Dreambrothers (Kapitel 18)

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Cyrill.P.Kerry
Veröffentlicht: 21.07.2018 19:44
Aktualisiert: 03.08.2018 18:05
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, Flucht
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Kurzbeschrieb:
Überlegend, wie es für ihn nun weitergeht, trifft David erneut auf Elias und muss sich selbst eingestehen, dass es langsam Zeit wird, aus dem Delirium auszubrechen.

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Text

David wusste, dass es Zeit war, mit all den schönen Momenten mit Lauryn abzuschliessen. Er musste lernen, nach vorne zu sehen und das tun, was in seiner Situation das wichtigste war. Klar, die Schmerzen in seinem Innern waren unerträglich. Aber Schmerz war das beste Mittel, um sich noch stärker machen zu können, das war ihm bewusst. Jetzt hatte er allen Grund, dieses Leben zu verlassen und ein neues, sein richtiges Leben zu bestreiten.

Seine Gedankengänge überschlugen sich, während er durch die nassen Strassen der Stadt lief. Seine Schuhe patschten auf dem Asphalt. Sie wurden nass, so nass, dass er das Wasser bereits an seinen Zehenspitzen spüren konnte. Die Kälte, die der Regen mitgebracht hatte und sich nun nach und nach auf Davids Haut sammelte, kümmerte ihn kein bisschen. Nur die Tatsache, dass seine Kleider mittlerweile von schmutzigem Wasser durchtrieft waren, fand David eher weniger toll. Er fragte sich, wo wohl seine Reise hinführen mochte, schliesslich hatte er keine Ahnung, wohin ihn seine Füsse tragen zu versuchten. Er lief einfach, quer durch den Regen, in die Stadt hinein.

Nahe der Central Station entdeckte David ein Taxiparkplatz. Drei Taxis standen auf einem grossen Platz, zusammen mit Langstreckenbussen, die sich langsam in die grossen Garagen begaben. Rund um den Platz herum befand sich eine riesige Halle, um all die Fahrzeuge beherbergen zu können. Der Gehweg, der rund um das Fahrzeugquartier verlief, wurde bei jedem Schritt enger, bis er dann bis zur Kreuzung, neben der auch die Central Station stand, ganz aufhörte. So musste also David auf den Taxiparkplatz ausweichen. Die Lichter eines einzelnen Taxis waren noch eingeschaltet, nicht wie bei den anderen. Hoffend, dass noch ein Fahrer drinsass, mit dem er bis zum nächstgelegenen Hotel fahren konnte, lief David auf das im Licht stehende Taxi zu. Das Fahrzeug hatte kein typisches Taxiformat. Es war viel grösser und höher als ein normales Taxi. Es sah aus wie ein Familienfahrzeug, mit welchem schon mehrere Kilometer gefahren wurde. An einigen Stellen war die gelbe Farbe bereits abgenutzt. Auch die Reifen sahen nicht besonders gut aus. Das Profil war abgenutzt und die Felgen sahen aus, als wären sie durch eine Saugrube gefahren worden. Das Erscheinungsbild des Taxis liess David mehr als zweimal überlegen, ob er wirklich da einsteigen wollte.

Vorsichtig begab er sich ans Fenster des Fahrers und klopfe an. Abrupt wurde die Türe aufgestossen, David dabei am Schienbein getroffen, worauf er zu Boden ging. Ein lauter Aufschrei entwich dem Fahrer, der offensichtlich sehr über seinen Besucher überrascht war. «David! Was machst du denn hier?», fragte ihn eine vertraute Stimme zittrig. David erkannte seinen Freund direkt an seinen langen, blonden Haaren, die ihm vom Kopf baumelten, als er sich über David beugte. Elias stand vor ihm, mit blassem Gesicht und Schweissspuren auf der Stirn. Er half David zurück auf die Beine. «Siehst du, mit welchem Mistkarren ich jetzt wegen dir rumfahren darf?», fuhr er fort. «Wieso denn wegen mir? Du hast doch die Delirium-Agenten provozieren wollen», verteidigte sich David. Elias dachte kurz nach und nickte dann zustimmend. Er wollte wohl nicht länger auf dem Thema rumhacken. «Was machst eigentlich du hier?», wollte dann David wissen. «Du weisst ja, dass auch ich irgendwie zu Geld kommen muss», antwortete Elias übertrieben pflichtbewusst. David wusste, dass da irgendwas nicht stimmen konnte. Prüfend seinen Freund anblickend, hackte er nach: «Wieso sieht dann das Auto aus, als hättest du gerade mehrere Tiere gleichzeitig überfahren?» Elias drehte sich zu seinem Taxi um und dachte nach. Er musste seine Antwort zurechtlegen. Dann antwortete er: «Es gab da gewisse Komplikationen, nach dem wir dich an der Central Station abgesetzt hatten.»

