Trauma im Kopf (Teil 2)

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Tiley
Veröffentlicht: 25.05.2020 17:08
Aktualisiert: 25.05.2020 17:12
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Kurzbeschrieb:
Triggert betroffene von Gewalt

Text

 

 

Trauma im Kopf

In Echt Jetzt?

 

 

 

 

Teil 2

 

von

Cora T. Heimgartner

 

Trauma im Kopf

 

 

Achtung. Jetzt komme ich ... Die erklärungs- Profi. Auf meine eigene Art und weise habe ich eine Art gefunden, das besser zu verstehen. Und ich hoffe, das es euch genau so geht. Denn zu verstehen, was in einem vorgeht und mit dem eigenen Körper geschieht, finde ich noch wichtig zu wissen.

 

Man muss es sich so vorstellen; Wenn wir was erlebt haben, dann geht das als Erinnerung in unser Kopf. In diesem Fall ist es ein Traumatisches Ereignis, das so überwältigend für uns war, das wir es nicht einordnen konnten.

Okay; Stellt Euch vor, Eure Erinnerungen sind Bücher in einer riesigen Bibliothek. Jede Erinnerung, also jeder Buch, hat seinen eigenen Namen und seinen Platz im Raum. Die Regale haben immer Neuen Platz für noch mehr Bücher. Denn bis zu unserem Tod können die Regale gefüllt werden.

Und dann kommt das Trauma. Stellen wir uns das ebenfalls als Buch vor. Unser liebes Gehirn will dieses „Buch“ ins Regal räumen, so wie die anderen. Manchmal schafft es das auch nach einer Zeit. Und manchmal nicht.

Dann ist es so, das wir uns folgendes vorstellen; Die Tür zur Bibliothek ist verschlossen. Und sie will und will einfach nicht aufgehen. Und so liegt das Buch mal hier, mal da. Und manchmal liegt es offen vor sich herum und ein Kapitel davon wurde aufgeschlagen, ohne das wir es wollten. Weil das Buch in dem Zwischenraum nicht zu kontrollieren ist, solange es nicht in dem Regal ist. Und wenn man durch den Flur laufen will, fällt einem gerade das Kapitel ins Gesicht, und löst in uns ein Gefühl von „Aktuell“ aus. Weil es bereit und offen liegt. So wie die Anderen Erinnerungen, wenn wir sie hervor rufen. Nur das wir die anderen wieder versorgen können. Was vorne bleibt, bleibt immer da. Immer Aktuell. Das Buch seht sich danach eingeräumt zu werden und überfällt dich manchmal. Doch diese Scheiss Türe ist defekt oder so und will das Buch nicht durch lassen. Es sieht eine Gefahr darin, wie ein Virus. Und geht nur auf, wenn man Ohne Buch kommt. Und so muss das Buch im Warteraum warten. Oder besser gesagt auf der Bühne. In seiner nie enden wollenden Show.

Und erinnern können wir uns schnell an etwas. Lange muss man ja nicht nachdem Buch suchen. Es ist immer da und immer offen. Und wartet darauf, einen platz in der Bibliothek zu bekommen.

 

 

Gewaltige Worte

 

 

Ich dachte immer, uns geschieht so etwas nie. Doch das Zittern in meinen Gliedern und das Beben in meiner Brust, bewies mir das Gegenteil. Während ich mich in meinem Zimmer, vor dem Lärm im Flur versteckte.

Bevor ich hier weiter erzähle, will ich noch sagen, dass auch sie ein schwieriges Leben hatten. Keiner von ihnen kann behaupten, eine gute Kindheit gehabt zu haben. Wobei ich sagen muss, der Anfang meines Lebens, an dass ich mich erinnern kann, ist eigentlich ganz gut. Wir hatten dann ein paar schlechte Tage, die sich dann häuften.

 

Also, lasst mich mal erzählen;

 

 

Situation 1

Ich flechte meiner Schwester das Haar. Wir befinden uns in ihrem Zimmer und ich stehe hinter ihr, um ihr die Zöpfe zu machen, während sie auf dem Bürostuhl vor dem PC kauert und ein Video schaut.

