Dreambrothers (Kapitel 12)
Nederlandfreak |
Veröffentlicht: 20.04.2018 00:36 |
Aktualisiert: 20.04.2018 00:36 |
Kategorie: Fantasy |
Tags: Traum, Träume, Krankenhaus, Flucht |
Bewertung: |
Kurzbeschrieb: |
letztes Kapitel: https://www.schreibdichfrei.net/texte/text/3395/ |
Text
«Äh nein, wir haben nur gerade diskutiert, von wo denn dieses schöne Bild stammen könnte», versuchte David die beiden aus der heiklen Situation heraus zu bekommen, während er auf das Bild verwies, welches er vorhin entdeckt hatte. Von Elias erhielt er für seine lächerliche Ausrede nur böse Blicke. Der Arzt lachte auf und begann zu erzählen: «Ach ja, hier war ich mit meiner Familie irgendwo in Europa. Ich weiss leider nicht mehr, wo genau das war.»
Nach Elias Blick zu beurteilen, war er immer noch nicht so begeistert von Davids Auftreten in vorheriger Minute. Er rollte genervt mit den Augen und setzte sich auf einen am Rand stehenden Stuhl. Nicht, ohne ein tiefes Seufzen von sich zu geben. Währenddessen David den Arzt musterte, versuchte er, dessen nicht in die Augen zusehen. Er war sich zwar nicht sicher, aber spürte auf eine Art und Weise, dass er noch immer keinem in die Augen sehen durfte.
Vor ihm stand ein junger Arzt, mit schwarzen Haaren und einem Vollbart. Im Gesicht trug er eine elegante Brille, die sehr zu seiner Ausstrahlung passte, wie David fand. Sein Körper steckte in einem weissen Kittel, welcher bis zum Boden reichte und schon beinahe zu gross für den eher kleingewachsenen Mann war. Er lächelte ihn mit einem charmanten Lächeln an. So sah er ganz nett aus. Wieso dufte er also einem nett aussehenden Arzt nicht einmal mehr in die Augen blicken? David hatte nicht unbedingt Lust, dass sich von diesem Tag an sein Leben komplett änderte. So, wie es bisher war, war es doch in Ordnung. Konnte denn nicht alles so bleiben, wie es vorher war? Vor drei Wochen noch, sass er in seinem warmen Büro, arbeitete und wurde von Lauryn mit einem leckeren Abendessen verwöhnt, wenn er am Abend wieder nach Hause kam. Doch jetzt sass er da, mit aufgerissenen Beinen und entsetzlichen Kopfschmerzen.
Elias erklärte dem Arzt, was vorgefallen war. Natürlich die gekürzte und etwas veränderte Version. Unter der veränderten Version verstand Elias die komplette Neufassung der Geschichte. Laut seinen Worten wollte David einen Ball holen, welcher einen dornigen Hügel runtergerollt war, und war dabei umgefallen. Der Doktor fragte dann nach, weshalb Elias ebenso daneben aussah. Er erklärte ihm stotternd, dass er David helfen wollte und dabei selbst umgefallen war. Es war wohl das bescheuertste, was David je zu Ohren gekommen war. Aus welchen Gründen hätten zwei erwachsene Männer einem Ball nachrennen sollen? Dennoch kaufte der Doktor ihnen die Geschichte ab. Er wohl für einen Arzt nicht gerade der hellste, musste David feststellen.
Der Arzt, welcher sich als Mr. Hallway vorstellte, ordnete David an, seine Hose, sofern man den Stofffetzen an seinen Beinen noch so nennen konnte, auszuziehen, begann seine Beine und kleineren Verletzungen an seinem Kopf zu untersuchen und sagte dann: «Sie haben nur kleine Schnittwunden abbekommen. Ich muss sie allerdings desinfizieren, damit Sie keine Blutvergiftung bekommen.» Er holte eine Flasche mit einer blauen Flüssigkeit aus einem Schrank heraus, zusammen mit einem Tuch aus Watte. Er tropfte ein wenig der Flüssigkeit auf das Tuch und begann damit, Davids Beine mit der Flüssigkeit einzureiben. Ein stechender Schmerz durchfuhr Davids ganzen Körper. Mit aller Kraft versuchte er sich zusammen zu reissen und nicht gleich los zu schreien. Er wollte keine Schwäche zeigen, es war vermutlich auch besser so.
