Dreambrothers (Kapitel 11)

Cover
Nederlandfreak
Veröffentlicht: 24.03.2018 23:59
Aktualisiert: 20.04.2018 00:37
Kategorie: Fantasy
Tags: Traum, Träume, stadt, Krankenhaus
Bewertung:
Deine Stimme wird abgegeben.
Bewertung: 5.0 von 5. 5 Stimme(n).
Klicke auf die Sterne, um den Text zu bewerten.
Kurzbeschrieb:
letztes Kapitel:
https://www.schreibdichfrei.net/texte/text/3364/

nächstes Kapitel:
https://www.schreibdichfrei.net/texte/text/3410/

Text

Erschrocken und entsetzt zugleich, blickte David seinem Kumpel in die Augen. Elias Haare waren klitschnass, vom Wasser sogar bräunlich gefärbt. Von seiner Nase tropfte kühles Süsswasser herunter, welches sich auf Davids Gesicht sammelte. Als David an sich herunterblickte, konnte er tiefe und vor allem lange Narben an Elias beiden Oberarmen erkennen. Davids Oberkörper war nackt, was auch der Grund war, weshalb er so entsetzlich fror. Die beiden befanden sich auf einem Ufer aus Kies, unmittelbar neben ihnen floss der reissende Fluss. Davids Beine schmerzten furchtbar und als er hinunterblickte, wurde ihm auch klar, weshalb. Seine Anzugshose war von Rissen übersäht und Blut tropfte aus ihnen hinaus. Glücklicherweise war er noch im Stande sie zu bewegen.

Zitternd versuchte er Elias zu fragen: «Was…s…s…ist denn…n…pass…passiert?» «Wir wurden von deinen Projektionen die Klippe hinabgeschleudert. Du warst bewusstlos, nach dem dein Kopf auf dem Handschuhfach aufschlug. Als dann das Auto im Wasser versank, konnte ich mich retten, da bemerkte ich aber, dass du nicht mit mir an der Wasseroberfläche warst. So tauchte ich hinab auf den Grund des Flusses und zog dich mit aller Mühe aus dem Auto hinaus. Glaube mir, das war keine leichte Arbeit. Dieser verdammte Fluss hat eine solche Stärke, ich hätte dich da fast nicht rausgebracht!», erklärte Elias seinem Freund ausser Atem. David bedankte sich und fragte nach: «Und das Auto?» Erst als Elias ihn mit einem zornigen Blick ansah, merkte David, dass dies eine überaus bescheuerte Frage war. «Na was wohl? Es ist hinüber! Mein Auto, mein Job, beides hinüber!», sagte er wütend und mit Tränen in den Augen. David dachte kurz über diese Konversation nach, bis ihm etwas auffiel, was er nicht verstand. Elias sagte etwas von «deinen Projektionen». Seine Projektionen? Was meinte er damit?

So fragte David nach, in der Hoffnung, dass sein Kumpel nicht gleich wieder ausrastete. Im Gegenteil, der Gedanke schien Elias von seinem verlorenen Auto abzubringen. Jedoch wurde auch seine Miene ernster. «David, du wirst mich nicht gleich verstehen, das macht auch überhaupt nichts», begann Elias. Am liebsten hätte David die Frage zurückgezogen, er ahnte, dass es jetzt unangenehm wurde. Elias setzte fort: «Diese Welt ist nicht echt, jedenfalls nicht für dich.»

David liess sich die letzten Worte von Elias wieder und immer wieder durch den Kopf gehen. Diese Welt war nicht echt. Sie war es nicht. Nicht echt. Bei diesem Gedanken wurde David schwindelig. Konnte das wirklich sein? Er bezweifelte, dass Elias in einer solchen Situation Scherze machte. Trotzdem wartete er auf ein «reingefallen» oder ein «du müsstest dein Gesicht sehen», irgend so etwas in der Richtung. Doch alles, was Elias noch hinzufügte war: «Tut mir leid, du hättest das noch nicht erfahren sollen.» «Ich hätte das noch nicht erfahren sollen? Ich befinde mich nicht in einer echten Welt und du sagst mir, ich hätte das noch nicht erfahren sollen? Wo zum Henker bin ich denn, wenn nicht in der echten Welt?» David hatte sich jetzt aufgesetzt, Schmerzen hin oder her, es war ihm egal. Elias sagte nur: «Es ist sehr kompliziert.» Das machte David noch wütender. Er griff nach dem erstbesten Stein, den er am Flussufer fand und schmiss ihn in den wildströmenden Fluss. David sah hoch. Die letzten Sonnenstrahlen wurden gerade von dunklen Wolken überdeckt. Ein Grollen erklang durch die Luft und erste Regentropfen landeten im Wasser und auf den Haaren der beiden. Es hatte also doch einen Vorteil, dass sie dieses unfreiwillige Bad nehmen mussten, nasser als nass konnten sie schliesslich nicht sein.

