Irrenanstalt

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valiwild
Veröffentlicht: 13.08.2019 16:37
Aktualisiert: 13.08.2019 16:41
Kategorie: Krimi
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Irrenanstalt

 

«Letzte Nacht wurde der Albtraum vieler Menschen hier in Winslow wieder Wirklichkeit. Die junge Bauunternehmerin Jasmine Green wurde in der Nacht vom 13. September auf den 14. September vermisst gemeldet. Man wusste, dass sie sich kürzlich in Maine niedergelassen hat, um ein neues, grosses Bauprojekt zu starten. Als der 34-Jährigen die verlassene Irrenanstalt Grasshill in der Bakerstreet 15 ins Auge viel, war sie sofort Feuer und Flamme von der Idee, daraus ein neues Büro für Gewerbekampagnen zu erschaffen. Doch am 13. September, als Miss Green sich das verfallene Gebäude näher ansehen wollte, kehrte sie nicht mehr zurück. Fortsetzung auf Seite 4.»

 

Louis Scott, der letzten Sommer sein letztes Quartal als Oberkommissar angetreten hat, warf die Maines Post zurück auf seinen Schreibtisch. Er seufzte. In seinen bisherigen Jahren als Polizeibeamter hatte er schon 11 andere Vermisstenmeldungen gelesen. Seinen Chef selbst hatte es erwischt, vor eineinhalb Jahren, als er versucht hat, das Rätsel zu lösen. Gleich nach der Beisetzung wurde ihm anstelle von Jacob Redford dessen Stellung als Oberkommissar angeboten. Damals hatte er den Job begeistert angenommen. In den 2 Jahren, die er bisher gemeistert hat, war trotzdem keine Meldung von verschwundenen Personen gekommen. Scott hatte sich bis jetzt nur Einbrüchen, Diebstählen und anderem widmen müssen. Doch als er an diesem Montagmorgen die tägliche Maines Post las, wusste er, dass es so nicht weiter gehen konnte. Zumal das schon das 12 Verschwinden von Personen in 4 Jahren war. Es war seine Aufgabe, Sachen zu regeln, die andere Leute beängstigen. Diesmal würde das Geheimnis der verlassenen Irrenanstalt endlich gelöst werden. Oh, wie falsch er damit lag. Scott dachte nach. Er würde die Sache mit seinen vertrauenswürdigsten Kollegen Nicolas Clarke und Chris Barbage angehen. Aber er wollte sie nicht zusätzlich zu ihm in Gefahr bringen, und deshalb würde er sie in der Zentrale positionieren, wo sie dann die Aufnahmen der Überwachungskameras, die dort noch hingen, überwachen. Er nickte, so als ob er sich selbst zustimmen würde und fing dann, den beiden seinen Plan in einem Telefongespräch zu erzählen.

 

Die Sonne blendete ihm ins Gesicht, während Scott auf seinem Motorrad am Alex-Square bei der Ampel wartete, bis es grün werden würde. Eine abendliche Brise wehte und es roch stark nach Industrieabfall. Er dachte darüber nach, wie gefährlich das Ganze für ihn werden würde. «Nein, Lou, es wird nicht gefährlich, du bist ausgerüstet.» sagte er sich selber. «Das Ganze ist bestimmt nur so ein übler Scherz, dem man einfach noch nicht gewappnet war» dachte er. Wobei, eigentlich glaubte er das selbst nicht so wirklich. Endlich wurde es grün und er fuhr weiter in die Baker-Street. Die Turmuhr einer Kirche in der Nähe schlug halb neun Uhr an, als der Kommissar sein Motorrad parkte. Er versorgte seinen Helm, setzte sich seine Kappe auf und atmete einmal noch kurz durch, bevor er die verlassene Irrenanstalt betrat.

