Zum Umgang mit Gutscheinen

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Milla Livingstone
Veröffentlicht: 03.03.2018 16:17
Aktualisiert: 03.03.2018 16:20
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Kurzbeschrieb:
Jeder Fünftklässler freut sich auf ein ganz bestimmtes Privileg: die Gutscheine. Pro Semester zwei halbe Tage Freipass.Jedoch beginnt mit den Gutscheinen auch ein unausgesprochener Stress, denn niemand möchte sie verfallen lassen.

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Zum Umgang mit Gutscheinen

Jeder Fünftklässler freut sich auf ein ganz bestimmtes Privileg: die Gutscheine. Pro Semester zwei halbe Tage Freipass. In der sechsten Klasse sogar drei halbe Tage. Jedoch beginnt mit den Gutscheinen auch ein unausgesprochener Stress, denn niemand möchte sie verfallen lassen.

Gleiches Prinzip: „30% auf den Kauf eines Energydrinks ihrer Wahl“.  Man steht an der Kasse, zahlt die restlichen 70%  der Dose und bemerkt nach dem Kauf, dass man eigentlich lieber ein anderes Getränkt gehabt hätte. Aber immerhin ist der Gutschein eingelöst. Viel zu gross war die Angst, etwas zu versäumen. Eben gleiches Prinzip mit den Gutscheinen in der Schule. Nicht im Traum denkt man daran, einen Gutschein verfallen zu lassen, weshalb die krampfhafte Suche nach einem prüfungsfreien Tag mit möglichst wenigen Doppelstunden beginnt.

Jedoch stellt sich die Frage: Wer profitiert von den Gutscheinen? Im Energydrink-Beispiel klarerweise das Warenhaus. Beim Einlösen der Schul-Gutscheine, ist es etwas schwieriger festzumachen. Es hängt ganz davon ab wofür der Schüler seine Gutscheine einlöst. Zeit für die Facharbeit? Unibesichtigung? Familiare Anlässe?  Erholungszeit? Besonders letzteres lässt den Schüler nicht als Gewinner dastehen, denn dieser muss die versäumten Stunden nachholen.

Vielleicht profitieren ja die Lehrer von den Gutscheinen? Immer öfter endet ein Satz auf Lehrerseiten mit „…sonst entziehe ich dir deine Gutscheine“. Mutieren die Gutscheine zu einer Art erzieherischen Massnahme? Ich fühle mich jedenfalls in meine Kindergarten- und Primarschuljahre zurückversetzt. Damals hatten solche „Drohsätze“ eine vernichtende Funktion. Den Kindern sollte gezeigt werden wer der Chef ist und dass man dem Chef nicht widerspricht. Nun mit bald 18 Jahren kann ich solche Sätze nicht mehr hören, ohne ein Ziehen in der Magengrube zu verspüren. Von allen Seiten reden Lehrer und Eltern auf  uns ein, wie selbständig man sein solle. Und trotzdem bekommt man Drohsätze zu hören, welche jegliche Selbständigkeit ausschliesst. Das passt nicht. Dann wundern sich die Lehrer auch noch, wenn sich die Schüler eine postpubertäre, freche Antwort nicht verkneifen können.

Meiner Meinung nach ist das Prinzip der Gutscheine fragwürdig, denn im Endeffekt gibt es keinen Gewinner, sondern nur Verlierer. Ich sage nicht, dass die Gutscheine grundsätzlich abgeschafft werden sollen, sondern ich hinterfrage lediglich den Umgang mit den Gutscheinen von Schülern und Lehrern.

 

Kommentare

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Am 25.04.2023, Knjiga
Du triffst es auf den Punkt, Milla :D
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Am 03.03.2018, Nederlandfreak
Hi Milla Livingstone

Ich habe gerade alle deine letzten Texte durchgelesen und muss sagen, dass du da echt super Arbeit geleistet hast! :)
Es ist sehr interessant, hier mal wieder ein anderes Format anzutreffen. Ich persönlich finde so Tagebücherformate interessant und lese sie gerne. Du beschreibst deine Erlebnisse sehr lebhaft und greifst die verschiedensten Themen auf.
Ich würde aber vielleicht die einzelnen Kapitel länger gestalten, sprich manche zusammenfügen, die zusammenpassen. Ich persönlich, das ist natürlich individuell, lese lieber längere Texte, als mich immer wieder durchklicken zu müssen.

Bin schon auf die Fortsetzung gespannt. :)
LG Nederlandfreak