Nenn mich Sky

Cover
Morena
Veröffentlicht: 25.11.2018 16:18
Aktualisiert: 18.12.2018 11:48
Kategorie: Dies & Das
Tags: Mädchen, angst
Bewertung:
Deine Stimme wird abgegeben.
Bewertung: 4.5 von 5. 2 Stimme(n).
Klicke auf die Sterne, um den Text zu bewerten.
Kurzbeschrieb:
Eine Geschichte die mal ein veröffentlichter Roman werden soll über das Leben und ein Mädchen.

Text

„Africa, kannst du uns die Lösung für diese Aufgabe sagen?

Da du so entspannt in den Himmel schaust denke ich mal du hast die Aufgabe schon gelöst", meint meine Mathelehrerin Frau Widmer spottend.

„Wird's bald? Wir haben auch nicht den ganzen Tag Zeit!"

 

Oh wie ich diese Lehrerin hasse! Diese alte Schreckschraube ist wie Rheuma, für kurze Zeit wird es besser, jedoch wird man es nie ganz los.

Zwischen zusammengebissenen Zähne zische ich: „Ihre scheiss Matheaufgaben Jucken mich genauso wie mich ihr Sexualleben interessiert.

Null. Also lassen Sie mich in Ruhe und quälen sie jemand anderes, ok?"

 

Hinter mir höre ich ein leises lachen, ich drehe mich um und sehe den neuen.

Seinen Namen habe ich vergessen diesen brauche ich auch nicht um ihn kalt anzustarren.

Frau Widmer, blickt mich leicht verärgert an, kann jedoch nichts machen.

 

Ich bekomme eine Sonderbehandlung da ich "So schwere Zeiten hinter mir habe". Wenn sie wütend ist, sieht man ihr ihre über 50-Jahre noch besser an. Sie ist zwar insgesamt runzlig und grauhaarig aber wenn sie etwas aufregt, spannt sich ihre Haut ganz stark, ihr dünnen Lippen verschwinden fast gänzlich und die müden grauen Augen blitzen einen empört an.

 

Ganz ehrlich? Das juckt den Direktor doch 'nen scheiss! Er will sich nur an meine Mutter ranmachen. So wie alle.

Ja vielleicht ist sie Hübsch. Sehr hübsch. Aber wer sie innerlich kennt würde am liebsten vor ihr flüchten. Und doch wickelt sie alle um ihren Finger.

Auch Dad ist auf sie reingefallen. Ja, vielleicht liebt oder liebte sie ihn jedoch schützt liebe nicht vor der Grausamkeit einer Person.

 

Lieber wäre mir wenn sie Tot wäre statt Dad oder Sybille.

Scheisse vermisse ich Dad.

Ich beisse mir auf die Lippe um nicht zu heulen.

 

Als endlich Pause ist packe ich meine Sachen so schnell es geht ein und gehe nach draussen. Es regnet, deshalb ist der Schulhof Menschenleer.

Ich jedoch liebe den Regen. Ich stelle mich auf die Wiese und schaue verträumt in den wolkenverhangenen Himmel.

 

Hinter mir höre ich ein Räuspern. Abrupt fahre ich herum und sehe den neuen.

"Hey Sky", meinte er nervös und streicht sich durch seine schwarzen Haare", es tut mir leid falls du dachtest ich lache dich aus. Ich habe das nicht so gemeint, das Gesicht der Widmer sah nur zu geil aus und dein Konter war perfekt." Ich merke wie ich wütend werde und mir entfällt dadurch die Tatsache, dass er sich sehr freundlich bei mir entschuldigt hat.

 

Ich schaue ihm wütend in die sturmgrauen Augen.

 

"Ich heisse nicht Sky!

 

Mein NAME ist Africa.

 

A-F-R-I-C-A.

 

Kapiert?!

 

Gut, und nun verschwinde, ich möchte nichts mit dir zu tun haben!!!"

 

Während ich dies sage drehe ich mich um und setze mich unter eine grosse Eiche.

 

Wahrscheinlich ist die etwa 200 Jahre alt.

 

Der Boden ist nass doch es stört mich nicht. Demonstrativ wende ich mich von ihm ab und schaue den Regentropfen zu.

Wie Tränen sehen sie aus.

 

Wunderschön und kalt!