Es war sehr düster in den Gängen und es roch sehr muffig. Der Putz bröckelte von so manchen Wänden ab, Stromkabel und dünne Rohre hingen von der Decke. Überall am Boden lagen Steine, Sand, Glasscherben und hin und wieder ein paar Dinge wie kaputte Fussbälle, zerbrochene Unihockeyschläger und auch Baseballschläger. «Sportlich waren die hier» dachte sich Scott, und wollte den ersten Raum betreten, als ihm ein metallenes Schild an der halbkaputten Tür ins Auge viel. «Beverly F., 14, in Grasshill gelandet wegen Trauma» stand darauf. Scott hob eine Braue, ging dann aber in das Zimmer hinein. Es war komplett leer. Nicht ein einziges, winziges Detail hätte darauf angewiesen, dass hier, um 1946 herum verrückt gewordene Kinder hausten. Nur kahle, abgebröckelte Wände gähnten ihn an. Er trat wieder hinaus auf den Hauptgang, der am schlimmsten zugerichtet war. Jetzt streifte Scott weiter in den einzelnen Zimmern herum, welche aber alle leer waren. An machen hiess es «Psychische Schwäche», an manchen «Mörder vieler Personen», aber an den meisten wie bei Beverly F. auch «Trauma». Ihm fiel plötzlich auf, das ab diesem Teil des Gangs Blutstropfen zusehen waren. Am Boden, an den Wänden, und sogar an der Decke. Dann wurden die Spuren immer deutlicher, und wurden blad von Tropfen zu Spritzern und auch ein zwei Handabdrücke waren zu sehen. «Ok, das ist merkwürdig…» dachte er sich. Hatte das etwas mit den verschwundenen Personen zu tun? Da waren noch drei Zimmer vor ihm. Er las das Schild der ersten der drei. «Finja und Lucy P., 7 und 7, in Grasshill gelandet wegen gefährlicher Sucht» stand da. Das Wort «Sucht» war noch nicht vorgekommen. Er betrat das Zimmer. Es war ganz anders als die Anderen. Es war zugestellt mit gebrechlich wirkenden Holzregalen, gefüllt mit allerlei wirren Sachen. In der untersten Ablage waren massenweise Masken. Gummimasken, in verschiedenen Formen. Da waren zwei Füchse, zwei Bären,

