Die Befreiung des Flötenspielers

Cover
Wolf16
Veröffentlicht: 27.05.2020 20:54
Aktualisiert: 27.05.2020 20:54
Bewertung:
Deine Stimme wird abgegeben.
Bewertung: 5.0 von 5. 3 Stimme(n).
Klicke auf die Sterne, um den Text zu bewerten.
Kurzbeschrieb:
Ein alter Greis liegt eingesperrt in einer Kugel aus Schwarzeisen. Doch die Zeit seiner Befreiung ist nah und der erste und grausamste von Mamutras Generälen wird befreit.

Text

 

Die Befreiung des Flötenspielers

Es war dunkel in der kleinen Kugel aus Schwarzeisen.

In der kleinen Kugel lag zusammengerollt ein alter, verwahrloster, von der Last seines Alters zusammengesunkener Greis.

Die Kugel bot ihm keinen Platz seine Position zu verändern.

Lediglich die Hände konnte er bewegen, und das tat er nun schon seit hunderten Rotationen.

Wenn er nicht schlief kratzte er mit den Nägeln über das kalte Metall.

Nahrung brauchte er nicht.

Aus seinem Rücken entsprang ein silbernes Band, das in der Kugel verschwand.

Das Band schmerzte an der Stelle wo es seinen Rücken berührte, und versorgte ihn mit so viel Nährstoffen wie er gerade zum Leben brauchte.

Kraft konnte er so nicht sammeln.

In diesem Zustand wäre er sowieso nicht dazu imstande das Metall entzweizusingen.

Deshalb kratzte er.

Und heute schien es endlich soweit.

Die Zeit und sein Gekratzte hatten das Metall mürbe gemacht.

Zuerst löste sich ein Stück von der Grösse einer Fingerkuppe.

Dahinter leuchtete es golden.

Der alte Mann verzog das Gesicht.

Er schlug so gut es ging mehrmals auf das Metall vor ihm.

Das Metall bekam Risse und zerfiel plötzlich zu Staub.

Dahinter war nämlich ein Netz aus goldenen Lichtstrahlen gespannt.

Kein Material konnte dieser Substanz lange wiederstehen.

Durch seine Schläge hatte er das Schwarzeisen gegen das Netz gedrückt, worauf es zu Staub zerfiel, und ein Loch in die Kugelaussenwand riss, dass gross genug war, dass er hinauskriechen konnte.

Nur war da dieses Netz, das für ihn noch tödlicher war als für andere Lebewesen.

Traurig starrte er hinter das Netz.

Nach drei Zentimeter Freiraum, befand sich dort massives Gestein.

Selbst wenn er durch das Netz käme, würde er nicht herauskommen, es sei denn er würde sich durch den Stein kratzten.

In diesem Moment zerbröselte der Fels hinter dem Netz.

Ein Tunnel entstand, durch den er kriechen könnte, wäre da dieses Netz nicht.

In diesem Moment kam ein Schatten den Gang entlang.

Kein Körper folgte ihm, es war nur ein Schatten.

Der Schatten machte mit einem Arm eine Bewegung als würde er etwas streuen, und verschwand.

In diesem Moment flackerte das Netz und erlosch.

Der alte Mann zögerte nicht eine Sekunde und kroch so schnell er konnte in den Tunnel.

Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, als das silberne Band auf seinem Rücken gespannt wurde und sich löste.

Eine Flüssigkeit lief ihm über den Rücken.

Aber er kroch weiter.

Dann war er im Tunnel und ein Leuchten in seinem Rücken signalisierte ihm die Rückkehr des Netztes.

«Danke Umbra», murmelte der alte Mann und kroch weiter.

Seine nackten Knie scheuerten sich auf und dort wo sich das silberne Band gelöst hatte schmerzte sein Rücken aber er kroch weiter.

Nach einer ihm endlose erscheinenden Zeit, endete der Tunnel an einer rissigen Wand.

Er berührte sie sacht, und die Wand fiel in sich zusammen.

Er kniff die Augen zusammen, denn das grelle Sonnenlicht, blendete ihn.

Er atmete tief durch.

Er atmete die abgestandene, staubige Luft seines Gefängnisses aus und atmete saubere, frische, eiskalte Luft ein.

Er war frei, endlich frei.

Er sah sich um.

Er stand am Hang eines Hügels.

Der Hügel war mit Gras bedeckt, hie und da wuchsen ein paar Blumen, und rechts von ihm stand ein alter Eisenbaum.

Der alte Mann stieg schnaufend den Hügel hinauf, und musste immer wieder innehalten, um Luft zu schnappen.

Schliesslich stand er gebeugt oben auf dem Hügel und schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Dann richtete er sich auf und sah sich um.

Seine Vermutung hatte sich als richtig erwiesen.

Auf der anderen Seite des Hügels stand ein kleiner Schrein, der aus einem rötlichen Stein befand, und weder Tür noch ein Fenster besass.

Der alte Mann wusste wie er hineingelangen konnte, aber er wusste auch, dass sich darin ein Wächter befand, den er früher ungespitzt in den Boden gerammt hätte, ihn heute jedoch mit dem kleinen Finger wegschnippen würde.

Trotzdem.

Er musste in diesen Schrein hinein.

Und er wusste auch schon wie.

Er fasste sich in den Mund und zog an einem seiner Zähne.

Der Zahn war hohl, und darin befand sich ein winziges Fläschchen, in dem sich eine verschwindend geringe Menge an einem roten Rauch befand.

Der alte Mann führte das Fläschchen an die Nase, öffnete es, inhalierte den Rauch und wurde unsichtbar.

