Ich, der blauer Stabilo-Stift, mag es, wenn mich jemand zwischen seinen Fingern hält und mit mir schreibt. Buchstaben, Wörter, eine kurze Notiz, einen kleinen Artikel, eine Lohnabrechnung, ein ganzes Magazin, eine Abschlussarbeit und sogar vollumfängliche Bücher gestalte ich.

Doch am Liebsten habe ich es, wenn ich Buchstabe um Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz, Seite um Seite mit meiner blauen Farbe zu wundervollen Geschichten werde. Voller Herzblut schreibe ich mit und lasse mich von den Erzählungen mitreissen. Sie sind voller Liebe und Hass, Freude und Trauer, Hingabe und Gleichgültigkeit. Die Emotionen spielen verrückt, geben den Geschichten die Spannung und machen sie einzigartig. Und ich bin mitten drin.

Mitten in all diesen Gefühlen, inmitten der kunstvoll geschwungener Worte. Ich strahle vor Eleganz und warte voller Vorfreude auf die Leute, welche die Geschichten lesen werden, die mit mir geschrieben wurden.

Ich liebe es, ihnen beim Lesen zuzuschauen. Ihre Augen strahlen und leuchten. Es glitzern Tränen in ihnen und kullern zaghaft an ihren Wangen hinunter. Ich sehe, wie sie all die Leidenschaft und die Wut nachempfinden, Glück und Pech in wechselnder Abfolge, eine Hingabe, wie ich sie noch nie zuvor erblickt habe und eine Gleichgültigkeit, bei der mich der blosse Gedanke daran noch erschaudern lässt. Es ist einfach entzückend, wie ich die Leser meiner Geschichten mit simplen Buchstaben, einfachen Worten, schlichten Sätzen, Seite für Seite verzaubern kann. Ich bin davon angetan, wie sie mich euphorisch und trotzdem voller Schmerz, verträumt und zugleich total verängstigt, mit Tränen in den Augen anschauen, doch ihre Mundwinkel verraten nichts, bewegen sich nur im Tackt der gelesenen Worte und zittern höchstens ein wenig vor Anspannung.

Ich, der blaue Stabilo-Stift mag es, wenn man mit mir schreibt. Doch ich bin vollkommen begeistert, wenn man mit ganzem Herzen Geschichten entfalten lässt, sodass ich mitten im Geschehen bin.