zwei Hunde und zwei Mäuse. Und neben den Mausmasken war ein leerer Platz, als ob zwei Masken fehlten. Auf der nächsten Ablage lag auch wieder sportliches Equipment. Aber es waren andere Sporte, die Finja und Lucy wohl betrieben haben. Es sah aus wie eine… Scheibe, ja. Eine Zielscheibe. Scotts Vermutung bestätigte sich, als er daneben blickte. Mehrere kleine Pfeile lagen wüst da, als ob man sie hier her geschmissen hätte. Alle waren überzogen mit einer dunklen Schicht getrocknetem Etwas. War das Blut? Scott wusste es nicht, jedoch wurde ihm unbehaglicher zumute. Und die nächste Ablage wurde noch absurder: Dort sassen, dicht an dicht, kleine Stoffpüppchen. Es waren erstaunlich viele, er zählte genau 18 Stück. Sie sahen aus, als wären sie von der Grossmutter gestrickt worden. Die ersten paar waren sehr altmodisch gekleidet, doch je weiter er nach rechts ging, desto moderner wurde die Kleidung. Die letzte Puppe war ganz anders gekleidet als die andern. Sie trug eine schwarze Strumpfhose, darüber einen langen grünen Mantel und ihre Haare waren blonde Kringellocken. Scott wurde stutzig. Sie erinnerte ihn an etwas. Und dann viel es ihm wieder ein. In der Zeitung war ein Bild von der verschwundenen Jasmine Green gewesen. Natürlich ohne Farbe, aber helle Locken konnte man durchaus erkennen. «Kann es sein, dass…» dachte der Polizist, als er von einem Kichern unterbrochen wurde. Das Kichern kam von draussen. Vom Gang. Neugierig trat er aus dem Zimmer hervor. Da war nichts. Und dann wieder das grässliche Kichern, diesmal von hinter ihm. Er wirbelte herum. Dort am Enden des Ganges standen zwei kleine Gestalten. Sie waren sehr altmodisch gekleidet, nämlich in geblümte, schmutzige Kleider. Sie hielten einander die Hände, und als Scott ihre Köpfe sah, erschrak er. Ihre Gesichter waren nicht zu sehen, doch beide trugen Masken. Hasenmasken. Er wusste, er stand nun vor Finja und Lucy P. Er wurde nervös, zwang sich aber zu lächeln. «Hallo?» fragte er unsicher. «Äh…ich bin Louis Scott, und ihr?» Obwohl er ohnehin schon wusste, wen er da vor sich hatte, dachte er, es sei vielleicht höflich. «Na hört mal,» sagte er schnippisch, «Ich habe euch doch etwas gefragt!» Doch sie gaben immer noch keine Antwort, geschweige denn irgendetwas, was nach Leben aussah. Er wies auf sie und fragte: «Seid ihr Finja und Lucy?» Denn er wusste, dass in diesem Hauptgang eine der Überwachungskameras hing. Er wusste auch dass seine Kollegen Barbage und Clarke alles sahen, was er nun tat, doch was er nicht wusste, war, dass sie ihn nicht hören konnten.. Er wollte gerade fragen, ob er ihnen irgendwie helfen konnte, hielt sich aber zurück, denn er fand es lächerlich, tote Menschen danach zu fragen, ob es ihnen gut gehe. Sie waren ja ohnehin schon tot. Und ausserdem kamen ihm jetzt andere Dinge ins Gedächtnis. Das Blut an den Wänden. Die Puppen. Gefährliche Sucht. Blut. Puppen. Sucht. Doch Scott kam nicht dazu, auch nur irgendwelche Puzzlestücke zusammenfügen. Diese schaurigen Mädchen rasten plötzlich wie verrückt auf ihn zu. Gefährliche Sucht. Das war es.

 

 

