Ein kleines bisschen besser (Teil 2/2)

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Starlight
Veröffentlicht: 24.05.2020 10:02
Aktualisiert: 24.05.2020 10:03
Kategorie: Dies & Das
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„Das Problem ist“, erklärte Thea, „dass viele Menschen ihre Flaschen, Verpackungen und Säcke einfach auf den Boden werfen. Mitten auf die Strasse. Oder auch in die Natur. Dort braucht der Abfall sehr lange, bis er abgebaut ist und stellt ein grosses Problem für die Tiere und Pflanzen dar.“ 

„Weil sie sich daran verletzen?“, hakte der Junge nach.

„Genau“, antwortete Thea überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Gegenüber so schnell verstehen würde. „Ausserdem kann es auch vorkommen, dass die Tiere den Müll fressen und danach daran...sterben.“

„Das ist ja schrecklich.“ Der Junge liess seinen Blick erneut über Thea und ihren Stoffbeutel wandern.

„Kann ich dir vielleicht...“, er brach unsicher ab, „Kann ich dir helfen?“

Thea blinzelte erstaunt. Noch nie hatte jemand angehalten und sie gefragt, ob sie Hilfe bräuchte. Noch nie. Und das würde sich wohl auch nicht ändern. Da war sich Thea ganz sicher. Jedenfalls war sie es bis vor ein paar Sekunden noch. Aber dieser kleine Junge hatte es jetzt schon zum zweiten Mal geschafft, sie zu überraschen. Unwillkürlich musste sie lächeln.

„Natürlich“, erwiderte sie erfreut und zog einen zweiten Beutel aus ihrer Tasche.

„Du kannst den hier nehmen“, sagte sie. Der Junge griff stolz danach, kniete sich auf den Boden und klaubte eifrig eine Schokoriegel-Verpackung auf. Thea betrachtete ihn noch einige Sekunden länger, bevor sie sich ebenfalls wieder an die Arbeit machte. Sie war erstaunt, wie viel mehr Spass es machte, wenn man zu zweit war. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihren neuen Partner noch gar nicht nach dem Namen gefragt hatte.

„Wie heisst du eigentlich?“, fragte sie und schaufelte den kleinen Müllberg, der sich unter einer Dornenhecke angesammelt hatte, vorsichtig in ihren Beutel.

„Levin“, antwortete der Junge und drehte sich sogleich zu ihr um. „Und du?“

„Ich bin Thea.“

Eine Weile arbeiteten die beiden schweigend weiter. Thea seufzte, als sie etwas weiter unten auf dem Weg mehrere Plastikflaschen und Chipstüten erspähte. Sie kam ins Grübeln. Die abschätzenden Worte ihrer Mitschüler kamen ihr wieder in den Sinn und sie begann sich zu fragen, ob das, was sie hier tat, tatsächlich sinnvoll war. Eigentlich war es doch nutzlos oder nicht? Schliesslich würde sie es niemals schaffen, die Erde von allem Müll zu befreien. Dazu hatte sie schlichtweg nicht die Mittel. Vielleicht hatten ihre Klassenkameraden also doch Recht und sie war einfach eine naive Spinnerin.

Levin schien ihr Innehalten bemerkt zu haben. „Was ist los?“, fragte er.

Thea schreckte auf. „Alles in Ordnung“, antwortete sie abwehrend und bückte sich nach einer weissen Papierkugel.

Levin betrachtete sie nachdenklich. „Weisst du“, begann er schliesslich und holte tief Luft. „Eigentlich finde ich es echt stark, was du hier machst.“

„Wie meinst du das?“

„Ich denke mal, dass man unmöglich die ganze Welt vom Abfall befreien kann. Aber du machst sie ein kleines bisschen besser.“ 

Kommentare

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Am 04.06.2020, Starlight
Liebe Lissan

Ich danke dir vielmals für dein positives Feedback! Du hast Recht: Jeder kann etwas zu einer besseren Welt beitragen - genau das wollte ich mit dieser Geschichte verdeutlichen. Es freut mich, dass es dir gefällt. :)

LG
Starlight
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Am 03.06.2020, Lissan
Liebe Starlight
Du hast mit diesem zweiten Teil der Geschichte einen wirklich schönen Schluss gefunden. Dadurch hast du das Thema gut beleuchtet und verdeutlicht, dass die Mithilfe jedes einzelnen zu einer besseren Welt beiträgt. Zudem hast du einen guten Spannungsbogen geschlagen. Wirklich toll, weiter so!
LG Lissan
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Am 28.05.2020, Starlight
Hi welcome home

Danke viel mal für deine tolle Rückmeldung! Es freut mich sehr, dass es dir gefällt :)

LG
Starlight
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Am 27.05.2020, welcome home
Hi Starlight

Es ist richtig toll, wie du in deiner Geschichte ein grosses Problem der jetzigen Zeit beschreibst. Ein super Ende mit einer tollen Message :)

Lieber Gruss
welcome home