Mutter sitzt im anderen Zimmer, nebenan, und trinkt Wein.

 

Kleine Schwester: „Dauert das noch lange?“

 

Ich: „Wir sind gleich fertig. Nur noch etwa fünf Stück. Und morgen wirst du wundervolle Wellen in den Haaren haben.“

 

Mutter kommt rein gestürmt. Mit sehr raschen schritten pflanzte sie sich auf das Sofa, das ebenfalls in diesem Zimmer stand. Dann betätigte sie mit wütenden Schlitzaugen ihr Handy.

 

Mama: „Man! Wie macht man das? Kann mir das jemand zeigen? Das ist doch nicht war!“

 

Ihre Stimme hatte etwas an sich, was mir sagte, das sie getrunken hatte.

 

Kleine Schwester: „Was geht den nicht?“ zögernd.

 

Mama: „Ja das hier!!!“

 

Mutter brüllte und hielt ihr Handy in die Luft. Dann stand sie auf und kam auf uns zu. Kleine Schwester sitzt noch. Ich stehe noch. Sie hielt uns beiden das Handy hin. Ich schiebe es etwas mehr zu mir.

 

Mutter: „Wie kann ich diese Nummer speichern?“

 

Ihre Stimme sehr fordernd und gereizt.

Ich nehme das Handy und kopiere die Nummer. Gehe von der Seite weg und gebe es bei Kontakte ein.

 

Ich: „Hast du ein Name?“

 

Mutter: „Nein! Zeig mal!“

 

Mutter riss ihr Handy an sich. Tippte immer hastiger.

 

Mutter: „Wo ist die Seite hin? Was hast du gemacht?“

 

Ich: „Nichts. Ich habe nur die Seite verlassen. Zeig mal.“

 

Ich tippte auf den Bildschirm, doch finde die Seite auch nicht. Während das Handy immer noch in Mutters Hände liegt.

 

Mutter: „Ach!!! Weist du was? Ich ... nein! Ihr seit doch Teenager! Ihr kennt euch mit so Technik zeig aus!“

 

Ich: „Ich weiss nicht.“

 

Mutter verdreht genervt die Augen.

 

Mutter: „Ach man!!!“

 

Ich: „Sehe ich aus wie ein Informatiker?“

 

Ihre Art hat mich etwas gereizt und so sprach ich dementsprechend auch. Aber in einer normalen Tonlage.

Mutter setzt sich rasend auf das Sofa zurück. Während sie spricht, funkeln ihre Augen wütend zu uns rüber. Dann wieder zum Handy.

Meine Schwester sitzt noch regungslos auf dem Stuhl und starrt Mutter an.

 

Kleine Schwester: „Ja. Wir wissen auch nicht wie. Wir können auch nichts dafür.“

 

Mutter: „Seid ihr so dumm? Ihr müsst das doch können!!! Man!!!“

 

Mutter steht auf und rast wild aus dem Zimmer raus.

Wir rührten uns nicht. Dann lehnte ich mich zum Ohr meiner Schwester runter. Und flüsterte ihr ins Ohr.

 

Ich: „Keine Angst. Sie hat nur Alkohol getrunken. Es ist nicht deine schuld. Sie hat ja mich gefragt und nicht dich.“

 

Dies sagte ich, um sie zu beruhigen. Denn danach war sie sehr still gewesen. Und ich machte die Zöpfe schweigend zu ende.

Später, als ich meine Schwester zum zähne putzen geschickt hatte und dann einschlief, vernahm ich Zorn im Badezimmer. Meine Mutter brüllte herum und stürmte dann ganz wild in mein Zimmer rein. Sie hielt die Hand in der Dunkelheit in die Luft. Ich schätze, sie zeigte mir was.

 

Mutter: „Was ist das!??“

 

Ich blinzelte verschlafen.