Melancholisch und nachdenklich, genau wie mein Name und genau wie ich. Ich spüre die Anwesenheit einer anderen Person und öffne meine Augen, welche ich bis jetzt geschlossen hatte.

 

Der Neue, dieser Spacken, ist immer noch hier. Sein Ernst?!

Langsam mir das echt zu blöd!

Ich drehe mich und möchte ihn anschnauzen, dass er sich nun endlich verpisse soll.

Doch ich schnappe verblüfft nach Luft.

 

Der Neue, scheisse ich muss seinen Namen wissen, ist mit seinem Gesicht nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt.

Er blickt mich ganz genau an, so als wolle er sich meinen Eindruck einprägen.

Unter seinem intensiven Blick wird mir gleichzeitig heiss und kalt.

Ich will erschrocken zurück weichen, doch hinter mir ist die Eiche.

Und vor mir er.

 

Er sieht schon unglaublich gut aus.

Sein Gesicht ist nahezu perfekt.

Ich betrachte seine symmetrischen Gesichtszüge und muss mich berichtigen, sein Gesicht ist perfekt.

Sein Körper ist durchtrainiert und man sieht ihm das Fitnessstudio an.

 

Mit seinen 1.93 ist er ein ganzes Stück grösser als ich.

Das wäre perfekt, mein Freund sollte unbedingt grösser sein als ich.

Scheisse Mann, was denke ich da!!!

Ich hasse ihn.

Er nervt.

Ich KANN gar nichts für ihn fühlen.

Das ist nur die Nähe.

 

Deshalb rücke ich ein wenig auf die Seite. Ich brauche Abstand.

Gerade als ich ihn anschreien möchte er solle mich in Ruhe lassen.

 

Kommt er wieder näher, nimmt meine Hände, die ich zum Schlag bereit habe und drückt sie gegen den Baum.

 

Ich versuche mich zu befreien doch merke schnell dass es nichts bringt.

 

Ich bin vollkommen hilflos.

 

Er drückt seinen Körper gegen meinen.

 

Wie hypnotisiert blicke ich in seine Augen.

 

Seine wunderschönen Augen.

 

Er schaut abwechselnd in meine Augen und auf meine Lippen.

 

Plötzlich beugt er sich vor und küsst mich.

 

Nur ganz sanft.

 

Wie ein Windhauch.

 

Nur ganz kurz, einen Sekunden Bruchteil und schon lässt er mich los und steht auf. Noch einmal beugt er sich zu mir runter und flüstert: "Ich bin übrigens Matteo." Perplex starre ich ihm nach.

 

Tausende von Fragen schwirren durch meinen Kopf.

 

Matteo also?

 

Zählt das schon als Sexuelle Belästigung?

 

Und wieso hat er mich geküsst?

 

Bei meinem Aussehen.

 

Die Pause Glocke klingelt und ich erhebe mich triefend und zitternd vom Boden.

 

Zitternd vom Schock.

 

Irgendwie habe ich dringend das Bedürfnis mich zu waschen.

 

Matteo abzuwaschen.

Ich wollte diesen Kuss nicht und habe das Bedürfnis nie wieder alleine mit Matteo zu sein.

Sexuelle Belästigung ist es für mich nicht.

Solange es nicht nochmal passiert kann ich es vergessen.

 

Leider hat es nun aufgehört zu regnen und die Sonne durchbricht die graue Wolkendecke.

Sonst wäre ich noch etwas draussen geblieben.

 

Bei den Regentropfen.

Ich hätte die nächste Stunde nur zu gern geschwänzt.

Aber auf Sonne hab ich keinen Bock.

Deshalb gehe ich jetzt langsam Richtung Schwimmhalle.

Langsam um nicht zu früh dort zu sein und ums. einschwimmen zu kommen.

Ich hasse schwimmen und kann es auch nicht.

 

Ach ja und ich hasse Matteo!

 

Bäh, schon sein Name ekelt mich an.

 

Und er hat mich geküsst?!

Klar, er sieht gut aus und die halbe Schule (die Mädchen und die schwulen) steht auf ihn.

Es gäbe nicht wenige die für einen Kuss von ihm, ihre ganze Familie verkaufen würden.

Und er?

Natürlich total der Playboy, hat jede Woche eine neue Freundin. Er nutzt es eiskalt aus.

 

Jetzt dann hat er Alle durch.

 

Deshalb kommt er wahrscheinlich nun zu mir.

