Ich hab doch sowieso keine Chance

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Unitastic
Veröffentlicht: 13.01.2019 21:17
Aktualisiert: 13.01.2019 21:17
Kategorie: Liebe
Tags: Musik, Liebe, Freundschaft
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Kurzbeschrieb:
Nachdem Julia zurück in ihre Heimat gezogen ist, muss sie feststellen, dass sich einiges verändert hat. Ihre große Liebe löst bei ihr keine Gefühle mehr aus und ehe sie sich versieht, hat sie sich in den Freund ihres Bruders verliebt.

Text

 

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„Mir war einfach nicht bewusst, dass sich in einem Jahr so viel verändern würde“, sagte ich während ich versuchte meine Trinkschokolade klumpenfrei aufzulösen. Es war ein weiterer Abend bei meiner Freundin Linda. Zusammen mit ihr versuchte ich mein Leben irgendwie wieder zu ordnen. Ich war ein Jahr lang am anderen Ende von Deutschland gewesen und dachte ich hätte dort die große Liebe gefunden. Damals war für mich alles so klar. Ich war verliebt, wollte weg von zu Hause, hatte nur streit mit meinen Eltern und versuchte endlich meine große Liebe aus dem Kopf zu bekommen. Doch wie es oft so ist, wurde mir erst später bewusst, was mich wirklich in meiner Heimat hielt. Natürlich war die Trennung nicht leicht und wir dachten viel darüber nach, ob wir es nicht doch irgendwie schaffen konnten, am Ende siegte dann aber doch die Vernunft. „Ach komm schon, Julia, das wird schon irgendwie wieder“, versuchte Linda mich aufzumuntern. „Warte erst mal ab, bis wir einen neuen Mann für dich in Aussicht haben, dann sieht die Welt gleich viel besser aus. Es war die richtige Entscheidung wieder zurück zu kommen. Das hast du mir so oft gesagt. Ist doch klar, dass du jetzt etwas trauerst, aber du wärst auf Dauer nicht glücklich gewesen, das weißt du doch selbst.“ Ich wusste ja, dass sie Recht hatte. Schon lange bevor ich den endgültigen Beschluss gefasst hatte wieder in die Heimat zu gehen, hatte ich die Sinnhaftigkeit meiner Beziehung hinterfragt. Mir war sehr schnell bewusst geworden, dass ich irgendwann wieder zurück in mein kleines Kuhdorf wollte, wo meine Freunde und meine Familie waren. Doch jetzt wo ich wieder hier war, musste ich mich natürlich erst mal wieder an mein neues altes Leben gewöhnen. Während ich tief in mir drin in Selbstmitleid versank, zeigte mir Linda ein Foto nach dem anderen, um herauszufinden mit welchem Kerl sie mich jetzt verkuppeln könnte. Ich war mit keinem dieser Typen auch nur ansatzweise zufrieden. Ich hatte ganz klare Vorstellungen und diese wurden hier in keiner Weise erfüllt. Ich verabredete mich mit Linda für das Wochenende und suchte dann schnell das Weite, bevor sie noch auf dumme Gedanken kam.

 




* * *


Ich war doch gerade erst frisch getrennt. Da brauchte ich doch nicht jetzt schon wieder einen neuen Mann. Gut, zum Ende hin hatte mich die Beziehung nicht mehr wirklich erfüllt und ich hatte selbst gemerkt, dass ich schon anfing das Geschehen um mich herum mehr zu erkunden, aber das änderte ja dennoch nichts daran, dass man nach einer Beziehung erst einmal etwas Pause brauchte und sich nicht sofort in eine neue Liebschaft stürzen sollte. Andererseits liebte ich das Abenteuer und die Ungewissheit, wenn man einen Flirt startete. Wo wird das alles enden? Wie wird der erste Kuss? Wann wird er mich endlich küssen? Ich fand es aufregend auf diese Fragen Antworten zu finden. Das lies mich darüber nachdenken, ob ich vielleicht gar kein Beziehungsmensch war. Wahrscheinlich machte ich mir viel zu viele Gedanken über Alles. Um mich abzulenken stieg ich auf mein Fahrrad und führ ein paar Straßen weiter. Hier hatte die Band meines Bruders ihren Proberaum. Ich liebte es ihnen beim Musik machen zuzuhören und freute mich darauf die guten Nachrichten zu verkünden: Ich war wieder hier. Die meisten Freunde meines Bruders Timo waren auch meine Freunde. Ich kannte die Truppe seit ich klein war und traf mich mit dem ein oder anderen auch gerne allein um zu feiern oder Videospiele zu spielen. Gerade Jan und Simon waren so etwas wie Brüder für mich geworden. Heute probten sie für den Ball, der am Wochenende im Nachbarort stattfinden sollte. Linda freute sich schon riesig darauf, weil sie hoffte, dort einen geeigneten Kandidaten für ihre Kuppelversuche zu finden.

