Leben ist nicht einfach

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valiwild
Veröffentlicht: 13.08.2019 16:53
Aktualisiert: 13.08.2019 16:53
Kategorie: Dies & Das
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Kurzbeschrieb:
Die Idee zu diese Geschichte kam mir, als ich ein Buch gelesen habe, dass ähnlich ist. Ich fand die Idee gut und habe sie umgeändert. Die, die das Buch kennen, wissen, was ich damit meine.

Text

 

Leben ist nicht einfach

 

Die CD lag einfach im Gras, wahrscheinlich hatte sie jemand hier vergessen. Der Junge hob sie auf, und stutzte. Nachdem er sich umgeblickt hatte, lief er eilig in die endgegengesetzte Richtung, aus der er vorher gekommen war, davon.

 

Alec steckte seinen Haustürschlüssel wieder ein, sein Vater hatte schon wieder vergessen, am Morgen abzuschliessen. Der 16-jährige schmiss seine Tasche in die Ecke, polterte dann die Stufen hoch, ging durch den dunklen Gang und dann schnurstracks in sein Zimmer. Sobald er die Tür hinter sich schloss, setzte er sich vor seinen brandneuen Rechner. Er war sein ganzer Stolz, der neueste Apple iMac. Klar, er besass unter anderem auch eine PS4, ein MacBook und ein iPhone X, und der 40-Zoll-Flachbildschirm durfte natürlich auch nicht fehlen. Aber den Apple iMac mochte er fast am liebsten. In seinem Zimmer stapelten sich die Computerspiele, die Fernbedienungen und die Controller. Alec legte die CD, die er gerade am Times-Square verwahrlost gefunden hatte, vor sich und las zum vierten Mal das, was darauf stand: „Dieses Spiel ist Eigentum von jener Person, die mich findet“ Da Alec von so ziemlich jedem Spiel wusste, was hier in der Nähe verkauft wird, und jedes Spiel ausprobierte, was ihm in die Finger kam, nahm er die CD mit, denn er hatte noch nie von einem solchen Spiel gehört. Er wollte die CD ins Laufwerk schieben, doch dann zögerte er für einen kurzen Augenblick. Was, wenn das Spiel so süchtig machen würde, dass er nicht mehr damit aufhören konnte? Morgen hätte er eine grosse Biologie-Prüfung, für die er noch nichts gelernt hatte, und ausserdem hatte er so eine Phase schon einmal gehabt. Erst als seine Mutter das Spiel zerstört hatte, in dem sie die CD verbog, war seine Sucht abgeflaut. Ach was, dachte er. In Biologie bin ich sowieso nicht brauchbar, da ist es kein Problem, wenn ich morgen nicht komme. Er vergewisserte sich, dass sein Vater noch nicht da war, und schob das Spiel dann ins Laufwerk hinein.

 

Noch war es eher dunkel, und auch als Alec die Helligkeit des Bildschirms erhöhte, erkannte er nicht viel. Doch! Da war jemand. Oder etwas: Es handelte sich um eine Art Gnom; klein, verhutzelt, mit grünen und braunen Tüchern bekleidet. Dann fing der Gnom an zu sprechen: „Hallo, Neuling. Zuerst möchte Ornys, dass du dir einen Charakter erstellst. Mit dem wirst du zur Arena finden müssen, unterwegs stellst du dich Gefahren, und gewinnst dabei Leben. Du verlierst aber auch Leben, je nachdem wie gut du bist und du stirbst, sobald du keine Leben mehr hast. Du hast anfangs zwei Leben. Deine Auswahl an Charakteristischem kommt, wenn du keine Fragen mehr hast.“ Ja, Alec hatte Fragen. Er suchte nach einer Möglichkeit, irgendetwas zu schreiben, oder eine Auswahl zu treffen. Dann entdeckte er eine leere Sprechblase, die über dem Gnom schwebte. Kurzerhand klickte er sie an, und schrieb: „Wer ist Ornys?“ Es kam keine Antwort. Dann halt nicht. Und da poppte auch schon ein Fenster auf, in dem links eine kaum bekleidete Person stand, rechts waren verschiedene Kleidungsstücke aufgelistet.