 

WAS IST DAS!!!!!!!!!“

 

Mutter kreischte beinahe. Und ich zuckte dabei unter meiner Bettdecke zusammen. Ich ahnte, dass es das Haarfärbemittel war, das ich extra nicht fort geräumt habe. Weil Mutter mir sagte, sie wolle es noch brauchen. Also stand es noch dort und und war sie anscheinend schmutzig davon geworden.

 

Mutter: „Man! Meine Kleider sind farbig! Musste das sein?“

 

Mutter stampfte zurück ins Badezimmer.

 

Mutter: Bei ihr muss immer alles schon ordentlich sein. Aber nein. Was sie wieder angerichtet hat! Super! Toll! Echt, das hab ich jetzt nicht gebraucht!“

 

Ich war da sehr verletzt. Da ich sehr viel im Haushalt helfe. Dann kam sie aber erneut ins Zimmer.

 

Mutter: „Räum gefälligst deine Sachen weg! Wenn du sie nicht brauchst!“

 

Aber mein Gedanke war nur, das Mutter das Mittel doch noch wollte. Sie wollte es noch. Also war es halt noch dort. Aber ich brachte nichts raus.

Dann riss sie die Tür so fest zu, das Blätter vom Tisch wehten und Sachen kurz wackelten.

Und dann, weinte ich. Still und heimlich, für mich allein.

 

 

 

 

Situation 2

Alle Acht Familienmitglieder sassen am Esstisch und haben gegessen. Die, die fertig waren, sind aufgestanden und in ihr Zimmer verschwunden. Mein Vater, meine Mutter, meine Mittlere Schwester und ich sassen noch da. Und wateten eigentlich nur darauf, das sie fertig aufass.

 

Vater: „Isst du bitte jetzt?“

 

Ein sehr genervter und erschöpfter Unterton lag in seiner Stimme.

 

Mittlere Schwester: „Aber ich mag das nicht. Ich hab es nicht gern. Ich hab doch ein bisschen schon gegessen.“

 

Ohne jeglichen Appetit stocherte sie mit der Gabel im Essen herum.

 

Vater: „Isst – du – jetzt – Bit – te? Hallo? Iss jetzt!“

 

Meine Schwester hatte löcher in die Luft gestarrt. Und da sie nicht reagierte, steigerte sich dementsprechend sein Puls. Dann explodierte er und schlug dabei mit deiner Faust auf den Tisch. Er stand nun.

 

Vater: DU ISST JETZT. UND WENN DU BIS MORGEN HIER SITZEN MUSST. ES WIRD AUFGEGESEN!“

 

Doch sie sass nur da und konnte sich nicht regen.

Meine Mutter sass gegenüber und beobachtete das geschehen, mit verzweifelten Augen. Als wollte sie es gar nicht. Aber sie tat nichts. Sondern hielt sich nur die Hände vor ihr Mund. Als würde sie ihr Schluchten auffangen und verbergen wollen.

 

Vater: „Weisst du was?“

 

Vater stellte sich hinter meiner Schwester, packte fest ihr Kinn und zwang sie so, ihr Mund aufzumachen. Dann griff er nach der Gabel und stopfte ihr das essen grob in ihr Mund rein. Meine Schwester zappelte und schrie. Doch ich hatte Angst und meine Mutter konnte kaum hinsehen und verdeckte teilweise ihre Augen. Die tränen von sich gaben.

Als er fertig war und sich wieder neben sie setzte, wusste ich; so geweint hatte sie bisher noch nie. Und ich wusste, die Tränen waren entsprungen aus ihren Qualen. Die sie vor meinen und Mutters Augen erleben musste. Und mit einem Gemisch von Kotzen und Würgen, schluckte sie dann runter.

Mit schon sachte Blau unterlaufenen Augen verliess sie dann endlich den Tisch. Nachdem sie zwei auf erzwungene Gabeln runter gewürgt hatte.

 

 

 

 

Situation 3

Das panische brüllen kam aus dem Flur. Während ich im Geschlossenen Badezimmer meine Zähne Putzte.

Schnell öffnete ich die Tür um nachzusehen. Und was ich was haute meinen verstand fast nach Afrika. Und alles ging so schnell.

Alle standen da. Und die kleinste Schwester auch.