 




* * *


Der Rest der Woche verging wie im Flug und ich freute mich total mit Linda auf den Ball zu gehen. Im Gegensatz zu ihr hatte ich keine Hoffnungen jemanden zu finden, der sich mit meinem Beuteschema deckt. Auf dem Land sieht man immer und immer wieder die selben Leute, weshalb ich mir vorstellen konnte, dass auch heute niemand neues und interessantes dabei sein würde. Zumal ich nun so richtig angekommen war in der Heimat und dies bedeutete für mich, dass auch mein Herz hier wieder angekommen war. Manch einer würde jetzt bestimmt denken das ist eine gute Nachricht, aber das ist leider nicht ganz der Fall. Es bedeutet nämlich, dass ich versuchen würde meiner ersten großen Liebe wieder näher zu kommen. Dumm nur, dass dieser eine Freundin hat. Ich bin nie wirklich über ihn hinweg gekommen. Er war niemand geringeres als Marco Janssen, der heißeste Typ in meinem Schwimmverein. Ich wusste, dass er und ich keine gemeinsame Zukunft haben würden. Dafür war er in Sachen Beziehung viel zu komplizert und es war einfach viel zu viel zwischen uns vorgefallen. Ich wusste auch, dass er mich nie glücklich machen würde und dennoch bekam ich ihn nie endgültig aus dem Kopf. Zum Glück lief er mir heute Abend nicht über den Weg. Veranstaltungen dieser Art waren nichts für ihn, ein Grund mehr, warum er nichts für mich war. Die Band spielte wie immer spitze und ich bekam richtig Lust zu tanzen. Ich schnappte mir Linda und zog sie auf die Tanzfläche, während diese weiterhin damit beschäftigt war mich zu jedem Kerl, der den Saal betrat, zu befragen. Total außer Atem beschlossen wir einige Zeit später uns an der frischen Luft etwas abzukühlen. Wir gingen ein Stück und setzten uns auf eine Mauer. Hier war es so schön ruhig. "Jetzt sag doch mal endlich! Gefält dir denn wirklich kein einziger Junge in diesem rießigen Saal? Das kann ich mir nicht vorstellen", riss mich Linda aus meinen Gedanken. Doch, dachte ich mir, da gibt es schon jemanden. Aber kann ich das wirklich erzählen? "Von denen die du mir gezeigt hast gefiel mir jedenfalls keiner", versuchte ich der Unterhaltung zu entgehen. Ich musste es ihr einfach erzählen, sie war immerhin meine beste Freundin, sie würde es verstehen und ich hätte endlich jemanden mit dem ich darüber reden könnte. "Es gibt da jemanden der mir gefällt, aber versprich mir, dass du mit niemandem darüber redest." Linda verprach es mir natürlich. Wenn wir Geheimnisse hatten, dann drehten diese sich meistens um Jungs. "Es ist Nick. Ich habe schon als kleines Mädchen für ihn geschwärmt, das habe ich dir nie erzählt. Es waren eben immer nur harmlose Schwärmereien und ich hatte nie das Gefühl, dass das wirklich etwas werden könnte mit ihm. Außerdem hat er sowieso eine Freundin." Nick war der Gitarrist der Band. Ich fand ihn schon immer süß, hatte aber nie das Glück und auch nicht den Mut um mehr zu sein als nur eine gute Freundin. Er war der einzige mit dem ich noch nie etwas privat unternommen hatte und ich wusste auch nicht wie ich das anstellen sollte. Obwohl ich in so vielen Situationen taff und voller selbstbewusstsein wirkte, war ich doch eigentlich ziemlich schüchtern. "Was? Nick? Das hätte ich wirklich nicht gedacht." Linda fiel vor Überaschung fast von der Mauer. "Moment, das muss ich mir jetzt kurz durch den Kopf gehen lassen. Mag ja sein, dass er eine Freundin hat, aber bei denen läuft es alles andere als gut." Das war nun wirklich kein Geheimnis. Jeder im Freundeskreis bekam immer wieder mit, welch schlechte Stimmung seine Freundin verbreitete. Eine glückliche Beziehung sah wirklich anders aus. "Los, lass uns wieder rein gehen und uns die Seele aus dem Leib tanzen. Ich denke, du könntest wirklich eine Chance bei ihm haben. Und dann würdest du auch endlich mal Marco aus dem Kopf bekommen, der tut dir sowieso nciht gut." Mit diesen Worten sprang sie von der Mauer, packte mich am Arm und zug mich zurück in den Saal. Wie Recht sie doch wieder einmal hatte. Eins stand für mich fest: Ich würde an Nick dran bleiben, nur musste ich bei dieser Sache äußerst vorsichtig vorgehen um keine Freundschaften bei meiner Suche nach Liebe auf das Spiel zu setzen.

 

Kommentare

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Am 12.11.2019, Pferdegirl
Das ist eine tolle Geschichte!
Glg Pferdegirl