Alec entschied sich am Schluss für eine lange dunkle Hose, die eng anlag, und eine schwarz -blau-gestreifte Jacke. Ausserdem trug seine Person einen Lederriemen, der sich diagonal um seinen Körper schlang. Am Rücken daran waren zwei gekreuzte Langschwerter befestigt, die scharf aussahen. Am Gürtel waren ein Trinkbeutel, ein Dolch und zwei kleine Fläschchen mit gelber Flüssigkeit darin befestigt. Seine Haare waren rot gefärbt, und standen wie Stacheln vom Kopf ab. Als er sein Aussehen ausgesucht hatte, musste er sich einen Namen geben. Alec war kein besonders kreativer Junge, er nannte sich schliesslich Alec the best. Als er fertig war, tauchte der Gnom wieder auf. Er sagte, Alec the best wäre jetzt bereit, in die Welt von Ornys einzutreten. „Komm mit. Folge mir ins Land von Ornys.“ rief er. Und dann passierte etwas schier Unmögliches. Alec spürte eine Art Sog, etwas zog ihn an, er hatte das Gefühl, seine Brust wurde nach vorne gerissen. Der Sog wurde immer stärker, er tat schon fast weh, als es ganz plötzlich endete.

 

Der Junge stand zittrig auf, blickte sich um. Er stand auf einer Lichtung, die in rotes Licht vom Sonnenaufgang getaucht war. Er war dunkel gekleidet, hatte zwei Langschwerter auf dem Rücken, und über ihm schwebte die Zahl Zwei. Er war ganz alleine. Noch.

 

Alec war ziemlich verwundert. Gerade vorher sass er doch vor seinem iMac, wo zum Teufel war er hier gelandet? Er sah an sich herunter. Vor Schreck zuckte er zusammen, denn er trug genau das, was er seinem Charakter vorhin gegeben hatte. Konnte das sein? War er in diesem Spiel? Er konnte sich nichts erklären. Dann erinnerte er sich an die Worte des Gnoms. Er müsse zur Arena finden, dort kämpfen, dort gewinnen. Alec the best setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm, und wollte überlegen, was er tun sollte, doch etwas raschelte hinter ihm im Gebüsch. Sofort sprang er auf, und zog eines der Schwerter. Er hatte keine Ahnung, wie man mit einem solchen Schwert umgeht, aber er dachte sich, dass er es einfach ein bisschen herumschwenken würde. Dann trat etwas hervor, was an einen Skorpion erinnerte, jedoch so gross war wie ein Kleinkind. Es hatte eine hässliche rote Farbe und grosse Augen. Es fauchte, und sprang plötzlich auf. Reflexartig lenkte Alec the best sein Schwert in Abwehrposition, er hatte das Gefühl, das hier sei nichts anderes als zu kämpfen wie im Spiel Zelda. Dort kannte er viele Tricks, vielleicht konnte er sie nachahmen. Als der Skorpion erneut lossprang, wich Alec ihm aus und stiess das Langschwert in die Seite des Biests. Dieses fauchte auf. Anscheinend besass es eine derart verrostete Reaktionsfähigkeit, dass Alec Zeit genug hatte, noch einmal zuzustechen. Der rote Skorpion röchelte, und bleib dann stehen, ohne sich irgendwie zu bewegen. Es schien, als wäre er eingefroren. „Ha!“ wollte der Junge rufen, doch es ging nicht. Er konnte nicht sprechen. Trotzdem freute er sich. Das war noch einfach gewesen! Jedoch sollte er sich nicht zu früh freuen, das wusste er. Wer weiss, was da noch alles kommen würde. An seinem Schwert klebte eine silberne Flüssigkeit, vielleicht hatten die Monster hier silbernes Blut. Wie im Film fing das tote Monster an, sich in feine Staubkkörnchen zu zerteilen. Und als es schliesslich ganz weg war, erschien schon wieder ein Gnom. Er sagte: „Alec the best. Willkommen in der Welt von Ornys. Der Skorpion war nur deine Einschulung. Bei ihm hättest du noch nicht sterben können. Jedoch – sei gewarnt; Nicht alles hier ist so einfach. Du musst deine Leben behalten. Im Moment hast du zwei. Aber sobald dich ein Monster besiegt, verlierst du eines. Du gewinnst Leben, wenn du Monster besiegst, jedoch nicht immer. Nun geh und mach dich auf den Weg – Die Arena wartet schon.“ Damit verschwand er. Am liebsten hätte Alec Fragen gestellt, aber da war das verhutzelte Männchen schon weg. Also blieb ihm nichts anderes übrig als zur Arena zu finden.