Mutter stand mit einem Messer in der Hand. Ihre Augen Wild und gross.

 

Mutter: „Ich kann nicht mehr! Okay? Ich gehe jetzt. Es tut mir leid.“

 

Sie schluchzte auf.

Doch meine Augen sprangen zu der kleinen Schwester hin, die mich genau so anstarrte, wie ich mich gerade fühlte. Ihr Gesicht verzerrt vor Angst und trauer. Die sie gerade Überrollte. Auch sie schluchzte auf. Wie aus Instinkt rannte ich auf sie zu und sperrte uns beide in ihr Zimmer ein. Ich kauerte mich zu ihr runter und wir umarmten uns. Ich riss mich zusammen ruhig zu bleiben. Denn auch mir kamen fast die Tränen.

 

Ich: „Es ist alles gut. Es ist alles Okay. Ich weiss du hast Angst. Das ist Okay. Alles kommt gut. Ja?“

 

Sie schluchzte weiter. Ich presste meine Gefühle noch enger in mich hinein. Sei kalt ... sei kalt ... sei kalt. Das wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf. Meine Emotionen musste ich nun abstellen.

 

Kleine Schwester: „Sie hat versprochen es nicht mehr zu machen!“

 

Ich: „Was? Meinst du, sie hat das schon mal gemacht?“

 

Kleine Schwester: „Ja. Ich hab sie in ihrem Zimmer gesehen. Und sie hat mir versprochen, es zu lassen. Sie hat mich belogen!“

 

Sie überkam eine erneute Welle der Trauer und ich erstarrte, mit ihr in den Armen. Und konnte nicht glauben, das sie so etwas sehen musste. Und was Mutter gemacht hatte. Sie war doch erst Zehn. Und dann fing ich an sie abzulenken. Wir versanken in eine andere Welt. In eine Welt der Träume. Wo alles schön und Rosa war. Versuchte sie damit einzulullen. Während wir vor ihrem Bett am Boden sassen. Es half aber nur sehr wenig.

Dann hörte ich meinen kleinsten Bruder aufschreien. Ich öffnete einen Türspalt, um raus zu linsen. Er hatte sich am Kopf verletzt. Später erfuhr ich, das es vom Messer war.

Ich berichtete meiner Schwester, das alles okay sei.

Und später kam dann die Polizei und kniete sich zu uns runter.

 

Polizistin: „Hör mal. Möchtest du, das wir dich mitnehmen?“

 

Kleine Schwester: „Kommt sie auch mit?“

 

Sie hatte auf mich gedeutet.

Und nach einem kurzen Telefonat kam sie wieder. Kniete sich runter.

 

Polizistin: „Nein. Nur du könntest mitkommen. Es hat leider kein platz mehr für euch beide.“

 

Kleine Schwester: „Dann will ich nicht.“

 

Polizistin: „Okay. Aber du weisst, du darfst uns immer anrufen. Okay? Wir sind hier um zu helfen.“

 

Kleine Schwester: „Ja.“

 

Als die Polizistin aufstand, kam Mutter zu uns und umarmte uns fest. Doch ich regte mich nicht.

 

Mutter: „Tut mir leid. Aber mir geht es nicht gut. Ich muss kurz weg. Und in ein paar Tagen komme ich wieder. Bis dahin schaut Papa zu euch.“

 

Sie weinte und ihre Worte infizierten auch meine Schwester. Doch ich konnte nicht.

Sie umarmten sich fest, als Mutter dann aufstand und mit der Polizistin das Zimmer Verlies.

Noch später dachte ich darüber nach, warum eigentlich mein Vater nicht gekommen ist, um nach meiner kleinen Schwester zu sehen? Ich wusste es nicht.

 

 

 

Situation 4

Als ich etwa Dreizehn oder Vierzehn war, hatte ich eine Begegnung mit einem Mann.

Die ganze Familie sass am Fluss Ufer und grillierte. Und dann lief ein c.a 40 Jähriger Mann auf mich zu und sprach mich an. Er besass einen Ausländischer Akzent.

