Dreambrothers (Kapitel 20)

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Cyrill.P.Kerry
Veröffentlicht: 17.08.2018 00:44
Aktualisiert: 17.08.2018 00:44
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, Nacht, Freundschaft
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Kurzbeschrieb:
Abrupt wird David von seinem Freund geweckt. Verzweifelt sucht David nach seiner waren Identität. Wird er bald herausfinden, wer er wirklich ist?

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Text

Mit einem leichten Klatscher auf die Wange, wurde David aus seinen Träumen gerissen. Elias stand vor ihm, seine hellen, blonden Haare hingen ihm wie Fetzen vom Gesicht. Erst jetzt viel David auf, dass sein Bart bereits mehr angewachsen war, als er ihn in Erinnerung hatte. Die Wangenknochen wurden komplett von den hellen Haaren bedeckt und der Mund wurde pelzähnlich umrandet. Er sah aus wie ein wildes Tier, dem man lange nichts mehr zu essen gegeben hatte. «Na, wie gefällt dir meine Wohnung?», fragte er grummelnd. David beschloss so zu tun, als hätte er durch die Schläfrigkeit seine Frage nicht verstanden und rieb sich währenddessen die Augen. «Ich weiss was du denkst. Was für ein Drecksloch nicht wahr?», fragte Elias lachend. David kicherte müde mit. Ganz genau das hatte er sich gedacht.

«Diese Wohnung dient nur zum Zweck, dass ich irgendwo ein Zuhause habe. Die meiste Zeit über bleibe ich in meinen Taxis und übernachte in Hotels. Es ist aber auch ab und zu ganz schön, wieder nach Hause zu kommen, in mein Drecksloch. Ich meine, sieh dir diese Aussicht an!», sagte Elias und wies aus dem Fenster, während er sich hinsetzte. David hatte schon gemerkt, dass Elias nicht einer war, der das Leben zu ernst nahm. Er blieb stehts ruhig, versuchte aus jeder Situation das Positive zu ziehen und gab scheinbar nicht viel Wert auf seinen Lebensstil. «Weisst du», begann er und ging vor dem Fenster auf und ab, «Es spielt für mich keine Rolle wo ich bin oder was ich mache. Ich bin einfach da, lebe vor mich hin, erlebe mal was und geniesse es einfach. Nebenbei verdiene ich mein Geld durch das Transportieren von diversen Menschen von Ort zu Ort.» David hörte ihm gespannt zu, denn Elias Lebenseinstellung faszinierte ihn. Er erzählte weiter von den vielen Fahrgästen, die er kennenlernen durfte, manche auch eher musste. «Glaub mir, diese Frauen, die in meine Taxis steigen», fuhr Elias fort. Doch David winkte ab. Er wollte keine Details von Frauengeschichten seines Kumpels hören, jedenfalls nicht in diesem Moment.

Elias verstand und wich wieder aus auf die interessanten Taxifahrten mit Betrunkenen, Prostituierten und Reisenden. Nach einer Weile stand David wieder auf. Vom ganzen Zuhören hatte er grossen Durst bekommen, so fragte er Elias: «Hast du Wasser hier?» Der aber lachte laut auf und antwortete: «Wasser? Ich habe doch kein Wasser hier!» Er lief um das Sofa herum, hinter die kleine Marmorbar und öffnete den Kühlschrank, der sich hinter der Bar befand. Hervor kamen dutzende Flaschen von Weissbier, an den Seitenfächern befanden sich zwei Champagnerflaschen, sowie zwei andere Flaschen mit Süssgetränken und eine weitere mit einer merkwürdigen roten Substanz, die David von weitem nicht identifizieren konnte. «Keine Sorge, das alles ist nicht für mich. Ich gehe oft an Partys unten an der Strasse. Die brauchen da des Öfteren Nachschub», sagte Elias, als er bemerkte, welch grosse Augen David machte. «Klar, das glaube ich dir aufs Wort», antwortete David lachend. «Ich mein das voll ernst», gab Elias wieder. David entschied sich für ein Glas Champagner. Es gab zwar keinen wirklichen Grund zu feiern, aber er mochte kein Bier.

Elias schloss sich seiner Entscheidung an, holte zwei Gläser aus der glasigen Vitrine neben dem Kühlschrank und begab sich zu David. Die beiden setzten sich erneut auf das Sofa und starrten hinaus auf die Skyline der Stadt. Mit einem lauten Knall öffnete Elias die Champagnerflasche und schenkte das schäumende, glitzernde Elixier in die beiden Gläser ein. «Auf einen guten Ausstieg aus dem Delirium, mein Freund», sagte Elias und stiess mit David an. Die Gläser klirrten kurz auf und verstummten wieder, als sie an die Münder der beiden geführt wurden. Es war ein guter, spritziger Champagner mit einem Abgang, der an den Geschmack von Rosen erinnerte.