Mich hatte er noch nicht.

Ich werde ihm aber auch nie wieder die Chance geben so etwas noch mal zu machen!

 

 

Ich vermute, dass Mum seit einer Weile mit Drogen dealt. Weshalb ich das Glaube? Andauernd kommen irgendwelche komischen Männer zu uns. Und obwohl weder Mum noch ich arbeiten haben wir immer genug Geld.

Genauer gesagt hat sie genug Geld. Ich bekomme nur das nötigste und muss es mir irgendwie verdienen.                                                                                           Natürlich kann es auch genauso gut sein das Mum zur Prostituierten geworden ist.

 

So wie ich Mum kenne macht sie beides. Und als ich die Haustüre öffne, merke ich natürlich, dass ich schon wieder Recht hatte. Mum hat ein Päckchen mit weissem Pulver in der Hand und dealt, heute ist es eine Frau, darüber wie viel Geld sie bekommt.

 

Und ich hatte auch recht mit der Vermutung, dass der Hühnchen Geruch nicht aus unserer Wohnung kommt. Wieso sollte sie dies auch tun, es war ja auch „NICHT" ihre Schuld, dass Sybille und Dad gestorben sind. Weshalb sollte sie sich auch einfach so einmal um mich kümmern? Mum und die grosse blonde Frau ignorierend gehe ich in mein Zimmer.

 

Ich werfe mich auf mein Bett und um nicht lauthals loszuschreien, beisse ich in mein Kissen, oder besser gesagt, dass was davon noch übrig ist. Ich denke ich habe das hässlichste Kissen welches es gibt. Kackbraun und eigentlich nur Stoff mit drei Federn. Letzteres bekomme ich bei meinem Versuch den Schrei zu ersticken in den Mund. Wütend spucke ich sie aus.

 

Die Tränen die ich bis jetzt unterdrückt hatte lasse ich nun ungehindert laufen. Scheisse, ich kann nicht mehr. Wie in Trance beginne ich mich zu kratzen und zu schlagen. Ich will mir wehtun. Ich schluchze laut auf

Ich fühle mich gerade wie das grösste Stück Dreck welches es gibt.

 

 Ich bin so schwach. Vor Wut schlage ich mit meiner Hand immer wieder an die Wand. Bis es blutet und ich tränen verschmiert und blutend in mich zusammen sinke.

 

Als meine Mum reinkommt erwache ich aus meiner Starre. Es fühlte sich an wie Stunden in denen ich dort gekauert bin und geweint habe. Mum kommt rein, und das erste was tut ist mich anzubrüllen. "Du unfähiges Kind. Kannst du nicht einmal leise sein. Ich sollte dich adoptieren lassen. Sollte ich wirklich..." Natürlich ist sie schon wieder betrunken. Aber auch wenn sie nicht betrunken wäre hätte sie die Tränen und das Blut nicht gesehen.

 

"Meine Güte Mum, was ist dein Problem? Du dealst mit Drogen und hast Dad und Sybille umgebracht. Und jetzt willst du mir ernsthaft damit drohen, dass du mich adoptieren lassen willst?! Ganz ehrlich, ich wäre FROH wenn ich nicht mehr bei dir sein müsste.  Und jetzt geh raus." Mum dreht sich um und geht raus, nicht ohne noch irgendwelche unverständlichen Worte vor sich hin zu murmeln. Wahrscheinlich Beleidigungen...

Wütend und enttäuscht lege ich mich in mein Bett. Ich habe keinen Nerv mehr mich noch umzuziehen. Deshalb lasse ich einfach das, was ich schon den ganzen Tag anhatte an. Eine schwarze Bluse und eine Schwarze (lange) Jeans.

Lange kann ich nicht einschlafen und wälze mich von der einen Seite auf die andere. Irgendwann jedoch muss ich eingeschlafen sein. Denn als ich die Augen wieder öffne ist es Morgen. Mit einem einzigen Blick auf meinen Wecker merke ich, dass ich zu spät bin. 9:30 Uhr

Rasch überlege ich was ich jetzt machen soll, natürlich kann ich jetzt einfach aufstehen und schauen, dass ich so schnell es geht in die Schule komme.

Aber genauso gut könnte ich auch...

 

Entschieden. Ich werde schwänzen. Kein Bock auf Schule.

 

Schon gar nicht auf Frau Widmer, oder noch schlimmer Matteo.

