24 Stunden (Teil 1)

Cover
Cyrill.P.Kerry
Veröffentlicht: 16.09.2018 16:23
Aktualisiert: 16.09.2018 16:23
Kategorie: Dies & Das
Tags: zeit, Leben
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Kurzbeschrieb:
Der erste Teil des "letzten Feuerwerkes", meines letzten Projekts hier auf Schreibdichfrei. Der zweite Teil erscheint morgen um 22:00. Viel Spass beim Lesen! :)

Text

Es war eines herbstlichen Morgens, als ich unruhig aus dem Schlaf erwachte. Ein übler Traum riss mich aus dem Schlaf. Meine Frau, die neben mir noch unbekümmert weiterdöste, bemerkte mein plötzliches Zucken nicht. Sie schlief einfach weiter, mit dem Rücken zu mir gekehrt. Sie sah ruhig und unschuldig aus, wie sie da lag. Ihre langen, goldenen Haare schlängelten sich über die Matratze, eines ihrer nackten Beine war um die Decke geschlungen und ihre Hände lagen sanft auf der Decke. Ich genoss diesen Anblick. Innerhalb der nächsten zwei, drei Stunden würde sie aus dem Bett aufspringen und energiegeladen in den Tag starten. Dies war erst die Ruhe vor dem Sturm. Es gab nie eine Minute oder Sekunde, in der sie stillsitzen konnte. Meine Frau, sie hiess übrigens Martina, hatte so dermassen viel Energie, dass sie sich immer neue Beschäftigungen, neue Projekte suchen musste. Ich bewunderte ihr inneres Feuer, auch wenn es manchmal für mich und meine beiden Kinder Leuk und Ainsley nicht ganz einfach war. Ihr schnelles Handeln lösten des Öfteren Missgeschicke aus. Doch man konnte ihr nie böse sein. Ihre kastanienbraunen, glänzenden Äuglein und die Ansätze von Sommersprossen, welche ihre Nase zierten, zogen mich immer wieder in den Bann, wenn irgendetwas passierte. Sie war so unschuldig, lieb und schön. Nie konnte ich ihr irgendetwas abschlagen oder ihr böse sein. Ich war nie so. Nie hatte ich wirklich viel Energie, geschweige denn den Mut, mich an etwas heranzuwagen, etwas zu riskieren. Ich war zufrieden mit dem, wie es war, also eigentlich das pure Gegenteil zu meiner Frau. Ich frage mich immer wieder, wie ich an so eine wunderschöne, mit Elan geladene Frau herangekommen bin. Aber sei`s drum.

Ich stand aus dem Bett auf, begab mich in die Küche und machte mir einen Kaffee. Es war Samstag und aufgrund des freien Tages, befanden sich auch meine Kinder noch in friedlichstem Schlaf. So hörten sie nicht einmal das laute Rattern unserer alten Kaffeemaschine. Ohne Milch und Zucker in mein heisses Getränk zu schütten, setzte ich mich an den Tisch und schlug die Zeitung auf. Ein ganz normaler Morgen, dies dachte ich zumindest. Doch anders, als es die letzten Tage war, kam ich an diesem Morgen zum Nachdenken. Ich wusste nicht, ob dies am Schlafmangel oder an meinen Rückenproblemen lag, aber ich fühlte an diesem Tag, dass ich an meinem Leben etwas ändern wollte oder bessergesagt, sollte. Wenn ich darüber nachdachte, verlief einiges nicht so, wie es sollte. Ich habe einen mittelmässig bezahlten Job, welcher gerade mal knapp reichte meine Familie zu ernähren, weder mein Vater, noch mein Bruder sprachen noch mit mir, den Kontakt zu meinen Freunden hatte ich seit langem verloren und zudem hatte ich seit eines Unfalls Rückenprobleme, die mich in Zukunft wahrscheinlich in den Rollstuhl bringen werden. All diese Sorgen versuchte ich mit Alkohol zu mindern. Hinzukam, dass meine Frau bereits zwei Mal fremdgegangen war. Mein ganzes Leben lang lasse ich mich von allen und allem herumschubsen, fertig machen und niederschmettern. Nie hatte ich den Mut etwas dagegen zu unternehmen. Mein Leben war der letzte Dreck.

Erschüttert von meinen plötzlichen Gedanken, schmiss ich die Zeitung wieder auf den Tisch und begab mich an die frische Luft. Immerhin verfügten wir über einen einigermassen schönen Garten. Dichte Hecken zierten die Grundstücksgrenze, Kieswege führten durch die verschiedensten Arten von Blumen und ein kleiner Teich mit Fröschen und Libellen bildete die Mitte des Gartens. Martina liebte es, sich um die Blumen und den Rasen zu kümmern. Ich schaute umher und versuchte, meine schlechte Laune durch den Schein der aufgehenden Morgensonne zu dämmen. Doch da stockte ich, als ich zum Gartentor inmitten der Heckenreihe sah. Eine schwarz gekleidete Gestalt stand da und schien mich anzustarren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Kurz überlegte ich, was ich hätte tun sollen. Auf die Gestalt zu gehen? Weglaufen oder doch warten? Ich hatte keine Zeit mich zu entscheiden, denn die Gestalt nahm das Geschehen selbst in die Hand und öffnete das Gartentor.

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