 

Mittlerweile war Alec schon etwas länger unterwegs. Ihm schien, als hätte der Wald, in dem er sich befand, gar kein Ende. Er schien sogar mit jedem Schritt, den er machte, noch grösser zu werden. Auf seinem Weg war er einem aggressiven Ochsen, der aus Metallen bestand, begegnet. Dieser war schon schwieriger als der rote Skorpion gewesen, wie der Gnom gesagt hatte. Aber zumindest hatte er ein Leben bekommen. Alec verstand die Regeln und das Spiel allgemein schon besser als zuvor. Er wusste wo er sehen konnte, wie viele Leben er hatte, oder wie er etwas essen oder trinken konnte. Nach dem Ochsen kam eine Art Geist, der fast halb so klein wie Alec selbst war, jedoch ziemliche Wendigkeit bewies. Doch auch diesen Geist konnte er auslöschen – aber ein Leben dafür bekam er nicht. Nun war er auf einem sehr schmalen Pfad, der sich in die endlose Weite erstreckte. Er war sehr müde, jetzt schon! Doch er wollte die Arena um jeden Preis finden, er wollte gewinnen! Trotz der Müdigkeit zwang er sich weiter zu gehen. Ihm war zudem auch todlangweilig. Wieso kam jetzt kein Monster? Aber wenn man vom Teufel spricht… Alec hörte plötzlich ein summendes Geräusch. Blitzschnell drehte er sich um und griff reflexartig nach hinten, um eines der Langschwerter zu greifen. Zuerst sah er nichts, doch dann entdeckte er einen Schwarm von Insekten. Aber waren das wirklich Insekten? Nein! Das waren Elfen! Fliegende, ähnlich wie Menschen aussehende Biester, etwa in Grösse einer Hand. Sie wirkten sehr erbost und kreischten herum. Und ohne jegliche Vorwarnung schossen sie pfeilschnell auf Alec zu und attackierten ihn. Sie zogen an seinen Liedern, sie bissen ihn in die Glieder und die Ohren, Sie stiessen ihre Krallen in sein Fleisch. Es waren zu viele, als dass Alec sie abschütteln oder angreifen hätte können. Sie wurden immer mehr und mehr, Alec hatte nun keine Chance mehr. Er wusste, jetzt würde er sterben. Als ihm schwindelig wurde, merkte er nur noch, wie er zusammen sackte und die Biester von ihm abliessen. Dann verschwand sein Blickfeld.

 

Der Junge fuhr hoch, wie von der Tarantel gestochen. Zittrig sah er sich um und blieb für einen Moment ruhig, so als würde er nachdenken. Dann erblickte er die Zwei, die über ihm rot aufglühte. Erschrocken lief der Junge eilig den Pfad, auf dem er sich befand, weiter.

 

Langsam beruhigte Alec sich wieder. Jetzt wusste er wie man in Ornys stirbt, oder besser gesagt ein Leben verliert. Er war wütend auf sich selbst. Schon beim vierten Monster verlor ein Leben! Das war armselig. Er rannte jetzt den Weg entlang, der sich endlich lichtete. Als Alec stehen blieb, um durchzuschnaufen, Stand er am Rande des Waldes und blickte über ein Endloses Feld in die Ferne. Da waren weder Eine Arena, noch sonstige Häuser, noch Andere Spieler. Langsam wurde er nervös. Er musste jetzt den Weg finden, sonst würde er es nicht mehr rechtzeitig zu den Kämpfen schaffen! Trotzdem lief er zügig weiter, den Dolch in einer Hand, ein Langschwert in der anderen. Er hoffte, es würde nicht mehr weit sein.

