schliesslich niemanden enttäuschen. Bis jetzt hatte ich aber noch keinerlei Geschenkideen. Meine Eltern sind viel zu beschäftigt, um mir zu helfen.

Also mache ich mich verzweifelt auf die Suche. Vielleicht finde ich ja das passende Geschenk auf dem Sandhügel neben unserem Zuhause. Zaghaft erklimme ich ihn. Völlig ausser Atem komme ich oben an. Nichts, nichts, lauter nichts, trotz schöner Aussicht. Mit meinen Tatzen scharre ich im Sand. Doch ich finde nur einen pieksigen, schwarzen Käfer, welcher sich gerade für das Fest poliert.

«Oh, entschuldige…», sagt der Baby-Löwe Max.

«Nicht einmal mehr in Ruhe polieren kann man sich heute! Was für eine Unverschämtheit! Weg mit dir!», ruft der Käfer lautstark aus.

Erschrocken haste ich weg. Dabei stolpere ich über meine Tatzen und rolle den Hügel hinunter bis zur grossen Weihnachtspalme.

«Pätsch!» «Stupps.» «Autsch!»

«Sternenhagelkopf!», piepst jemand völlig aufgebracht.

Hecktisch schaue ich um mich, doch ich kann niemanden sehen.

«Ich bekomme keine Luft mehr!», schreit eine Stimme und etwas piekst in meiner linken Pfote.

Verwundert hebe ich meine Tatze und entdecke einen kleinen, quietschroten Vogel. Er hüpft schnell weg, schüttelt sich und schaut mich verächtlich an.

«Tut mir wirklich leid, das wollte ich nicht…», stammle ich und frage schnell nach, ob sich der Vogel verletzt hat.

Der kleine Vogel überprüft kritisch sein Federnkleid und schüttelt dann den Kopf.

Erleichtert atme ich auf. Das wäre ein fürchterlicher Weihnachtstag geworden.

«Eigentlich wollte ich doch nur ein Weihnachtsgeschenk für die Party heute Abend finden, doch irgendwie läuft heute alles schief…», murmle ich verlegen.

«Ein Weihnachtsgeschenk für das Fest?!», fragt der Vogel überrascht.

Ich nicke.

«Ach, ich bin so froh dich getroffen zu haben! Ich dachte schon, dass ich ganz alleine mit diesem Problem bin.»

Wir schauen uns lächelnd an, nicken einander zustimmend an und machen uns gemeinsam auf den Weg ein Geschenk für das Weihnachtsfest zu finden. Am Flussufer setzen wir uns auf einen Stein und spielen nachdenklich mit dem Wasser.

«Was macht ihr denn hier? Bereitet ihr euch nicht auf die heutige Feier vor?», fragt plötzlich jemand aus dem Wasser.

Neugierig schauen sie ins Wasser und entdecken einen unscheinbaren, alten Regenbogenfisch. Ratlos erzählen wir dem Fisch unsere Situation.

«Hast du vielleicht eine Geschenkidee, lieber Fisch?», fragen wir.

Voller Freude macht der Fisch einen Salto und sagt: «Noch nie hat mich das jemand gefragt, obwohl ich doch die allertollsten Ideen hätte!»

«Wirklich?», frage ich hoffnungsvoll.

Doch der flinke, alte Fisch ist bereits wieder abgetaucht.

«Na toll, das war ja mal gar keine Hilfe», seufzt der Vogel.

Enttäuscht wollen wir uns wieder auf die Suche machen. Doch bevor wir uns noch erheben können, hören wir ein platschiges Platsch.

«Wartet, wo wollt ihr denn hin?», fragt der Fisch empört.

Freudig beobachten wir, wie der Fisch zügig auf uns zuschwimmt. Es sieht so aus, als ob er etwas in seiner rechten Regenbogenfischflosse mitträgt.

«Öffne deine Pfote, kleiner Löwe», fordert der Fisch mich auf.

Vorsichtig nehme ich das runde Etwas entgegen.

«Das, meine Freunde, ist ein Stein. Aber es ist keinesfalls ein gewöhnlicher Stein. Nein, dies ist der aussergewöhnlichste und tollste Stein, den ihr jemals in eurem Leben sehen werdet!»

Der kleine, quietschrote Vogel und ich betrachten den grün-blauen Stein ausgiebig, können aber nichts Besonderes daran erkennen.

Der Fisch scheint unsere Ratlosigkeit bemerkt zu haben, denn er spricht schon weiter: «Vor langer, langer Zeit gab es genau hier zwei Völker, welche sich überhaupt nicht mochten. Das einzige was sie trennte war dieser Fluss, in welchem ich nun schwimme. An einem dunkeln Weihnachtstag, als sich die beiden Völker heftiger stritten als jemals zuvor, hielt es das kleine Mädchen des Häuptlings Wolkenblitz nicht mehr aus. Von den ständigen Streitereien hielt sie gar nichts. Hingegen wollte sie doch bloss Frieden. War das denn etwa zu viel verlangt? Anscheinend schon, denn als sie die beiden Völker um Frieden bat, lachten diese sie nur aus und stritten sich weiter. Zu dieser düsteren Stunde schrie das unschuldige Mädchen aus voller Kraft, um die Erwachsenen zur Besinnung zu bringen. Dabei bekam sie keine Luft mehr, verlor ihr Bewusstsein und stürzte ins Wasser. Sie sank zu Boden, bis zu diesem grün-blauen Stein hier, als plötzlich ein heller Strahl von ihm ausging. Er leuchtete so hell, dass die beiden Völker augenblicklich innehielten. Der Häuptling Wirbelsturm sah das Mädchen im Wasser und sprang so schnell er konnte in den Fluss, um sie zu retten. Keuchend bringt er sie ans Ufer und alle freuten sich riesig, als das Mädchen ihre grün-blauen Augen öffnete. Der Häuptling Wirbelsturm übergab dem Häuptling Wolkenblitz seine Tochter und sie umarmten sich herzlich. Fortan herrschte Frieden. Und das alles verdanken wir dem Mädchen und diesem Stein hier.»

«Wow», staunen wir und betrachten den Stein bewundernd, «dies ist also ein «Friedensstein».»

«Ganz genau», erwidert der Fisch zufrieden, «bringt den Frieden mithilfe dieses Steines zum Weihnachtsfest.»

«Vielen Dank, lieber Fisch!», freuen wir uns tierisch.

Völlig übermütig rennen wir zur Palme zurück und spielen dort bis zum Sonnenuntergang.

Als endlich alle Gäste angekommen sind, ist es Zeit für die Geschenke der Neulinge. Der kleine, quietschrote Vogel und ich präsentieren ganz stolz den grün-blauen Stein und erzählen die Geschichte dazu. Die Eidechse Hazel ist vollkommen begeistert von unserem Geschenk und bittet uns den Stein ins Herz der Palme zu legen. Dort oben soll er von nun an scheinen und uns alle an den Frieden erinnern.

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