Gewisse Komplikationen, da musste David beinahe lachen. Warum musste Elias immer um den heissen Brei herumreden? «Was genau meinst du mit gewissen Komplikationen?», fragte er Elias. So begann Elias zu erzählen, wenn auch nur widerwillig: «Vasco brachte uns nach Hause, doch so sicher waren wir nicht. Eine Gruppe von Delirium-Agenten stand in der Einfahrt des Hauses von Hallway. Wir hatten keine Chance, David.» Er machte eine kurze Pause um durchzuatmen. Er wies mit der Hand auf das Taxi um David zu signalisieren, dass er einsteigen sollte. David tat wie geheissen, öffnete die Tür zum Beifahrersitz des grossen, verdreckten Espace. Von ihnen sah das Auto vollkommen in Ordnung aus. Die Ledersitze rochen nach neuem Leder und die Stereoanlage war mit dem neuesten Bass ausgerüstet. Die Seiten des Wagens waren mit buntleuchtenden Lichtern verziert. David verstand nicht, wie Elias so schnell zu diesem neuen Auto kam. Schliesslich war es nicht einmal vier Stunden her, seitdem sie sich das letzte Mal sahen.

Elias setzte sich neben David auf den Fahrersitz. Nachdem er den Motor gestartet hatte und überlegen musste, wo er stehengeblieben war, fuhr er fort: «Wir versuchten uns in Hallways Haus zu retten, doch es war unmöglich. Sie begannen zu schiessen, Hallway wurde an der Schulter getroffen. Vasco war schon weg, er hatte die Schiesserei womöglich nicht mehr mitbekommen, so schnell hatte er wieder die Kurve gekratzt. Ich rief also einen Freund aus der Taxifirma an und bat um irgendein Fahrzeug. Dieser Wagen», Elias klopfte zwei Mal auf das Lenkrad des Espace, «hat uns das Leben gerettet. Naja, danach gab es eine Verfolgungsjagd bis ins Krankenhaus. Da dieses Krankenhaus durch unsere Strapazen immer noch verwüstet war, musste ich bis ans andere Ende der Stadt fahren, zu einem privaten Arzt, den ich zum Glück kenne. Hallway war erst einmal in Sicherheit, doch ich musste mich selbst auch noch irgendwie retten. So nahm ich den Umweg durch den Wald und den Sumpf und konnte meine Verfolger abschütteln.» David traute seinen Ohren nicht. Diese Geschichte klang wie ein gut gemachter Hollywoodfilm.

Nichtsdestotrotz, bewunderte David die Selbstlosigkeit und den Ehrgeiz seines Freundes. Er selbst hätte das niemals hinbekommen. Nun hatte er wenigstens eine Erklärung für das demolierte Auto. Elias fuhr aus dem Parkplatz hinaus, während er den ständig ertönenden Taxifunk ausschaltete. «Was ist eigentlich passiert? Vorhin hatte es in Strömen geregnet, ist alles klar zwischen dir und Lauryn?», fragte Elias sich um seinen Freund sorgend. David erzählte ihm die ganze, herzzerreissende Geschichte, die sich vor wenigen Minuten in seinem alten Zuhause abgespielt hatte. «Das tut mir leid, David. Aber ich bin sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Um vorwärts zu kommen, muss man manchmal anderes liegen lassen, egal wie weh es tut.» «Da hast du Recht. Die Sache hätte so oder so keine Zukunft gehabt», pflichtete David ihm bei, versuchend, stark zu bleiben. Er versuchte, seine echten Gefühle vor Elias zu verbergen.

«Wo fahren wir eigentlich hin?», fragte David nach einer Weile, als Elias in eine Strasse abbog, die ihm vollkommen fremd war. «Wir gehen erst einmal zu mir. Glaub mir, da sind wir fürs erste in Sicherheit», antwortete Elias bestimmt. «Fürs erste?», fragte David stutzig. «Ja, fürs erste. Momentan sind wir an keinem Ort zu Hundertprozent in Sicherheit. Das, was bisher passiert ist, war nur der Anfang, David. Jetzt geht es richtig los.»

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