 

Wir haben mittwochs sowieso immer um 11:00 Uhr aus.

 

Bevor ich mich jedoch wieder hinlege und versuche zu schlafen, verarzte ich meine nun verkrusteten Narben.

 

Als ich fertig bin lege ich mich in mein Bett.

 

Es war noch nie so schön in ein Bett zu liegen.

 

Als ich "On the Inside - von Unkle Adams" anhöre, verfalle ich nach ein paar Minuten in einen unruhigen Schlaf.

Die Träume sind ganz wirr.

 

Sybille und Dad kommen vor.

Ebenso wie Mum, Matteo und ein unbekannter Junge.

Sie kämpfen gegeneinander. Sybille, Dad und der Unbekannte gegen Matteo und Mum.

Etwas weiter hinten, sitze ich in einem kleinen Vogelkäfig gekrümmt da. Dad und Sybille fallen.

 

Jedoch kämpft der Junge unbeirrt weiter.

Irgendwann ist es so als würde er mich direkt ansehen. Stechend blau sind seine Augen mit schwarzem Rand und beissen sich mit seinen nachtschwarzen Haaren. Vom Aussehen her würde ich ihn nicht weiter beachten. Jedoch hat er eine ganz besondere Ausstrahlung. Ich weiss es ist ein Traum, aber...

Er ist klein. Jedoch immer noch ca. zwei Zentimeter grösser als ich.

Grob geschätzt ist er etwa 1.63 cm.

 

Kurz darauf wache ich verwirrt auf. Ich beruhige mich damit, dass es nur ein Traum war. Aber eigentlich stimmt das nicht.

Sybille und Dad sind gefallen.

Nur hat es niemanden der für sie weiterkämpft.

Leider konnte ich nur dreissig Minuten schlafen.

Und jetzt bin ich nicht mehr müde. Mein Bauch knurrt, deshalb gehe ich schlurfend in die Küche, nicht ohne mir die Schuhe anzuziehen.

 

Ich glaube ich bin paranoid geworden. Barfuss oder auch nur in Socken gehen liegt für mich wegen diesen Spritzen nicht mehr drin. Denn selbst wenn es gar keine hat, habe ich unglaubliche Angst.

In der Küche merke ich, dass wir, schon wieder, nichts da haben.

 

Nicht mal angefaultes Obst oder vor sich hin schimmelnder Käse.

Wohl oder übel muss ich mich deshalb anziehen und raus gehen um Frühstück zu bekommen.

Zur Sicherheit wird ein Zettel auf den grauen Küchentisch gelegt, damit Mum, falls sie überhaupt wach geschweige denn hier ist, Bescheid weiss wo ich bin.

Auch wenn es sie wahrscheinlich nicht juckt.

 

An mir runterschauend fällt mir auf, dass ich heute mal nur schwarz anhabe.

Deshalb entscheide ich mich schnell auch schwarze Schuhe und eine schwarze Jacke anzuziehen. Endlich unten angekommen, fünf Stockwerke ohne Lift da der schon wieder kaputt ist, schlägt mir schon die herrlich erfrischende Herbstluft entgegen.

 

Trotzdem bin ich genervt.

Eigentlich fühle ich mich einfach leer. Leer und unsichtbar.

Wie ein nichts.

 

Trotz der eher angenehmen Temperaturen fröstelt es mich und ich ziehe meine Jacke so eng es geht um mich.

Von jeder Person die mir entgegen kommt fühle ich mich angestarrt. Den Kopf eingezogen und mit schnellen Schritten bin ich endlich bei der Suppenküche angekommen.

 

Dort gibt es für ganz wenig Geld ein kleines Frühstück.

Also mit klein, meine ich wirklich klein. Eine Scheibe Brot, mit ein bisschen Glück gibt es noch einen Apfel dazu ansonsten hat es nur noch etwas zu trinken.

Aber es kostet auch nur 1€.

 

Eigentlich ist es auch nur für die Obdachlosen. Jedoch haben sie Mitleid mit mir, da sie meine Mutter kennen und wissen wie sie ist.

 

Mit "sie" meine ich Corinne und Paul.

 

Sie betreiben die Suppenküche.

 

Soviel ich weiss sind sie verheiratet und beide etwa fünfundfünfzig Jahre alt.

 

Die grauhaarige Corin lächelt mich fröhlich an als sie mir mein Essen gibt.

