Liqiuem - Eine Welt am Abgrund: Prolog

Cover
tiger
Veröffentlicht: 27.07.2020 10:25
Aktualisiert: 27.07.2020 10:38
Bewertung:
Deine Stimme wird abgegeben.
Bewertung: 5.0 von 5. 1 Stimme(n).
Klicke auf die Sterne, um den Text zu bewerten.
Kurzbeschrieb:
Liqiuem ist der letzte bewohnbare Teil der Erde nach einer Katastrophe. Ein instabiles Gleichgewicht herrscht nun, bedroht von zwei Seiten: Ein selbst ernannter König erscheint und eine scheinbare Naturgewalt wirft ihren Schatten auf das Land.

Text

Prolog

Die Nacht hing über Grönland, dunkel und bedrohlich. Das fahle Mondlicht durchdrang das Wasser nicht bis zum Grund und so waren die Ruinen der drei großen Gebäudekomplexe nur schemenhaft zu erkennen. Fische ließen sich erkennen, die die alten Gebäude bewohnten, zumindest die vorderen zwei, deren Verfall so weit fortgeschritten war, dass sich kaum mehr als das Skelett der Gebäude erkennen ließ. Durch die riesigen Fensteröffnungen schwammen sie hinaus und hinein, erstaunlich viele Fische, wenn man bedachte, was genau das Dritte der Gebäude noch beherbergte, von dem sich die vielen kleine Fische fernhielten.
Es stand allein auf weiter Flur, weit entfernt von den anderen beiden, und das Wasser um diese Ruine herum stand still, nichts regte sich, bis ein Mann auftauchte.
Er war groß und hager und trug einen langen, schwarzen Umhang. Eine weite Kapuze verhüllte sein Gesicht, sodass man es nicht erkennen konnte. Die Ärmel waren sehr weit und zu lang, sodass die Hände des Mannes vollständig darin verschwanden. Unter der Robe trug der Mann, kaum sichtbar, einen weißen Kampfanzug, als rechnete er damit, jederzeit überfallen zu werden. Das Wasser um ihn herum schien ihn nicht zu berühren, als wäre er in seiner eigenen kleinen Blase gefangen. Zielstrebig schritt er über den Meeresgrund auf den hinteren Gebäudekomplex zu, der größtenteils noch intakt war. Um ein solches Hochsicherheitsgefängnis zu zerstören brauchte es eben ein bisschen mehr als ein bisschen Wasser. Und genau das würde passieren! Der Mann lief schneller, huschte schon fast hinüber zu dem Gebäude und verschaffte sich mit einem Tritt gegen die Eingangstür Eintritt.
Das erste Zimmer war eine riesige Empfangshalle mit einer hohen Decke, jedoch nur zwei Türen, die daraus hinausführten. Durch eine der beiden war der Mann gerade erst gekommen. Mit langen, raschen Schritten durchquerte er die Halle und trat die nächste Tür auf, hinter der sich ein kleines Büro befand. Er nickte grimmig und begann, den verfallenen Holzschreibtisch zu durchsuchen. Der Computer war kaputt, die meisten Dokumente unleserlich, doch es gab einen Ordner, der vom Wasser unberührt geblieben war. Der Mann stieß ein grimmiges Lachen aus und schlug ihn auf, legte ihn auf den nassen, verfallenen Schreibtisch und begann, in dem Ordner herumzublättern, der immer noch vom Wasser verschont blieb.

Bilder. Lauter Bilder waren es, durch die der Mann sich arbeitete. Sie waren mithilfe großer Büroklammern an mehreren Dokumenten befestigt. Es gab Bilder von menschenähnlichen Wesen, von pferdeähnlichen Wesen mit Schuppen wie ein Fisch und es gab Bilder von Drachen in allen Farben und in allen nur erdenklichen Variationen. Doch die Bilder, die der Mann suchte, waren weiter hinten. Das lag daran, dass diese Kreaturen das wohl am besten gehütete Geheimnis dieser Einrichtung waren und der Mann konnte sich glücklich schätzen, dass er davon erfahren hatte.
Endlich gelangte er zu den Bildern und hielt erschrocken den Atem an.
Ein schneeweißes Pferd stand im Bild und schien ihn mit seinen großen dunklen, weisen Augen direkt anzusehen! Er wich einen Schritt zurück und betrachtete das Pferd von etwas weiter weg.
Die Mähne des Tieres funkelte und glitzerte wie tausende Diamanten und auf seiner Stirn ragte zwischen den weißen Haaren des Schopfes ein langes, diamantweißes, gewundenes Horn hervor, das ungefähr einen Fuß lang sein musste!

Der Mann fackelte nicht lange, rasch verließ er das Büro durch eine weitere Tür und huschte durch die Gänge, still und leise, heimlich. Dass dieses Gebäude einmal ein Hochsicherheitsgefängnis gewesen war, hielt niemanden auf, der einen Schlüssel besaß! Unter der Kapuze konnte man erkennen, dass der Mann grinste, breit und gemein, fast schon rachsüchtig.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich in dem Trakt dieser Kreaturen angelangt war. Dieses Mal musste er den gesamten Schlüsselbund durchprobieren, bevor er den passenden Schlüssel fand, dann öffnete er die Tür, welche quietschend protestierte, als wüsste sie ganz genau, dass er eigentlich keinen Zutritt zu diesem Trakt des Gebäudekomplexes hatte. Doch sie öffnete sich und der Mann trat ein. Augenblicklich hielt er die Luft an.
Ein langer Gang. Er war dunkel, trotzdem ließen sich die riesigen Käfige und den Wänden gut erkennen. Es war möglich, zwischen ihnen hindurch zu gehen, ohne sich einem der Käfige auch nur auf 1 Dur zu nähern. Das war gut und richtig so!
Der Mann hob eine Hand und ein helles Licht erhellte den langen Gang. Die Wesen in den Käfigen begannen, Lärm zu machen. Sie schlugen mit ihren Hufen auf den Boden, mit ihren Hörnern gegen die dicken Gitterstäbe und wieherten laut.

„Ich werde euch befreien“, rief der Mann und der Lärm verstummte augenblicklich.
Sie konnten ihn verstehen, das wusste er, es war schließlich Teil seines Plans.

„Ich werde euch eine Welt schenken“, fuhr der Mann fort. „Doch zuerst müsst ihr mir helfen, sie zu befreien von dem Übel, das in ihr wächst“
Nun machten die Wesen wieder Lärm, rüttelten an den Gitterstäben ihrer Käfige.

„Werdet ihr mir helfen?“
Fragend wandte er sich an das Wesen, das in der Zelle direkt bei der Tür stand und erstaunlich ruhig war.

„Ihr könnt auf uns zählen“, antwortete es und der Mann nickte.
Er schloss die Zelle dieses Wesens auf und es trat heraus. Die Präsenz des mächtigen Wesens erschlug den Mann fast! Schluckend senkte er den Blick wieder und schloss den nächsten Käfig auf. Und ganz langsam versammelte der Mann die Wesen um sich, die ihn mit großen, dankbaren Augen ansahen. 

„Liqiuem, wir kommen“, lachte der Mann und legte den Kopf in den Nacken.
Dabei rutschte die Kapuze von seinem Kopf und entblößte eine weiße Haut und pechschwarze Haare.
 

„Comis Dux“, murmelte Juran, bevor er langsam die Augen aufschlug und versuchte, das Gesehene zu verarbeiten.

 

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden. Kommentiere den Text über den Kommentieren-Button.