 

Der Wächter, hatte die Gestalt einer riesigen blauen Kugel, die an der Decke des Schreins schwebte.

Er hatte links und rechts einen Fangarm, in denen er je eine Peitsche aus einer goldenen Substanz hielt.

Der Greis, der durch den Rauch substanzlos und unsichtbar wurde, war durch eine Wand des Schreins eingedrungen.

Nun näherte er sich dem Podest, das unter der Kugel lag.

Unter einem durchsichtigen, bläulich schimmernden Schirm lagen ein Fläschchen mit einer schlammig, braunen Brühe darin, eine Blockflöte aus pechschwarzem Holz mit einem Mundstück aus noch schwärzerem Holz und ein zusammengerolltes Pergament.

Der alte Mann schlich näher.

Dann stand er vor dem Podest.

Er streckte die Hand aus und hielt eine Handbreit vor dem Schirm inne.

Er spürte die grosse Macht der Gegenstände darin.

Der Schirm würde ihn in seinem jetzigen Zustand jedoch töten.

Wenn er jedoch schnell genug an die Flasche kam, konnte er diesem Schicksal entgehen.

Er holte tief Luft und rammte seine Hand blitzartig durch den Schirm.

Die Wirkung des Dampfes fiel augenblicklich von ihm ab und seine Hand begann zu schmelzen.

Aber der alte Mann, zog die Hand schon wieder zurück mit der Flasche darin.

In diesem Moment traf ihn ein Fangarm der Kugel und schleuderte ihn in eine Ecke, wo er sitzen blieb.

Er öffnete die Flasche und setze sie zitternd an die Lippen.

Die Kugel stürzte nach vorn, aber es war zu spät.

Die leere Flasche fiel dem alten Mann aus den Händen.

Der alte Mann bäumte sich auf, sank dann auf Hände und Knie.

Seine zerbrechliche, magere Gestalt setzte Muskeln an, das Rückgrat wurde gerate, die Schultern breiter.

Das lange farblose Haar schoss in den Körper zurück, wurde feuerrot und bildeten schliesslich einen Kurzhaarschnitt mit einem gestutzten Kinnbart.

Die milchigen Augen wurden gelb und hart und die ganze Gestalt wurde grösser.

Dann richtete sich ein junger Mann auf, wo eben noch ein alter gekniet hatte.

Er streckte die Hand aus und sprach ein Wort.

Ein roter Kugelblitz löste sich von seiner Hand und traf die Kugel die immer noch auf ihn zuraste.

Die Kugel wurde gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert, wobei sie sich halb um die eigene Achse drehte. Sie machte jedoch sofort wieder kehr und raste in den roten Speer, den der Mann mit einem weiteren Wort heraufbeschworen hatte.

Die Lanze fuhr durch die Kugel hindurch und blaues Zeug spritzte aus dem Loch, das sie gerissen hatte.

Die Kugel schien das jedoch nicht zu interessieren. Sie summte drohend und schwang die Peitschen.

Der Mann wich der Peitsche geschickt aus und schleuderte einen weiteren Kugelblitz.

Die Kugel wurde getroffen und bekam langsam Schieflage.

Der Mann legte die Fingerkuppen gegeneinander und in seinen Händen formte sich eine schwarze Kugel.

Die blaue Kugel flog so schnell sie konnte auf ihn zu, aber da warf der Mann schon die schwarze Kugel.

Die schwarze Kugel schoss in die Wunde der grossen Kugel und dann explodierte die blaue Kugel und blaues Zeug wurde an die Wände gespritzt.

Der Mann der ebenfalls mit blauem Zeug bespritzt war, ging zum Sockel und murmelte ein Wort, worauf die sich Schutzhülle mit einem leisen Plopp auflöste.

Er nahm die Flöte und eine Welle der Freude drohte ihn zu übermannen.

Endlich hatte er sie wieder.

Er steckte auch das Pergament ein und stellte sich aufrecht vor eine Wand des Schreins.

Dann begann er zu singen.

Es war ein melodischer Gesang von ausserordentlicher Kreativität, aber er war trotz seiner Schnelligkeit dunkel, lastend, tieftraurig und Unheil verheissend.

Der Gesang ging kaum zwei Sekunden und schon barst die Mauer vor dem Mann.

Er trat hinaus in den Abend.

Er streckte sich und fühlte sich so mächtig und stark wie schon lange nicht mehr

Nun musste er einen Weg finden seinen Meister zu befreien und das Dimensionstor zu öffnen, und dann würden diejenige die ihn eingesperrt hatten bezahlen, sofern sie noch am Leben waren.

Silberstern, Umerus und natürlich Morton waren nur drei Kandidaten, die auf seiner Todesliste standen.

Kommentare

Profilbild
Am 09.12.2020, Leserate
Mega gute Geschichte gefählt mir sehr gut.
Profilbild
Am 13.06.2020, welcome home
Hoi Wolf16
Vielen Dank, dass du diese tolle Geschichte mit uns geteilt hast. Ich war schon nach den ersten paar Sätzen völlig gefesselt. Durch die tolle Beschreibung der Umgebung und der Situationen konnte ich mir alles sehr gut vorstellen.
Zwischendrin bin ich über einige Schreibfehler und unvollendete Sätze gestolpert. Mir persönlich hilft es, wenn ich den Text oder die Geschichte noch jemandem zum Lesen geben kann. Vier Augen sehen mehr, als zwei ;)

Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, sofern es eine gibt :)
Weiter so!

Lieber Gruss welcome home