Flaschenpost

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clueless
Veröffentlicht: 10.11.2019 18:01
Aktualisiert: 10.11.2019 18:02
Kategorie: Dies & Das
Tags: Gedanken, Moment
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Flaschenpost

Bis zu den Knöcheln stehe ich im Meer, das kühle Wasser umspielt meine Füsse. Zerzauste Haare, des Windes wegen. Ich wünschte, du wärst hier. Das Wetter wäre unbedeutend, hauptsache du wärst an meiner Seite.

Der Kies knirscht, die Steine klackern aneinander. Stetig brechen die Wellen, das Rauschen hallt wider in meinen Ohren. Die Geräusche des Strandes gehören zusammen wie ein Puzzlestück. Sie ergänzen sich besser als es die Melodien eines komponierten Liedes könnten.

Meine Lippen schmecken salzig, obwohl ich gar nicht baden war. Ich ziehe die Jacke ein wenig enger, da mir kalt ist. Keine Menschenseele weit und breit. Dir würde es gefallen. 

Die vergangenen Wochen sind verflogen, ich kam nicht dazu, auf die Uhr, geschweige denn in den Kalender zu schauen. Nun kann ich entspannen, muss an nichts denken, bin frei. Frei, genauso wie die Piraten auf hoher See. Ohne grosse Hoffnung suche ich den Horizont nach einem Schiff mit gehisster Flagge ab. Da ich keines erblicke, male ich es mir aus. Ein Pirat mit Augenklappe, einem Kopftuch und natürlich einem Ohrring. Nicht nur sein Schmuck glänzt in der blendenden Sonne, sondern auch der Goldzahn.

Sein Grinsen erinnert mich an jemanden, an wen weiss ich nicht. Die Piratenflagge weht hin und her.

Das Kreischen der Möwen führt dazu, dass ich aufblicke und das Piratenbild verblasst. Eine Möwe kreist über mir. Sie schreit. Ist sie sich bewusst, wie glücklich sie sich mit ihrer Aussicht schätzen kann? Sind Tiere glücklich? Finden sie Gefallen an dem, was sich vor ihren Augen abspielt? Die Möwe fliegt nun über den brechenden Wellen und kreischt weiter. Ich bin davon überzeugt, dass sie ein wunderbares Leben hat. Mit so einer Aussicht kann man nur glücklich sein.

Das Meer, so mächtig und gefährlich, bringt uns dazu, ehrfürchtig am Ufer stehen zu bleiben. Staunend auf die Wellen zu blicken und das kühle Nass unsere Füsse umspielen zu lassen.

Ich geniesse die Zeit am Ufer der brechenden Wellen. Fühle mich geborgen und unbeschwert. Magisch, wie weit sich das Gewässer erstreckt, an wie vielen Küsten es ankommt und wie blau es ist. Was für eine Welt es birgt. In meinem letzten Leben war ich bestimmt ein Surfer oder eine Seerobbe.

Ich bedaure es, so weit weg vom Meer zu wohnen und träume davon, eines Tages im Norden, hoch oben auf einer Düne zu leben. Dann könnte ich vom Küchenfenster aus den Leuchtturm und den Horizont sehen. Bräuchte nur das Fenster zu öffnen, um die Meeresluft einatmen zu können.

Ich schicke dir eine Flaschenpost, ein Souvenir, ich schicke dir all die Eindrücke. Alles was dazugehört. Du brauchst es dir nur vorzustellen und die Erinnerung frei zu lassen. Der Wind pfeift, streift deine Haare. Hörst du die Möwe? Das Meer, welches rauscht und mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert? Riechst du die Luft? Das salzige Gefühl auf den Lippen?

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