 

Alec rieb sich die schmerzende Schulter. Nun hatte er ein weiteres Leben verloren, und zwar bei einem Troll. Der war aber auch wirklich nicht einfach gewesen; Er schlug immer mit seiner Keule zu, und traf dabei Alecs Schulter. Der Schlag hatte ihn umgehauen. Und nun stand er da, mit nur noch einem Leben. Ein Teil seines Körpers wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde, doch der andere war fest entschlossen, zu beweisen, dass er es drauf hatte. Alec hatte bei einem Brunnen halt gemacht, er war sehr müde. Eigentlich wollte er sich ausruhen, aber er zwang sich, stehen zu bleiben, etwas zu trinken, und dann weiter zu gehen. Er hatte nun das Feld hinter sich gelassen, er befand sich jetzt auf einem steinigen Weg, in dessen Ferne eine Mauer und zwei grosse Türme zu sehen waren. Alec spornte sich an, um schnell dort hin zu gelangen. Er hatte es jetzt schon mit mehreren Monstern aufgenommen, diesmal würde er kein Leben verlieren. Er hatte das Ende des Weges erreicht, als Die Türme der Arenamauer endlich vor ihm in die höhe ragten.

 

Die zwei Wächter waren riesig. Mindestens zwei Meter hoch waren sie und bewaffnet mit schweren Stahspeeren. Beide trugen dunkle Eisenpanzer und undurchdringliche Helme. Bei ihrem Anblick wurde Alecs Herz ein bisschen schwerer, er hätte sich denken können, dass es nicht so einfach war in die Arena zu gelangen. Doch entschlossen schritt er auf die Wächter zu und wollte gerade zwischen ihnen hindurch – Als sie ihm in den Weg sprangen und gleichzeitig sagten: „Eindringling. Komm und beweise uns, dass du der Arena würdig bist.“ Dann holten sie aus. Alec konnte sich aus dem ersten Speerwurf winden, und haute dem einen Wächter seinen Dolch in den Fuss. Doch er hätte genauso gut probieren können, mit einem Buttermesser Holz zu zersägen. Der Dolch schien ihm nichts auszumachen. Stattdessen stiess der andere ihm seinen Speer in die ungeschützte Seite, und zog ihn ebenso schnell, wie er ihn reingestossen hatte, wieder raus. Schmerzen, wie Alec noch nie zuvor gespürt hatte, jagten ihm wie ein Blitz durch den Körper. Erneut wurde er durchbohrt, diesmal von hinten. Er wusste, jetzt war das Spiel zu Ende. Er wusste, er hatte verloren.

 

Der Junge lag in einer grossen Blutlacke, die sich immer vergrösserte. Er atmete nicht mehr. Kein Wunder, drei böse aussehende Löcher klafften in seinem Körper. Blut war überall. Alec the best war tot.

 

Chris wankte die Treppen hinauf. Mehrmals rief er den Namen seines Sohnes, der ihm aber nicht antwortete. Er torkelte sturzbetrunken den Gang entlang, stiess dabei gegen die Wände. Immer noch bekam er keine Antwort auf seine Rufe. Dieser elende Bengel, sitzt die ganze Zeit vor der Glotze und zockt, dachte er sich. Als er die Tür zum Zimmer seines Sohnes aufstiess, erwartete ihn schon ein grausamer Anblick: Am Boden lag er, blutüberströmt, drei grosse, runde Löcher klafften im Bauch seines Sohnes. Alec war tot.

Kommentare

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Am 14.08.2019, valiwild
Danke für das Feedback, Tamara18! Ich weiss, das mit der Gross-/ Kleinschreibung ist bei mir halt so eine Macke...
LG valiwild
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Am 14.08.2019, tamara18
Ich finde den Text recht gut geschrieben, doch der Anfang erinnert mich zu sehr ans Buch „Erebos“.(Entschuldige falls ich das nicht hätte sagen sollen ;-)) Das Ende kommt aber recht vorhersehbar... ich finde es aber ganz ehrlich super!! Achte auf Gross- und Kleinschreibung!
Ganz liebe Grüsse,
tamara