 

Als sie sich umdreht wird mir ein kleiner Apfel rüber geschoben.

 

Mein Atem stockt als ich aufsehe

 

Der Junge aus dem Traum.

 

Auch er sieht mich verblüfft und geschockt an, fängt sich jedoch schnell wieder.

 

Zwinkernd schiebt er mir den Apfel rüber. "Hübsche Mädchen haben heute Glück."

 

"Aha, danke."

 

Wunderbar, wirklich einfallsreich.

 

Er lacht und ich möchte am liebsten mitlachen. So geborgen habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. "Hast du heute schon etwas vor?", fragt er, natürlich nicht nur hübsch sondern auch noch nett, charmant lächelnd.

 

Sein Lächeln erwidern verneine ich.

 

Er lädt mich zu einem Eis ein.

 

Meinen Einwand das es zu kalt ist und das ich eine diagnostizierte Soziophobie lässt er nicht gelten.

 

Dabei möchte ich einfach nicht.

 

Nach langem bereden, tauschen wir die Nummern und verabschieden uns.

 

Glücklich wie seit langem nicht mehr stampfe ich nachhause.

 

Glücklich über den Apfel und über Daniel.

 

Mit den grünen Augen. Fast wie die von Dad. Auch sonst sind die zwei sich ähnlich.

 

Die aufkommenden Tränen unterdrücke ich einfach.

 

Ich darf jetzt einfach nicht weinen.

 

Nicht an Dad denken.

 

Einfach nicht die Stimmung versauen lassen.

 

Leider ist es jedoch schon zu spät, meine Laune ist im Keller und angepisst gehe ich weiter

 

Irgendwie schmeckt es mir nicht mehr, auch der Hunger ist weg.

 

Nur den Apfel zwinge ich mich zu essen da ich dringend wieder mal Vitamine brauche. Ich kaue ganz schnell und schlucke die mehlige nach nichts schmeckende Masse runter.

 

Kurz bin ich gewillt das Stück wieder auszuspucken jedoch zwinge ich mich es weiter zulaufen und schlucke es schlussendlich.

 

"Braves Mädchen, schlucken. Nicht spucken." So etwas Erbärmliches habe ich schon lange nicht mehr gehört.

 

"Was fällt dir eigentlich ein du sexistisches Arschloch?! Nichts Besseres zu tun als doofe Kommentare abzugeben?", angepisst drehe ich mich um.

 

"Hey Blondie, ich rede mit dir!", dieses Opfer ignoriert mich wirklich nach diesem bescheuerten Kommentar. Er klatscht mit seinen Freunden ab und guckt mich jetzt feixend an.

 

Ich solle mal mein Leben Chillen hätte es ja nicht so gemeint.

 

Nun wirklich auf hundertachtzig stampfe ich wutentbrannt auf ihn zu und schlage ihn in sein arrogantes Gesicht.

 

Ich höre das klatschen und mir wird bewusst was ich gerade getan habe. Er starrt mich geschockt an und hält sich seine Wange.

 

Seine Kumpels grölen irgendetwas in der von: „Uuuh die kleine hat's dir gegeben."

 

Ich höre es jedoch wie durch einen Schleier.

 

Ich wollte doch nie wieder so werden!

 

Ich habe geschworen nie das gleiche nochmals zu tun.

 

Mein Atem wird Stockend und ich merke wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht.

 

Die Jungs sind schon weiter gegangen.

 

 

 

Nur dieser Draco Malfoy ähnlicher Typ steht noch da, besorgt sieht er mich an als mir plötzlich schwarz vor Augen wird und ich spüre wie mein Körper in sich zusammensackt.

 

»Flashback«

 

Ich kauere in meinem Zimmer. Er kommt näher, ich spüre es.

 

Ein kichern steigt in mir hoch welches ich jedoch versuche zu unterdrücken. Mir ist nicht bewusst wie ernst die Situation ist.

 

Sybille läuft vorbei.

 

Ihr Gesicht ist schockiert, klar wenn ein 16 jähriger einem nachläuft wäre ich auch schockiert. Besonders wenn man erst vier ist.

 

Ich drücke das kleine Ledertäschchen näher an mich.

 

Bedrohlich beugt er sich vor zu Sybille und fragt sie etwas.

 

Sie schüttelt den Kopf und blickt sich ängstlich um.