Nach einer Weile, welche sich für David wie eine Ewigkeit anfühlte, reichte ihm der Arzt eine neue Jogginghose. Sie war ihm ein wenig zu eng aber für den Notfall sollte es sicherlich reichen. Der Arzt holte eine Spritze aus demselben Schrank und setzte sie zum Stich auf Davids Haut an. Dabei sagte er ihm: «Ich werde jetzt noch einen Bluttest machen, nur um sicher zu gehen, dass wirklich alles in Ordnung ist.» Aus seinem Augenwinkel konnte David erkennen, wie Elias erneut mit den Augen rollte. Ein kleiner Piecks und die Nadel befand sich in Davids Wade. David mochte die Vorstellung noch nie, dass eine Nadel in ihm steckte. Allein die Vorstellung, was passieren konnte, wenn er nur eine falsche Bewegung machte, einfach abscheulich was dann hätte passieren können.
Jeder seiner Muskel war angespannt bis die Nadel wieder draussen war. «So ich bin gleich wieder da, rühren Sie sich nicht vom Fleck!», sagte der sympathische Doktor grinsend und schlug hinter sich die Türe zu. Rühren Sie sich nicht vom Fleck? David war nicht der Einzige, der diesen Satz merkwürdig fand. Auch Elias machte ein besorgtes Gesicht, aus dem nur herauszulesen war: «Bloss weg hier!» Ohne nur einen Mucks von sich zugeben, stand Elias auf und gab David mit Handzeichen zu verstehen, dass sie auf der Stelle aus diesem Raum fliehen mussten. David murmelte vor sich hin: «Hört denn dieser Mist heute gar nicht mehr auf?»
«Los komm!», flüsterte Elias David zu, welcher immer noch dort sass. Er tat wir geheissen und schlüpfte flink durch den Türspalt hindurch, den Elias geöffnet hat. Sie befanden sich auf einem langen Korridor und so, wie es nun mal das Schicksal Davids wollte, war der Korridor überfüllt mit herumwuselnden weissen Kitteln. Keiner durfte sie sehen. David liess seinen Mitstreiter vor, welcher vorsichtig der Wand entlang glitt und in den nächstgelegenen Raum schloff. Dies tat er nicht per Zufall. Es war die Waschküche des Krankenhauses. Von vorne bis hinten hingen frisch gewaschene, weisse Doktorkittel. Beim Näherkommen stieg David ein angenehmer Geruch von Flieder in die Nase. Es war, als hätte er sich auf einem weiten, grossen Blumenfeld befunden.
Ohne noch gross zu zögern, packte Elias zwei der Kittel und drückte einen davon David in die Arme. Sie streiften sich die Kittel über, danach erhielt David von Elias noch einen kurzen Kommentar: «Versuche dich möglichst ruhig zu verhalten. Tu so, als wüsstest du genau, was du tust.» Wie sollte David denn so tun, als wüsste er, was er tut, wenn er so oder so seit einigen Minuten nur noch Bahnhof versteht. Auch solle er stehts Elias folgen und keinesfalls vom Wege abweichen.
So schritten die beiden hinaus und mischten sich in die Masse aus weissen Kitteln. Natürlich dauerte es nicht lange, bis sich zwei halbrennende Ärzte, die sich in Richtung Ausgang bewegten, die ersten Blicke aufsichzogen. «Herr Doktor, haben Sie einen Notfall?», «Wo wollen Sie beide denn hin?», wurden sie immer wieder gefragt. Elias Schritte wurden immer hastiger und bald schon so schnell, dass David ihnen fast nicht mehr nachkam. Ihr schneller Auftritt brachte Hysterie in die Masse der Ärzte und der Wartenden im Wartesalon beim Eingang. Manche sprangen auf und riefen ihnen Dinge nach. Mit Leichtigkeit konnten sie diese Rufe ignorieren, sie hatten schliesslich nur eines zum Ziel. So schnell es ging von dort zu verschwinden.
Es ging nicht lange, da waren die beiden schon bis zur Drehtür des Eingangs gesprintet. Da kam ihnen ein Mann entgegen, den sie vor wenigen Minuten gerade eben kennengelernt haben.
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