 

Er: „Hallo. Darf ich sagen, du bist sehr Attraktiv.“

 

Ich: „Okay? Danke.“

 

Verwirrt blickte ich ihn an und dann meine Mutter, die neben mir stand.

 

Er: „Darf ich deine Nummer? Ich würde dich gerne mehr kennen lernen.“

 

Ich: „Ähm.“ ich starrte unsicher zu Mutter.

 

Mutter: „Geh nur. Kannst mit ihm gehen.“

 

Und der Fremde und ich latschten weg, zu seinem Auto. Das etwas weiter weg geparkt ist. Dann setzten wir uns rein. Und so nervös wie ich plötzlich war, stieg ich zitternd ein. Als ich die Tür offen stehen lies, beugte er sich über mich und schloss die Tür.

Er: „Wie heisst du?“

 

Ich sagte es ihm etwas zu leise. Er verriet mir auch seinen. Aber den weiss ich leider nicht mehr.

Dann sassen wir einfach nur da. Und ich merkte, wie seine Hand zu mir rüber wanderte. Er streichelte mich am Arm. Und ich trug ausgerechnet ein ärmelloses Sheert. Aber er wanderte runter. Bis seine Hände auf meinen Schenkel lag. Und ich mich so unsicher fühlte, dass ich nicht wusste, ob ich etwas tun soll. Ob dieser Grosse Mensch mich wieder gehen lässt? Dachte ich mir. Warum musste ich mitkommen?

Seine Hand rutschte weiter und stiess zwischen meine Beine. Beim Intimbereich. Je mehr Zeit verging, desto mehr verspürte ich die Angst in mir aufkommen. Und Unangenehm beschrieb meine Emotionen nicht annähernd.

 

Er: „Magst du das?“

 

Ich: „Ich ... ich würde gerne wieder gehen.“

 

Er legte den Kopf schräg und schaute mich an. Die Hände noch immer dort wo sie waren.

 

Er: „Sicher? Schon jetzt? Wir haben noch zeit.“

 

Ich: Ja. Ich möchte aber raus. Jetzt gerne.“

 

Ich hatte Angst, aber wollte unbedingt raus. Und dann lies er mich auch raus. Die Tür ging auf und ich lief dann normal zum Fluss zurück. Da folgte er mir aber. Und stand wieder vor mir.

 

Er: „Kann ich deine Nummer haben? Wir können schreiben. Uns kennen lernen. Einen Film zusammen schauen und so. Was auch immer du willst.“

 

Vor Angst raste mein Gehirn. Und ich log.

 

Ich: „Nein. Ich hab mein Handy nicht hier. Und ich weiss meine Nummer nicht auswendig.“

 

Immer noch stand meine Mutter nur ein Paar Meter entfernt von mir. Sie sah uns.

 

Er: „Okay. Ich gebe dir meine.“

 

Und ich eilte zu Mutter rüber.

 

Ich: „Mama. Er will meine Nummer. Ich weiss sie nicht. Und jetzt will er seine irgend wo einspeichern.“

 

Ich dachte, sie würde das Komisch finden. Aber sie gab mir ihr Handy, um die Nummer speichern zu können. Schockiert lief ich zu ihm zurück. Und übergab ihm das Handy.

 

Ich: „Hier. Du kannst sie hier einfügen.“

 

Er nahm es, schrieb seine Nummer ein und gab es mir wieder.

Er verabschiedete sich und stampfte zurück zu seinem Wagen.

Was dann schlussendlich aus ihm wurde, weiss ich bis heute nicht. Ich hörte nichts mehr von ihm. Und das blieb auch so.

 

 

Die Skills deines Lebens

 

 

Entspannen und gut zu sich selbst? Nein. Kann ich nicht. Hasse mich ...

Das musst du endgültig vergessen. Gut zu sich selbst zu sein, wo es in dieser Situation niemand war, ist das schönste, was du machen kannst.

Einfacher gesagt als getan. Oder?