 

Langsam wird er ungeduldig und beginnt sie zu schütteln.

 

Plötzlich schlägt er richtig zu. Ich höre das Knacken ihrer Knochen.

 

Ohne es zu bemerken Rinnen mir heisse Tränen die Wange runter.

 

Ohne das noch weiter mit anzusehen Stürme ich aus meinem Versteck um ihn anzubrüllen er solle Sybille nur ja ihn Ruhe lassen.

 

Ich schreie und schlage auf ihn ein.

 

Jedoch stört es ihn nicht. Er möchte nur etwas.                                                                                  »Flashbackende»

 

 

Ich spüre ein leichtes Schlagen auf meiner Wange.

 

Als ich meine Augen öffne sehe ich Blondie.

 

Komischerweise ist das erste was mir auffällt das er, nicht wie Draco Malfoy, graue Augen hat sondern schokoladenbraun.

 

Neben ihm ist einer seiner Freunde der Telefoniert.

 

Ich möchte mich aufsetzen jedoch drückt mich der Junge zurück ins liegen.

 

"Schh, alles gut. Wir rufen einen Krankenwagen."

 

Als er mir sanft mit dem Daumen über die Wange streicht merke ich, dass ich wirklich weine.

 

Und durch diesen Umstand wird mir auch die Situation bewusst.

 

Ich krächze etwas was so viel heissen soll wie:" Bitte kein Krankenwagen, mir geht es gut."

 

Er scheint zu verstehen und erklärt seinem Kollegen anscheinend wieso es keinen Krankenwagen braucht.

 

Die anderen stehen gelangweilt herum.

 

Irgendwann, als sie beginnen zu motzen, sagt er ihnen sie können, wohin auch immer, ohne ihn gehen.

 

Ich schliesse kurz meine Augen und atme tief ein. Eine Hand kommt in mein Blickfeld als ich sie wieder öffne. Ich nehme sie entgegen und lass mich von Blondie hochziehen.

 

"Ich bin übrigens Orion."

 

Oh, das ist ja mal ein spezieller Name. Jaja meiner auch.

 

Als er mich fragend ansieht werde ich leicht rot.

 

"Ähm sorry, hast du etwas gesagt? Ich habe nicht zugehört."

 

Beschämt schaue ich auf den Boden. Normalerweise werde ich nicht so schnell rot. Genauer gesagt nie.

 

"Hey, alles gut. Ich wollte nur wissen wie du denn heisst", versucht er mich schmunzelnd zu beruhigen.

 

Als er hört dass ich Africa Ugolini heisse beginnt er zu lachen. Sein Lachen klingt arrogant und erinnert mich wieder daran weshalb wir jetzt überhaupt hier stehen.

 

"E... Es tut m..mi..mir Leid, dass ich dich geschlagen habe", gebe ich unterdrückt von mir.

 

Das es nichts mache und er schuld wäre lasse ich nicht gelten.

 

Es ist meine Schuld, ich habe genau das getan es ich nie wollte.

 

Orion nötigt mich zu ihm nachhause zu gehen um einen Kaffee zu trinken.

 

Als ich jedoch sage, dass wir uns ja gar nicht kennen muss er kurz überlegen.

 

In Gedanken klopfe ich mir schon triumphierend auf die Schulter.

 

"Dann lernen wir uns kennen. In meiner Lieblingsbar."

 

Mist, das ist ein viel zu gutes Argument. Innerlich Rolle ich mit den Augen.

 

Nach einer ellenlangen Diskussion hat Blondie mich überredet. Besser gesagt hat er mich erpresst, da ich ihn geschlagen habe.

 

Nebeneinander gehen wir stillschweigend zu irgendeiner Bar von der ich noch nie etwas gehört habe. Da ich jedoch nie in Bars gehe, ist es auch kein Wunder.

 

Ich betrachte die dunkle Gasse und es erinnert mich an etwas. Nur ist mir gerade entfallen was es ist.

 

Konzentriert versuche ich herauszufinden an was es mich erinnert. Leider funktioniert es nicht wegen der Labbertüte neben mir. Wie kann so viel Blödsinn in einen 1.70m grossen Jungen Platz haben?

 

Ohne Punkt und Komma redet er.

 

Währenddessen sind wir an einer etwas belebteren Strasse angekommen. Überall dicht an dicht gedrängte Menschen. Alle bemüht möglichst schnell wegzukommen.