«Das kann ja lustig werden, da passiert doch gar nichts!» sagte Nicolas Clarke etwa 15 Minuten vorher. «Ach, jetzt jammern sie doch nicht so! Immerhin ist das besser als in dem Haus selber drin zu sein!» entgegnete Chris Barbage. Die beiden sassen in ihrer Funkzentrale und überwachten, wie ausgemacht, die Video-Aufnahmen. Zuerst war gar nichts passiert. Nicht ein einziges Detail war aufgefallen. Vor allem nicht bei Kamera 2 und 3. Die waren nämlich auch im Stock 2 und 3. Nur auf der Kamera 1 konnte man richtige Sachen erkennen. «Diesen alten Saustall sollte man wirklich mal abreissen lassen» meinte Clarke. Barbage, der schon einige Jährchen länger als sein Kollege im Polizeidienst war, erwiderte nur: «Clarke, sie alter Hornochse. Das hat man ja schon etliche male probiert, doch es ging immer so aus wie jetzt auch bei dieser Jasmine Green.» Die beiden zankten immer so, sie waren nicht die besten Freunde. Aber ging es um etwas Ernstes, so konnte man sich eigentlich auf sie verlassen. Beide sassen jetzt still auf ihrem Stuhl und blickten empört auf die Bildschirme. Und nach weiteren 5 Minuten zeigte sich endlich etwas. «Clarke! Schauen sie, da ist ja unser Scott!» Und tatsächlich erschien auf Bildschirm 1.1 Louis Scott. Er bewegte sich langsam den Gang entlang, und verschwand dann im ersten Zimmer. Clarke hielt die Luft an. Doch dann kam Scott wieder raus, offensichtlich unversehrt. Erleichtert atmete der Polizist aus. «Na? Hattest wohl Angst?» neckte Barbage ihn. Aber Clarke schnaubte nur. So ging es einige Male weiter, immer verschwand Scott, dann kam er wieder. Dann erreichte er die Mitte und verschwand aus dem Blickfeld der Kamera, doch gleich darauf erschien er auf dem Nebenbildschirm. Das war der Bildschirm für denselben Gang, doch weil der Gang so lang war, wurde in der Mitte eine zweite angebracht. Dort verschwand Scott dann aber schon wieder und das ganze Spielchen fing wieder von vorne an. Nur dauerte es nicht so lange wie vorher. Dann verschwand er ein letztes Mal. Diesmal dauerte es viel länger als bei den anderen Räumen. Und dann erschien sein Kopf in der Türschwelle. Nur sein Kopf. Er schien nach etwas zu suchen, dann trat er ganz heraus, aber vorsichtiger. Er schaute in Richtung der Kamera, und dann drehte er sich ruckartig um. Jetzt erkannte man ganz deutlich, dass er etwas, was auch immer es war, suchte. Dann winkte er einmal und schien mit jemandem, oder bessergesagt etwas zu sprechen. Clarke und Barbage sahen sich an. Das war echt seltsam. Clarke lehnte sich weiter vor, um zu schauen was da war. Doch er sah nichts. Nur das Ende des Ganges, welches düster da lag. «Siehst du was?» fragte ihn Barbage. «Nein, ich sehe überhaupt nichts!» antwortete er steif. «Was? Sie sehen nichts mehr?» fragte Barbage entsetzt. «Och, nein sie Eierkopf, ich sehe nichts auf dem Bildschirm!» Clarke schrie beinahe. «Lass mich mal sehen» raunte Barbage. Auch er beugte sich vor, doch wie Clarke auch, konnte er nichts entdecken. Man sah nur Scott, der ihnen den Rücken zugewandt hatte, und den Gang. Jetzt unterhielt sich Scott gerade mit jemandem, dachten sich die beiden Polizisten. Und dann wurde Scott plötzlich in die Luft gerissen. Er wurde wie von Geisterhand herumgeschleudert, er prallte gegen die Wände und die Decke, und dann wurde es ruhig. Entsetzt sahen Barbage und Clarke, wie der Oberkommissar in der Luft schwebte. Jetzt war sein Gesicht der Kamera zugewandt, und der Ausdruck darauf war mehr als nur schaurig. Sein Gesicht hatte den Ausdruck purer Angst angenommen, seine Augen waren weit aufgerissen und schauten ins nichts, und aus mehreren Stellen vom Kopf rann Blut. Und dann viel Scott zu Boden und blieb reglos liegen. Nichts geschah mehr. Die beiden Zeugen schauten sich langsam an. Beiden rann Schweiss über die Stirn, beide klammerten sich an ihren Stühlen fest und beiden stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.

 

Im Raum, der mit dem Messingschild «Finja und Lucy, 7 und 7, In Grasshill gelandet wegen gefährlicher Sucht» angeschrieben war, hatte sich etwas Kleines geändert. Auf der dritten Ablage mit den Puppen sass neben der Puppe mit dem grünen Mantel und den Locken eine weitere Puppe, die zuvor noch nicht da gewesen war. Sie trug eine blaue Uniform. Eine Polizistenuniform.

Kommentare

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Am 15.10.2019, Jeannette
Hallo valiwild, ich rätsle schon die ganze Zeit, owas die Programmierzeilen am Anfang mit dem Text zu tun haben - kannst du mich da aufklären? Oder ist das beim Hochladen des Textes passiert? Danke!
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Am 19.08.2019, Kenny
die Geschichte war gruselig aber auch spanend.
wie Geister einen Menschen töten können ferstehe ich nich,
aber die Geschichte war cool(





grus: Kenny
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Am 19.08.2019, Robin
hi valiwild

Deine Geschichte war sehr spannend und fesselnd. Du hast mit sehr viel liebe zum Detail geschrieben, ich konnte mir alles genau vorstellen.

was mich etwas stört sind die englischen Begriffe(Namen*) sie unterbrechen den Lesefluss etwas.

Im ganzen war deine Geschichte aber echt gut
Liebe Grüsse Robin

*die Namen sind halt Englisch das stört jedoch nicht