David war wütend, deprimiert und verwirrt zugleich. Wenn diese Welt, dieses Leben, sein Leben nicht echt war, wer oder was war dann überhaupt noch echt? Wieso war er in dieser unechten Welt? Vielleicht machte Elias wirklich nur einen blöden, halb so lustigen Scherz oder war David Teil etwa einer versteckten Kamera? Diese Antworten machten ebenso wenig Sinn, wie die Tatsache, dass sich David in einer «falschen» Welt befand. Mittlerweile ergoss sich der Regen in Strömen über der Stadt und verursachte eine rapide Ansteigung des Wasserspiegels des sich vor ihnen erstreckenden Flusses. «Komm, wir müssen hier weg, sonst ertrinken wir wirklich noch», sagte Elias, stand auf und ergriff Davids Arm, welcher sich nur zögerlich aufrichtete. Das Duo stapfte durch das angestiegene Wasser. David schrie auf vor Schmerz, als das Wasser in seine blutigen Wunden einsickerte. Es fühlte sich an, als wäre er durch Feuer marschiert. Elias sagte ihm, er solle sich gefälligst zusammenreissen und einfach laufen, ehe sie wieder schwimmen mussten. David gab nur ein Grummeln von sich, während Elias einen seiner Arme über Davids Schulter legte und ihn stützend weiterzog. «Boah Kumpel, hast du schonmal über eine Diät nachgedacht?», fragte Elias seinen Partner, als er bemerkte, dass es eine Herausforderung war, David durch das Wasser und den Schlamm zu ziehen. David brachte nur ein lautes Stöhnen hervor, solche Schmerzen hatte er.

Nach wenigen mühsamen Minuten des Kampfes durch bereits knietiefes Flusswasser, kamen die beiden am Ufer an. Nun galt es den kleinen Hang hinaufzuklettern, um anschliessend auf die Hauptstrasse zu gelangen. Das hätten sich David und Elias auch anders vorstellen können, denn der Hang war von Gebüschen übersäht, die aussahen, als würden die Stacheln an den Ästen nur darauf warten, die beiden noch mehr zu verletzen. «Denks du wirklich, dass das eine gute Idee ist?», fragte David keuchend. «Willst du lieber ertrinken oder da rauf und dein Leben retten?», kam die Gegenfrage von Elias. Einsehend, dass die zweite Option wohl doch eher besser war, willigte David ein. So kämpften sie sich weiter, durch das Gebüsch und die vielen Dornen hindurch.

Oben angekommen, wurden sie von einem halbhohen Geländer erwartet, dahinter die Strasse. Was sie jetzt brauchten, war eine ärztliche Versorgung. «Sieh mal, da ist ein Krankenhaus!», rief Elias und zeigte auf die andere Strassenseite. In dieser Ecke der Stadt war David bisher noch nie gewesen. Vor den in den Himmel ragenden Wolkenkratzern befand sich ein grosses Krankenhaus. Davids Rettung, so hoffte er. Sich auf Elias abstützend, überquerte David die breite Strasse auf dem Fussgängerstreifen. Der Regen hatte wieder nachgelassen und das bedrohliche Donnergrollen konnte man nur noch ab und zu hören. «Das hätte aber auch vorher aufhören können», kommentierte Elias die Situation. Aber David ignorierte alles, was um ihn herum geschah.