 

Ein sanfter Duft nach Zimt liegt in der Luft.

 

Automatisch denke ich an Weihnachten und mir zieht sich der Magen zusammen.

 

Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder halbwegs auf Orion.

 

Er labert irgend 'n Scheiss darüber, was er heute gegessen hat. Und, meine Güte ist das viel.

 

Obwohl es erst morgen ist, hat er schon etwa so viel gegessen wie ich, an einem ganzen Tag.

 

In der Bar setzen wir uns. Von aussen sieht sie schön aus. Mit der roten Backsteinfassade hebt sich das Lokal von den anderen ab. Jedoch ist der Rest schlicht in schwarz gehalten.

 

Mir gefällt der Name. "ErneuerBar".

 

Anscheinend heisst der Geschäftsinhaber "Ernest Puerto" und kam deshalb auf die Idee seine Bar so zu nennen.

 

Drinnen stinkt es nach Bier. Ich muss mich umdrehen und kotze vor die Tür. Besorgt blickt Orion mich an, ebenso wie alle anderen in der Bar.

 

Dies als Ausrede nutzend gehe ich jetzt nachhause. Das einzige was ich denke ist:

 

"Ich hasse Menschen die im Weg stehen.

 

Ich hasse kleine schreiende Kinder.

 

Ich hasse Menschen die laut reden.

 

Ich hasse Menschen."

 

 

Ich blicke auf den Boden und schäme mich etwas.

 

Welcher normale Mensch schafft es noch nicht mal ein bisschen Smalltalk zu führen? 

Ein lautes Rufen lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ohne es zu bemerken bin ich den Weg zurück zur Suppenküche gegangen. Dort steht Corinne und winkt mich zu sich hin. Ich beginne zu lächeln, doch als ich ihre panische Miene sehe, gefriert mir mein Lächeln auf dem Gesicht. Ihre sonst immer fröhlich funkelnden  braunen Augen blicken gehetzt umher.

 

Schnellen Schrittes gehe ich auf sie zu. Bei ihr angekommen sprudelt es schon aus ihr raus. Paul hätte einen Herzinfarkt gehabt und sei zusammengebrochen. Mit der Ambulanz wurde er ins Spital gebracht.

 

Nun möchte sie ihren Mann natürlich besuchen aber kann nicht, da sie hier bleiben muss. Deshalb dachte sie sich ich könne ja mit ihrem Neffen zusammen eine Stunde hier warten und aufpassen. Um die Mittagszeit holen sich halt alle ihr Essen und da könne Daniel nicht alleine sein.

"Natürlich gegen Bezahlung. Ich würde dir einfach das gleiche wie Daniel geben. Das sind glaube ich 5€ die Stunde."

Empört schüttle ich den Kopf.

 

"Ganz bestimmt nicht Corinne werden sie mich bezahlen. Ich durfte schon mehrmals hier bei Ihnen übernachten wenn es zuhause nicht ging. Und ich kann es total verstehen wenn sie zu ihrem Mann wollen." Ich sehe wie es in ihr überlegt.

 

Schlussendlich habe ich es geschafft sie zu überzeugen.

Sie stellt mich Daniel vor. Doch als wir sagen, dass wir uns schon kennen, ist sie schnell weg.

Es tut mir unglaublich Leid für sie und Paul.

Auch wenn ich Ihnen "Sie" sage, sind sie ähnlich wie die Grosseltern die ich nie gehabt habe. Oder besser gesagt nie kennengelernt habe.

 

Daniel erklärt mir alles und wir kommen ins Gespräch.

„Ich wusste gar nicht dass du der Neffe von Corinne und Paul bist." Aber wenn ich jetzt genau hinsehe, verwundert es mich dass es mir noch nicht aufgefallen ist.

 

Beide haben die gleichen markanten Gesichtszüge.

 

„Tja, da wir uns erst einmal gesehen haben wäre es eher komisch wenn du es sofort bemerkt hättest." Ein müdes Lächeln umspielt seine Mundwinkel.

Vorsichtig frage ich ob er lieber eine Pause machen möchte.

Ich kann das ja auch allein. Er lehnt dankend ab und fährt sich durch sein dunkles Haar.

 

Von einer Sekunde auf die andere strömen die Leute zu uns und ich finde es unglaublich wie viel Leute es gibt. Ich meine schon nur hier. Es ist ja nicht eine unglaublich grosse Stadt.