Vielleicht denkst du dir sogar „Was sind Ksills? Wenn man das Wort noch nie gehört hat, ist es schwierig das zu verstehen. Es sind im Grunde genommen nichts anderes als Übungen Gegen Stress. Also gegen Spannungen. Da gibt es eine Tabelle dazu, die ich noch später verdeutlichen werde.

Ich zähle hier dennoch ein paar dinge auf, die man machen kann, wenn man sich mal wieder überrumpelt von allem fühlt.

 

Skills bei akuter Anspannung und Aggression:

- Dusche kalt oder lege dir ein Coolpack in den Nacken oder den Unterarm

- Zerkaue ein Chili Bonbon oder lutsche einen Chili Lutscher

- Lege dir einen Eiswürfel in den Mund

-Igelball über Arme rollen

-Gummiband auf deine Haut fletschen

- Lege dir kleine Murmeln oder Steinchen in die Schuhe

- An AmmoLa Riechstäbchen riechen

- Zerreisse alte Kataloge oder Telefonbücher

- Renne schnell die Etagen im Treppenhaus rauf- und runter

- Verprügle mit einem verknoteten Handtuch oder mit Boxhandschuhen deine Matratze oder schlage auf einen Boxsack ein

- Höre über Kopfhörer laute Musik

- Drücke fest auf Schmerzpunkte, z.B. am Schlüsselbein

-Jemanden anrufen: guter Freund, Familienmitglied, Betreuer, Therapeut

- Verknote eine Kordel kompliziert und entknote sie später wieder

- Träufle Minzöl auf die Zunge

-Brausetablette auf der Zunge zergehen lassen

- Klebe dir Pflaster auf die Haut und reisse diese wieder herunter

- Sport treiben

- Gehe in den Wald oder an eine verlassene Stelle und schrei ganz laut und aus tiefstem Herzen

- Lebenskarten durchlesen

- Schau auf deine Pro- und Contra Liste

- Verändere deine Körperposition: stehe auf und laufe umher, wenn du gerade sitz

 

 

Skills zur Beruhigung:

- Sieh dir aufmerksam Fotos mit schönen Erinnerungen an

- Vollbad / Fussbad mit Badezusatz nehmen

- Musik hören (nicht aggressive / traurig)

- In die Natur gehen - Spaziergang im Wald

- Singen oder summen

- Barfuss herum laufen

- Mittagsschlaf machen

- Gedanklich an einen schönen Ort gehen

- Meditieren

- Rubik Cube Würfel lösen

- Gezielte Entspannungs- und Atemübungen, z.B. nach Jacobsen

- Übe Achtsamkeit im Alltag und konzentriere dich immer nur auf eine einzelne Sache z.B. beim Essen, auf dem Weg zum Bus, beim Spazieren, putzen

- Rieche an Ätherischen Ölen

- Lobe / belohne dich selbst


 

Skills zur Ablenkung:

- Kleiner Ausflug unternehmen

- Puzzle machen

- Im Regen spazieren

- Telefonieren mit Freunden / Familie

- Hörspiel hören / lesen

- Flow Ring über Arme fahren lassen

- Film anschauen (nichts trauriges)

- Unterstütze andere, um selbst Ablenkung zu finden

- Kochen / Backen

- Spiele spielen

-Mandala ausmalen

- Basteln

-Knobelbücher: Kreuzworträtsel, Sudoku

- Treibe Sport

- Lerne für Schule oder Beruf

- Verbringe einen Abend mit guten Freunden

- Räume deine Wohnung auf oder gestalte diese neu

- Mach dich hübsch, schminke dich, frisiere dir die Haare

- Setze dich in ein Café und beobachte Leute

- Fotografiere etwas Interessantes

- Lasse dich massieren

- Tanzen

- Metall Puzzle lösen

- Beschenke liebe Menschen

- Mache Handarbeiten

- Kritzle auf einem Stück Papier herum

- Autogenes Training, z.B. mit CD

- Tagebuch schreiben

- Gefühlsprotokoll schreiben

- Brief / E-Mail schreiben

- Chatten

- Pro- und Contra Liste erstellen

 

 

Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden was gut wirkt und was weniger.

Na. geht es euch noch gut? Ich hoffe es.