Ihm fehlten weiterhin die Antworten. Wieso war diese Welt nicht echt? Wie war das bloss möglich? Hatte das etwas mit seinen ständig wiederkehrenden Träumen und Visionen zu tun? Hiess er wirklich David, oder war sogar sein eigener Name nicht echt? Elias sprach mit einer der Krankenschwestern und setzte seinen Kumpel auf einem der Stühle, welche sich im Wartesaal befanden, ab. Sie sprachen lange und mit allen Händen fuchtelnd an der Rezeption, bis sich Elias schliesslich wieder zu ihm gesellte. Er trug ein graues Handtuch mit sich, welches er auf Davids Schoss platzierte, mit dem Kommentar: «Wickel dir das mal um den Bauch, sonst gucken die nur.» David tat wie geheissen und wickelte sich das flauschige, warme Handtuch um seinen Oberkörper. «Hier, sieh dir das mal an», sagte Elias, als er sich neben David setzt und zeigte ihm ein abgerissenes Stück Blatt, auf dem eine neunstellige Nummer draufstand. Er grinste breit und wies mit seinem Blick auf die junge, rothaarige Dame, die an der Rezeption stand. Sie sah seinen Blick und zwinkerte ihm kurz durch das Empfangsfenster zu. «Dein Ernst? Du verlierst wohl wirklich nie deinen Humor, oder?», sagte David leicht genervt. «Wieso denn Humor? Du musst eben lernen, stehts mit der Situation umgehen zu können», antwortete Elias wiederum. Sich fragend, woher er denn das wiederhatte, wandte David seinen Blick ab.

Nach wenigen Minuten wurden sie in ein Arztzimmer gerufen. Auf dem Weg wurden sie von Männern, wie von Frauen mit schrägen Blicken beäugt. Elias drückte Davids Kopf hinunter und flüsterte ihm leise zu: «Verhalte dich einfach ganz normal, sehe keinem, ich wiederhole, keinem in die Augen. Dein Unterbewusstsein ist im Moment sehr angreifbar. Lass dir bloss nichts anmerken, ich erkläre dir bald alles, du musst nur geduldig sein.» «Was? Elias, kannst du mir bitte jetzt, nicht später, erklären, was hier vor sich geht?» Doch Elias hörte nicht mehr zu. Sein Blick war vollkommen auf dem Hintern der jungen, rothaarigen Dame fixiert, welche vor ihnen herlief und sie zum Zimmer führte.

«Der Arzt ist bald da, einen kleinen Augenblick», sagte die Dame mit einer lieblichen Stimme. «Danke ihnen vielmals», antwortete Elias und lächelte sie an, worauf er ein verlegenes Grinsen ihrerseits erhielt. Der Raum, in dem sie sich jetzt befanden, war eher klein und ausgestattet mit einem weissen Krankenbett, einem Skelett, haufenweisen Schränken mit Medikamenten und Bildern an den Wänden, welche die nicht vorhandenen Fenster kompensierten. Ein Bild fiel David besonders ins Auge, als er sich auf dem Bett niederliess. Es befand sich oberhalb der Türe und war im Format eines langen Rechtecks. Der Fotograf musste sich auf einem Turm aufgehalten haben. Ein Turm einer Kathedrale, wie sich wegen der Form des Gebäudes und der Art der Bauweise erschliessen liess. Zu sehen war eine eher kleinere Stadt, ohne jeglichen Hochhäuser oder auffallenden Gewerbezonen. Dafür aber, war es eine ausgesprochen schöne Stadt. David wäre zu gerne einfach in das Bild hineingesprungen, um sich dann wieder in dieser Stadt wiederzufinden. Nur leider war dies nicht möglich.

Als die beiden alleine im Raum waren, stellte David seinen Freund erneut zur Rede: «Verdammt nochmal, sag mir, was los ist, wie lange diskutieren wir denn schon darüber? Ich verliere noch den Verstand!» Aber auch Elias schien seine Nerven bald zu verlieren und begann herumzubrüllen. «Jetzt reiss dich zusammen und sei mal geduldig!», rief er aus. «Nein, ich will jetzt wissen, was hier los ist!» Elia packte David am Kragen und drohte ihm: «Du hast keine Ahnung, mit welcher Gewalt du es hier zutun hast. Wenn du nicht bald-.» Er brach ab. Der Arzt schritt zur Tür hinein. Verdutzt blickte er die beiden an und fragte: «Gibt es ein Problem, die Herren?»

Kommentare

Profilbild
Am 06.04.2018, Nederlandfreak
Hi Celina2001

Vielen Dank für deine Rückmeldung, freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. :) Ja, ich werde demnächst die nächsten Kapitel veröffentlichen, da kannst du dich sicher auf etwas freuen.
Super, dass ich dich ein wenig inspirieren konnte. :)

LG Nedi
Profilbild
Am 04.04.2018, Celina2001
Also ich habe jetzt alle 11 Kapitel gelesen und das hintereinander ohne Pause. Ich finde du hast einen sehr guten Schreibstill und hoffe du schreibst noch weiter an der Geschichte. Ich bin gespannt wie es weiter geht und wurde dank dir insperiert wie ich meine eigene Geschichte weiter schreiben könnte.