Heute Mittag gibt es Suppe und ein Glas Wasser, ich muss zugeben dass ich ganz schön froh bin dass das essen schon gekocht war.

Im Akkord fülle ich die Plastikschälchen mit Suppe und gebe sie zu Daniel weiter.

„Africa, holst du bitte hinten im weissen Schrank das Aspirin."

 

Ich unterbreche meine Aktivität und nicke Daniel zu um zu zeigen, dass ich es gehört habe.

 

An dem roten Handtuch welches schon etwas feucht ist wische ich meine Hände ab und gehe durch die Tür. Die Küche ist wie eine durchschnittliche Industrieküche gehalten und zwischen dem klinisch glänzendem Backofen und dem Lavabo sehe ich auch besagten Schrank und greife hinein. Da er etwas über mir ist kann ich nicht genau sehen wohin ich fasse. Nach gefühlten fünf Minuten kriege ich etwas zu fassen und nehme es herunter.,Falschmeldung.

 

Sind stimmungssteigernde Medikamente und die wollte der Kerl oder die Frau anscheinend nicht. Plötzlich schiebt mich eine Person auf die Seite und lacht leise.

 

Ich erschrecke mich da ich nichts gehört habe und schlage mir den Kopf an dem offen stehenden Fenster an. Das lachen wird lauter und angepisst drehe ich meinen Kopf. Hinter mir steht Daniel und lacht aus vollem Hals. Ich kann nicht anders und muss auch Lachen. „Was fällt dir ein dich einfach anzuschleichen?", mahne ich ihn gespielt empört. „Der Typ dort draussen hat Schmerzen und braucht sein Aspirin. Jetzt. Und nicht morgen." Er hat sich einen Stuhl hingezogen und kommt so schnell an die Packung.

 

Die Zeit vergeht schnell und der Ansturm ist vorbei. Nur noch ein paar Nachzügler kommen in unregelmässigen Abständen. Daniel und ich machen kurz Pause und essen auch Suppe mit Brot.                                                                                                                                                                                            Ich bin froh dass er ebenfalls schweigt. Mit einem Blick auf mein Handy entfährt mir ein überraschtes Keuchen.

 

Schon 14:00 Uhr? Diese Drei Stunden sind ganz schon schnell vergangen durch die Arbeit. Corinne kommt zurück und gibt einen Lagebericht ab. Paul wird sicher die nächsten zwei Wochen stationär behandelt und kann dann in die Reha. Sie entschuldigt sich 1000-Mal dafür dass es so lange gedauert hat. Irgendwann bringe ich den Vorschlag hier während den Ferien hier zu arbeiten und zum Glück willigt sie ein. Nur noch zwei Tage und ich verdiene Geld und bekomme dafür leckeres Essen. Wir verabschieden uns und ich schlendere Gemütlich nachhause.

 

 

Daheim wartet schon meine wütende Mutter. Heute ist wohl einer ihrer seltenen guten Tage an denen sie die Super-Mom gibt.

"Hier. Fünf Nachrichten auf der Mailbox von deiner Lehrerin in denen sie fragt wo du bist", anmassend hält sie mir das Festnetztelefon vor die Nase. Tief ein und ausatmend zähle ich von zehn runter. Genau wissen das es nichts brin

Kommentare

Profilbild
Am 16.12.2018, Morena
HEy secrecy1
Danke vielmals für deine Rückmeldung. Das werde ich mir zu EHrzen nehmen!
Profilbild
Am 05.12.2018, Secrecy1
Hey Morena
Ich habe gerade den ganzen Text am Stück gelesen und ich finde auch, dass du Talent hast. Du hast sehr viele Ideen und zum Teil solltest du die Idee auch zu Ende erzählen, denn du machst manchmal sehr schnelle Sprünge und der Leser fragt sich dann was wohl mit dieser, oder mit der Figur passiert ist. Auch die Formatierung ist sehr speziell. Ansonsten echt cool! Freue mich auf weitere Texte von dir.

Lg Secrecy
Profilbild
Am 28.11.2018, Morena
Danke vielmals.
Profilbild
Am 26.11.2018, oldsoul
Ganz toll!! Schreib weiter du hast das Talent dazu, musste den ganzen Text am stück lesen. WOW WOW WOW!!!