Also ich muss sagen, ich weiss genau, was ich jetzt machen werde. Die Zeit mit meinen Skills verbringen.

Aber ich muss sagen, jetzt mal ganz ehrlich: das macht mich auch etwas wütend. Wir waren normale Menschen. Und jetzt sind wir von sogenannten Skills abhängig. Wie ein Seelisch verkorkstes Krüppel komme ich mir manchmal vor. Ohne diese Menschen würden wir das gar nicht brauchen. Ohne die, würde es uns gut gehen. Ohne die, würde uns der Stress nicht dauernd überwältigen. Wegen der Erinnerung, die wir nicht einordnen können.

Wenn mich jemand fragte, „Willst du eines deiner Skills um dich abzulenken?“ oder bist du angespannt?“ dann hat mich das immer gereizt. Ich wollte am liebsten hinausschreien, „Ich hasse das Wort angespannt! Nennt es doch einfach Stress. So wie normale Menschen es auch haben!“ Ich fühle mich da immer so unheilbar krank und seelisch verdorben. Unreparierbar und nicht mehr zu gebrauchen. Ein Häufchen nichts. Es ist Stress. Und ich persönlich; das ist meine Meinung; Nenne das Wort „Angespannt“ überhaupt nicht. Ich finde das so merkwürdig. Oder gibt es ein unterschied zwischen den aussagen? Wenn man Traumatisiert ist, ist es angespannt, und wenn man bei der Arbeit in Papierkrieg untergeht ist es Stress oder wie soll ich das verstehen? Versteht mich nicht falsch, es ist alles in Ordnung. Ich hab es nur nicht verstanden warum Therapeuten und Psychiater das Wort „Angespannt“ benutzen und ich sage mal; Nicht Therapeutische, anders beschäftigte, dieser zustand als „Stress“ bezeichnen.

Vielleicht lebte ich bis dahin auch nur hinter dem Mond.

 

Was ich ansonsten noch sagen kann; Lebt achtsam .:

Kommentare

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Am 03.07.2020, Kirja
Dann ist ja gut :)
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Am 03.07.2020, Tiley
Das mit dem Namen ist mir bewusst gewesen. ich tat dies mit Absicht. Danke dass du mich darauf hinweist. Das ist lieb.
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Am 01.07.2020, Kirja
was mir auch sehr gut gefallen hat, ist deine Metapher mit der Bibliothek. Ich denke, dinge so zu visualisieren hilft leuten die es nicht kennen zu verstehen wie psychologische vorgänge funktionieren.

Wenn man gedächnislücken hat, wäre es aber eher eine unzugängliche abteilung, oder ein buch das man nicht öffnen kann aber auch nicht weglegen, und dann öffnet es sich plötzlich wegen irgend eines triggers.

Die situationen die du beschrieben hast waren eine interessante ergänzung zu dem teil eins. Danke für die einblicke.

Hier ist dein name im text übrigens auch sichtbar.
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Am 01.07.2020, Kirja
Sehr spannend. Danke fürs teilen. Ich nehme an du hast einiges an DBT training erhalten in der Therapie.

Ich bin froh das du dir hilfe gesucht hast und ich bin froh, dass dies alles übers schreiben auch rauskommt, das du aufräumst, deine Gedanken vermutlich so sortierst.

Zum Thema Therapie und Genesung, aus eigener erfahrung kann ich dir sagen, der Weg ist lange, bei mir hat es 5 jahre gedauert inklusive einem 3monatigen Klinik aufenthalt auf ner Psychotherapiestation bis es mir deutlich besser gegangen ist.
Es wird aber besser! Ich glaube an dich. Das du dich damit befasst und dich diesen Abgründen stellst, immer wieder, du wirst plötzlich zurückschauen und sehen das du an einem anderen Ort bist als du warst. Es wird vielleicht langsam sein, aber plötzlich ist es soweit.
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Am 28.05.2020, Tiley
Hier der 2 Teil von 'Trauma im Kopf'. (Diese Geschichten beruhen auf wahren begebenheiten.)