Der Mond hing in einer grossen, wunderschön leuchtenden Sichel über der Stadt. Die Sterne waren wegen des aufsteigenden Rauchs des Quartiers eher schwer zu erkennen. Dennoch war der Anblick des Mondes, welcher über der Stadt zu schweben schien, herrlich. Die meisten Lichter der Wohnhäuser waren bereits ausgeschaltet worden. Viele Einwohner der Stadt befanden sich bereits in tiefstem Schlaf. Gerne hätte David jetzt auch weitergeschlafen. Aber er sass da, neben seinem Freund und trank Champagner. «Ich mache mal das Licht aus», sagte Elias, stand auf und knipste das Licht aus. Viel Unterschied machte es nicht. Der Mond schien so hell und klar, dass er den ganzen Raum beleuchtete.

Stille kehrte in die Wohnung ein. David und Elias tranken die nächsten zwei, dann noch das letzte Glas aus. Der Alkohol begann ein wenig zu wirken. Dies machte die ganze Szenerie für David noch viel schöner. Er spürte förmlich, wie ihn das Licht des Mondes beflügelte, wenn es ihn an seinen auf der Lehne ausgestreckten Armen berührte. Der Lärm auf der Strasse nahm langsam ab. Letzte partyfreudige, junge Leute torkelten herum, ein Junge stolperte sogar über einen hervorstehenden Ziegelstein, worauf er schmerzhaft auf den Boden krachte. Darauf fing er sich lautes Gelächter von seinen Freunden ein. So war David wahrscheinlich auch mal. Er wusste es nicht einmal. Schliesslich hatte er keine Ahnung von seinem echten Leben. Hatte er eine Frau? Hatte er Kinder? Wo arbeitete er? Wo lebte er? All diese Fragen hätte er gerne beantwortet gehabt. Konnte nicht einfach Elias diese Fragen beantworten?

David beschloss das Schweigen zu brechen. «Kennst du das, wenn du dich fühlst, als wärst du deines eigenen Körpers fremd?», fragte er ein wenig angedübelt. Elias trank hastig den letzten grossen Schluck seines Glases, liess einen Rülpser ertönen und antwortete ihm kurz lachend: «Ich weiss, worauf du hinauswillst David. Ich kann dir keine Antworten geben. Der einzige, der dir antworten geben kann, bist du selbst. Ich bin nur ein Teil deines Ichs, ein Teil deiner Psyche.» «Aber wer bin dann ich?», fragte David weiter. Elias stand etwas schwankend auf und wies aus dem Fenster. «Das, das bist du. Das alles hier bist du. Schau genauer hin», sagte er ihm. David wusste bei bestem Willen nicht, wie er in diesem Gewimmel einer Stadt herausfinden konnte, wer er war. «Alles was ich will, ist von hier verschwinden», sagte David bekümmert. «Das verstehe ich. Wir schaffen das David, ich werde dir helfen. Wir finden einen Weg hier raus!», sprach ihm Elias Mut zu. Er bedankte sich mit Tränen in den Augen und umarmte seinen Freund. «Wir sind wie Brüder, verstehst du? Richtige Brüder!», sagte Elias von Davids Gefühlen gerührt.

Der Himmel färbte sich bereits in ein helles Blau. Der Morgen schien nicht mehr weit zu sein. Tau hatte sich an der Scheibe des grossen Fensters gebildet und erste Morgenvögel waren zu hören. Ihre Rufe liessen David aus dem Halbschlaf in Elias Armen aufschrecken. Er blickte auf die Uhr, welche an der Wand über dem Kühlschrank hing. Es war fünf Uhr in der Früh. Auch Elias öffnete seine Augen wieder. «Mann, das war ja wieder was. Wir sollten noch ein wenig schlafen. Fit sein ist wichtig in unserer Situation. Ich komm dich in ein paar Stunden wecken», sagte Elias und begab sich in sein Schlafzimmer. David nickte nur kurz, unfähig, sonst irgendetwas zu sagen und legte sich wieder hin. Aus seinem Augenwinkel beobachtete er, wie langsam die Sonne wieder auf ging und die Stadt in ein neues Morgenlicht hüllte.

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